Frederic fährt ostwärts


27.10.2023
  
  : 13°C
Düsseldorf-Pempelfort, Nordrhein-Westfalen / Deutschland

Ausrollen

Heute gefahren: 88 km und 370 hm
Übernachtung: Bei Habibi daheim
Wetteraussichten: Leichter Regen. Wind mit 22 km/h aus süd-westlicher Richtung, Böen bis 43 km/h. Tagestemperatur zwischen 10°C und 14°C, Nachttemperatur 12°C. Regenwahrscheinlichkeit: 100 %, Regenmenge: 3.3 mm.
26.10.2023
  
  : 11°C
Aachen, Nordrhein-Westfalen / Deutschland

Des Kaisers Dom zu Aachen und Last Exit

Übernachtung: Couch Surfing
Wetteraussichten: Mäßiger Regen. Wind mit 29 km/h aus süd-westlicher Richtung, Böen bis 50 km/h. Tagestemperatur zwischen 8°C und 10°C, Nachttemperatur 8°C. Regenwahrscheinlichkeit: 100 %, Regenmenge: 9.89 mm.
25.10.2023
  
  : 11°C
Aachen, Nordrhein-Westfalen / Deutschland

Von der Wallonie, über die belgische sowie die niederländische Provinz Limburg, in die Stadt Karls des Großen

Heute gefahren: 172 km und 1200 hm
Übernachtung: Couch Surfing
Wetteraussichten: Mäßiger Regen. Wind mit 25 km/h aus westlicher Richtung, Böen bis 40 km/h. Tagestemperatur zwischen 7°C und 12°C, Nachttemperatur 9°C. Regenwahrscheinlichkeit: 100 %, Regenmenge: 4.55 mm.
24.10.2023
  
  : 12°C
La Louvière, Wallonien / Belgien

Vorbei an sonnenbeschienen Ziegelsteinhäuschen und Ziegelsteinschlösschen, vorüber an unzähligen Soldatenfriedhöfen des Ersten Weltkriegs, mit der vorrückenden Frontlinie bis in die Nacht und in die Wallonie

Heute gefahren: 296 km und 2080 hm
Übernachtung: Hotel (66 Euro)
Wetteraussichten: Starker Regen. Wind mit 32 km/h aus westlicher Richtung, Böen bis 50 km/h. Tagestemperatur zwischen 9°C und 12°C, Nachttemperatur 9°C. Regenwahrscheinlichkeit: 100 %, Regenmenge: 16.2 mm.
23.10.2023
  
  : 12°C
Sahurs, Normandie / Frankreich

Fachwerkhäuser vor einem Himmel in Normandiestandardgrau

Heute gefahren: 107 km und 850 hm
Übernachtung: Tout compris chez Pascal
Wetteraussichten: Leichter Regen. Wind mit 18 km/h aus südlicher Richtung, Böen bis 40 km/h. Tagestemperatur zwischen 9°C und 15°C, Nachttemperatur 12°C. Regenwahrscheinlichkeit: 91 %, Regenmenge: 0.34 mm.
22.10.2023
  
  : 15°C
Caen, Normandie / Frankreich

Sonne, Wolken, Sonne – über endlose Hügelketten in die Normandie

Heute gefahren: 187 km und 1950 hm
Übernachtung: Hôtel de La Paix (50 Euro)
Wetteraussichten: Mäßiger Regen. Wind mit 22 km/h aus süd-östlicher Richtung, Böen bis 43 km/h. Tagestemperatur zwischen 9°C und 14°C, Nachttemperatur 9°C. Regenwahrscheinlichkeit: 100 %, Regenmenge: 6.63 mm.
21.10.2023
  
  : 13°C
Rennes, Bretagne / Frankreich

Durch Kleinbritannien bei nass-grauem Bilderbuchwetter

Heute gefahren: 121 km und 1330 hm
Übernachtung: Le Paris-Brest Hôtel (65 Euro)
Wetteraussichten: Ein paar Wolken. Wind mit 25 km/h aus westlicher Richtung, Böen bis 47 km/h. Tagestemperatur zwischen 9°C und 18°C, Nachttemperatur 12°C. Regenwahrscheinlichkeit: 87 %, Regenmenge: n.a.
20.10.2023
  
  : 14°C
Mesquer, Pays de la Loire / Frankreich

Toujours chez Guillaume et sa famille au bord de la mer

Übernachtung: Couch Surfing
Wetteraussichten: Mäßiger Regen. Wind mit 61 km/h aus westlicher Richtung, Böen bis 76 km/h. Tagestemperatur zwischen 14°C und 15°C, Nachttemperatur 15°C. Regenwahrscheinlichkeit: 100 %, Regenmenge: 9.63 mm.
19.10.2023
  
  : 17°C
Mesquer, Pays de la Loire / Frankreich

Chez Guillaume et sa famille au bord de la mer

Übernachtung: Couch Surfing
Wetteraussichten: Mäßiger Regen. Wind mit 61 km/h aus westlicher Richtung, Böen bis 76 km/h. Tagestemperatur zwischen 14°C und 15°C, Nachttemperatur 15°C. Regenwahrscheinlichkeit: 100 %, Regenmenge: 9.63 mm.
18.10.2023
  
  : 18°C
Mesquer, Pays de la Loire / Frankreich

Through the drizzle against the wind and feeling blue

Heute gefahren: 92 km und 1010 hm
Übernachtung: Couch Surfing
Wetteraussichten: Starker Regen. Wind mit 50 km/h aus süd-westlicher Richtung, Böen bis 76 km/h. Tagestemperatur zwischen 16°C und 18°C, Nachttemperatur 16°C. Regenwahrscheinlichkeit: 100 %, Regenmenge: 28.1 mm.
17.10.2023
  
  : 19°C
Nantes, Pays de la Loire / Frankreich

Sur la Loire à Nantes

Heute gefahren: 179 km und 1000 hm
Übernachtung: Chambre chez François (40 Euro inkl. Mituntermieter Paul)
Wetteraussichten: Starker Regen. Wind mit 40 km/h aus südlicher Richtung, Böen bis 68 km/h. Tagestemperatur zwischen 16°C und 21°C, Nachttemperatur 16°C. Regenwahrscheinlichkeit: 100 %, Regenmenge: 13.35 mm.
16.10.2023
  
  : 14°C
Rochefort, Nouvelle-Aquitaine / Frankreich

Des châteaux de Bordeaux

Heute gefahren: 159 km und 680 hm
Übernachtung: Camping Municipal Rochefort (7,40 Euro inkl. Klopapier)
Wetteraussichten: Bedeckt. Wind mit 32 km/h aus süd-östlicher Richtung, Böen bis 61 km/h. Tagestemperatur zwischen 14°C und 26°C, Nachttemperatur 20°C. Regenwahrscheinlichkeit: 0 %, Regenmenge: n.a.
15.10.2023
  
  : 18°C
Talence, Nouvelle-Aquitaine / Frankreich

Bordeaux, Le droit à la paresse, Volet 2: Promeneur du dimanche

Übernachtung: Couch Surfing
Wetteraussichten: Überwiegend bewölkt. Wind mit 14 km/h aus nord-östlicher Richtung, Böen bis 36 km/h. Tagestemperatur zwischen 10°C und 21°C, Nachttemperatur 16°C. Regenwahrscheinlichkeit: 0 %, Regenmenge: n.a.
14.10.2023
  
  : 20°C
Talence, Nouvelle-Aquitaine / Frankreich

Bordeaux, Le droit à la paresse, Volet 1: Combattant de rue

Übernachtung: Couch Surfing
Wetteraussichten: Überwiegend bewölkt. Wind mit 14 km/h aus nord-östlicher Richtung, Böen bis 36 km/h. Tagestemperatur zwischen 10°C und 21°C, Nachttemperatur 16°C. Regenwahrscheinlichkeit: 0 %, Regenmenge: n.a.
13.10.2023
  
  : 27°C
Talence, Nouvelle-Aquitaine / Frankreich

Ins Café nach Sanguinet, um den halben See, an Biscarrosse vorbei, auf die Dune du Pilat, an die Marina von Arcachon und am Ende nach Bordeaux

Heute gefahren: 113 km und 450 hm
Übernachtung: Couch Surfing
Wetteraussichten: Bedeckt. Wind mit 14 km/h aus westlicher Richtung, Böen bis 36 km/h. Tagestemperatur zwischen 13°C und 21°C, Nachttemperatur 13°C. Regenwahrscheinlichkeit: 0 %, Regenmenge: n.a.
12.10.2023
  
  : 25°C
Sanguinet, Nouvelle-Aquitaine / Frankreich

Durch verbrannte Wälder zum sandig-gelben Seestrand meiner Kindheit nach Sanguinet

Heute gefahren: 160 km und 730 hm
Übernachtung: Campingplatz (7 Euro)
Wetteraussichten: Mäßig bewölkt. Wind mit 18 km/h aus süd-westlicher Richtung, Böen bis 47 km/h. Tagestemperatur zwischen 18°C und 25°C, Nachttemperatur 20°C. Regenwahrscheinlichkeit: 13 %, Regenmenge: n.a.
11.10.2023
  
  : 25°C
Condom, Occitanie / Frankreich

Vers la campagne (über mittelalterliche Dörfer)

Heute gefahren: 123 km und 1570 hm
Übernachtung: Ein kleiner Campingplatz, unweit des Flüsschens, naturbelassen, ohne Schnick und Schnack, und vor allem ohne viel Licht (11 Euro inkl. Ruhe)
Wetteraussichten: Überwiegend bewölkt. Wind mit 14 km/h aus süd-östlicher Richtung, Böen bis 18 km/h. Tagestemperatur zwischen 16°C und 30°C, Nachttemperatur 21°C. Regenwahrscheinlichkeit: 0 %, Regenmenge: n.a.
10.10.2023
  
  : 26°C
Colomiers, Occitanie / Frankreich

Canal du Midi, Étape 3 (50 km Treidelschotterpiste und 55 km geteerte Buckelwellenpiste)

Heute gefahren: 131 km und 590 hm
Übernachtung: Dauerwohnplätzchen in praktischer Stadtrandlage mit Autobahn- und Airbus-Werksflughafenanbindung (16 Euro inkl. kurzer Nachtflugpause)
Wetteraussichten: Klarer Himmel. Wind mit 14 km/h aus süd-östlicher Richtung, Böen bis 32 km/h. Tagestemperatur zwischen 16°C und 31°C, Nachttemperatur 20°C. Regenwahrscheinlichkeit: 0 %, Regenmenge: n.a.
09.10.2023
  
  : 27°C
Villemoustaussou, Occitanie / Frankreich

Canal du Midi, Étape 2 (95 km Treidelschotterpiste)

Heute gefahren: 119 km und 590 hm
Übernachtung: Campingplatz (15 Euro)
Wetteraussichten: Klarer Himmel. Wind mit 14 km/h aus östlicher Richtung, Böen bis 18 km/h. Tagestemperatur zwischen 16°C und 32°C, Nachttemperatur 19°C. Regenwahrscheinlichkeit: 0 %, Regenmenge: n.a.
08.10.2023
  
  : 26°C
Colombiers, Occitanie / Frankreich

Canal du Midi, Étape 1 (45 km Treidelschotterpiste)

Heute gefahren: 123 km und 510 hm
Übernachtung: Kleiner Campingplatz (12 Euro inkl. sonntäglicher Unkompliziertheit und telefonisch vereinbarter Bezahlung am Folgemorgen)
Wetteraussichten: Klarer Himmel. Wind mit 11 km/h aus süd-östlicher Richtung, Böen bis 11 km/h. Tagestemperatur zwischen 16°C und 28°C, Nachttemperatur 19°C. Regenwahrscheinlichkeit: 0 %, Regenmenge: n.a.
07.10.2023
  
  : 25°C
La Grande-Motte, Occitanie / Frankreich

Die Camargue: durch Salinen, vorbei an Stieren und Pferden, sowie leuchtend-roten Granatäpfeln

Heute gefahren: 138 km und 490 hm
Übernachtung: Campingplatz, unter großen Pinien (17 Euro inkl. eines Platzwächerts, der es scheinbar zu seiner Lebensaufgabe gemacht hat, aus der kleinsten Mücke einen Elefanten zu machen)
Wetteraussichten: Mäßig bewölkt. Wind mit 18 km/h aus nord-östlicher Richtung, Böen bis 22 km/h. Tagestemperatur zwischen 16°C und 23°C, Nachttemperatur 21°C. Regenwahrscheinlichkeit: 0 %, Regenmenge: n.a.
06.10.2023
  
  : 26°C
Aix-en-Provence, Provence-Alpes-Côte d’Azur / Frankreich

Azurblau und leuchtendes Piniengrün

Heute gefahren: 123 km und 1740 hm
Übernachtung: Camping chez Hubert (15 Euro inkl. Philosophisches)
Wetteraussichten: Klarer Himmel. Wind mit 11 km/h aus süd-westlicher Richtung, Böen bis 11 km/h. Tagestemperatur zwischen 19°C und 26°C, Nachttemperatur 22°C. Regenwahrscheinlichkeit: 0 %, Regenmenge: n.a.
05.10.2023
  
  : 26°C
Carqueiranne, Provence-Alpes-Côte d’Azur / Frankreich

Zu den feurig-roten Felsstränden meiner Kindheit

Heute gefahren: 146 km und 1230 hm
Übernachtung: Campingplatz auf der Halbinsel Giens (16,50 Euro)
Wetteraussichten: Ein paar Wolken. Wind mit 22 km/h aus westlicher Richtung, Böen bis 25 km/h. Tagestemperatur zwischen 21°C und 22°C, Nachttemperatur 21°C. Regenwahrscheinlichkeit: 0 %, Regenmenge: n.a.
04.10.2023
  
  : 25°C
Mandelieu-la-Napoule, Provence-Alpes-Côte d’Azur / Frankreich

Von Norditalien nach Südfrankreich, oder: von der Riviera Ligure an die Côte d'Azur

Heute gefahren: 128 km und 700 hm
Übernachtung: Campingplatz am westlichen Ende des Laufstegs von Cannes (15 Euro)
Wetteraussichten: Bedeckt. Wind mit 18 km/h aus südlicher Richtung, Böen bis 18 km/h. Tagestemperatur zwischen 18°C und 22°C, Nachttemperatur 18°C. Regenwahrscheinlichkeit: 0 %, Regenmenge: n.a.
03.10.2023
  
