Silennnnnzio

Assisi

1993 km

 

 

Er wurde hier in Assisi im Jahre 1181 oder 1182, so ganz genau weiß man das nicht, geboren und auf den Namen Giovanni getauft. Da war sein Vater, ein sehr wohlhabender Geschäftsmann, gerade in Frankreich. Als der zurück kam benannte er ihn kurzerhand in Francesco um. So ungewöhnlich begann sein Leben und es sollte auch so bleiben. Er hatte Stress mit der Kirche, weil er das Leben als besitzloser Bettler wählte und wurde doch nur zwei Jahre nach seinem frühen Tod von ihr heilig gesprochen. Der heutige Papst gehört seinem Orden an und hat seinen Namen Franziskus gewählt.

Glaube und Religion sind mir äußerst fern, aber vor solch einer Biographie habe ich höchsten Respekt. Ähnliches gilt für die sakrale Kunst. Man muss die Kirchen nicht mögen, kann aber den Künstlern, die sie damals ausstatteten, für ihre Werke große Hochachtung entgegenbringen (hab ich von Gaby!).

Jetzt quillt Italien wie vielleicht kaum ein anderes Land auf der Welt nur so über vor Kunst. Aber wenn schon der etwas alternativ angehauchte Reiseführer Lonely Planet über die Basilica in Assisi schreibt, dass sie “eines der bedeutensten Kunstwerke Italiens – einen Zyklus von 28 Fresken aus dem Leben des hl. Franziskus” birgt, dann muss man natürlich dahin. Man wird nicht enttäuscht.

Aber ich finde ja auch die kleinen Dinge des Lebens immer wieder sehr interessant. Beispiel gefällig?

In der Basilica wird großer Wert auf vollständige Ruhe gelegt. Nicht so leicht, denn das Gotteshaus ist riesig und wird von vielen Menschen besucht. Alle Teilnehmer von geführten Gruppen haben Kopfhörer auf den Ohren und werden von den Reiseführern per Funk nur im Flüsterton mit Informationen versorgt. Die stören die Ruhe also kaum. Wohl aber ab und zu andere Besucher, die sich unterhalten oder sonstwie Krach machen. Dann kommt ein diensttuender Franziskaner-Mönch zum Einsatz, der ganz im Kontrast zu dieser prachtvollen Kirche, in einer Art Bretterverschlag sitzt und über ein Mikrofon verfügt. In dieses spricht er dann mit ganz ruhiger, samtiger, fast liebevoller Stimme “Silenzio”. Man muss sich das so vorstellen, als wenn unser Papst beim Ostersegen statt urbi et orbi “Silennnnnnnzio” sagt. Ein Hörgenuss an sich.


Selbstverständlich ist es untersagt, die Fresken aus den 1290-er Jahren zu fotografieren. Sollte es doch mal vorkommen, ist sofort ein Ordner zur Stelle, der sich vor die Kamera stellt und ganz stumm eindeutige Winkbewegungen vollführt. Da mein Bus zurück nach Perugia erst spät fuhr, habe ich viel Zeit in der Basilica verbracht. Und nur ein einziges Mal habe ich gesehen, dass der Mönch seine Behausung verliess. Nachmittags hallte es plötzlich durch die Kirche: “No Photo”. Ein inzwischen wohl ermatteter Ordner hatte offensichtlich keine Lust mehr zu dem Fotografierer zu laufen um den Hampelmann zu machen. Dann nochmal: “NO PHOTO!” Nun ging der Mönch in seiner bescheidenen Kutte und mit nur einfachen Schlappen an den Füßen zu dem nervösen Rufer, um ganz ruhig und sanft auf ihn einzureden.

Und so wurde ich Zeuge, wie ein Ordner von einem Mönch zur Ordnung gerufen, nein gebeten, wurde.
Sowas vergisst man nicht!

Zum Füße küssen

Monte Sant’Angelo

1365 km

Pietro, der sympathische Inhaber der schönen Casa Duconte, empfängt mich äußerst freundlich in seinem hübschen B&B in Barletta. Das kleine Haus verfügt nur über drei Gästezimmer, schön eingerichtet und mit alten italienischen Terrazzo-Fliesen auf dem Fußboden. Zur Begrüßung gibt es selbstgebackene Kekse, man fühlt sich sofort zu Hause. In der großen Diele, in der morgens gefrühstückt wird und von der die drei Zimmer abgehen, fällt mir eine Karte mit Wanderwegen in Apulien auf. Ich frage Pietro, was es damit auf sich hat. Er wird ganz andächtig und erklärt mir, dass dies alles Pilgerrouten sind. Ob ich denn nicht wüsste, dass wir uns hier auf der Via Francigena befinden. Leider nein. Religion war nie mein Lieblingsfach, was ich dem sehr gläubigen Pietro natürlich nicht sage. Aber seitdem ich 2018 auf meiner Tour nach Lissabon auch durch Santiago de Compostela geradelt bin, hege ich eine ausgeprägte Sympathie für Pilger und da will ich nun natürlich mehr wissen.
Hier treffen mehrere Pilgerpfade zusammen. Die Via Francigena war die wohl bedeutendste Route des Abendlandes. Ausgehend von Kent in Großbritannien über Mont-Saint-Michel in Frankreich und Rom pilgerten die Gläubigen zu dem hier nahe gelegenen Monte Sant’Angelo. Dann weiter nach Brindisi, von wo aus es per Schiff über das Mittelmeer bis nach Jerusalem ging.
Monte Sant’Angelo? So wichtig, aber noch nie was von gehört!
Pietro erklärt mir, dass dort oben auf dem Berg im Jahre 492 in einer Grotte der Heilige Michael einem Hirten erschienen ist. In dieser Grotte befindet sich ein Fußabdruck des Heiligen. Ihm zu Ehren wurde genau dort eine prächtige Statue errichtet, die nun schon seit Jahrhunderten das wichtigste Pilgerziel aller Christen sei.
Nun ja, das muss ich erstmal recherchieren.
Und tatsächlich, es stellt sich heraus, dass sogar beachtlich viele Päpste und Kaiser des Mittelalters diesen Ort besucht und dort gebetet haben.
Beeindruckend auch, was der Lonely Planet Reiseführer zu berichten hat: „Otto III., Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, pilgerte 999 zum Santuario di San Michele. Inbrünstig betete er hier darum, die Prophezeiung, im Jahr 1000 ginge die Welt unter, möge sich nicht erfüllen. Seine Gebete wurden erhört, der Weltuntergang fand nicht statt und der Ruhm der heiligen Stätte vergrößerte sich noch mehr.“
Als ich mich am nächsten Morgen von Pietro verabschiede, trägt er mir auf, unbedingt die Grotte zu besuchen. Es ist zwar etwas beschwerlich auf den Berg hinaufzukommen, aber das Dorf dort oben liegt wunderschön und die Grotte ist ein sehr, sehr spiritueller Ort.
Ganz leise, so dass ich ihn fast nicht verstehe, sagt er:
„Allein schon bei dem Gedanken daran, bekomme ich eine Gänsehaut.“
Und wirklich.
Er streicht sich über den Arm.
Die Haare haben sich aufgestellt!

