Ephesus und die großen Geschäfte

Ephesus, Türkei

49. Reisetag

3465 Kilometer

Ephesus ist für alles Mögliche berühmt, unter anderem dafür, dass hier mit dem Tempel der Artemis eines der sieben Weltwunder der Antike stand.
Bevor ich hier eintraf waren schon andere, ebenfalls recht bekannte Persönlichkeiten da, u.a. König Krösus, Alexander der Große und die Römer, die Ephesus zur Hauptstadt des Römischen Reiches für die Provinz Asien machten. In dieser Zeit wohnten bis zu 250.000 Menschen in dieser Stadt.

Ephesus ist riesig, bei weitem die größte ausgebuddelte Stadt, die ich bisher gesehen habe. Allein das Zusammensetzen der bereits freigelegten Teile wird noch Jahrzehnte in Anspruch nehmen. Und da bisher erst ca. 18% der Stadt überhaupt ausgegraben wurden, hat man hier noch Jahrhunderte zu tun. Die vielleicht wichtigsten und interessantesten Teile der Stadt sind wunderbar zu besichtigen, also z.B. Bibliothek, Amphitheater, Tempel, Agora und die Latrinen.

Diese öffentlichen Toiletten waren damals ja ein geselliger Treff. Was heute für viele deutsche Männer der Stammtisch oder für die Türken das Teehaus ist, war früher schlicht und einfach der Donnerbalken. Gesellig saß man Pobacke an Pobacke, schwatzte über Gott und die Welt, aß ausgiebig zusammen, wickelte handfeste Geschäfte ab (daher ja auch dieser Ausdruck) oder chillte einfach (für unsere Jugend).

Mein englischer Lonely Planet Reisefüher bringt es folgendermaßen auf den Punkt:

“… even if you had a private bathroom at home you would often come to the public toilets to shoot the shit with your friends (sorry, we had to say that)…”

Aus nachvollziehbaren Gründen waren die Räumlichkeiten oben offen. Die perfekte Lüftung. Und damit unter freiem Himmel niemand frieren mußte, waren die Wände im Winter sogar beheizt.

Wer angesehen und vermögend war, konnte exklusives Mitglied einer öffentlichen Toilette werden und einen Sitzplatz für sich reservieren. Da stelle ich mir vor, wie der Herr Bürgermeister reinkommt, zu seinem angestammten Sitzplatz geht, der aber gerade besetzt ist.
“Das ist mein Platz!”
“Ich bin gerade bei einem wichtigen Geschäft.”
“Egal, weg da!”
Steht der dann auf und trippelt mit bis zu den Knöcheln runtergelassener Hose und blankem Hintern an der Sitzparade vorbei zum nächsten freien Platz?

Wie auch immer. Wer heute was auf sich hält, ist in einer Charity Organisation, einem Business Club, bei Amnesty International, den Lions, den Rotariern oder beim FC Bayern München. Früher dagegen hieß es in der besseren Gesellschaft einfach:

“Und in welchem Scheißverein sind Sie?” (Entschuldigung, aber das mußte einfach sein!)