  : 24°C
Imperia, Ligurien / Italien

Bericht folgt

Heute gefahren: 114 km und 590 hm
Übernachtung: Campingplatz vor den Toren Imperias (17 Euro excl. Klopapier)
Wetteraussichten: Leichter Regen. Wind mit 29 km/h aus nord-östlicher Richtung, Böen bis 32 km/h. Tagestemperatur zwischen 20°C und 23°C, Nachttemperatur 21°C. Regenwahrscheinlichkeit: 37 %, Regenmenge: 0.11 mm.
02.10.2023
  
  : 26°C
Mele, Ligurien / Italien

Bericht folgt

Heute gefahren: 102 km und 1590 hm
Übernachtung: Campingplatz in der Republik Genua (17 Euro zzgl. freche 2 Euro Taxe für eine denkbar unsaubere und unaufgeräumte Stadt)
Wetteraussichten: Überwiegend bewölkt. Wind mit 14 km/h aus süd-östlicher Richtung, Böen bis 18 km/h. Tagestemperatur zwischen 17°C und 22°C, Nachttemperatur 18°C. Regenwahrscheinlichkeit: 0 %, Regenmenge: n.a.
01.10.2023
  
  : 26°C
Levanto, Ligurien / Italien

In treno per i Cinque Terre

Übernachtung: Campingplatz am Rande der Altstadt von Levanto (16 Euro)
Wetteraussichten: Ein paar Wolken. Wind mit 11 km/h aus nord-östlicher Richtung, Böen bis 11 km/h. Tagestemperatur zwischen 20°C und 26°C, Nachttemperatur 21°C. Regenwahrscheinlichkeit: 0 %, Regenmenge: n.a.
30.09.2023
  
  : 24°C
Levanto, Ligurien / Italien

Bericht folgt

Heute gefahren: 111 km und 1320 hm
Übernachtung: Campingplatz am Rande der Altstadt von Levanto (20 Euro)
Wetteraussichten: Klarer Himmel. Wind mit 11 km/h aus nördlicher Richtung, Böen bis 11 km/h. Tagestemperatur zwischen 20°C und 27°C, Nachttemperatur 21°C. Regenwahrscheinlichkeit: 0 %, Regenmenge: n.a.
29.09.2023
  
  : 24°C
Felegara, Emilia-Romagna / Italien

Bericht folgt

Heute gefahren: 141 km und 350 hm
Übernachtung: Agriturismo (55 Euro inkl. Frühstück)
Wetteraussichten: Ein paar Wolken. Wind mit 11 km/h aus nord-östlicher Richtung, Böen bis 7 km/h. Tagestemperatur zwischen 16°C und 28°C, Nachttemperatur 19°C. Regenwahrscheinlichkeit: 0 %, Regenmenge: n.a.
28.09.2023
  
  : 27°C
Peschiera del Garda, Venetien / Italien

Bericht folgt

Heute gefahren: 154 km und 170 hm
Übernachtung: Campingplatz am Gardasee (12,50 Euro)
Wetteraussichten: Mäßig bewölkt. Wind mit 11 km/h aus nördlicher Richtung, Böen bis 11 km/h. Tagestemperatur zwischen 19°C und 24°C, Nachttemperatur 22°C. Regenwahrscheinlichkeit: 0 %, Regenmenge: n.a.
27.09.2023
  
  : 27°C
Ferrara, Emilia-Romagna / Italien

Bericht folgt

Heute gefahren: 134 km und 110 hm
Übernachtung: Couch Surfing
Wetteraussichten: Bedeckt. Wind mit 14 km/h aus nord-östlicher Richtung, Böen bis 22 km/h. Tagestemperatur zwischen 17°C und 28°C, Nachttemperatur 20°C. Regenwahrscheinlichkeit: 0 %, Regenmenge: n.a.
26.09.2023
  
  : 26°C
Lido, Venetien / Italien

Bericht folgt

Übernachtung: Campingplatz auf der Nehrung vor der Lagunenstadt (16 Euro inkl. Mücken)
Wetteraussichten: Ein paar Wolken. Wind mit 32 km/h aus östlicher Richtung, Böen bis 50 km/h. Tagestemperatur zwischen 19°C und 27°C, Nachttemperatur 21°C. Regenwahrscheinlichkeit: 0 %, Regenmenge: n.a.
25.09.2023
  
  : 23°C
Lido, Venetien / Italien

Bericht folgt

Heute gefahren: 96 km und 40 hm
Übernachtung: Campingplatz auf der Nehrung vor der Lagunenstadt (16 Euro inkl. Mücken)
Wetteraussichten: Klarer Himmel. Wind mit 32 km/h aus östlicher Richtung, Böen bis 50 km/h. Tagestemperatur zwischen 17°C und 26°C, Nachttemperatur 22°C. Regenwahrscheinlichkeit: 0 %, Regenmenge: n.a.
24.09.2023
  
  : 23°C
Muzzana del Turgnano, Friaul-Julisch Venetien / Italien

Bericht folgt

Heute gefahren: 94 km und 60 hm
Übernachtung: Agriturismo (40 Euro inkl. Frühstück)
Wetteraussichten: Klarer Himmel. Wind mit 11 km/h aus nördlicher Richtung, Böen bis 18 km/h. Tagestemperatur zwischen 12°C und 24°C, Nachttemperatur 17°C. Regenwahrscheinlichkeit: 0 %, Regenmenge: n.a.
23.09.2023
  
  : 22°C
Aurisina Cave, Friaul-Julisch Venetien / Italien

Bericht folgt


Heute gefahren: 146 km und 1810 hm
Übernachtung: Couch Surfing
Wetteraussichten: Bedeckt. Wind mit 14 km/h aus nord-östlicher Richtung, Böen bis 29 km/h. Tagestemperatur zwischen 15°C und 20°C, Nachttemperatur 16°C. Regenwahrscheinlichkeit: 80 %, Regenmenge: n.a.
22.09.2023
  
  : 26°C
Rovinj, Istrien / Kroatien

Bericht folgt

Heute gefahren: 119 km und 1210 hm
Übernachtung: Private Pension (30 Euro)
Wetteraussichten: Mäßiger Regen. Wind mit 22 km/h aus süd-östlicher Richtung, Böen bis 32 km/h. Tagestemperatur zwischen 19°C und 23°C, Nachttemperatur 19°C. Regenwahrscheinlichkeit: 100 %, Regenmenge: 13.06 mm.
21.09.2023
  
  : 22°C
Rijeka, Primorje-Gorski kotar / Kroatien

Bericht folgt

Übernachtung: Kommerzielle Pension (35 Euro)
Wetteraussichten: Mäßiger Regen. Wind mit 22 km/h aus südlicher Richtung, Böen bis 40 km/h. Tagestemperatur zwischen 19°C und 24°C, Nachttemperatur 21°C. Regenwahrscheinlichkeit: 100 %, Regenmenge: 18.67 mm.
20.09.2023
  
  : 27°C
Rijeka, Primorje-Gorski kotar / Kroatien

Bericht folgt

Heute gefahren: 118 km und 2090 hm
Übernachtung: Kommerzielle Pension (35 Euro)
Wetteraussichten: Mäßiger Regen. Wind mit 14 km/h aus südlicher Richtung, Böen bis 25 km/h. Tagestemperatur zwischen 18°C und 22°C, Nachttemperatur 18°C. Regenwahrscheinlichkeit: 100 %, Regenmenge: 8.48 mm.
19.09.2023
  
  : 23°C
Rab, Primorje-Gorski kotar / Kroatien

Bericht folgt

Heute gefahren: 102 km und 1000 hm
Übernachtung: Private Pension (30 Euro)
Wetteraussichten: Leichter Regen. Wind mit 25 km/h aus süd-östlicher Richtung, Böen bis 36 km/h. Tagestemperatur zwischen 23°C und 24°C, Nachttemperatur 23°C. Regenwahrscheinlichkeit: 56 %, Regenmenge: 0.1 mm.
18.09.2023
  
  : 29°C
Zadar, Zadar / Kroatien

Bericht folgt

Heute gefahren: 95 km und 590 hm
Übernachtung: Private Pension (40 Euro)
Wetteraussichten: Leichter Regen. Wind mit 14 km/h aus östlicher Richtung, Böen bis 18 km/h. Tagestemperatur zwischen 22°C und 26°C, Nachttemperatur 24°C. Regenwahrscheinlichkeit: 75 %, Regenmenge: 0.52 mm.
17.09.2023
  
  : 26°C
Sibenik, Šibenik-Knin / Kroatien

Bericht folgt

Heute gefahren: 86 km und 840 hm
Übernachtung: Backpacker Hostel (20 Euro)
Wetteraussichten: Überwiegend bewölkt. Wind mit 14 km/h aus süd-westlicher Richtung, Böen bis 11 km/h. Tagestemperatur zwischen 22°C und 28°C, Nachttemperatur 24°C. Regenwahrscheinlichkeit: 0 %, Regenmenge: n.a.
16.09.2023
  
  : 25°C
Split, Split-Dalmatien / Kroatien

Bericht folgt

Übernachtung: Backpacker Hostel (40 Euro inkl. Frühstück)
Wetteraussichten: Leichter Regen. Wind mit 36 km/h aus süd-östlicher Richtung, Böen bis 47 km/h. Tagestemperatur zwischen 22°C und 25°C, Nachttemperatur 24°C. Regenwahrscheinlichkeit: 98 %, Regenmenge: 2.29 mm.
15.09.2023
  
  : 26°C
Split, Split-Dalmatien / Kroatien

Bericht folgt

Heute gefahren: 148 km und 1640 hm
Übernachtung: Backpacker Hostel (40 Euro inkl. Frühstück)
Wetteraussichten: Überwiegend bewölkt. Wind mit 11 km/h aus süd-westlicher Richtung, Böen bis 11 km/h. Tagestemperatur zwischen 20°C und 25°C, Nachttemperatur 22°C. Regenwahrscheinlichkeit: 0 %, Regenmenge: n.a.
14.09.2023
  
  : 21°C
Mostar, Föderation Bosnien und Herzegowina / Bosnien und Herzegowina

Bericht folgt

Heute gefahren: 131 km und 790 hm
Übernachtung: Private Pension (22,50 Euro)
Wetteraussichten: Leichter Regen. Wind mit 11 km/h aus nord-östlicher Richtung, Böen bis 11 km/h. Tagestemperatur zwischen 19°C und 30°C, Nachttemperatur 19°C. Regenwahrscheinlichkeit: 80 %, Regenmenge: 1.71 mm.
13.09.2023
  
  : 27°C
Kobilja Glava, Föderation Bosnien und Herzegowina / Bosnien und Herzegowina

Bericht folgt

Übernachtung: Hotel (40 Euro inkl. Frühstück)
Wetteraussichten: Klarer Himmel. Wind mit 7 km/h aus nord-westlicher Richtung, Böen bis 11 km/h. Tagestemperatur zwischen 14°C und 26°C, Nachttemperatur 16°C. Regenwahrscheinlichkeit: 0 %, Regenmenge: n.a.
12.09.2023
  
  : 31°C
Kobilja Glava, Föderation Bosnien und Herzegowina / Bosnien und Herzegowina

Bericht folgt

Übernachtung: Hotel (40 Euro inkl. Frühstück)
Wetteraussichten: Klarer Himmel. Wind mit 7 km/h aus nord-westlicher Richtung, Böen bis 11 km/h. Tagestemperatur zwischen 14°C und 26°C, Nachttemperatur 16°C. Regenwahrscheinlichkeit: 0 %, Regenmenge: n.a.
11.09.2023
  
  : 26°C
Kobilja Glava, Föderation Bosnien und Herzegowina / Bosnien und Herzegowina

Bericht folgt

Heute gefahren: 86 km und 940 hm
Übernachtung: Hotel (40 Euro inkl. Frühstück)
Wetteraussichten: Klarer Himmel. Wind mit 7 km/h aus westlicher Richtung, Böen bis 14 km/h. Tagestemperatur zwischen 17°C und 32°C, Nachttemperatur 18°C. Regenwahrscheinlichkeit: 0 %, Regenmenge: n.a.
10.09.2023
  
  : 27°C
Foča, Republika Srpska / Bosnien und Herzegowina

Bericht folgt

Heute gefahren: 96 km und 1240 hm
Übernachtung: Private Pension (35 Marka und 20 Fening bzw. 18 Euro)
Wetteraussichten: Klarer Himmel. Wind mit 7 km/h aus süd-westlicher Richtung, Böen bis 7 km/h. Tagestemperatur zwischen 13°C und 30°C, Nachttemperatur 17°C. Regenwahrscheinlichkeit: 0 %, Regenmenge: n.a.
09.09.2023
  
  : 20°C
Žabljak, Opština Žabljak / Montenegro

Wieder halbwegs auf den Beinen, aber noch nicht am Start

Beim Wechseln der Bremsbeläge passiert mir ein kleines Malheur und mir tropft der entscheidende Tropfen Öl zu viel aus dem vordern System. Zum Glück geschieht mir dies, im Bergrouristennest Žabljak (Жабљак), wo ich eine kompetenten Ski-und-Zweirad-Service finde. Igor, aus Moskau stammend, entlüftet meine Vorderradbremse, währenddessen andere Reparaturaufträgen (bzw. kapitale Schäden) vor der Tür seines kleinen, überfüllten Kellerladens landen und weitere am Telefon verhandelt werden.

Merke:
Alte Hotels sind die besten, mögen sie auch noch so abgerockt sein, denn
- es herrscht einfach Ruhe, es erklingt weder Popmusik noch irgendwelche andere Laute vom Band,
- Lichtschalter sind da wo sie hingehören,
- ein Spielgel hängt über dem Waschbecken,
- und die Dusche ist mit einem normalen Brausekopf ausgestattet und kein pseudo-aufregendes Rain-Shower-Erlebnis.

Übernachtung: Private Pension (32 Euro inkl. Frühstück)
Wetteraussichten: Ein paar Wolken. Wind mit 11 km/h aus nord-östlicher Richtung, Böen bis 18 km/h. Tagestemperatur zwischen 8°C und 22°C, Nachttemperatur 11°C. Regenwahrscheinlichkeit: 0 %, Regenmenge: n.a.
08.09.2023
  
  : 19°C
Žabljak, Opština Žabljak / Montenegro

Heute morgen fühle ich mich so, als könnte es ab nun wieder bergauf mit meiner Gesundheit gehen. Radovan und seine Mama habe sich ganz lieb um mich gekümmert, mir Suppen gemacht, Medikamente geholt, eingekauft, und immer wieder nachgefragt, wie es mir geht.