Die nächste Nacht verbringe ich in einem ebenfalls sehr schönen B&B am Fuße des Monte Sant’Angelo. Der Inhaber zeigt mir eine Bushaltestelle, von wo ein Bus hinauf auf den Berg fahren soll. Dort warte ich am Morgen eine Stunde lang. Nichts passiert. Es kommt kein Bus.
Was nun?
Auf die Grotte verzichten und weiterradeln?
Oder mal eben in dieser Sommerhitze fast 800 Höhenmeter die Serpentinen hinauf klettern?
Ich entscheide mich, in den nächsten 24 Stunden ein Kurzzeit-Pilger zu sein. Also strampele ich auf dem Fahrrad die kräftezehrende und schweißtreibende Bergetappe hoch, kehre auf dem Gipfel in eine einfache, aber sehr schöne Pilger-Raststätte ein und nehme standesgemäß Quartier in der Casa del Pellegrino.

Noch am gleichen Nachmittag besuche ich die Grotte. Der Eingang erfolgt ebenerdig durch ein großes Doppelportal. Dahinter führt eine lange Treppe hinunter. An den Wänden viele Spuren von Pilgern, die hier vorwiegend die Umrisse ihrer Hände und Füße, oder wie der Heilige Franz von Assisi bei seinem Besuch im Jahre 1222, ein Kreuz in die Wand geritzt haben. Sehr eindrucksvoll!
Unten angekommen überrascht die schiere Größe der Grotte, die aus mehreren Räumen besteht, sowie die prachtvolle Ausstattung. Man sieht sofort, dass diese unterirdische Kirche, im Gegensatz zu den Felsenkirchen z.B. in Matera oder in Kappadokien noch weiterhin in Gebrauch ist. Die Statue des Heiligen Michael befindet sich am Ende der Grotte hinter einem Altar, beides auf einer Art Podest, das durch ein Mäuerchen abgetrennt ist. Sofort kommen mir zwei Parallelen zu der Besichtigung der Mona Lisa im Louvre in den Sinn. Genau wie das berühmte Gemälde dort ist die Statue des Heiligen Michael hier erstaunlich klein und man kann beide Kunstwerke nur aus gebührender Entfernung betrachten.
Wer nicht gerade Otto III. oder Johannes Paul II., sondern nur Andreas der irgendwievielte heißt, kommt leider nicht näher dran. Trotzdem ein beeindruckendes Erlebnis.
Es sind nur sehr wenig Besucher da, offensichtlich keine Saison, so beschließe ich morgen in aller Frühe, bevor ich weiterfahre noch einmal herzukommen.

Am nächsten Morgen bin ich zunächst ganz alleine. Ich geniesse die Stille und fühle mich urplötzlich wie ein „echter“ Pilger am Ziel seiner Reise. Da kommt eine Frau mit einem Kind, bekreuzigt sich, kniet auf einer der Bänke nieder und betet. Kurz darauf steht sie auf, geht zu dem aufsichtsführendem Mönch, spricht ihn an und fragt ihn etwas. Der schüttelt ganz ruhig und freundlich sein Haupt und verneint damit offenbar das ihm vorgetragene Anliegen. Sie trägt ihre Bitten unbeirrt fort, nun eindringlicher, emotionaler, wirft den Kopf in den Nacken, faltetet die Hände, wirft diese nach oben und unten. Der Mönch weiter ruhig den Kopf schaukelnd. Sie deutet auf das Kind und sinkt vor dem Geistlichen nieder. Dieser kann das gerade noch verhindern indem er Ihr unter die Arme greift und wieder aufrichtet. Jetzt hat er ein Einsehen, nickt und geht mit Frau und Kind zu einem kleinen Tor in dem Mäuerchen.
Interessant! Ich stehe unauffällig auf und gehe leise hinterher, um mir das nun folgende, dieser Frau äußerst selten gewährte Privileg, näher anzuschauen. Der Mönch öffnet die kleine Pforte, Frau und Kind betreten das Heiligtum.
Da bemerkt mich der Mönch, sieht meinen interessierten Blick und interpretiert diesen völlig falsch. Was ich als „Ich will nur gucken.“ aussende, kommt bei ihm offensichtlich als „Darf ich auch mit rein?“ an. Kurzerhand schiebt er mich hinter der Frau mit ins Allerheiligste und verschließt dann die Pforte.
Mir ist die Situation etwas unangenehm und ich überlege kurz, ob ich die Sache nicht aufklären soll.
Andererseits, würde ich eine Audienz beim Papst, in die ich aus Versehen geschoben würde, ablehnen?
Ganz sicher nicht!
Also bleibe ich und befinde mich in dieser äußerst ungewohnten Situation: vorne die inzwischen vor dem Erzengel Michael niederkniende und laut schluchzende Intensiv-Gläubige, hinten der gutmeinende Mönch, links der Altar, mittendrin ausgerechnet ich.
Jetzt frage ich mich, was ich machen soll, wenn die junge Mutter – hoffentlich vom Geiste Michaels beseelt – gleich wieder aufsteht. Denn dann bin ich ja an der Reihe.
Die Antwort fällt nicht schwer, denn mit größtem Vergnügen versuche ich in fremden Ländern immer das zu essen, zu trinken, zu tun, was die dort Ansässigen so machen. Hier in einer der bedeutendsten Wallfahrtsstätten der katholischen Kirche heißt das eben: niederknien und beten.
Und wofür soll ich hier und jetzt Fürbitte halten? Da ich ja nicht religiös bin, fände ich es unangebracht, etwas für mich selbst zu erbitten.
Aber auch diese Entscheidung fällt leicht.
Ich werde dafür beten, dass unsere schöne Welt zum nächsten Jahrtausendwechsel 2999/3000 nicht untergeht, und vorher auch nicht!
Erwiesenermaßen hat das genau hier ja schon einmal funktioniert, da mache ich nichts verkehrt.
Als ich dann dran bin und niederknie am Fuße der Statue, wo ich hinter einer Öffnung den sagenumwobenen Fußabdruck erblicke, sollte ich eigentlich an all die Päpste, Kaiser und Heiligen denken, die genau hier, vor mir auf eben diesem Stein niedergekniet und gebetet haben.
Stattdessen aber kommt mir der liebenswerte Pietro Duconte aus Barletta in den Sinn.
Ich fühle mit ihm.
Und … oh je … ich habe eine Gänsehaut!

Nur zu Besuch!

Istrien

762 km

Bei regnerischem Wetter komme ich auf dem Campingplatz an. Nach dem gestrigen Edel-Zeltplatz ist hier der erste Eindruck eher enttäuschend. Der Empfang zwar nicht unfreundlich, aber etwas kühl. Die Anlage nicht besonders toll gepflegt. Zudem gibt es keine separate Fläche für Zelte, sondern man bekommt so eine Parzelle zugewiesen, auf der üblicherweise Wohnmobile oder Wohnwagen stehen. Übertrieben groß für mein kleines Zelt und … teuer.

