Das Vier-Generationen-Café

Pilsen, Tschechien

12. Reisetag

696 Kilometer

In Stribro kehre ich mittags im modernen Café Orange ein. Es hat eine Spielecke, in der sich ein Kind vergnügt und hinter der Theke stehen drei Damen, alle ca. 20 bis 25 Jahre auseinander. Die “mittlere” Dame scheint bemerkt zu haben, wie es in meinem Kopf werkelt und sagt ohne Umschweife: “Kind, Mutter, Oma, Ur-Oma”, wobei sie jeweils auf die Vertreter der zugehörigen Generation zeigt. Find ich lustig, wo gibt es bei uns noch sowas, ein Vier-Generationen- Café?

Ich bestelle was zu essen und ein Bier. Oma hat natürlich mitbekommen, dass ich mit dem Fahrrad unterwegs bin und – offensichtlich besorgt ob meiner Fahrtüchtigkeit – gibt sie folgendes zu bedenken. Sie hat zwei Sorten Bier, Pilsener und Budweiser, was auch sonst in dieser Gegend? Das eine hat 11 Prozent, das andere 12 Prozent Alkohol. Ob ich das wirklich will? Nein Omi, du hast ja recht, ich lehne dankend ab. Also nur was zu essen.

Plötzlich gerät alles in Aufruhr. Der Kleine setzt meinen Helm auf, Mutti versucht erfolglos, ihn davon abzuhalten, Omi rennt erstaunlich schnell aus dem Laden und Ur-Oma kümmert sich um das Essen. Einige Minuten später ist Oma wieder da und hält stolz eine Pulle Bier in die Luft. “Kein Alkohol!”, jubelt sie und stellt es mir auf den Tisch. Damit der Junge auch was zu trinken hat. Keine Ahnung, wo sie das organisiert hat, ich war jedenfalls gerührt.

Zum Dank durfte der Kurze mit meinem Helm auch Fußball spielen.