Dennoch muss ich heute das Quartier wechseln, da meiner derzeitige Bleibe für das Wochenende bereits vermietet ist. Also verabschiede ich mich mit viel Dank und radle die 6 km zurück ins Dorf, wo ich in einem großen Hotel, dass seine besten Winterskitage schon hinter sich hat, ein Zimmer nehme. Selbst nach dieser Aktion verspüre ich immer noch keinen Drang nach gebrannter Keramik. Das ist wohl ein echter Fortschritt!

Auf meinem sonnigen Einkaufsspaziergang treffe ich Rowan aus Oregon (USA), die in Ljubljana, der Hauptstadt von Slowenien, gestartet ist (nach dem Ende ihres dortigen Erasmus-Semesters) und mit ihrem Fahrrad, vor dem Start des Wintersemesters zumindest noch bis Albanien möchte. Sie spricht auf bemerkenswertem Niveau akzentfrei Deutsch. Rowan studiert Allgemeinen Maschinenbau an der TU Dresden und zwar auf Diplom, denn Maschinenbau kann man dort weiterhin auf Diplom studieren – und zwar ausschließlich!

Rowans Ziele für die nächsten fünf Jahre:
- Diplomabschluss
- drei Jahre Berufserfahrung sammeln
- deutsche Staatsbürgerin werden

Rowan möchte in Deutschland und auch im schönen Slowenien leben. Sie hat beschlossen nie wieder in den USA zu leben.

Übernachtung: Private Pension (32 Euro inkl. Frühstück)
Wetteraussichten: Klarer Himmel. Wind mit 14 km/h aus nord-östlicher Richtung, Böen bis 22 km/h. Tagestemperatur zwischen 7°C und 20°C, Nachttemperatur 9°C. Regenwahrscheinlichkeit: 0 %, Regenmenge: n.a.
07.09.2023
  
  : 17°C
Žabljak, Opština Žabljak / Montenegro

Krank im Bett und wieder öfter im Feuchtraum sitzend

Übernachtung: Private Pension (23 Euro inkl. Krankenverpflegung)
Wetteraussichten: Klarer Himmel. Wind mit 14 km/h aus nord-östlicher Richtung, Böen bis 22 km/h. Tagestemperatur zwischen 7°C und 20°C, Nachttemperatur 9°C. Regenwahrscheinlichkeit: 0 %, Regenmenge: n.a.
06.09.2023
  
  : 17°C
Žabljak, Opština Žabljak / Montenegro

Ohne Fieber krank im Bett und weniger in der Fliesengalerie

Übernachtung: Private Pension (23 Euro inkl. Krankenverpflegung)
Wetteraussichten: Klarer Himmel. Wind mit 14 km/h aus nord-östlicher Richtung, Böen bis 22 km/h. Tagestemperatur zwischen 7°C und 20°C, Nachttemperatur 9°C. Regenwahrscheinlichkeit: 0 %, Regenmenge: n.a.
05.09.2023
  
  : 11°C
Žabljak, Opština Žabljak / Montenegro

Mit Fieber krank im Bett und häufig auf dem nicht ganz so stillen Örtchen

Übernachtung: Private Pension (23 Euro inkl. Krankenverpflegung)
Wetteraussichten: Klarer Himmel. Wind mit 14 km/h aus nord-östlicher Richtung, Böen bis 22 km/h. Tagestemperatur zwischen 7°C und 20°C, Nachttemperatur 9°C. Regenwahrscheinlichkeit: 0 %, Regenmenge: n.a.
04.09.2023
  
  : 13°C
Žabljak, Opština Žabljak / Montenegro

Bericht folgt

Heute gefahren: 77 km und 1420 hm
Übernachtung: Private Pension (23 Euro inkl. Krankenverpflegung)
Wetteraussichten: Bedeckt. Wind mit 29 km/h aus nord-östlicher Richtung, Böen bis 50 km/h. Tagestemperatur zwischen 8°C und 14°C, Nachttemperatur 9°C. Regenwahrscheinlichkeit: 16 %, Regenmenge: n.a.
03.09.2023
  
  : 27°C
Bericht folgt

Heute gefahren: 93 km und 1530 hm
Übernachtung: Hotel (20 Euro)
Wetteraussichten: Leichter Regen. Wind mit 29 km/h aus nord-östlicher Richtung, Böen bis 47 km/h. Tagestemperatur zwischen 12°C und 18°C, Nachttemperatur 12°C. Regenwahrscheinlichkeit: 71 %, Regenmenge: 4.09 mm.
02.09.2023
  
  : 30°C
Podgorica, Podgorica / Montenegro

Bericht folgt

Heute gefahren: 75 km und 1300 hm
Übernachtung: Private Pension (15 Euro inkl. Frühstück)
Wetteraussichten: Ein paar Wolken. Wind mit 14 km/h aus nord-östlicher Richtung, Böen bis 22 km/h. Tagestemperatur zwischen 20°C und 31°C, Nachttemperatur 23°C. Regenwahrscheinlichkeit: 1 %, Regenmenge: n.a.
01.09.2023
  
  : 26°C
Budva, Budva / Montenegro

Bericht folgt

Übernachtung: Couch Surfing
Wetteraussichten: Klarer Himmel. Wind mit 11 km/h aus nord-westlicher Richtung, Böen bis 14 km/h. Tagestemperatur zwischen 21°C und 27°C, Nachttemperatur 24°C. Regenwahrscheinlichkeit: 0 %, Regenmenge: n.a.
31.08.2023
  
  : 24°C
Budva, Budva / Montenegro

Bericht folgt

Übernachtung: Couch Surfing
Wetteraussichten: Klarer Himmel. Wind mit 11 km/h aus nord-westlicher Richtung, Böen bis 14 km/h. Tagestemperatur zwischen 21°C und 27°C, Nachttemperatur 24°C. Regenwahrscheinlichkeit: 0 %, Regenmenge: n.a.
30.08.2023
  
  : 19°C
Budva, Budva / Montenegro

Bericht folgt

Heute gefahren: 87 km und 800 hm
Übernachtung: Couch Surfing
Wetteraussichten: Mäßiger Regen. Wind mit 14 km/h aus südlicher Richtung, Böen bis 14 km/h. Tagestemperatur zwischen 19°C und 24°C, Nachttemperatur 21°C. Regenwahrscheinlichkeit: 95 %, Regenmenge: 9.43 mm.
29.08.2023
  
  : 27°C
Shkodra, Shkodër / Albanien

Bericht folgt

Heute gefahren: 121 km und 270 hm
Übernachtung: Backpacker Hostel, Sonderbuchung, allein im Achtbettzimmer (1'500 Lek bzw. 13,50 Euro)
Wetteraussichten: Mäßiger Regen. Wind mit 18 km/h aus süd-östlicher Richtung, Böen bis 22 km/h. Tagestemperatur zwischen 19°C und 25°C, Nachttemperatur 19°C. Regenwahrscheinlichkeit: 100 %, Regenmenge: 18.65 mm.
28.08.2023
  
  : 36°C
Tirana, Tiranë / Albanien

Bericht folgt

Übernachtung: Hotel (6'460 Lek bzw. 59 Euro, inkl. Frühstück)
Wetteraussichten: Mäßiger Regen. Wind mit 14 km/h aus westlicher Richtung, Böen bis 22 km/h. Tagestemperatur zwischen 21°C und 28°C, Nachttemperatur 23°C. Regenwahrscheinlichkeit: 99 %, Regenmenge: 19.72 mm.
27.08.2023
  
  : 35°C
Tirana, Tiranë / Albanien

Bericht folgt

Übernachtung: Hotel (6'460 Lek bzw. 59 Euro, inkl. Frühstück)
Wetteraussichten: Überwiegend bewölkt. Wind mit 22 km/h aus westlicher Richtung, Böen bis 18 km/h. Tagestemperatur zwischen 24°C und 37°C, Nachttemperatur 24°C. Regenwahrscheinlichkeit: 1 %, Regenmenge: n.a.
26.08.2023
  
  : 35°C
Tirana, Tiranë / Albanien

Bericht folgt

Heute gefahren: 124 km und 190 hm
Übernachtung: Hotel (6'460 Lek bzw. 59 Euro, inkl. Frühstück)
Wetteraussichten: Klarer Himmel. Wind mit 22 km/h aus westlicher Richtung, Böen bis 14 km/h. Tagestemperatur zwischen 23°C und 36°C, Nachttemperatur 25°C. Regenwahrscheinlichkeit: 0 %, Regenmenge: n.a.
25.08.2023
  
  : 34°C
Mbrostar-Urë, Fier / Albanien

Bericht folgt

Heute gefahren: 121 km und 1160 hm
Übernachtung: Couch Surfing
Wetteraussichten: Klarer Himmel. Wind mit 18 km/h aus westlicher Richtung, Böen bis 14 km/h. Tagestemperatur zwischen 24°C und 34°C, Nachttemperatur 26°C. Regenwahrscheinlichkeit: 0 %, Regenmenge: n.a.
24.08.2023
  
  : 34°C
Gjirokastra, Gjirokastër / Albanien

Bericht folgt

Heute gefahren: 96 km und 920 hm
Übernachtung: Backpacker Hostel, Einzelzimmer (3'870 Lek bzw. 35 Euro inkl. Flöhe)
Wetteraussichten: Klarer Himmel. Wind mit 11 km/h aus westlicher Richtung, Böen bis 14 km/h. Tagestemperatur zwischen 23°C und 34°C, Nachttemperatur 24°C. Regenwahrscheinlichkeit: 0 %, Regenmenge: n.a.
23.08.2023
  
  : 35°C
Ioannina, Epirus / Griechenland

Bericht folgt

Heute gefahren: 130 km und 2560 hm
Übernachtung: Backpacker Hostel (17 Euro excl. Klimaanlage)
Wetteraussichten: Klarer Himmel. Wind mit 11 km/h aus süd-westlicher Richtung, Böen bis 11 km/h. Tagestemperatur zwischen 21°C und 34°C, Nachttemperatur 24°C. Regenwahrscheinlichkeit: 1 %, Regenmenge: n.a.
22.08.2023
  
  : 36°C
Kalampáka, Thessalien / Griechenland

Bericht folgt

Übernachtung: Hotel, Zimmer mit Balkon und Blick auf die Meteora-Felsen (35 Euro)
Wetteraussichten: Klarer Himmel. Wind mit 14 km/h aus östlicher Richtung, Böen bis 14 km/h. Tagestemperatur zwischen 22°C und 36°C, Nachttemperatur 27°C. Regenwahrscheinlichkeit: 8 %, Regenmenge: n.a.
21.08.2023
  
  : 35°C
Kalampáka, Thessalien / Griechenland

Bericht folgt

Heute gefahren: 85 km und 1150 hm
Übernachtung: Hotel, Zimmer mit Balkon und Blick auf die Meteora-Felsen (35 Euro)
Wetteraussichten: Klarer Himmel. Wind mit 14 km/h aus östlicher Richtung, Böen bis 14 km/h. Tagestemperatur zwischen 22°C und 36°C, Nachttemperatur 27°C. Regenwahrscheinlichkeit: 8 %, Regenmenge: n.a.
20.08.2023
  
  : 33°C
Elassóna, Thessalien / Griechenland

Bericht folgt

Heute gefahren: 70 km und 1140 hm
Übernachtung: Hotel (30 Euro)
Wetteraussichten: Klarer Himmel. Wind mit 14 km/h aus süd-östlicher Richtung, Böen bis 18 km/h. Tagestemperatur zwischen 22°C und 34°C, Nachttemperatur 26°C. Regenwahrscheinlichkeit: 33 %, Regenmenge: n.a.
19.08.2023
  
  : 32°C
Katerini, Zentralmakedonien / Griechenland

Bericht folgt

Heute gefahren: 100 km und 330 hm
Übernachtung: Hotel (45 Euro)
Wetteraussichten: Klarer Himmel. Wind mit 22 km/h aus süd-östlicher Richtung, Böen bis 22 km/h. Tagestemperatur zwischen 24°C und 33°C, Nachttemperatur 25°C. Regenwahrscheinlichkeit: 44 %, Regenmenge: n.a.
18.08.2023
  
  : 34°C
Thessaloniki, Zentralmakedonien / Griechenland

Bericht folgt

Übernachtung: Backpacker Hostel, Einzelzimmer (66 Euro)
Wetteraussichten: Klarer Himmel. Wind mit 25 km/h aus südlicher Richtung, Böen bis 25 km/h. Tagestemperatur zwischen 24°C und 34°C, Nachttemperatur 27°C. Regenwahrscheinlichkeit: 38 %, Regenmenge: n.a.
17.08.2023
  
  : 34°C
Thessaloniki, Zentralmakedonien / Griechenland

Bericht folgt

Übernachtung: Backpacker Hostel, Einzelzimmer (66 Euro)
Wetteraussichten: Klarer Himmel. Wind mit 25 km/h aus südlicher Richtung, Böen bis 25 km/h. Tagestemperatur zwischen 24°C und 34°C, Nachttemperatur 27°C. Regenwahrscheinlichkeit: 38 %, Regenmenge: n.a.
16.08.2023
  
  : 34°C
Thessaloniki, Zentralmakedonien / Griechenland

Bericht folgt

Heute gefahren: 81 km und 650 hm
Übernachtung: Backpacker Hostel, Einzelzimmer (55 Euro)
Wetteraussichten: Klarer Himmel. Wind mit 25 km/h aus südlicher Richtung, Böen bis 25 km/h. Tagestemperatur zwischen 24°C und 34°C, Nachttemperatur 27°C. Regenwahrscheinlichkeit: 38 %, Regenmenge: n.a.
15.08.2023
  
  : 30°C
Asproválta, Zentralmakedonien / Griechenland

Am Morgen komme ich ein weiteres Mal
unverhofft in den Genuss von Mariannes und Karls Frühstücksservice für Alleinradelnde. Heute steht unter anderem selbstgemachte Marillenmarmelade auf dem Tisch. Für ausreichend Kaffeé wird selbstverständlich ebenfalls gesorgt. Mit ein paar Reiseempfehlungen für die schönen Berge und Schluchten Montenegros im Gepäck, sattle ich wieder auf. Ein zweites Mal nehme ich nun Abschied von dem herzlichen Paar, den beiden hilfsbereiten Südosteuropaexperten. Nach dem Wasserkauf verlasse ich das Dorf unter den orthodoxen Gesänge des Priesters, die per Lautsprecher vom Kirchturm in die Gegend schallen. Heute ist Mariä Himmelfahrt. So viel weiß ich von meinen niederösterreichischen Freunden.