Trotzdem ist es schön, endlich am Tagesziel angekommen zu sein. Aufgrund der schlechten Wettervorhersage werde ich hier zwei Nächte bleiben.
Jetzt freue ich mich erstmal auf eine warme Dusche. Die Sanitäranlagen sind – ganz im Gegensatz zum sonstigen Erscheinungsbild der Anlage – absolut top. Frisch renoviert, sehr groß, perfekt sauber, alles in maritimen Blau. Es gibt große Duschkabinen und unbegrenzt heißes Wasser, nicht immer üblich auf Campingplätzen. Das muss ausgenutzt werden. Herrlich!
Auch am nächsten Tag werden die Waschräume mein beliebtester Aufenthaltsraum auf der Anlage. Ich dusche morgens nach kalter Nacht und abends nach verregnetem Tag. Zähneputzen (sonst gerne im Zelt), Rasieren (sonst gerne im Hotel), hier erledige ich alles in meiner inzwischen liebgewonnenen Wellness-Oase.
Und auch am letzten Morgen möchte ich nach dem Zähneputzen und vor meiner Abreise schnell noch mal duschen. Gerade begebe ich mich vom Waschbecken zur Duschkabine, da tritt eine ältere Dame auf mich zu und sagt:
“Das hier ist der Damenbereich!”
“Wie bitte?”
“Ja, hier sind die Waschräume der Frauen.”
“Echt?”
“Die Männerräume sind auf der anderen Seite des Gebäudes. Hier raus und dann zweimal um die Ecke.”
“Ach was.”
Diese besonders von meiner Seite sehr geistreich geführte Kommunikation hat die Aufmerksamkeit weiterer Damen erregt und so haben sich mittlerweile rund ein halbes Dutzend neugierige Mädels älteren Semesters um mich versammelt.

Nun kann man auf Campingplätzen mit überwiegend deutschen Rentern (wir sind außerhalb der Feriensaison) zuverlässig ein wunderschönes Bild beobachten, in dessen Genuss ich jetzt hautnah komme. Nirgendwo sonst trifft man heute noch so eine Vielfalt an verwaschenen, gestreiften, karierten, geblümten und sonstwie altmodischen Bademänteln, wie auf einem Campingplatz. Nun befinde ich mich in der recht skurillen Situation hier im Damenbereich von einer repräsentativen Auswahl solcher Prachtexemplare umgeben zu sein.
Ein Bild für die Götter!
Das möchte ich natürlich festhalten.
Ich gestehe meinen Fehler ein und bitte die Damen:
”Ok, aber bitte noch ein Foto zum Abschied.”
“NEIN!”
“Och, nur fürs Internet.”
“BLOSS NICHT!”
Um sie gnädig zu stimmen, biete ich an:
“Wer möchte, kann den Bademantel auch anbehalten.”
“RAUS!”
Und Ilse aus Bottrop (wurde beim Zähneputzen so begrüßt) ruft lauthals:
“Ääärwin komma hier isn Pärwärsa!”
Soviel Humor hätte ich ihr gar nicht zugetraut. Und obwohl ich mir sicher bin, dass sie es nicht ernst gemeint hat, bin ich feinfühlig genug, jetzt die gastlichen Räume zu verlassen.
Hinter der ersten Ecke kommt mir Erwin entgegen. Ich begrüße ihn freundlich und habe noch einen wichtigen Ratschlag für ihn:
“Geh da nich rein. Is nur für Mädels!”

Dann verschwinde ich um die nächste Ecke und da ist wahrhaftig der Männerbereich.
Alles in wunderschönem Grün.
Dusche ich halt hier.
Nächstes Mal aber wieder blau!

¡Buen Camino!

Santiago de Compostela

2654 km

Die alte Frau, die am offenen Fenster das Treiben auf der Straße beobachtet, sagt es, der Jogger auf der Strandpromenade, der Raucher vor der Bar, Passanten, sämtliche Mitarbeiter in Pensionen und Restaurants. Alle wünschen einen “Guten Weg”. Und so wie es gesagt wird, klingt es ganz anders als ¡Hola!, ¡Buenos días! oder ¡Buenas tardes!. Es hört sich viel herzlicher an, so als wenn jeder wüsste, welche Strapazen der Pilger schon hinter sich und welche er noch vor sich hat.
Ja, ich bin auf der vielleicht bekanntesten Pilgerroute, dem “Camino de Santiago” unterwegs und zwar auf dem ursprünglichen Weg “Camino de la costa”. Erst als im 11. Jahrhundert die islamischen Mauren weit genug nach Süden abgedrängt worden waren, wurde der heute meist begangene “Camino francés” angelegt. Er führt nicht durch die Berge und ist daher weniger anstrengend. Außerdem ist dort das Wetter besser.

Vor Castro-Urdiales treffe ich Sigi. Er steht am Straßenrand und winkt, weiss nicht, wo es weitergeht. Sein Wanderführer behauptet, hier in Kantabrien sei die Ausschilderung viel besser als im Baskenland. Alles Quatsch, er regt sich etwas auf.
Das wird mir auf meiner weiteren Fahrt noch einige Male passieren. Verzweifelte Pilger, die die Orientierung verloren haben und winkend am Wegesrand stehen. Ich kann immer helfen, denn ich habe auf meinem Handy sowohl den Track für die Wanderer, als auch meinen, der meist auf Straßen verläuft. Manchmal ist es aber auch trickreich, dann gibt es für Wanderer zwei Varianten, eine kurze weniger schöne Route die Straße entlang und eine längere durch die Natur. Entsprechendes -nur andersherum- gibt es für die Radler, schön auf der Straße oder etwas qualvoller durch die Prärie.
Und so steht Sigi etwas unentspannt vor einer dieser schwierigen Situationen, weil ein Camino-Wegweiser nach links und direkt daneben einer nach rechts zeigt. Die freundliche Omi, die es sich im Haus hinter uns im zweiten Stock im Fenster bequem gemacht und sich alles in schönster Seelenruhe angeschaut hat, wischt nur einmal mit dem Zeigefinger nach links, sagt “largo” (lang), dann nach rechts “corto” (kurz). Damit ist die Sache klar. Sigi wählt kurz, also Straße, 3 km bergauf, meine Route.
Wir gehen die halbe Stunde zusammen. Sigi ist 68 Jahre alt, hat einen deutlich sächsischen Akzent und lebt seit 1984 in Würzburg. Als höflicher Mensch sage ich, dass man ihm sein Alter aber nicht ansieht. Daraufhin er: “Ich habe mein Leben lang gesoffen und geraucht. Kann also wirklich nichts dafür. Muss an den Genen liegen.” Erwartet man jetzt so nicht gerade von einem Pilger…
Er ist den Camino francés schon mal gelaufen, war ein Spaziergang verglichen mit dem hier. Wann immer möglich, übernachtet er in einer Pilger-Herberge, schon allein aus finanziellen Gründen. Letzte Nacht war er in einem Schlafraum mit 40 Betten! Unangenehmer als die vielfältigen nächtlichen Geräusche und Gerüche ist aber, dass man penibel auf seine Sachen aufpassen muss. Manche Zeitgenossen stehen schon morgens um halb sechs auf und packen im Dunkeln ihre Sachen zusammen. Da greift man in der Enge schon mal daneben. Vorgestern war plötzlich sein Handy weg. Er hat es rechtzeitig gemerkt, ist rausgelaufen und hat seinen Schlafnachbarn gerade noch am Ausgang erwischt. Der greift in seine Tasche und holt das Telefon raus. Uups, keine böse Absicht. Reine Schusseligkeit. Den Regenschutz für seinen Rucksack, eigentlich gut in einem Netz verstaut, konnte er bei einem anderen Mal nicht mehr retten. Am besten man packt alles in seinen Schlafsack, sagt er. Na dann gute Nacht denke ich und bin für einen Moment froh, dass ich nicht massenunterkunftskompatibel bin. Dann entdeckt Sigi an einer Leitplanke einen dieser kleinen gelben Pfeile, Wegweiser, die Nicht-Pilger überhaupt nicht wahrnehmen und unsere Wege trennen sich. ¡Buen Camino!

