Deutsche sind lieb – wirklich!

Bayreuth, Deuschland

8. Reisetag

535 Kilometer

Auf so einer Radreise heißt es ja ständig Abschied zu nehmen, denn jeden Tag verlässt man eine Welt und bricht in eine neue auf. Das ist der Reiz einer solchen Reise und zugleich deren Herausforderung. Grenzübertritte sind immer spannende Momente und ein besonderer Abschied ist der, wenn man sein Heimatland verlässt. Dies ist bei mir nun der Fall und auf mich warten 14 Länder, in denen ich noch nicht gewesen bin. Klingt vielversprechend, oder?

Ich nehme dies zum Anlass, um mich bei all denen zu bedanken, die mir auf meiner Tour unterwegs bisher so nett geholfen haben. Als da sind:

Peter, der mich in Wesseling bei meiner Suche nach dem versteckten Zugang zum Rhein entdeckte und einfach 1,5 km vorfuhr, bis die Sache klar war. Ich wünsche ihm alles Gute für seine Tour nach Rom.

Herr Kaufmann in Andernach, der nicht nur abends mein Fahrrad in Sicherheit bringen lies und morgens wieder bereitstellte, sondern sich sofort anbot, mir bei einer kleinen Reparatur zu helfen.

Die Radfahrerin in Koblenz, die mir erklärte, wie ich über die in Renovierung befindliche und für Radfahrer gesperrte Balduinbrücke über die Mosel komme, als ich wie der Ochs vorm Berg stand.

Der ältere Herr in Rhens, der mir schon von Weitem zuwinkte, um mir die Umleitung um eine Baustelle zu erklären, damit ich nicht den Weg wieder zurückfahren musste.

Herr Bonsch in Oberwesel, der mir eine Tüte (mit Herzchen drauf) auf den Frühstückstisch legte, in die ich mir etwas zum Mittagessen einpacken sollte.

Die Kellnerin in dem unglaublichen Restaurant Borussia in Frankfurt, die echt im Stress war, mir sagen musste, dass beim besten Willen kein Platz frei war und mir dann später wahrhaftig hinterherlief, als doch noch was frei wurde. Es war die bisher schönste Mittagseinkehr auf meiner Tour.

Der sympathische Herr, der zu Studentenzeiten mit dem Fahrrad zum Nordkap gefahren ist und mich an einer Infotafel in Aschaffenburg ansprach, um mir bei der Suche nach einer Unterkunft zu helfen. Zu dumm, dass ich nicht weiter erforschte, was für ein dreirädriges Auto er fährt.

Der Bahnreisende auf dem Weg von Mainz nach Nürnberg, der mich von Aschaffenburg nach Würzburg begleite und mir mit Fahrrad und Gepäck half, weil mal wieder eine Tür der Deutschen Bundesbahn nicht funktionierte, das bepackte Fahrrad nicht durch den Gang passte und somit alles eilig in Einzelteilen aus dem Zug geschafft werden musste.

All die unerwartet vielen Leute, die mir unterwegs zuwinken, “gute Fahrt” oder “ganz schön kalt, was?” zurufen, die mich aufmuntern, bemitleiden oder motivieren.

UNGLAUBLICH!

Und natürlich frage ich mich: Liegt all die erfahrene Zuwendung daran, dass unsere Landsleute wirklich so offen, freundlich und hilfsbereit sind? Oder liegt es einfach daran, dass ich auf sie debil, degeneriert und verloren wirke.
Heilige Jungfrau Maria, bitte lass es nicht Letzteres sein!

PS. Wo bin ich hier eigentlich und wie komme ich jetzt nach Hause???