Alsbald erreiche ich das verschachtelte und doch mondäne Kavala (Καβάλα), dessen Altstadt auf einer Halbinsel liegt und schon zu Römerzeiten befestigt war. Auch hier schallen schöne Männergesänge von einem Kirchturm. Ich gönne mir einen Fredo Espresso sketo
(Φρέντο Εσπρέσσο σκέτο). Die Stadt gefällt mir sehr. Ob ihrer Betonarchitektur und der sich über die steilen Hügel streckenden Häuser, erinnert sie mich in den Häuserschluchten irgendwie an Wellington. Vom Boulevard aus betrachtet, der an der Marina vorbeiläuft, mutet sie hingegen wie eine italienische Stadt an.

Ich fahre weiter, denn es ist schon fast Mittag und ich bin noch keine 15 km weit gekommen. Ich fahre auf der gewundenen Küstenstraße, die manchmal ein wenig auf und ab geht. Die meisten weniger rücksichtsvolleren Autofahrer kommen aus Bulgarien und anderen Balkanländern. Fahrzeuge mit griechischem Nummernschild jedoch, überholen mich überwiegen mit großen Abstand und eben auch nur, wenn ausreichend Platz vorhanden ist. Auch eine griechische Hupe habe ich bis jetzt noch nicht vernommen.

An einem Strand unterhalb einer Burg und unter einer großen Platane mache ich Rast. Ich beobachte, wie offensichtlich Sinti und Roma versuchen Scheibenwischer an Autofahrer zu verkaufen – bei strahlendem Sonnenschein und mittlerweile fast 30 Grad.

Kurz darauf treffe ich Eyal aus Tel Aviv, der Stadt die eigentlich Tel Aviv-Jaffa heißt. Auf seinem Weg von Warschau nach Istanbul beschäftigt Eyal immer wieder eine Frage: Weshalb so viele Menschen, die er trifft Deutsch sprechen bzw. eine Zeit lang in Deutschland gewohnt haben? Er kann sich nicht erklären, warum Deutschland so viele Arbeitskräfte benötigen sollte. Auf meiner Route habe ich die gleiche Erfahrung wie Eyal gemacht und habe genauso wenig eine Erklärung dafür.

Am späten Nachmittag, auf den letzten Metern vor Asprovalta (Ασπροβάλτα) halte ich an einem belebten Restaurant an der Straße. Zunächst wollte ich mich nur mit Limonaden abkühlen, doch entscheide ich mich um und bestelle Tomatensalat und einen gegrillten Tintenfisch. Es schmeckt hervorragend. Der Koch spricht natürlich Deutsch, hat selbstverständlich in einem Restaurant in Düsseldorf gelernt und dort viele Jahre gelebt und gearbeitet.

Am frühen Abend erreiche ich den riesigen Campingplatz, welchen mir Marianne und Karl empfohlen haben. Auf diesem stehen wuchtige, teils 200 Jahre alte Bäume. Es ist ein ganz besonderer Platz. Zugleich soll er der größte Campingplatz des Balkans sein, was ich sofort glaube, denn er ist bestimmt zehnmal größer, als jeder andere Platz, den ich zuvor gesehen habe. Mittlerweile scheint jedoch über die Hälfte der Fläche nicht mehr genutzt zu werden und einige der Sanitäranlagen und kleinen Läden sind außer Betrieb bzw. verfallen.

Heute gefahren: 99 km und 450 hm
Übernachtung: Riesiger Campingplatz am Strand, unter teils 200 Jahre alten Bäumen (9,50 Euro)
Wetteraussichten: Klarer Himmel. Wind mit 14 km/h aus süd-östlicher Richtung, Böen bis 18 km/h. Tagestemperatur zwischen 23°C und 32°C, Nachttemperatur 25°C. Regenwahrscheinlichkeit: 6 %, Regenmenge: n.a.
14.08.2023
  
  : 31°C
Néa Karváli, Ostmakedonien und Thrakien / Griechenland

Unter einem grauen Himmel auf der Suche nach Farbtupfern

Beim Anblick der vielen kleinen Reliquienschreine am Wegesrand und dem Gedanken an die im Regelfall doch recht verkitschten, bildlichen Darstellungen in den oft düsteren orthodoxen Kirchen, wird mir der, eigentlich doch sehr offensichtliche Kontrast zur islamischen Architektur bewusst. Moscheen sind zumeist helle, einladende Räume, die mit schönen Teppichen ausgelegt sind und nur ohne Schuhe betreten werden. Fassaden und Räume sind mit vielen, rein geometrischen Formen geschmückt, die den Anschein von Neutralität, ja Offenheit erwecken.

Mir drängt sich unvermittelt die Schlussfolgerung auf, dass der Islam doch eigentlich die deutlich modernere Religion sein müsste, zumindest suggeriert mir dessen Kunst und Architektur eben dies. Meine Beobachtungen stehen jedoch im Kontrast dazu. In den meisten muslimisch geprägten Länder scheint die aktuelle Praxis des politischen Islams das genaue Gegenteil zu beweisen.

Zur Erinnerung daran, worauf jedoch alle drei großen monotheistischen Religionen fußen, möchte ich an dieser Stelle zwei Beispiele für die pauschalen Widerwärtigkeiten, der sogenannten heiligen Schriften des Judentums, des Christentums sowie des Islams zitieren:

„Wenn jemand bei einem Manne liegt wie bei einer Frau, so haben sie getan, was ein Gräuel ist, und sollen beide des Todes sterben“
(3. Buch Mose, Kapitel 20, Vers 13)

„Für die Ungläubigen sind Kleider aus Feuer geschnitten, gegossen wird siedendes Wasser über ihre Häupter, das ihre Eingeweide und ihre Haut schmilzt, und eiserne Keulen sind für sie bestimmt.“
(Sure 22, 19 ff.)

Leider sind das eben nur traurige Beispiele für eine große Zahl an unerträglichen Grausamkeiten bzw. Forderungen jener Schriftsammlungen. Wenn nun religiöse Führer behaupten, ihre Religionen seien rein friedlicher Natur, dann frage ich mich, weshalb niemand diese Passagen gestrichen hat oder streicht – vermutlich weil ihr Gott es eben nicht so will bzw. gesagt hat.

Vor dem Hintergrund solcher Verse, habe ich Verständnis für jede "Schuldige" und jeden "Ungläubigen" (jeweils aus der Sicht der fragwürdigen Schrift), der ein solches Buch öffentlich verbrennt (wie es beispielsweise ein verfolgter irakischer Christ in Schweden getan hat). Weshalb sollte ich ein Schriftstück nicht beschmutzen, zerreißen oder verbrennen dürfen, welches (selbstverständlich widerrechtlich) meine brutale Tötung fordert?

Es ist absurd zu denken oder zu behaupten, man könne einen beliebig vervielfältigbaren Gegenstand schänden. Im Falle der uralten, zusammengestückelten, "heiligen" Schriftsammlungen gilt wohl viel eher, dass sie in den derzeitig gebräuchlichen (von aktuell kann schließlich keine Rede sein), unkommentierten Formen, selbst eine Schande darstellen. Wenn es irgendwann verboten sein sollte, eine Schrift zu verbrennen, die an vielen Stellen Völker verhetzt sowie zu Mord, Totschlag und Steinigung aufruft, wäre das unweigerlich das Ende einer aufgeklärten, pluralistischen und demokratischen Gesellschaft. Es wäre vielleicht die Freiheit der Religionen, jedoch bestimmt nicht der Menschen.

Heute gefahren: 81 km und 190 hm
Übernachtung: Campingplatz am Strand, unter Bäumen und Palmen (11 Euro)
Wetteraussichten: Klarer Himmel. Wind mit 18 km/h aus südlicher Richtung, Böen bis 18 km/h. Tagestemperatur zwischen 25°C und 32°C, Nachttemperatur 27°C. Regenwahrscheinlichkeit: 0 %, Regenmenge: n.a.
13.08.2023
  
  : 30°C
Genisséa, Ostmakedonien und Thrakien / Griechenland

Pause

Übernachtung: Kommerzielle Pension (35 Euro)
Wetteraussichten: Klarer Himmel. Wind mit 14 km/h aus süd-westlicher Richtung, Böen bis 22 km/h. Tagestemperatur zwischen 23°C und 32°C, Nachttemperatur 26°C. Regenwahrscheinlichkeit: 0 %, Regenmenge: n.a.
12.08.2023
  
  : 29°C
Genisséa, Ostmakedonien und Thrakien / Griechenland

Mit dem Läuten der Glocken am Morgen, auch wenn es nur sehr kleine sind, fühle ich mich ein ganzes Stückchen näher an zu Hause.

Von meinen Platzgebern aus der Wiener Neustadt bekomme ich nach dem Aufstehen sehr freundlich einen guten Morgen gewünscht und einen Kaffee angeboten. Wenig später werde ich, wie selbstverständlich von Karl darüber informiert, dass das Frühstück fertig sei. Diese wunderbar herzlich-direkte Art geht mir gleich ins Herz. Auf dem Tisch steht alles, was ich mir wünschen könnte – und selbstgemachte Weichselmarmelade (Sauerkirschen), mein Lieblingssüßaufstrich!

Während wir frühstücken schweben unzählige Libellen über den Platz und wir fragen uns, weshalb. Nachdem ich meine Sachen zusammengerollt und eingepackt habe, entlässt mich Marianne mit Wiener-Wannen-Waffeln auf meine Weiterreise. Den ganzen windigen Tag über begleiten mich Libellen – an vielen Stellen. Zudem komme ich in den Genuss der ersten herrlich reifen und ehrlich erstohlenen Feigen.

Am frühen Nachmittag trete ich in eine kleine Gaststube, um etwas zu Essen zu bestellen. Am Tisch gegenüber der Theke sitzen zwei Frauen und ein Mann. Der Mann dreht sich zu mir um und schaut mich mit tränenden Augen an. Alle lachen und schneiden weiter Zwiebeln.

Vorbei an riesigen Baumwollplantagen und weitläufigen Lagunen, in denen die Flamingos keine Mühe haben, sich von den menschlichen Badegästen fern zu halten, gelange ich am Abend nach Fanari (Φανάρι), das am Rand einer solchen Lagune liegt.

Heute gefahren: 89 km und 890 hm
Übernachtung: Kommerzielle Pension (35 Euro)
Wetteraussichten: Klarer Himmel. Wind mit 14 km/h aus süd-westlicher Richtung, Böen bis 22 km/h. Tagestemperatur zwischen 23°C und 32°C, Nachttemperatur 26°C. Regenwahrscheinlichkeit: 0 %, Regenmenge: n.a.
11.08.2023
  
  : 30°C
Alexandroupolis, Ostmakedonien und Thrakien / Griechenland

Vier Kilometer vor der Grenze nach Yunanistan, wird die Straße sechsspurig, warum weiß keiner, aber es sieht vermutlich einfach besser aus. Sobald die übergroßen und palastähnlichen Gebäude des türkischen Grenzregimes in Sicht kommen, wird die Straße jedoch wieder vierspurig.

Erste Schranke, erster Kontrollposten:
Am türkischen Zoll fragt man mich nach meinem Ausweis sowie mehrmals nach meinem "Mötördökument", bevor man dann doch endlich einsieht, dass ich mit dem Fahrrad unterwegs bin und mich zu den Beamten der Grenzpolizei weiterziehen lässt.

Zweite Schranke, zweiter Kontrollposten:
Der Polizisten muss ich mein Helm abziehen. Ein Kopftuch hätte ich zur Identifizierung wohl anbehalten dürfen.

Zweite Schranke, dritter Kontrollposten:
20 Meter weiter werde ich abermals aufgefordert mich auszuweisen. Den Helm habe ich wieder aufgesetzt.

Dritte Schranke, vierter Kontrollposten:
Abermals verlangt eine Zollbeamter meine Ausweispapier; diesmal jedoch immerhin keinen Fahrzeugschein.

Nach der finalen Formalie fahre ich an einem von Soldaten bewachten militärischen Checkpoint und Sandsäcken vorbei, auf die nun zweispurige Grenzbrücke. In der Mitte der Brücke, exakt mittig über dem Grenzfluss stehen sich zwei türkische sowie zwei griechische Soldaten, je neben einem Häuschen samt wehender Nationalflagge, mit Sturmgewehren bewaffnet, schussbereit und in voller Kampfmontur gegenüber. Nach dem ich die beiden griechischen Soldaten passiert habe, wird der Brückenbelag im wahrsten Sinne des Wortes schlagartig sehr holprig. Am Ende der Brücke kommen ein paar geparkte Stacheldrahtbarrieren sowie eine Ausweiskontrolle auf griechischer Seite; das war's.

Ein leckeres Mittagessen bekomme ich in einem belebten Restaurant in einem kleinen Städtchen, jedoch erst nachdem ich, auf die Beantwortung der Frage nach meiner Herkunft, ein ironisches "Ausländer raus!" über mich ergehen lassen durfte. Alle Männer (die einzige Frau ist die Wirtin) im Restaurant sind ausgesprochen freundlich zu mir und sehr an meiner Reise interessiert. Beim Essen denke ich darüber nach, dass es doch eine merkwürdig unpraktische Folge von Nationalstaaten ist, dass die Menschen auf der anderen Seite der Grenze, teilweise eine fast gänzlich andere Sprache sprechen, als jene (mehr oder minder direkten) Nachbarn auf der anderen Seite der Linie. Das Konzept von harten Grenzen ist schon irgendwie verrückt, doch vermutlich auch eben eine Grundvoraussetzung dafür, welche eine Errungenschaft, wie etwa demokratische Teilhabe erst ermöglicht.

Nachdem mir für das sehr schmackhafte Mittagessen inklusive zwei Sodagetränken und einem Kaffee zwölf Euro berechnet wurden, wollte die sehr freundliche Wirtin meinen Euro Trinkgeld partout nicht annehmen.

Nachdem mir am Vormittags bereits Martijn aus den Niederlanden auf seinem Fahrrad entgegen gekommen ist, kommen am Nachmittag gleich zwei weitere Deutsche und eine In auf mich zu geradelt. Die Adria bzw. der Balkan scheint die deutlich beliebtere Route in den Osten, als mein exzessiver Donauumweg zu sein.