Beim Warten auf die Fähre nach Santander komme ich mit den nächsten Pilgern ins Gespräch. Astrid, Klausi, Jana und Elfi, eine entspannte, gut gelaunte Gruppe. Auch sie sind, wie die meisten Pilger des Jakobsweges, in Irun gestartet, der Grenzstadt zu Frankreich, durch die ich ja auch gekommen bin. Sie fragen mich, ob ich auch pilgere. Ich fahre zwar den Jakobsweg, bin aber kein Pilger. „Das war ich erst auch nicht“, sagt Klausi, „jetzt aber schon.“ Ich bewundere ihre Leistung. Bei diesem Wetter durch tiefen Matsch oder entlang viel befahrener Straßen, die Berge rauf und runter. Sie meinen, mit dem Fahrrad muss das doch noch viel schwieriger sein. Das glaube ich kaum, da ich ja mehr auf der Straße fahre. Es zeigt aber, dass der gegenseitige Respekt für die erbrachte Leistung groß ist.
Sie übernachten auch in den Pilgerherbergen, haben noch keine schlechten Erfahrungen gemacht. Klausi genießt die abentlichen 3-Gänge-Menus in der Gruppe. Das hat er sich früher gar nicht vorstellen können. Überhaupt scheint das gemeinsame Erleben für alle die schönste Erfahrung zu sein. Man geht ein Stück zusammen, dann wieder allein, dann zu zweit, dann mal zu viert. Man trifft nach mehreren Tagen alte Bekannte wieder, es bilden sich Grüppchen, lösen sich wieder auf, Freundschaften entstehen. Über einen Monat oder länger geht das so. Eine tolle Erfahrung für die meisten.
Wieviel kostet eine Übernachtung in der Pilgerherberge? Sehr unterschiedlich, manchmal 10€ für den Schlafplatz, 10€ für das immer sehr reichhaltige Menu, 5€ für das Frühstück. Manchmal ist es billiger, manchmal kostet es gar nichts, sondern jeder spendet, so viel er möchte oder kann. Früher war es überall so. Nach der entspannten Fährfahrt trennen sich unsere Wege.

Einige Tage später nehme ich mal dankend die Hilfe netter Pilger in Anspruch. Nicht, dass ich mich verfahren hätte, aber ich war wohl etwas zu optimistisch. Das kleine Dorf zu idyllisch, die Bucht zu schön, da dachte ich, nehme ich doch mal den Wanderweg. Keine gute Idee. Erst war es unheimlich steil und eng, an Radeln war nicht zu denken. Dann wurde es so knöcheltief matschig, dass alle Pilger den Weg verlassen haben und auf die angrenzende hochbewachsene Wiese ausgewichen sind. Das habe ich dann auch machen müssen. Dumm nur, dass dort so manche Hindernisse lauerten, zum Beispiel unter Strom gesetzte Weidezäune und hoher Stacheldraht. Alles nicht so leicht zu überwinden für einen vollbepackten Tourenradler. Irgendwann ging dann nichts mehr. Da kamen drei hilfsbereite französische Pilger des Weges. Also die Packtaschen abgenommen und das Fahrrad alle zusammen über den Stacheldraht gehievt. Fertig.

So habe ich denn auf meiner Tour überall die Pilger als freundliche und gesellige Menschen kennengelernt. Eine schöne Zeit. Ihnen allen wünsche ich von Herzen einen

„¡Buen Camino!“

(Mit Betonung auf dem „o“.)

Was wehet so spät bei Nacht im Wind?

Gibt es mal keinen Campingplatz in der Nähe oder das Wetter ist einfach zu nass zum Zelten, suche ich mir eine feste Unterkunft. Dabei bevorzuge ich einfachste Herbergen. Ganz unten in der Übernachtungsskala sind natürlich Mehrbettzimmer, gerne in einem Hostel. Seit ich aber mal in Armenien wegen meiner (angeblich!) ausgeprägten nächtlichen Geräuschentwicklung aus einem solchen Zimmer ausquartiert wurde, meide ich mit Rücksicht auf meine Mitschlafenden diese Unterkünfte.
Seitdem ist auf meinen Solo-Radtouren ein Einzelzimmer ohne Bad das bevorzugte Nachtquartier. Ich weiß, nicht Jedermanns Sache (und daher gibt es sie ja auch kaum noch), aber der Abenteuerfaktor ist einfach am höchsten.
So auch in San Sebastian. Online buche ich ein good old fashioned Einzelzimmer, Bad auf dem Flur, beste Innenstadtlage, billig dazu. Nur finden kann ich es erst gar nicht. An der angegebenen Adresse ein schönes großes Mehrfamilienhaus, eine Plaza davor, aber kein Hinweisschild, nichts. Ich frage in einer Bar. Der nette Wirt führt mich zu dem Klingelschild des Hauses. Von den x namenlosen Klingelknöpfen hat einer ein “P” angeklebt, dort ist es. Später erfahre ich, dass hier in Spanien nie Namensschildern an den Klingeln sind. Bei einem Mehrfamilienhaus wird die Etage angegeben, sowie ob die Wohnung dort z.B. links oder rechts liegt. Man muss also immer ganz genau wissen, wo jemand wohnt, um richtig zu klingeln. Das “P” ist schon das Höchste aller Gefühle.
Die Pension ist im dritten Stock. Ich klingel und werde abgeholt von einem jungen Mann im Studentenalter. Er heißt Mikel.
Das Zimmer ist schön, sogar mit einem kleinen Balkon. Es gibt einen Gemeinschaftsraum mit Küche. Hier kann man sich, wann immer man will, mit bereitgestellten Getränken, Kaffee und Kuchen versorgen. Der Raum hat einen kleinen Vorbau, wie ein Mini-Wintergarten in luftiger Höhe. Alles in allem ein sehr schönes Ambiente.
Ich komme mit Mikel ins Gespräch, er gibt mir Tipps für San Sebastian, ich frage ihn nach Details der Pension. Sie hat nur drei Gästezimmer (zwei davon mit Bad), belegt die halbe 3. Etage diese typischen Wohnhauses. Da will ich natürlich Genaueres wissen und das wird sehr interessant. Das Haus wurde um 1900 gebaut und die Pension ist die ehemalige Wohnung seiner Großmutter, die hier gelebt hat. Hier wurde der Vater geboren und an diesem Tisch, an dem wir gerade sitzen, hat Mikel als kleiner Junge mit seiner Oma Karten gespielt. Er hat noch ein Zimmer hier, neben meinem. Wie cool ist das denn? Zuhause in der Wohnung einer alten baskischen Familie. Mikel spricht natürlich baskisch und spanisch, aber in der Familie oder mit Freunden nur baskisch. Bei Unbekannten startet er mit baskisch und schaltet um auf spanisch, wenn nötig.
Und in der Schule? Man kann wählen, ob man auf eine Schule möchte, in der auf baskisch oder spanisch unterrichtet wird. 80% sind baskisch, 20% spanisch. In jedem Fall wird auch die jeweils andere Sprache gelehrt.
Nun aber genug gelernt für heute.
Auf mich wartet noch ein weiteres Highlight. Nein, diesmal nichts Kulinarisches oder Kulturelles. Ich muss noch Wäsche waschen, tägliches Ritual des Tourenradlers. Aber heute gibt es was Besonderes, wovon ich nicht geglaubt habe, dass es mir mal vergönnt sein würde. Man kennt das von den schönsten Urlaubsfotos aus Italien, Spanien oder Südfrankreich. Frischgewaschene Wäsche trocknet in luftiger Höhe über Straßen und Gassen. Heute ist meine mal dran. Schließlich habe ich einen Balkon mit hier obligatorischen Wäscheleinen längs des Geländers. Gar nicht so leicht, die Klamotten da aufzuhängen. Erstmal sollte man schwindelfrei sein. Sich im dritten Stock über die Balkonbrüstung zu beugen ist nicht jedermanns Sache. Dann muss man eine sichere Hand haben, denn wer will schon von dort oben sein Unterhemd oder Wäscheklammern auf die Köpfe der Passanten runtersegeln sehen?
Aber alles unfallfrei abgelaufen.
Und Goethe, was sagst Du nun?

