Vier Stunden nicht duschen!

Chodová Planá, Tschechien

10. Reisetag

633 Kilometer

Nun also zum ersten mal in Tschechien. Leider nur auf der Durchreise und lediglich für eine Woche. Da frage ich mich natürlich, was ich mir so ansehen soll.
Ganz oben rangiert Prag. Muss man gesehen haben. Aber solo und mit dem Fahrrad sind solche Stadtbesichtigungen meist nicht sehr erquicklich und so spare ich mir diese interessante Stadt für ein schönes verlängertes Wochenende mit Gaby auf.

Als nächstes auf der “must see” Liste stehen die alten Kurbäder Karlsbad und Marienbad, die auch interessant sein sollen. Alte Bekannte wie Thomas Edison, König Edward VII, Franz Kafka und Goethe waren schließlich auch schon da.
Also, ICH und Goethe, das würde ja passen…
Gegen einen Besuch spricht, dass die Bäder bereits fest in russischer und saudischer Hand sind und nach gepimpten Russinnen steht mir nun wirklich nicht der Sinn.

Einige meiner geneigten Leser wissen ja bereits, oder zumindest ahnen sie es, dass ich ein großer Kunstliebhaber bin! Und hier in Böhmen hat sich über Jahrhunderte eine ganz besonders hoch entwickelte Kunst etabliert, die genauer in Augenschein genommen werden will. Kleine Nachhilfe für Nichtpromovierte unter uns, so wie Gutenberg, Schavan oder meine Wenigkeit: Worauf deuten Städtenamen wie Pilsen oder Budweiser hin?
Um mich dieser Kunstform auf eine sehr sinnliche Weise zu nähern, werde ich einen Selbstversuch unternehmen. Aber nicht, was ihr schon wieder denkt! Nein, ich will das Bier nicht trinken, ich werde darin baden!
Den Termin habe ich für 11:00 morgens ausgemacht. Zusammen mit fünf anderen Kunstinteressierten betrete ich das Bad in einem schönen Gewölbekeller. Mich wundert ein wenig, dass es hier eine Theke gibt, an der Bier gezapft wird. Man zieht sich komplett aus. Anschließend geht es zu den bereits gefüllten großen Badewannen, die mit Vorhängen voneinander getrennt sind. Die Flüssigkeit, altbierfarben und mit einem Schaum drauf, wie man ihn vom Gären in den großen Fässern kennt. Unzweifelhaft Bier, ein spezielles Badebier, dass sie hier extra zu diesem Zweck brauen. Die netten tschechischen Bierbademeisterinnen geben nun das Kommando zum Wanneneinstieg. Es ist sehr angenehm. Erst jetzt bemerke ich das schöne frischgezapfte Bier neben mir. Herrlich! Was will Mann mehr? Außen und innen feinstes Bier. Zwanzig Minuten wird so bei angenehmer Musik entspannt, dann wird man von einer wirklich sehr netten BBM in ein Tuch gehüllt und zum Ruheraum geführt. Sie packt einen warm ein und verweist auf das frischgezapfte, herrliche Bier neben der Liege. Leute, so läßt’s sich leben! Nach weiteren zwanzig Minuten ist dann alles vorbei. Man bekommt noch den Hinweis “Vier Stunden nicht duschen!” und ich denke mir “Nach dem guten Frühstück, dem heißen Bad und zwei Vormittagsbier sollte ich erstmal vier Stunden schlafen.”
So, was bringt nun das Ganze? Der Prospekt verspricht “geistige Erholung und verjüngende Wirkung.” Geistige Erholung, na ja, vielleicht. Aber das mit der Verjüngung ist natürlich Quatsch.
Moment mal? Ich spüre da plötzlich was….
Ej, ihr Opfer, checkt mal meinen krassen Blog aus. Die Tour bisher voll Porno. Ne Menge übler Grufties unterwegs, die einen dauernd dumm anlabern. Voll die Grütze.
Bin gespannt, wie lange die Wirkung anhält.