Am späten Nachmittag in Alexandroupolis (Αλεξανδρούπολη) halte ich zunächst bei der ersten mir zusagenden Gelegenheit für einen Frappé métrios me gála (φραπέ μέτριος με γάλα). Dieses Kalt- und Nationalgetränk besteht aus aufgeschäumtem Nescafe, einem Löffel Zucker sowie Milch, und wurde mir von meinem halbgriechischen Freund Thomas für heiße Nachmittage wärmstens empfohlen.

Nach einem Gyrosteller am frühen Abend und einer mühseligen Zeltplatzsuche auf dem überbuchten Campingplatz, der wie in Bulgarien eher einem SUV-Parkplatz gleicht, kann ich mein Zelt schließlich auf dem Stellplatz eines sehr zuvorkommenden Ehepaars aus Niederösterreich bzw. neben deren Wohnmobil in der Dämmerung aufschlagen. Da der Platz direkt am Strand liegt, nutze ich die Gelegenheit für ein paar abendliche Züge Schmetterling im ruhigen Meer. Danach dusche ich geschwind und verschwinde in mein Zelt, von dem aus ich die seichte Brandung hören kann.

Heute gefahren: 58 km und 250 hm
Übernachtung: Campingplatz am Strand (14 Euro)
Wetteraussichten: Klarer Himmel. Wind mit 25 km/h aus nord-östlicher Richtung, Böen bis 36 km/h. Tagestemperatur zwischen 23°C und 34°C, Nachttemperatur 24°C. Regenwahrscheinlichkeit: 0 %, Regenmenge: n.a.
10.08.2023
  
  : 29°C
İpsala, Edirne / Türkei

Heute Traumtag: Wolken, ein wenig Wind und bloß 30 Grad Celsius. Schlecht
für Bilder, und gut zum Fahren.

So schmelzen ausnahmsweise die Kilometer nur so dahin, anstatt ich in der Sonne. Zum Mittagessen fahre ich einen kleinen Hügel hinauf und in ein Dorf, wo ich in einem kleinen Restaurant (ich weiß nicht, ob es neben Köfte, Hühnerschenkeln und Salat auch noch andere Gerichte gibt) zusammen mit fünf Soldaten und zwei Förstern im Schatten der Veranda speise. Zum Nachtisch gibt es Melone und einen Kaffee. Den Raki lehne ich freundlich ab. Einer der Soldaten bewundert mein Gefährt, oder vielleicht auch nur dessen Spezialtarnfarbe (RAL 7009 Grüngrau).

Alsbald winde ich mich auf der alten, verlassenen und teils überwachsenen Landstraße den Hang eines Berges bzw. einer Bergkette hinauf. Kurz nach dem höchsten Punkt erblicke ich durch die Nadeln der Bäume eine Hubschrauber, einen großen Hubschrauber! Dieses Luftgefährt steht hier scheinbar startklar um Waldbrände zu löschen und ist, wie viele zuvor gesehene, geländegängige Löschfahrzeuge, mit dem Schriftzug "Orman" versehen, was Forst bedeutet. Ich schleiche neugierig um den Dinosaurier aus Sowjet-Produktion herum, was einem jungen Mann vom nahestehenden Haus auffällt. Ich gehe auf ihn zu und quatsche ihn an. Wir sitzen kurz darauf auf der Veranda des Hauses und ich bekomme, auf Nachfrage statt Çay, einen kalten Cola-Zitronen-Mix. Irfan arbeitet für die Forstbehörde und ist während der Einsätze für die Kommunikation/Funk verantwortlich (er hält selbst eine kommerzielle Pilotenlizenz für Flugzeuge, hat jedoch derzeit kein gültige Musterberechtigung/Type Rating). Sein Kollege Bahadir ist Forstingenieur und kommt wie Irfan aus der nahegelegenen Stadt Keşan. Und dann lerne ich noch Slavq, den Copiloten aus Sibirien sowie Max, den Flugingenieur von der Krim kennen. (Den Piloten wollte wohl niemand für einen Fahrradtouristen wecken.)

Nebenbei stellen wir bzw. ich fest, dass ich genau diesen Hubschrauber mit dieser Crew bereits zwei Tage zuvor im Einsatz gesehen habe. Kurz vor der großen Brücke bei Gelibolu, die unmittelbarer Nähe der Straße war am Abend ein Feuer ausgebrochen, dass ich von weithin sehen und dann bald auch riechen konnte. Wäre der Hubschrauber nicht schnell zur Stelle gewesen, hätte ich wohl jene Straße für Tage nicht passieren können bzw. die schmale Halbinsel nach Nordenosten überhaupt gar nicht verlassen können. Es war, wie vermutlich immer dort/hier, sehr windig, was das Feuer angefacht und sicher in kurzer Zeit über die gesamte Breite der Halbinsel getrieben hätte.

Die Türkei least jedes Jahr 40 zusätzliche Hubschrauber aus Russland und anderen Ex-Sowjetrepubliken samt Crew (sogenanntes wet-leasing) zur Brandbekämpfung über die vier Sommermonate. Drohnen überwachen die gesamte gefährdete Waldfläche lückenlos, 24 Stunden am Tag, wodurch extrem kurze Reaktionszeiten gewährleistet werden können, was die Gefahr verringert, dass Brände außer Kontrolle geraten. Seit den großen Waldbränden vor zwei Jahren, in der Nähe von Antalya, sind 10 Drohen vom Typ Bayraktar TB2 aus türkischer Produktion dauerhaft dafür abgestellt bzw. in der Luft (vormals 2).

Während türkische Drohnen des gleichen Typs der Ukraine helfen, sich gegen Putins Armee zu behaupten, bekämpfen die gleichen Drohnen, zusammen mit russischen Piloten und einem ukrainischen Flugingenieur Waldbrände in der Türkei. So komplex ist die Welt. Das vermag auch keine, wie auch immer anders geartete, feministische, deutsche Außenpolitik aufzulösen.

Das Gute an der Hitze der letzten Wochen war, dass die Hunde meist lediglich antriebslos zu mir aufschauten und mich anstandslos passieren ließen. Dass die Hunde ihr Gemüt über die letzten 1'000 km nicht grundlegend geändert haben, beweist der heutige, verhältnismäßig kühle und bewölkt Tag. Insbesondere nach der Dämmerung sind die Hunde wieder unangenehm rudel- und angriffslustig.

Nach Sonnenuntergang verhandle ich in meinem Wunschhotel mit sicherem Fahrradstellplatz, so wie immer, den Preis. Dies funktioniert in der Türkei wunderbar, denn offensichtlich dürfen und wollen die Angestellten hier, im Vergleich zu den meisten westlichen Ländern, Verantwortung tragen. Beim ersten Bezugsversuch in der ersten Etage fällt mir sofort auf, dass ich nicht wie gewünscht, ein Zimmer nach hinten raus (weg von der Straße) erhalten habe. Zudem lässt sich das Fenster nicht richtig schließen. Also zurück zum Empfang. Ich bitte abermals um ein Zimmer nach hinten und explizit, falls verfügbar, um die 108, die 109, oder die 110. Der Mann nickt, entschuldigt sich und wuselt mit den Key Cards. Ich bekomme eine Karte für das Zimmer 114, was noch weiter zur Straße hin liegt, als das erste. Ich weise den Mann abermals auf meinen Wunsch hin, die 108, die 109, oder die 110 zu erhalten. Der Mann nickt, entschuldigt sich und wuselt mit den Key Cards. Ich bekomme eine Karte für die 111. Nun gut; knapp daneben ist zwar auch vorbei, doch ich gebe mich mit dem Verhandlungsergebnis zufrieden.

Um 21:30 Uhr beziehe ich schließlich mein Zimmer, 7 km vor dem Grenzfluss Mariza und lausche zum letzten Mal dem Fernsprech-Muezzin von einem türkischen Minarett. Morgen geht's nach Yunanistan, wie die Türken Hellas (Eigenbezeichnung Griechenlands) nennen.

"Tüt, tut, töt"... halt, stop, ich korrigiere: Gegen 22:00 Uhr wählt sich noch ein andere Muezzin, oder vielleicht der gleiche, auf jeden Fall auf einem anderen Minarett ein.

Heute gefahren: 108 km und 1110 hm
Übernachtung: Hotel (1'000 Lira bzw. 34 Euro, inkl. Frühstück)
Wetteraussichten: Klarer Himmel. Wind mit 32 km/h aus nord-östlicher Richtung, Böen bis 50 km/h. Tagestemperatur zwischen 22°C und 36°C, Nachttemperatur 28°C. Regenwahrscheinlichkeit: 0 %, Regenmenge: n.a.
09.08.2023
  
  : 26°C
Gelibolu, Çanakkale / Türkei

Ich verstecke mich für einen Tag vor dem Nordwind in Gelibolu.

Übernachtung: Kommerzielle Pension (1'000 Lira bzw. 34 Euro, inkl. Frühstück)
Wetteraussichten: Leichter Regen. Wind mit 40 km/h aus östlicher Richtung, Böen bis 58 km/h. Tagestemperatur zwischen 24°C und 31°C, Nachttemperatur 27°C. Regenwahrscheinlichkeit: 27 %, Regenmenge: 0.19 mm.
08.08.2023
  
  : 30°C
Gelibolu, Çanakkale / Türkei

In den Spuren der Stiefel, der unberittenen Kavallerie aus Australien und Neuseeland, durch deren Schützengräben Richtung Chunuk Bair, dem Gipfel auf dem die Türken unter dem Kommando von Mustafa Kemal auf die Eindringlinge warteten.

"Those heroes that shed their blood and lost their lives... you are now lying in the soil of a friendly country. Therefore, rest in peace. There is no difference between the Johnnies and the Mehmets to us where they lie side by side here in this country of ours... You the mothers who sent their sons from far away countries wipe away your tears. Your sons are now lying in our bosom and are in peace. After having lost their lives on this land they have become our sons as well."

Atatürk, 1934

Heute gefahren: 92 km und 1030 hm
Übernachtung: Kommerzielle Pension (1'000 Lira bzw. 34 Euro, inkl. Frühstück)
Wetteraussichten: Leichter Regen. Wind mit 40 km/h aus östlicher Richtung, Böen bis 58 km/h. Tagestemperatur zwischen 24°C und 31°C, Nachttemperatur 27°C. Regenwahrscheinlichkeit: 27 %, Regenmenge: 0.19 mm.
07.08.2023
  
  : 28°C
İntepe, Çanakkale / Türkei

Über die Schlachtfelder des Ersten Weltkriegs und unzählige Soldatenfriedhöfe zurück nach Europa:
ich fahre auf die Dardanellen zu, jener strategisch so bedeutenden und vormals stark umkämpften Meerenge.

Am 19. Februar 1915 versuchte die Triple Entente (Allianz zwischen Frankreich, Russland und dem Vereinigten Königreich zu Beginn des 20. Jh.), unter Führung des Britischen Empires, zunächst mit einem Seeangriff (mit Kriegsschiffen vom Mittelmeer kommend), die mit deutscher Hilfe befestigte Meerenge bei Çanakkale (engste Stelle) zu durchqueren, um letztlich die Hauptstadt Konstantinopel bedrohend zu können, jedoch ohne Erfolg. Nach einem zweiten vergeblichen Versuchen zur See bei Çanakkale vom 18. März, gescheitert an den Kanonen von Alfried Krupp sowie an den ausgelegten Minenfeldern, begann die britische Admiralität mehr schlecht als recht, eine Landungsoperation vorzubereiten. Dazu zogen sie unter anderem drei australische und eine neuseeländische Kavalleriebrigade aus Ägypten zusammen. Diese wurden während der Invasion als Infanterieeinheiten (zu Fuß) eingesetzt und waren für eben eine solche Landungsoperation überhaupt nicht ausgebildet.

Am 24. März 1915 übernahm der deutsche General Liman von Sanders den Oberbefehl über die zur Verteidigung der Dardanellen neu gebildete 5. Osmanische Armee auf der Halbinsel Gallipoli. Kommandant sämtlicher Küstenbefestigungen in den Dardanellen und im Bosporus war der deutsche Admiral Guido von Usedom. Als Delegierter des Flottenkommandos und Kommandant allen schwimmenden Materials fungierte in Çanakkale der deutsche Vizeadmiral Johannes Merten.

Am Morgen des 25. April 1915, nach schwerem Beschuss durch Schiffsartillerie, begann schließlich die großangelegte Invasion der Gallipoli-Halbinsel durch die Triple Entente. Ein gewisser Mustafa Kemal, Kommandant der 19. osmanischen Division, erkannte die Situation und setzte sofort seine Verstärkungstruppen in Bewegung. Überliefert ist der Befehl des türkischen Offiziers Mustafa Kemals an seine Soldaten an einem Frontabschnitt während der ersten Phase der Invasion, an welchem diese wegen Munitionsmangels den Rückzug erwogen: Sie sollten unter allen Umständen ausharren und notfalls nur mit aufgesteckten Bajonett kämpfen und die Stellung halten, so lange bis die Verstärkung eingetroffen ist.

Als auch die Landungsoperation der Alliierten ins Stocken geriet, war der damalige Verantwortliche, der Erste Lord der Admiralität (heute vergleichbar mit dem Verteidigungsminister), Winston Churchill gezwungen am 18. Mai 1915 seinen Rücktritt einzureichen. Nachdem an vielen Frontabschnitten eine Pattsituation eingetreten war, gingen die Kampfhandlungen in einen grausamen Stellungskrieg über, während dem sich die gegnerischen Soldaten in ihren Schützengräben teilweise nur acht Meter gegenüber standen oder besser hockten. Immer wieder wurden Feuerpausen vereinbart, in denen beide Parteien Friedhöfe an Ort und Stelle anlegten und ihre jeweiligen Toten zu Grabe trugen (wo sie auch heute noch liegen). Nach Monaten verlustreicher Grabenkämpfe ohne entscheidende Fortschritte beschloss Lord Kitchener am 19. November die Evakuierung. Die letzten Einheiten verließen Gallipoli am 9. Januar 1916.

Nach dem Abzug der Truppen blieben über 100'000, zumeist australische, neuseeländische und natürlich türkische, in vielen Fällen bis zur Unkenntlichkeit entstellt, leblose Körper im sandigen Boden der Halbinsel zurück. Es war eine der blutigsten Schlachten des Krieges.