„Es ist Andis Wäsche, Menschenskind!“

Von Höhlenmalern und Hippies

Es gibt viele Gründe, an die Ardèche zu reisen – den mal wilden, mal idyllischen und manchmal vor lauter Kanus kaum zu sehenden Fluss Ardèche, die atemberaubende Landschaft z.B. mit dem Pont d‘Arc (siehe 11. Mai), die pittoresken Dörfer und Städtchen – und natürlich die Caverne du Pont d‘Arc, den beeindruckenden Nachbau der Grotte Chauvet: Die Malereien in dieser Höhle nahe dem Pont d’Arc gehören zu den frühesten Kunstwerken überhaupt, geschaffen von Menschen des Aurignacien vor rund 36.000 Jahren.

Damit wir Touris nicht versehentlich oder aus tumbem Vandalismus zerstören, was die zugeschüttete Höhle über Jahrtausende bis zu ihrer Wiederentdeckung 1994 bewahrt hat, gibt es seit 2014 in einem felsähnlichen Gebäude den Nachbau, den Andi und ich heute besichtigen. Schon die Anfahrt ist spektakulär, über eine Serpentinenstraße hinauf auf einen Hügel mit weitem Blick über das Tal der Ardèche. Eine Führung hatten wir vorab gebucht, denn der Andrang ist groß. Unsere Tour dauert ca. 1 Stunde, die viel zu schnell vergeht, Zeit zum Verweilen und Staunen bleibt kaum. Und leider ist unsere Guide wohl eher eine Praktikantin, die an uns ihre erste englischsprachige Führung geprobt hat: Gezeigt hat sie uns Vieles, aber dazu nur wenig erläutert, einiges war einfach nur „magic“.

Nach Ende der Führung gegen Mittag bevölkern die Franzosen wie üblich speisend und angeregt schwatzend die Restaurants. Wir passen uns diesem lokalen Brauch an und finden in dem nahegelegenen „village caractère“ Balazuc ein nettes Restaurant mit Terrasse, das anscheinend von Nachfahren der Hippie-Aussteiger geführt wird, die es in den 1970er Jahren nach Südfrankreich zog. Wir bestellen Criques, eine specialité ardèchoise bestehend aus einem zusammengeklappten Riesenreibekuchen mit Füllung. Im nächsten Charakter-Dorf, Beaume, gibt es dann neben diversem Kunstgewerbe und durch die Straße ziehendem Räucherstäbchenduft sogar ein Kinderkarussel, dass zu Psychedelic- und Reggaeklängen anstatt zu dem ansonsten üblichen Orgelgedudel seine Runden dreht.

Atomkraft? Ja der Franzose, der weiß wie es geht.

Früher war ich Atomkraftgegner.
Jetzt nicht mehr.
Die Franzosen haben mir gezeigt, wie man’s richtig macht.
Das hat mich überzeugt.

Zu meiner Entschuldigung, die Vorgeschichte.
Es war das Jahr 1975, als wir ein Atomkraftwerk besuchten. Wir, das ist der Leistungskurs Physik des Goethe Gymnasium in Bochum. Es war gerade Teilchenphysik dran und wir hatten gelernt, wie Kernspaltung funktioniert, wie dadurch nukleare Strahlung entsteht und was für Auswirkungen diese haben kann. Atombombe kannte ja jeder, aber das auch der Atommüll aus den Kernkraftwerken hunderttausende von Jahren gefährlich strahlt und daher extrem gefährlich ist, das lernten wir erst jetzt. Zu unserem Erstaunen kippten zu Beginn des Atomzeitalters die Amis ihren strahlenden Müll noch ins Meer oder verbuddelten ihn in der Wüste. Schnell haben sie gemerkt, dass das keine so gute Idee war.
Anfängerfehler.
Kann schon mal passieren.
Nun wollten wir aber wissen, wie unsere gute deutsche Atomindustrie das Müllproblem gelöst hat. Unser Lehrer, kein Sponti, 68-er, oder sowas, immer mit Anzug und Krawatte, ganz alte Schule also, organisierte den Besuch. Und wie immer bei solchen Besichtigungen von Nuklearanlagen, bekommt man von dem Kernkraftwerk rein gar nichts zu sehen. Es gibt einen Show Room mit einen aalglatten Strahlemann. Der hält einen Vortrag, das war’s.
Danke für den Besuch. Noch Fragen? Keine. Auf Wiedersehen.
“Halt. Stop. Eine Frage hätten wir. Was passiert mit dem Atommüll?”
Die Antwort, deutlich, lässt keine Frage offen.
Mister Aalglatt antwortet (im übertragenen Sinne): “Mein Porsche hat 300 PS und macht 280 Sachen. Was hinten aus dem Auspuff rauskommt ist mir egal.”
Von einer auf die andere Sekunde gab es in Deutschland 30 neue Atomkraftgegner.
Tja und heute muss ich Abbitte leisten. Damals dachten wir noch, was für ein arroganter Proll, heute wissen wir, der Mann war ein Visionär! Denn 42 Jahre nach diesem denkwürdigen Besuch ist im letzten Jahr die Atomindustrie die Verantwortung für den Atommüll an die Bundesregierung losgeworden. Das wußte der Kerl damals schon. Chapeau!
Aber wie haben die das geschafft? Wie so häufig im Leben sind die einfachsten Dinge manchmal die genialsten. Die Jungs von EON und Co spalten einfach ihre Firmen auf in “Alte Kameraden” und “Junge Kameraden”. Dann gehen sie zu Mutti und sagen
“Mutti, du weißt ja, unsere alten Kameraden haben nicht mehr lange. Und sie haben nur wenig in ihre Rente gesteckt. Also das mit dem Atommüll, das schaffen die auf ihre alten Tage nicht mehr. Die ganzen Subventionen sind weg, die Gewinne schon verteilt und den jungen Kameraden können wir das unmöglich aufbürden.”
Und Mutti sagt: “Wenn eins in Deutschland sicher ist, dann ist es die Rente.”
Und so übernimmt die Bundesregierung für einen kleinen Bruchteil dessen, was die Atomindustrie an Subventionen bekommen hat (von den Gewinnen ganz zu schweigen) den gesamten vorhandenen und in Zukunft noch entstehenden Atommüll.
Die smarten Jungs der Industrie hätten natürlich noch lieber den Müll billig an einen zuverlässigen ausländischen Entsorger abgegeben. Da ist aber ein Gesetz vor, das den Export von Atommüll untersagt.
Nun aber, da das Zeug uns, also uns allen gehört, sollte man diese unsinnige Selbstbeschränkung doch noch mal überdenken. Warum ausgerechnet in unserer schönen, dichtbesiedelten Heimat das gefährliche Zeug verbuddeln? Da gibt es auf der Welt doch viel besser geeignete Plätze. In der ehemaligen Sowjetunion sind einige Gegenden schon so verstrahlt, da fällt das bißchen deutscher Müll kaum auf. Oder in Tschernobyl, da bauen sie doch gerade diesen Sarkophag für das explodierte Atomkraftwerk (dumme Sache das), da passen bestimmt noch ein paar tausend Tönnchen von unserem Zeug drunter. Oder in Fukushima, wo sich gerade die außer Kontrolle geratenen Brennstäbe in den Boden schmelzen (auch nicht schön), da könnten wir doch flugs noch etwas Atommüll zukippen, dann schmilzt der auch gleich mit weg.
Also das Entsorgungsproblem kann somit ja wohl als gelöst betrachtet werden.
Bleibt immer noch die sprichwörtliche “German Angst” vor irgendeinem Atomunfall. Diese ist natürlich völlig unbegründet, denn schon der Belgier zeigt uns ja, dass man selbst ein Kernkraftwerk mit tausenden Rissen in der Hülle des Reaktorbehälters vollkommen sicher betreiben kann.
Und trotzdem haben sich unsere fürsorglichen Atomstromerzeuger weiterhin intensiv bemüht, jedes auch noch so kleine Risiko abzusichern. So standen sie beim netten Herrn Kaiser von der Hamburg-Mannheimer auf der Matte.
“Sag mal Kaiser, Du kannst doch unsere Atomkraftwerke versichern, oder?”
“Ne”, sagt der. “Wenn da mal was passiert, lieber nicht. Und überhaupt, die Prämie wäre ja so hoch, da würde Euer schöner Atomstrom so teuer, den kauft ja dann keiner mehr.”
“Haste recht Kaiser, war ja eigentlich auch ne dumme Frage.”
Und der Kaiser dann: “Wenn wirklich mal was passiert, dann findet sich schon Einer, der zahlt.”
„Stimmt auch wieder.“
Und so stehen weltweit alle Atomkraftwerke unversichert in der Gegend rum.
Weltweit?
Nein, ein unbeugsames, kleines Land, Gallien genannt, hat eine Lösung gefunden.
Wenn schon die störrischen Versicherer zu feige sind, dann holen wir uns halt den Schutz von oben. Und wenn ich oben sage, dann meine ich auch oben. Und zwar ganz, ganz oben.
Ein Schutzpatron, ein echter Heiliger muss her. Und so fand man nach langer Suche Saint Alban. Flugs wurde ein Kernkraftwerk nach ihm benannt, jetzt kann nichts mehr schief gehen. Wie stolz wäre der Heilige Alban, wenn er wüsste, dass er heute für so ein Wunderwerk der Technik Pate stehen dürfte.
Ulkigerweise wurde der (damals noch Heilige-in-spe) Alban um das Jahr 406 von Mainz nach Gallien geschickt, also genau meine Route. Wenn das mal kein Zufall ist.
Sankt Alban gilt als Schutzpatron für alles Mögliche, z.B. Harnwegserkrankungen. Nun wird der Ein- oder Andere einwenden, dass derlei Fähigkeiten keine ausreichende Qualifikation für den Schutz eines Atomkraftwerkes seien.
Ja Moment, damals im 5. Jahrhundert endeten solche Krankheiten gerne tödlich. Heutzutage gibt es was von Ratiopharm dagegen.
Es ist also an der Zeit, der Liste der Schutzfähigkeiten verdienter Heiliger einen Update zu verpassen. Und mit Updates kennen wir uns ja aus, siehe Diesel…, ne schlechtes Beispiel.
Egal, hier meine Vorschläge für Schutzpatron Sankt Alban reloaded:

Mainz
Tut mir leid ihr Mainzer, aber ihr habt ja noch nicht mal ein Kernkraftwerk. Sucht Euch einen neuen Patron.
Updaten auf Fukushima, Tschernobyl, ja eigentlich alle AKW- Standorte.

Bauern
Ihr Bauern habt genug Schutzpatrone. Besser in diesem Falle Ingenieure, Techniker und ganz wichtig ihre totale Unfehlbarkeit.

Unwetter
Dürre, Überschwemmungen, Erdbeben ok, aber unbedingt erweitern auf Flugzeugabstürze und was sonst noch alles vom Himmel fallen kann.

Pest
Die Pest von heute, Terroranschläge, Hackerangriffe, die ganze Achse des Bösen. Ja und Viren, alle Arten von Viren.

Epilepsie
Kriegt ein Atomkraftwerk nicht. Ersetzen durch Explosionen innen und außen.

Hals- und Kopfschmerzen
Das passt schon, aber ergänzen um Schilddrüsenkrebs, Leukämie. Ach wenn schon, dann alle Krebsarten.

Harnweg
Kann so bleiben. Das ist beim AKW der Kühlkreislauf und der ist ganz wichtig.

Nach so einem Update kann wirklich nichts mehr passieren!
100 Prozent!

Und für Deutschland?
Man könnte meinen Schutzpatronen nehmen. Apostel Andreas. Näher oben dran geht ja gar nicht. Und der ist echt gut, der kann auch Kernkraft.
Es müssen aber nicht immer A-Promi-Heilige sein. Für uns reichen vielleicht auch schon C-Promi-Möchtegern-Heilige. Zum Beispiel könnten wir Atomkraftwerke wie Brokdorf, Biblis und Grundremmingen umbennen in:

Heilige Jungfrau Angela (geht bald vom Netz …)

Sankt Sigmar (bereits abgeschaltet …)

Heiliger Helmut (überstrahlt alles …)

Ok, ok, ich hör ja schon auf.
Aber ein schönes Gefühl, wenn alles in guten Händen ist.

Der Schweizer Jura oder das Beste aus zwei Welten.