Der Offizier Mustafa Kemal ist auf diesem Boden, durch seine Verdienste bei der Verteidigung der Halbinsel Gallipoli zum Kriegsheld (Ehrentitel "Pascha") geworden. Es war ebenso der Beginn seiner allgemeinen Verehrung als Volksheld. Jener Mann wurde, nach dem (verlorenen) Ersten Weltkrieg und während der Phase des Zerfalls des Osmanischen Reichs zum noch berühmteren und erfolgreichen Freiheitskämpfer für die türkische Unabhängigkeit, und letztlich zum Begründer und ersten Präsidenten der modernen, laizistischen Türkei. Seit einem Parlamentsbeschluss vom Jahr 1934 ist dieser weitläufig unter dem Namen Atatürk, als "Vater der Türken" bekannt.

Heute gefahren: 75 km und 560 hm
Übernachtung: Kommerzielle Pension (1'000 Lira bzw. 34 Euro, inkl. Frühstück)
Wetteraussichten: Leichter Regen. Wind mit 43 km/h aus nord-östlicher Richtung, Böen bis 61 km/h. Tagestemperatur zwischen 24°C und 32°C, Nachttemperatur 26°C. Regenwahrscheinlichkeit: 40 %, Regenmenge: 0.56 mm.
06.08.2023
  
  : 28°C
İntepe, Çanakkale / Türkei

Zwar soll das Thermometer heute nur noch auf maximal 30 Grad klettern, doch kommt mit dem Südwind am Morgen ein kurzer Regenschauer und eine ungnädige hohe Luftfeuchtigkeit über bzw. an den Frühstückstisch. Da ich mir nun jedoch schon eigenmächtig drei konsekutive Tage Hitzefrei gegönnt habe, wäre es den Leserinnen wohl kaum vermittelbar, die Beine, mit leicht variierter Ausrede, weiterhin ruhen zu lassen; also los:

vom Athenatempel auf zum sagenumwobenen Troja – zumindest dorthin, wo der deutsche Archäologe Heinrich Schliemann (19. Jh. n. Chr.) die Stadt Ilios, so wie die Stadt eigentlich hieß, die der griechischer Dichter Homer (8. Jh. v. Chr.) beschrieben hat, behauptete ausgegraben zu haben. Dabei ist Troas (bzw. Troja) eigentlich der Name der Landschaft um die Stadt. Ob, das von Homer beschrieben Ilios (bzw. Troja) jemals existierte oder mehr literarische Fiktion als Realität war, ist hingegen keine historisch gesicherte Tatsache. Fest steht lediglich, dass sich auf dem Hisarlık Tepe (Palasthügel), den Schliemann durchwühlte, eine viele Tausend Jahre alte Siedlungsgeschichte nachweisen lässt.

Heute gefahren: 87 km und 1180 hm
Übernachtung: Kommerzielle Pension (800 Lira bzw. 27 Euro, inkl. Frühstück)
Wetteraussichten: Leichter Regen. Wind mit 43 km/h aus nord-östlicher Richtung, Böen bis 61 km/h. Tagestemperatur zwischen 23°C und 33°C, Nachttemperatur 26°C. Regenwahrscheinlichkeit: 39 %, Regenmenge: 0.49 mm.
05.08.2023
  
  : 33°C
Behram, Çanakkale / Türkei

Hitzewelle abreiten zu Fuße des Athenatempels und der Akropolis von Assos, Tag 3:

Stromausfall in der Nacht: alles ist dunkel im Hotel, natürlich auch die Beschilderung der Fluchtwege und Notausgänge, die Automatiktüre im Foyer (ohne manuellen Seiteneingang) gibt den potentiellen Fluchtweg nicht frei, WLAN und Internet funktionieren weiterhin

Übernachtung: Hotel (3'000 Lira bzw. 100 Euro, inkl. Frühstück)
Wetteraussichten: Klarer Himmel. Wind mit 29 km/h aus nord-östlicher Richtung, Böen bis 40 km/h. Tagestemperatur zwischen 21°C und 28°C, Nachttemperatur 23°C. Regenwahrscheinlichkeit: 3 %, Regenmenge: n.a.
04.08.2023
  
  : 33°C
Behram, Çanakkale / Türkei

Hitzewelle abreiten zu Fuße des Athenatempels und der Akropolis von Assos, Tag 2:

Keine besonderen Vorkommnisse

Übernachtung: Hotel (3'000 Lira bzw. 100 Euro, inkl. Frühstück)
Wetteraussichten: Klarer Himmel. Wind mit 29 km/h aus nord-östlicher Richtung, Böen bis 40 km/h. Tagestemperatur zwischen 21°C und 28°C, Nachttemperatur 23°C. Regenwahrscheinlichkeit: 3 %, Regenmenge: n.a.
03.08.2023
  
  : 32°C
Behram, Çanakkale / Türkei

Hitzewelle abreiten zu Fuße des Athenatempels und der Akropolis von Assos, Tag 1:

Der Architekt des vor drei Monaten eingeweihten Möchtegern-Luxushotels, in dem ich abgestiegen bin, hat wohl nicht alle Vorlesungen während seines Studiums besucht. Beim Treppen auf- und abgehen (Treppenhäuser sind Fluchtweg) muss man acht geben bzw. den Kopf einziehen, um sich diesen nicht an der darüber liegenden Treppe zu stoßen. Eine behördliche Bauabnahme bzw. -aufsicht scheint es demnach nicht zu geben, oder diese ist korrupt.

Übernachtung: Hotel (3'000 Lira bzw. 100 Euro, inkl. Frühstück)
Wetteraussichten: Klarer Himmel. Wind mit 29 km/h aus nord-östlicher Richtung, Böen bis 40 km/h. Tagestemperatur zwischen 21°C und 28°C, Nachttemperatur 23°C. Regenwahrscheinlichkeit: 3 %, Regenmenge: n.a.
02.08.2023
  
  : 31°C
Behram, Çanakkale / Türkei

Für heute waren bereits nicht gerade erfrischende 34 Grad Celsius angesagt. Doch schon gegen Mittag erreicht das Quecksilber 40 Grad im Schatten. Jedoch auch dieser Wert verkommt, im Angesicht der Tatsache, dass es auf dem Fahrrad im Allgemeinen und in dieser Gegend im Speziellen kaum Schatten gibt, zu einer rein theoretischen Größe.

Obwohl ich mir für heute nur 60 km vorgenommen habe, ziehen sich die Kilometer wie eine Ewigkeit, da ich mich quasi nur von Schattenfleck zu Schattenfleck flüchte, allerdings zunehmend in Schleichfahrt; ob eine Baumkrone oder auch nur ein kleiner Busch, Hauptsache der Dez (ugs. für Kopf) ist wieder für ein paar Minuten aus der Sonne.

In diesen Tagen (und vor allem heute) wird das Wasser in den Flaschen nun wieder schnell so heiß, dass man eher Teebeutel reinhängen möchte, als es bei dieser Temperatur ohne Geschmack zu trinken.

An einer Steigung kommt ein Mann durch das Tor seines Grundstücks, sieht mich und ruft "Bravo!" und noch irgendetwas anderes, das ich nicht verstehe. Es ist Meco, der mich kurz darauf auf dem Motorrad einholt und mit dem ich, auf dem um die Ecke gelegenen Dorfplatz, im Schatten einer von Wein berankten Pergola auf Deutsch ins Gespräch komme. Der fröhliche Mann ist in Krefeld aufgewachsen und ist mehr als 20 Jahre in Berlin Taxi gefahren. Nach der Scheidung von seiner Frau ist er hierhin, ins Dorf seiner Eltern gekommen. Da er nicht viel vom Konzept unbeschäftigter Verrentung hält, hält er auf 18'500 Quadratmetern Land ein paar Ziegen und Schafe und sich in Bewegung.

Nach dem Tschüss und dem Auffüllen der Flaschen mit frischem, kühlem Wasser an der Dorfzapfstelle, geht es noch einmal einen Hügel hinauf, bevor ich wieder bergab durch von Zikaden bevölkerte, duftende Pinienwälder. dahingleiten kann. Der Wind rauscht in den Nadeln und alsbald kann ich zum ersten Mal das Dunkelblau des Mittelmeers und die griechische Insel Lesbos ausmachen. Ich bin fast da.

Doch den Athenatempel haben die Hellenen eben nicht irgendwo an die Küste gebaut sondern auf die Akropolis (Burgberg) der Stadt Assos. Also geht es noch einmal langsam, diesen letzten antiken Anstieg hinauf, bevor ich meinen Esel zunächst im Schatten parken und die alten Steine zu Fuß erkunden kann. Niemand Geringeres als der berühmte Aristoteles weilte hier von 347 bis 345 v. Chr.; das sind wahrhaftig große Fußstapfen.

Zu guter Letzt rolle ich am Abend den Berg hinunter, zu einem kleinen Hafen, wo ich in einem neuen, halbwegs anständigen Hotel für die nächsten drei Tage mein Hitzerefugium beziehe. Da die Temperaturen in dieser Zeit weiterhin über 35 Grad liegen sollen, nehme ich mir vor, mein klimatisiertes Zimmer nur in Notfällen (z.B. zum Essen) zu verlassen.

Heute gefahren: 63 km und 850 hm
Übernachtung: Hotel (3'000 Lira bzw. 100 Euro)
Wetteraussichten: Klarer Himmel. Wind mit 29 km/h aus nord-östlicher Richtung, Böen bis 40 km/h. Tagestemperatur zwischen 21°C und 28°C, Nachttemperatur 23°C. Regenwahrscheinlichkeit: 3 %, Regenmenge: n.a.
01.08.2023
  
  : 30°C
Bayramiç, Çanakkale / Türkei

Nach der herzlichen Verabschiedung von meinen überfreundlichen Gastgebern und einem kurzen Frühstück in einer Bäckerei (mit Çay) breche ich gen Südwesten auf.

Heute wird es sehr hügelig, und natürlich wieder sehr warm werden. Zunächst starte ich jedoch unter einer angenehmen Wolkendecke und fahre ich durch halbverlassene, halbverfallene Dörfer. Später werden die Dörfer belebter und deren Bewohner bzw. Bauern betreiben oft Viehwirtschaft.

In der Nachmittagshitze durchquere ich ein ehemaligen Braunkohletagebau. Nach dem ich die Trostlosigkeit der umgewälzten Landschaft und die immer noch rauchenden Kraftwerke hinter mir gelassen habe kann ich auch noch viele Kilometer später die verbrannte Kohle riechen. Am Himmel sind nun kaum noch Wolken und meine kleben oft spür- und hörbar am schwarzen Bitumen des Asphalts.

In Bayramiç, meinem gewünschten und ersehnten Etappenziel nach zehrender Fahrt, finde ich zunächst kein freies Bett, was angeblich an einem Festival liegt. (Außer Lärm bzw. lautet Musik von einer Hochzeit, kann ich jedoch am Abend keine Festivitäten ausmachen.) Zwar sind die meisten Hoteliers sehr hilfsbereit und telefonieren für mich andere Hotels und Pensionen ab, doch 'full' bleibt eben 'full'.

Im letzten Hotel schließlich, das fast außerhalb der Stadt liegt, bekomme ich zwar ebenfalls kein Bett, doch der nette Mann von der Rezeption schafft es tatsächlich nach vielen Telefonaten (und ich vermute auch Bitten und Flehen) mir ein Zimmer in einem Wohnheim für Arbeiter bzw. Lehrer zu verschaffen (vermutlich wird dort normalerweise nur wochen- oder monatsweise vermietet). Während mein Telefonjoker am Hörer hängt, kommen russische Hubschrauberpiloten mit einem Kleinbus im Hotel an, welche in der Region bei der Bekämpfung von Waldbränden helfen. (Ob des Krieges in der Ukraine und der klaren Fronten, werden in diesem Jahr wohl kaum russische Piloten bzw. Löschflugzeuge bei der Brandbekämpfung in Griechenland helfen.)

Mit einer extra bestellten Motorradeskorte werde ich zurück in die Stadt und zum Wohnheim geleitet, wo mich eine überfreundlicher älterer Mann willkommen heißt. Zwar sprechen wir beide keinen Brocken der Sprache des anderen, doch nach vielen, zuweilen anstrengenden Missverständnissen, bekommen wir dann doch noch alles geklärt, und ich endlich eine Dusche und meine Ruhe.

Heute gefahren: 103 km und 1710 hm
Übernachtung: Kommerzielle Pension (250 Lira bzw. 8,50 Euro)
Wetteraussichten: Überwiegend bewölkt. Wind mit 29 km/h aus nord-östlicher Richtung, Böen bis 50 km/h. Tagestemperatur zwischen 20°C und 28°C, Nachttemperatur 20°C. Regenwahrscheinlichkeit: 8 %, Regenmenge: n.a.
31.07.2023
Biga, Çanakkale / Türkei

Ich verbringe den ganzen Tag mit Mecit in Biga. In der Stadt scheint er alles und jeden zu kennen. Wir können kaum Hundert Meter gehen, ohne dass ihn jemand anspricht oder er eine Hand schüttelt. In den Ladengeschäft seiner Freunde drehen sich die Gespräche immer wieder um die ökonomischen Probleme bzw. die enorme Inflation im Land; der Tenor: Deutschland gut, Türkei Stress, fuck Erdogan!

Mit der Familie essen wir in einem Restaurant zu Mittag und fahren danach die 20km mit Mecits Papa in das 50-Seelen-Dorf Selvi, in dem er aufgewachsen ist. Nach einem kleine Rundgang und dem obligatorischen Çay im Dorf-Café fahren wir zu zweit wieder zurück in die Stadt.

Mecit bemerkt, dass er Deutschland vermisse. Er sagt, dass die Türkei schön sei, aber die Türken kein Respekt vor einander hätten. In Deutschland hingegen grüßten sich alle am Morgen. Wohin man gehe interessiere niemanden in der Türkei. Am Samstag wird Mecit zusammen mit seiner Familie wieder nach Düsseldorf fliegen bzw. Gladbeck fahren.

In der Türkei erzählt man sich seit einer Weile, dass die Deutschen neidisch auf die Türken seien. Weshalb weiß keiner; höchstens vielleicht Erdogans Propagandaminister.

Merke: Gast zu sein bedeutet in der Türkei, dass einem unter keinen Umständen vergönnt ist, auch nur die kleinste Kleinigkeit auf eigene Rechnung zu verzehren.

Übernachtung: Couch Surfing
Wetteraussichten: . Wind mit 0 km/h aus unbestimmter Richtung, Böen bis 0 km/h. Tagestemperatur zwischen 0°C und 0°C, Nachttemperatur 0°C. Regenwahrscheinlichkeit: 0 %, Regenmenge: n.a.
30.07.2023
  
  : 32°C
Biga, Çanakkale / Türkei

Die ersten 40 km des Tages geht es wieder an der steilen Küste des Marmarameers entlang, über einen sehr holprigen, dafür aber wunderbar einsamen Weg, der das ständige Hoch-und Runter immer wieder mit grandiosen Ausblicken zu belohnen versteht.

Die verbleibenden 80 km muss ich, aus Mangel an Alternativen, größten Teils auf dem Standstreifen der Schnellstraße fahren, was sich jedoch viel angenehmer als gedacht gestaltet, und mich wieder daran erinnert, dass es eben nur ein Land auf diesem Planeten mit einem völlig hirnlosen Straßenverkehrsordnungsparagraphen gibt – und die Türkei es eben nicht ist. Aus jenem Grund fahren die Fahrzeuge mit angemessener Geschwindigkeit auf allen Spuren und ich muss auch nicht fürchten mein Gehör zu verlieren, weil hier kaum jemand für so eine schwachsinnige Sonderausstattung wie etwa eine elend laute Sportauspuffanlage Geld auszugeben bereit wäre.

So fährt es sich sehr angenehm auf dem breiten sauberen Standstreifen und ich lege die verbliebenen 80 km nach Biga in der gleichen Zeit zurück, wie die vorherigen, holprigen 40.

Als ich im Zentrum Bigas anhalte, um das erste Hotel anzusteuern, spricht mich ein junges Paar an und fragt mich wo ich herkomme. Der Mann erkennt fast sofort die doch sehr rare Marke meines Fahrrads, obwohl der Rahmen unbeschriftet ist und erklärt, dass das seine Traummarke sei. Die Frau ist Deutsch-Türkin, in Gladbeck aufgewachsen und übersetzt die meiste Zeit. Ihr Mann kommt hier aus Biga bzw. einem Dorf in der Nähe. Beide wohne zusammen mit ihren Kindern, und vor allem deren Zukunft wegen, seit ein paar Jahren in Gladbeck und nicht mehr in Biga. Nach einem kurzen Austausch der beiden auf türkisch, bieten mir Burcu und Mecit an, bei ihnen zu übernachten. Ich nehme dankend unter der Bedingung zwei Nächte bleiben zu können an. Die Hitze macht mir doch ganz schön zu schaffen und ich kann eine kleine Pause gut gebrauchen.

Nach Duschen, Waschmaschine anschmeißen und Abendessen, treffen Mecit und ich uns mit seinem Freund Tuna in dessen Büfe (Kiosk). Während sich die beiden Vodka-Kirsch genehmigen, begnüge ich mich mit einem einzigen Bier. Bevor das Gelage mit weiteren hinzukommenden Freunden auszuarten droht, lasse ich mich von Mecit nach Hause bringen. Ich haue mich auf's Ohr während Mecit kehrt macht. Burcu verbringt die Nacht zusammen mit den Kindern bei Mecits Eltern auf dem 20 km entfernten Dorf.

Heute gefahren: 122 km und 1340 hm
Übernachtung: Couch Surfing
Wetteraussichten: Klarer Himmel. Wind mit 22 km/h aus nord-östlicher Richtung, Böen bis 18 km/h. Tagestemperatur zwischen 21°C und 34°C, Nachttemperatur 25°C. Regenwahrscheinlichkeit: 0 %, Regenmenge: n.a.
29.07.2023
  
  : 30°C
Karacabey, Bursa / Türkei

Den Tag über fahre ich zunächst vermehrt durch Olivenhaine und Sonnenblumenfelder und am Nachmittag immer öfter durch Bauerndörfer die Viehwirtschaft betreiben. Natürlich werde ich auch heute wieder auf Çay eingeladen. Während ich meinen spendierten Tee im Schatten genieße, beobachte ich den Fischhändler, wie er auf der Heckklappe seines Pickups die Fische für die Kundschaft geschickt und flink filetiert und die Hühner mit den Fischköpfen beglückt.

Am Abend treffe ich Hakan und Rahman auf dem trubeligen und schattenlosen Campingplatz. Noch bevor ich mir genaue Gedanken machen kann, wie bzw. wo ich mein Zelt am besten Auto-überfahr- und Hunde-zerfetz-geschützt aufstellen könnte (der Campingplatz ist voller Autos und streunender Hunde), ruft mir jemand freundlich zu und winkt mich herbei. Hakan ist mit seinem Freund Rahman für's Wochenende aus Bursa zum Fahrradfahren hierher gekommen. Wir quatschen ein wenig und Hakan bietet mir an, mein Zelt direkt neben seinem Auto aufzustellen, sodass ich in den Genuss von ein wenig Morgenschatten und somit bestimmt anderthalb Stunden mehr Schlaf kommen werde. Nach einem Abendspaziergang zu dritt über das schrille Volksfest, falle ich, ob der sich raufenden Hunde und der ab und zu etwas lauteren Jugendlichen in einen unruhigen Dämmerschlaf.

Heute gefahren: 76 km und 910 hm
Übernachtung: Campingplatz mit Strandblick, doch ohne Bäume (100 Lira bzw. 3 Euro)
Wetteraussichten: Klarer Himmel. Wind mit 18 km/h aus nördlicher Richtung, Böen bis 25 km/h. Tagestemperatur zwischen 23°C und 30°C, Nachttemperatur 26°C. Regenwahrscheinlichkeit: 0 %, Regenmenge: n.a.
28.07.2023
  
  : 30°C
Mudanya, Bursa / Türkei

Hoch und runter die Steilküsten entlang mit Weitblick ins Marmarablau

Am Abend habe ich die Wahl zwischen einem Zimmer mit Fäkalgeruch, oder einem zur viel befahrenen Straße hin bzw. dem Minarett und damit dem Vor-Sonnenaufgang-Ruf des Muezzins zugewandt.

Heute gefahren: 118 km und 1530 hm
Übernachtung: Hotel (800 Lira bzw. 27 Euro inkl. Frühstück)
Wetteraussichten: Klarer Himmel. Wind mit 14 km/h aus nord-westlicher Richtung, Böen bis 14 km/h. Tagestemperatur zwischen 23°C und 33°C, Nachttemperatur 26°C. Regenwahrscheinlichkeit: 0 %, Regenmenge: n.a.
27.07.2023
  
  : 31°C
Çınarcık, Yalova / Türkei

Bei viel Wind und ein wenig schweren Herzens lasse ich den wundervollen Bosporus hinter mir.

Im östlichen Teil der Stadt finden sich ganz offensichtlich und überall militärische Einrichtungen: Universitäten, Kasernen, Wohnheime und auch ganze Werften liegen in vielen militärischen Sicherheitsbereich.

Der in diesem Teil der Stadt vorherrschende Mix aus Palmen modernen Hochhäusern und breiten Straßen wirkt auch tatsächlich sehr asiatisch auf mich, bzw. erinnert er mich, an chinesische Großstädte, abgesehen von der klaren Luft natürlich.

Wie auch auf der europäischen Seite des Bosporus, lieben es die Einwohner Istanbuls auch auf dieser Seite draußen zu sein. Überall suchen Sie mit Klappstühlen und -tischen sowie etwas zu Essen unter'm Arm, die kühle Brise und den Weiten Blick, stets im Schatten der Bäume.

Nach mehr als 50 km erreiche ich den Fähranleger am Golf von İzmit und damit das östliche Ende der, mit Abstand, größten Metropole Europas. Mit der Fähre erspare ich mir mehr als 100 km bzw. die Umfahrung des Meerbusens. Tatsächlich hatte ich nur sehr kurz darüber nachgedacht, die nahgelegene Autobahn, über die 2016 eingeweihte Osman-Gazi-Brücke zu nehmen (2'900 m Länge, 64 m lichte Höhe und mit 1'550 m Mittelspannweite fünft längste Hängebrücke der Welt). An einem so windigen Tag wie heute, wäre das wohl aber sicher ein wenig verrückt und sicher nicht Oma-erzähl-tauglich gewesen.

Heute gefahren: 87 km und 710 hm
Übernachtung: Hotel (1'500 Lira bzw. 50 Euro inkl. Frühstück)
Wetteraussichten: Klarer Himmel. Wind mit 32 km/h aus nord-östlicher Richtung, Böen bis 40 km/h. Tagestemperatur zwischen 25°C und 34°C, Nachttemperatur 26°C. Regenwahrscheinlichkeit: 0 %, Regenmenge: n.a.
26.07.2023
  
  : 39°C
Üsküdar, Istanbul / Türkei

Auf der östlichen Seite den Bosporus entlang, bis ins asiatische Zentrum Istanbuls

Heute wird mit vorhergesagten 37 Grad Celsius, der bislang heißeste Tag des Jahres in Istanbul sein. Die Stadt hat folgende Hitzewarnung über die Mobilfunknetze gesendet:

"Für Mittwoch, den 26. Juli, möchten wir Sie daran erinnern, aufgrund der ungewöhnlichen Hitzewelle, welche über die normalen saisonalen Schwankungen hinausgeht, darauf zu achten, viel Wasser zu trinken sowie unseren Freunden auf Vier Pfoten eine Schale mit Wasser vor die Tür zu stellen. ..."

Ich fahre zunächst das kurze Stück nach Yeniköy und nehme von dort die Fußgängerfähre nach Beykoz auf die asiatischen Seite. Von dort fahre ich gemächlich den schönen Bosporus abermals von Nord nach Süd entlang, diesmal jedoch am östlichen Ufer, das ein wenig ruhiger als das westliche anmutet, jedoch ebenso traumhaft ist.

Im asiatischen Zentrum der Stadt fahre ich durch Zufall an Yasins Werkstatt vorbei, der, nach eigenen Angaben, der einzige Titanrahmenbauer der Türkei ist (Stahlrahmen schweißt er ebenso). Während ich meine, nach mittlerweile 5'000 km verschlissene Kette wechsle, unterhalten wir uns über alles mögliche rund um Fahrräder und Unternehmertum.

Am Abend streife ich mit einem Kanadier aus Montréal, durch die nächtlichen Gassen, in denen es immer noch 30 Grad hat. Ein Passant, der an einem schlafenden Obdachlosen vorbeiläuft, hält spontan an und wedelt diesem mit einer Pappe für etwa 10 Sekunden Luft ins Gesicht und geht dann wieder seines Weges.

Heute gefahren: 33 km und 270 hm
Übernachtung: Backpacker Hostel (600 Lira bzw. 20 Euro)
Wetteraussichten: Klarer Himmel. Wind mit 29 km/h aus nord-östlicher Richtung, Böen bis 43 km/h. Tagestemperatur zwischen 26°C und 34°C, Nachttemperatur 28°C. Regenwahrscheinlichkeit: 0 %, Regenmenge: n.a.
25.07.2023
  
  : 30°C
Şişli, Istanbul / Türkei

Tarabya, in bester Bosporuslage, wo der Sultan, Botschafter und Konsulinnen im Sommer residierten, Tag 3:

Auf der Suche nach Kühle und Schatten

Übernachtung: Privates Apartment (100 Euro)
Wetteraussichten: Klarer Himmel. Wind mit 25 km/h aus nord-östlicher Richtung, Böen bis 32 km/h. Tagestemperatur zwischen 19°C und 27°C, Nachttemperatur 22°C. Regenwahrscheinlichkeit: 0 %, Regenmenge: n.a.
24.07.2023
  
  : 31°C
Şişli, Istanbul / Türkei

Tarabya, in bester Bosporuslage, wo der Sultan, Botschafter und Konsulinnen im Sommer residierten, Tag 2:

Faulsein bei guter Aussicht

Übernachtung: Privates Apartment (100 Euro)
Wetteraussichten: Klarer Himmel. Wind mit 25 km/h aus nord-östlicher Richtung, Böen bis 32 km/h. Tagestemperatur zwischen 19°C und 27°C, Nachttemperatur 22°C. Regenwahrscheinlichkeit: 0 %, Regenmenge: n.a.
23.07.2023
  
  : 34°C
Şişli, Istanbul / Türkei

Zurück nach Tarabya, in die beste Bosporuslage, wo der Sultan, Botschafter und Konsulinnen im Sommer residierten, Tag 1:

Am Pool

Heute gefahren: 20 km und 50 hm
Übernachtung: Privates Apartment (100 Euro)
Wetteraussichten: Klarer Himmel. Wind mit 25 km/h aus nord-östlicher Richtung, Böen bis 32 km/h. Tagestemperatur zwischen 19°C und 27°C, Nachttemperatur 22°C. Regenwahrscheinlichkeit: 0 %, Regenmenge: n.a.
22.07.2023
  
  : 33°C
Eminönü, Istanbul / Türkei

Istanbul (Constantinopolis, Nova Roma, Byzantion), Tag 6:

Mehr Hunde und Katzen, sowie ein Mittagsschläfchen in der Şehzade-Moschee

Übernachtung: Hotel (55 Euro inkl. Frühstück)
Wetteraussichten: Klarer Himmel. Wind mit 25 km/h aus nord-östlicher Richtung, Böen bis 32 km/h. Tagestemperatur zwischen 20°C und 28°C, Nachttemperatur 23°C. Regenwahrscheinlichkeit: 0 %, Regenmenge: n.a.
21.07.2023
  
  : 32°C
Eminönü, Istanbul / Türkei

Istanbul (Constantinopolis, Nova Roma, Byzantion), Tag 5:

Noch viel mehr Katzen

Übernachtung: Hotel (55 Euro inkl. Frühstück)
Wetteraussichten: Klarer Himmel. Wind mit 25 km/h aus nord-östlicher Richtung, Böen bis 32 km/h. Tagestemperatur zwischen 20°C und 28°C, Nachttemperatur 23°C. Regenwahrscheinlichkeit: 0 %, Regenmenge: n.a.
20.07.2023
  
  : 33°C
Eminönü, Istanbul / Türkei

Istanbul (Constantinopolis, Nova Roma, Byzantion), Tag 4:

Mehr Großmoscheen und natürlich Katzen

Übernachtung: Hotel (55 Euro inkl. Frühstück)
Wetteraussichten: Klarer Himmel. Wind mit 25 km/h aus nord-östlicher Richtung, Böen bis 32 km/h. Tagestemperatur zwischen 20°C und 28°C, Nachttemperatur 23°C. Regenwahrscheinlichkeit: 0 %, Regenmenge: n.a.
19.07.2023
  
  : 31°C
Eminönü, Istanbul / Türkei

Istanbul (Constantinopolis, Nova Roma, Byzantion), Tag 3:

Der Bankomat findet meine Kreditkarte so gut, dass er beschließt, diese bis zum nächsten Tag einzubehalten.