Nyon, Schweiz

13. Reisetag

692 km

Man befindet sich in der Schweiz, das merkt man sofort. Alles funktioniert, überall ist es aufgeräumt, die Wege und Straßen fast immer perfekt. Dazu diese abwechslungsreiche Landschaft, die herrliche Natur, Berge, Seen, spektakuläre Aussichten, die kleinen Dörfer, manche mittelalterlich. Man kann sich gar nicht satt sehen.
Das ist die eine Seite des Jura. Und gratis dazu gibt es die andere, die französische Seite. An erster Stelle natürlich die außergewöhnlich gute Küche und ein für uns ungewohntes, aber sehr sympatisches Verhalten beim Betreten eines Restaurants. Man begrüßt die bereits anwesenden Gäste, auch wenn man sie gar nicht kennt. Alle sind überaus höflich. Und obwohl es ja eine offizielle Amtssprache ist, sprechen sie so gut wie kein Deutsch hier. Ganz wie in Frankreich eben.
Immer wieder schön auch, wenn man unterwegs Produkten begegnet, die hier hergestellt werden und die man zuhause seit langer Zeit schätzt.
„Ach, hier kommen die her“, denkt man sich dann verwundert. So zum Beispiel, als ich am Mont d‘Or entlang fahre und kleine Käsereien sehe, die den Vacherin Mont d‘Or herstellen, einen Käse, den wir in der kalten Jahreszeit gerne essen. Er kommt hier aus dem Jura, wird nur im Winter bis März produziert und nur bis April verkauft.
Überraschend war für mich auch die Begegnung mit der Schweizer Uhrenindustrie, die im Jura sehr präsent ist. Durch das Aufkommen der elektronischen Uhren wurden natürlich die Hersteller mechanischer Uhren sehr in Mitleidenschaft gezogen. Allerdings machen die Unternehmen, die überlebt haben, einen äußerst prosperierenden Eindruck. Viele Neubauten und prestigeträchtige Firmensitze zeugen davon. Manche bauen sogar sehr futuristisch anmutende eigene Museen. Der Markt für hochwertige, mechanische Uhren scheint regelrecht zu boomen.
Muss meine auch mal wieder tragen …
Aber wie immer bei so einer Fahrradtour, bei der man ja den ganzen Tag draußen verbringt, sind für mich wieder mal die Menschen das Interessanteste unterwegs.
Alte Mütterchen sitzen auf Bänken vor den Häusern und grüßen freundlich Jeden, der vorbeikommt.
Jugendliche fahren auf Mofas durch die Gegend, überwiegend mit Puch Maxis, von denen ich auch eine als 15-Jähriger hatte. Eine steht noch in meiner Garage, eine liegt zerlegt im Keller.
Andere Radfahrer rufen mir bei der Kurbelei am Berg aufmunternd zu „Bravo! C‘est tres courageux.“ oder „Encore deux-cents metre.“
Abends essen sie so komische Sachen wie Schweinsfüße (keine Haxe! Details erspare ich mir) und trinken Absinth, den es überall gibt und der offensichtlich auch so eine Spezialität aus dem Jura ist.
Alles in Allem, ein wirklich liebenswertes Völkchen auf einem schönen Fleckchen Erde.

„Alter, wo sind wir gelandet? Voll geil!“

Straßburg

4. Reisetag

262 km

Wer hätte gedacht, dass das mal unsere Jugend über unser Europäisches Parlament in Straßburg sagt.

Obwohl, es war nicht „über“, sondern „im“ Parlament.

Von vorne. Da das schöne Straßburg auf meinem Weg liegt, möchte ich natürlich auch eine große europäische Errungenschaft, nämlich das „Parlement européen.“ erkunden. Schon vor der Reise frage ich per Email nach einer Besuchsmöglichkeit. „Besichtigungen nur während der Sitzungswochen.“ heißt es kategorisch. Leider sind aber in der Zeit meines Aufenthaltes keine Sitzungen. Pech. Allerdings habe ich solchen pauschalen Absagen noch nie getraut, sie dienen eher meiner Motivation.
„Ich würde aber trotzdem gerne.“ schreibe ich zurück.
Funkstille.
Und als ich dann schon unterwegs bin, kommt tatsächlich noch eine sehr nette Email, dass ich mich heute um 12:00 Uhr einer deutschsprachigen Gruppenführung anschließen kann. Ganz, ganz wichtig: Ausweis mitbringen.
Rund um das Parlamentsgebäude ist einiges los. Jugendliche Gruppen italienischer, holländischer, schweizer, französischer und sonstiger Nationalität sind unterwegs. Aha, heute ist wohl internationaler Schulausflug, da ist dann auch klar, welcher Gruppe ich mich anschliessen darf.
Zuvor aber ist es gar nicht so leicht, überhaupt ins Gebäude zu kommen, denn erstens sind heute keine Einzelbesucher zugelassen und zweitens habe ich keine formgerechte Reservierung vorzuweisen. Die Sache ließe sich relativ leicht aufklären, da die Security bestens Englisch spricht. Da ich mich hier aber in Frankreich befinde und mich hartnäckig weigere Englisch zu sprechen, wird die Sache mit meinem Babbel-Französich für die bemühten Angestellten fast aussichtslos. Da wird ihnen unerwarteterweise Hilfe in Gestalt von Miri zuteil. Sie ist die sympatische junge Frau, mit der ich im Vorfeld die Emails ausgetauscht habe. Sie lotst mich rein, durch mehrere Security Checks und Kontrollen mit allerlei Problemen und Erklärungsbedarf, denn ich bin allein, habe kein Badge, kein Formular, nichts. Ich bekomme ein schlechtes Gewissen, was ich Miri für ihr Entgegenkommen doch für einen Aufwand bereite. Erstaunlicherweise durchlaufe ich auf diese Weise sämtliche Schleusen, ohne auch nur ein einziges Mal meinen Ausweis vorgezeigt zu haben (aber bitte nicht weitersagen). Nachdem wir durch das halbe Areal von der Größe eines Flughafens gelaufen sind, treffen wir endlich auf meine bereits anwesende Gruppe. Es sind drei Berufsschulklassen mit sechs Lehrern und Lehrerinnen. Zusammen sind sie 49, ich bin Nummer 50.
Dann geht es los, die Gruppe einigermaßen still, Miri erhebt die Stimme.
Sie hat noch keine zwei Wörter gesprochen, da ruft ein Mädel:
“Sie spricht deutsch, geil!”
Freude im Publikum.
“Ohne Akzent!”
Wie einfach man unsere Schüler doch glücklich machen kann.
Der erste Tagesordungspunkt findet in einem runden Raum mit 50 Sitzen, in zwei Kreisen angeordnet, statt.
Miri kündigt an, dass wir einen Film über die Arbeit des europäischen Parlaments sehen werden.
Kollektives Stöhnen.
Dann eröffnet Miri, dass der Film in 360 Grad Technik gezeigt wird.
“Alter, wo sind wir gelandet? Voll geil!”, eine Reaktion aus dem Publikum.
Wie nah Verzweiflung und Glückseligkeit in der menschlichen Seele beeinander liegen, offenbart auch die nächste Frage:
“Den Film gibt es in einer kürzeren und einer etwas ausführlicheren Version. Welche wollt ihr sehen?”
“Kurz!” schallt es unisono durch den Saal.
Glücklicherweise fragt eine der Lehrerinnen, wie lang die beiden Filme denn seien.
“Achteinhalb und 13 Minuten.”
Lehrerin (diktatorisch): “Dann nehmen wir lang.”
Schülerin (erleichtert): „Oh Gott, ich hab schon gedacht, der dauert eineinhalb Stunden.“
Andi (nachdenklich): warum in aller Welt, bieten die überhaupt so eine Auswahl an?
Und so gäbe es noch endlos zu berichten und zu erforschen über die Spezies Schüler, z.B. warum sie ständig und immer Selfies und Selfie-Videos macht und dies wichtiger, als alles andere scheint.
Nach dem Film geht es im Programm nun mit der Besichtigung des riesigen Plenarsaales weiter. Wir haben Glück, denn wir können ihn bei der Arbeit beobachten. Es ist „Euroscuola“, eine Art Jugendparlament und alle Simultanübersetzer sind bei der Arbeit. Sehr interessant.
Zum Schluss noch einmal sammeln vor den aufgereihten Flaggen aller EU-Mitgliedsstaaten.
Miri fragt:“Wer hat aufgepasst, wieviel Mitgliedsstaaten hat die EU?“
Alle schauen betreten zu Boden.
Eine traut sich:“14?“
„Nein 28.“
Nun werden wir darauf hingewiesen, dass wir bei unserem Besuch noch ein historisches Foto machen können. In 2019 wird UK aus der EU ausgetreten sein und die Flagge entfernt werden. Noch kann man sie hier fotografieren.
Davon wird ausgiebig Gebrauch gemacht und zum Schluss stellen sich alle Berufsschüler zu einem Gruppenfoto vor den Flaggen auf.
Naiv, wie ich bin, mache ich auch ein Foto, so zum Andenken.
In diesem Augenblick kommt eine ältere Lehrerin auf mich zu und fragt mich, warum ich die Gruppe fotografiere.
„Ein Erinnerungsfoto“ erwidere ich.
„Aha, aber nicht, dass sie das ins Internet stellen.“
„Was glauben Sie denn, was Ihre wild um sich knipsenden und filmenden Schülerinnen und Schüler mit ihren Fotos machen? Zum Entwickeln bringen und dann ins Poesiealbum kleben?“
Aber ich kann ihre Befürchtungen zerstreuen.
“Ich veröffentliche nichts im Internet. Ich stelle alle Fotos ins Darknet, da kann sie niemand sehen.”
Das sage ich nicht wirklich, denn wahrscheinlich würde die besorgte Dame sofort zur Security laufen und dann, ja dann müßte ich womöglich wirklich noch meinen Ausweis vorzeigen!
Nein, das will ich nicht.

Danke Helmut!

Speyer

2. Reisetag

120 km

Was haben mein Namensvetter Altbundeskanzler Birne Kohl und ich gemein. Es ist nicht die Birne, soviel sei verraten.
Ich bin in Speyer und da fand Kohl ja am berühmten Dom seine letzte Ruhe. Und wo ich schon mal hier bin, möchte ich mir das Grab von Onkel Helmut natürlich nicht entgehen lassen.
Ich radle einmal um den kompletten Dom. Kein Grab. Kein Hinweis. Kann doch nicht sein. Was ist hier los?
Nun gibt es eigens für den Dom ein Informationsbüro. Da muss ich jetzt leider rein und die wahrscheinlich dööfste aller Touri-Fragen in Speyer stellen:
„Wo ist denn hier das Grab von unserem Altbundeskanzler?“
Die sehr freundliche junge Dame ist von meiner Frage gar nicht überrascht, ich aber von ihrer Antwort umso mehr.
„Oh, das ist ziemlich weit, ungefähr eine Stunde zu Fuß. Ah, Sie sind mit dem Fahrrad da, dann nur 15 Minuten.“
Also fahre ich hin und bin schon wieder überrascht. Erwartete ich doch Busse voll Touristen, einen Menschenauflauf.
Nichts. Totale Leere. Nichtmal Blumen hat jemand daneben gelegt, obwohl es extra eine Anweisung dazu vor dem Grab gibt.
Was hat doch dieser große Staatsmann alles für unser schönes Vaterland geleistet.
„Spendenaffäre, samt sämtlicher dazu gehörenden Rechtsbrüche?“
„Ja, schon.“
„Dubiose Waffengeschäfte?“
„OK.”
„Geldwäscheaffäre?“
„Ja auch, aber jetzt mal im Ernst.“
„Saumagen.“
„Riichtiig!“
Und auf diese Suche wollen wir uns jetzt mal begeben, denn es war das Leibgericht von Helmut Kohl und eine Pfälzer Spezialität. Ich selbst habe es noch nie gegessen und weiß auch gar nicht so recht, was es überhaupt ist.
Erste Anlaufstelle, das Touristenbüro. Die werden sich auskennen. Eine junge Dame bedient und ich stelle die zweit-dööfste Touri-Frage von Speyer:
„Was ist eigentlich Saumagen und wo kann man ihn hier gut essen?“
Sie antwortet:
“Hab ich als Kind gerne gegessen, aber jetzt lange nicht mehr.“
Diese Anwort ist noch recht konkret, nun wird es schwammiger:
„Ist irgendwas mit Hackfleisch und Kartoffeln, zusammen gekocht im Bauch eines Schweines.“
„Hört sich lecker an!“
„Gibt es aber nicht überall. Versuchen Sie es mal in der Dombrauerei.“
Die hatte ich auch schon im Visier, also gehe ich dahin.
Ich frage Kellnerin #1 nach Inhalt und Zubereitung und bekomme eine ähnlich fragwürdige Antwort, wie im Touribüro.
Dann kommt Kellnerin #2. Stämmig und in voller Pfälzer Tracht, die muss es wissen. Fortan erklärt sie mir mit feinstem holländischen Akzent sehr detailliert, dass Fleisch, Gewürze und Kartoffeln unter Druck zusammen gekocht werden, früher in einem Saumagen, heute aber nicht mehr. Das macht bereits der Metzger. Dieser liefert dann den Saumagen wie eine große Wurst an. Hier wird er dann in Scheiben geschnitten und anschließend gegrillt.
“Lekker, lekker!”
Nun bin ich endgültig überzeugt und möchte die volle Portion. Sie haben es aber nur als “Pfälzer Platte” zusammen mit Bratwurst.
“Lassen Sie einfach die Bratwurst weg und packen stattdessen mehr Saumagen drauf.”
Gesagt, getan.
Als Ergebnis bekomme ich zwei Scheiben Saumagen auf Sauerkraut.
Die Konsistenz überrascht mich dann doch. Die Kartoffelstückchen wie erwartet, aber das “Fleisch” hat eine sehr homogene Textur wie Leberkäse, gar nicht wie Hackfleisch. Es ist kräftig gewürzt und in Kombination mit Senf einigermaßen geniessbar. Mehr aber auch nicht.
Später dann fragt mich die Kellnerin, ob ich ein Dessert möchte. Aus gegebenem Anlass frage ich:
“Haben Sie irgendwas mit Birne?”
“Mit Birne? Leider nicht. Warum soll es denn unbedingt mit Birne sein?”
Die Antwort bringt mich in Erklärungsnot.
“Äh, hm, ja, es handelt sich um sowas wie eine Wette.”
“Ach so.”
Sie geht und kommt kurze Zeit später wieder.
“Mit Birne hätten wir was für die Verdauung.”
Würde zwar auch passen, aber ich möchte heute noch 70 km radeln. Besser nicht.
Ich entscheide mich für Tiramisu und erwarte im deutschen Dombrauhaus entsprechend Schreckliches. Überraschenderweise bekomme ich aber einen schön verzierten und im Weck-Glas servierten Nachtisch, der zudem noch sehr “lekker” schmeckt.
Da kann man schon mal sagen:
“Danke Helmut!”

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