Übernachtung: Hotel (55 Euro inkl. Frühstück)
Wetteraussichten: Klarer Himmel. Wind mit 25 km/h aus nord-östlicher Richtung, Böen bis 32 km/h. Tagestemperatur zwischen 20°C und 28°C, Nachttemperatur 23°C. Regenwahrscheinlichkeit: 0 %, Regenmenge: n.a.
18.07.2023
  
  : 30°C
Eminönü, Istanbul / Türkei

Istanbul (Constantinopolis, Nova Roma, Byzantion), Tag 2:

Großmoscheen, Katzen, Hunde, und noch mehr Katzen

Die Istanbuler lieben ihre unzähligen Straßenkatzen und -hunde und sorgen mit Wasser und Nahrung an jeder Ecke für sie. Natürlich bekommen die Tiere auch immer wieder Streicheleinheiten, auch wenn es nur im Vorbeigehen ist. Oft halten die Menschen kurz an und bücken sich für ein paar Sekunden zu einem Tier. Selbst einem offensichtlich sehr dreckigen Hund, schenken die Passanten ein wenig Liebe.

Übernachtung: Hotel (55 Euro inkl. Frühstück)
Wetteraussichten: Klarer Himmel. Wind mit 25 km/h aus nord-östlicher Richtung, Böen bis 32 km/h. Tagestemperatur zwischen 20°C und 28°C, Nachttemperatur 23°C. Regenwahrscheinlichkeit: 0 %, Regenmenge: n.a.
17.07.2023
  
  : 30°C
Eminönü, Istanbul / Türkei

Istanbul (Constantinopolis, Nova Roma, Byzantion), Tag 1:

Heute muss ich leider das Hotel wechseln, da das der letzten Nacht, nur eine Nacht verfügbar war.

Nachdem ich die Rate im neuen Hotel auf 55 Euro verhandelt hatte, will mir der Junge Mann an der Rezeption doch tatsächlich 275 Euro für 4 Nächte berechnen. Auf meine freundliche Nachfrage, wie er denn auf diese Summe komme, erklärt mir das Schlitzohr, dass ich doch 5 Tage bleiben würde und tat ganz frech so, als wäre es das normalste der Welt, angebrochene Tage, statt ganze Nächte zu berechnen. Auf meine konsternierte Beschwerde hin, antwortet er, dass er erst mit seinen Boss Rücksprache halten müsse, ob er auch nach Nächten abrechnen könne.

An dieser Stelle bin ich laut geworden: nachdem ich ihm tief in die Augen blickend gefragt habe, ob er mich verarschen möchte, hat sich das "Missverständnis" dann doch sehr schnell in Luft aufgelöst. Ich lächle höflich, er lächelt freundlich zurück, als wäre nichts gewesen.

Übernachtung: Hotel (55 Euro inkl. Frühstück)
Wetteraussichten: Klarer Himmel. Wind mit 25 km/h aus nord-östlicher Richtung, Böen bis 32 km/h. Tagestemperatur zwischen 20°C und 28°C, Nachttemperatur 23°C. Regenwahrscheinlichkeit: 0 %, Regenmenge: n.a.
16.07.2023
  
  : 30°C
Eminönü, Istanbul / Türkei

Bei allerbestem Sultanwetter durch den atemberaubend schönen Bosporus

Dieser Flecken Erde bzw. Streifen Wasser ist tatsächlich etwas ganz besonderes. Die Ausblicke, die ich genießen darf, vermag ich nicht die treffenden Worte zu fassen. An diesem Tag scheint sich alles recht und wunderschön zu fügen: die Farben des Wassers und des Himmels in der Weite, der nicht wirklich schmalen Meerenge, die Kontraste der großen Schiffe, hohen Brücken und riesigen roten Flaggen an ihren turmhohen Masten mit den Blau- und Grüntönen von Wasser und Bäumen.

Den Menschen sieht man ihre sonntägliche Ausgelassenheit am und im Wasser nicht nur an, ich kann sie auch hören. Die Sonne strahlt unerlässlich und es sind dennoch ein paar kleine und hübsch anzusehende Quellwolken am Himmel. Der starke Wind macht die Sonne erträglich und weht die Flaggen fast glatt.

Zur Mittagszeit treffe ich in Tarabya auf Piril und später auch ihre sehr gute Freundin Meryem, mit denen ich fast den gesamten restlichen Tag auf einer Terrasse hinter Pirils Haus, im Schatten der Bäume und dennoch mit phänomenalem Blick auf das Wasser und die Schiffe verbringe.

Bei Einbruch der Dämmerung fahre ich dann bei gänzlich anderer Stimmung, mit anderen Farben, Tönen und Lauten die zweite Hälfte des Bosporus bis nach Galata (Karaköy), wo ich nach ein wenig Suche, ein Hotel finde, dass nicht nur mir, sondern auch meinem Fahrrad Obdach gewährt.

Ich bin sehr glücklich. Heute war ein ganz besondere Tag, den ich nicht so schnell vergessen werde. Es war die allerbeste Entscheidung, von Norden den ganzen Bosporus mit dem Fahrrad abzufahren, und kein Boot zu nehmen. Ob der ganzen Schönheit des Tages liege ich beseelt in meinem Bett, von dem aus, ich durch's Fenster und über die Dächer des nächtlichen Konstantinopels (und die durch die Osmanen erbauten Großmoscheen) schauen kann.

Heute gefahren: 42 km und 400 hm
Übernachtung: Hotel (80 Euro)
Wetteraussichten: Klarer Himmel. Wind mit 22 km/h aus nord-östlicher Richtung, Böen bis 29 km/h. Tagestemperatur zwischen 21°C und 27°C, Nachttemperatur 23°C. Regenwahrscheinlichkeit: 0 %, Regenmenge: n.a.
15.07.2023
  
  : 32°C
Arıköy, Istanbul / Türkei

Zurück ans Schwarze Meer und an den nordwestlichen Zipfel des Bosporus'

Nach dem Start auf leerem Magen halte ich nach ein paar Kilometern in einem kleinen Städtchen, um einen Kaffee zu trinken und etwas zu frühstücken. In dem Restaurant bzw. Café an der Ecke sitzen wie immer ausschließlich Männer – doch Überraschung, auch eine junge Frau. Sie sitzt am Eingang des Lokals, sehr aufrecht am Tisch und versucht offensichtlich Selbstbewusstsein und Gelassenheit auszustrahlen; und doch wirkt sie nicht wirklich entspannt, und scheint auch sonst nicht recht in die Szene zu passen.

Oft ist entscheidend, was man eben nicht sieht, wie beispielsweise:
- Frauen auf der Straße
- Frauen ohne Kopftuch bzw. in leichter, der Hitze gerechten Kleidung
- Frauen in Cafés und Restaurants
- Frauen die freundlich oder überhaupt grüßen, oder nur einen wohlwollenden Blick erwidern

All das kann ich auf den Dörfer aber auch in den kleinen Städten so gut wie gar nicht beobachten. Das muss ich weder gut finden noch respektieren; ich kann es nur akzeptieren. Doch die gottgewollte Zweitrangig- bzw. Minderwertigkeit der Frau, in großen Teilen der Gesellschaft, ist für mich schwer zu Ertragen.

Die Städte, und mit ihnen die Moscheen, werden immer größer. Mittlerweile haben die Moscheen nun öfter zwei Minarette, manchmal sogar vier oder gar sechs.

Für eine Möchtegern-Demokratie gibt es auffällig viel Polizei und auch Polizeiattrappen am Straßenrand. Sie kommt in den Ausführungen Polis, Jandarma und Trafik Polisi daher. Autokratische Regime scheint man daran zu erkennen, dass die Polizeiwagen oft oder dauerhaft mit eingeschaltetem Blaurotlicht durch die Gegend fährt, ohne das die Beamten in einem dringlichen Einsatz zu sein scheinen. (Meine persönliche Referenz für Blaurotlicht-Wahn ist die Polizei in China.)

Ich fahre unter der Einflugschneise des, in Erdogans Größenwahn gebauten, nicht mehr ganz neuen, internationalen Flughafen von Istanbul her (Der Name Atatürk wurde im Zuge des Neubaus aus dem Namen gestrichen – vermutlich heißt er in 5 Jahren 'Recep Tayyip Erdoğan International'.) Während die Öffentlichkeit über viele Jahre mit Propaganda über dieses Mammutprojekt und der Steuerzahler mit der Begleichung der Kosten dafür beschäftigt war, hat der Diktator klammheimlich Anteile von Türkisch Airlines in Familienbesitz überführt.

In den Außenbezirken von Istanbul scheinen jede Menge verwilderte Hunde, teils, in für Fahrradfahrer weniger angenehmen Rudeln zu leben, für die die Menschen augenscheinlich sorgen. Am Straßenrand fallen mir immer wieder gezimmerte Hundehütten oder kleine bespannte Spitzelte auf. Es gibt auch Futterkrippen und Tränken, doch mitunter werden große Mengen Fleisch- und Schlachtabfälle einfach auf der Straße großflächig ausgelegt.

Kurz vor Sonnenuntergang, gerade noch rechtzeitig zum Fototermin mit kurdischer Gesangsuntermalung, erreiche ich Rumelifeneri und seine vorgelagerte Festungsruine am Nördlichen Anfang des Bosporus'. (Da seit der letzten Eiszeit Wasser kontinuierlich vom Schwarzen Meer ins Mittelmeer fließt und die Strömung auch deutlich mit dem Auge zu erkennen ist, ist diese Terminologie nur folgerichtig.)

Heute gefahren: 91 km und 1610 hm
Übernachtung: Campingplatz (15 Euro)
Wetteraussichten: Bedeckt. Wind mit 36 km/h aus nord-westlicher Richtung, Böen bis 50 km/h. Tagestemperatur zwischen 21°C und 30°C, Nachttemperatur 21°C. Regenwahrscheinlichkeit: 24 %, Regenmenge: n.a.
14.07.2023
  
  : 32°C
Çatalca, Istanbul / Türkei

38 Grad und es wird hoffentlich nicht mehr heißer!

Auf den Dörfern und in den kleinen Städten werde ich in den Cafés auf Çay und wenn ich Limonade bestelle, auch auf Limonade eingeladen; man will mich partout nicht zahlen lassen. Mal übernimmt der Tisch von links mal der Herr von rechts die Rechnung. Frauen sind keine zu sehen; auch nirgends ein junges Mädchen.

Mit den hohen Temperaturen am Nachmittag kommt zum Glück viel Wind auf. Dieser ist herrlich erfrischend und lässt die Hitze erträglich wirken. Dennoch kann ich kaum der Versuchung widerstehen, an jedem Kiosk mit Kühlschrank anzuhalten. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich jemals an einem Tag in meinem Leben, auch nur annähernd so viel Zucker zu mir genommen habe. Jedes halbwegs kühle Limonadengetränk ist mir nicht nur recht, sondern sehr lieb.

In der Türkei scheint es immerhin noch so etwas wie einen (freien) Markt für "Lebensmittel" zu geben, von dem der restliche Westen immer nur predigt. In den kleinen Läden finden sich alle möglichen Kalt- und Sodagetränke von lokalen Produzenten. Auf den Labels der unbekannten Marken, lässt sich nirgends die Marke, Coca-Cola, PepsiCo oder Danone entdecken. Ebenso verhält es sich mit dem umfangreichen Angebot an Schokoriegeln. In der Auslage liegen jede Menge unbekannte bunte Logos und auf den Rückseiten, stehen weder Kraft Foods, Mars oder Danone. Natürlich stehen auch die bekannten Marken im Regal, doch eben nicht ausschließlich bzw. dominierend.

Mit Rückenwind geht's einen Berg hinauf. Die Fahrer der Müllfahrzeuge grüßen freundlich.

Auch in der Türkei gibt es Maulbeeren sowie Mirabellen. In einem Dorf stehen zwei Bäume nebeneinander, und ich esse beides durcheinander.

Auf der letzten Sandpisten-Nebenstrecke, kurz vor dem Tagesziel, wecke ich dann leider noch zwei riesige Kangal-Hirtenhunde aus ihrem Dämmerschlaf im Schatten des Schäfferwagens (diese verflixte, laute Ersatznabe) und gewinne ihre ungeteilte Aufmerksamkeit. Die beiden Biester bringen zusammen sicher mehr als 120 kg auf die Waage und wurden ganz offensichtlich zum Wölfe töten gezüchtet. Die mit 10 cm langen Stacheln künstlerisch besetzten Halsbänder tragen auch nicht gerade zu meiner Beruhigung bei, als die Zwei mit sehr lautem Gebell aus ihren unnormal großen Mäulern auf mich zu stürmen. Ich rufe nach dem Hirten, doch scheint dieser auch kaum Autorität über seine ganz und gar nicht-vegetarischen Kameraden zu besitzen. Glücklicherweise sind die Hunde nicht schlau genug, um sich aufzuteilen. So gelingt es mir mein Fahrrad zwischen mir und den Hunden und somit Abstand zu diesen zu halten, bis der Schäfer dann doch endlich Herr der Lage wird. Gut das ich vor vier Jahren die Rahmengröße L und nicht M gewählt habe!

Mein Abendessen nehme ich in einer Köfte-Braterei, im Untergeschoss einer Moschee ein.

Ein Pfau ruft am Abend. Ich schlafe in meinem, mittlerweile unter die Außentemperatur heruntergegekühlten Bungalow ein.

Heute gefahren: 106 km und 1100 hm
Übernachtung: Hotel (1'300 Lira bzw. 44 Euro)
Wetteraussichten: Klarer Himmel. Wind mit 22 km/h aus südlicher Richtung, Böen bis 36 km/h. Tagestemperatur zwischen 23°C und 41°C, Nachttemperatur 31°C. Regenwahrscheinlichkeit: 0 %, Regenmenge: n.a.
13.07.2023
  
  : 30°C
Vize, Kırklareli / Türkei

36 Grad und es wird noch heißer...

Beim Frühstück im Hotel treffe ich auf Kathrin und Rolf aus Hildesheim, die über mehrere Jahre, in Etappen die Donau entlang gefahren sind. Gemeinsam fahren wir bis in die nächst größere Stadt Kırklareli, unteranderem um Bargeld zu bunkern. Ich besorge mir zudem eine türkische SIM-Karte. Nach dem Mittagstisch zu dritt, strample ich mich am Nachmittag alleine weiter in der Hitze ab.

Zum Glück schaffe ich dem Verkehr meist auf Nebenstraßen und -wegen zu entgehen. Ab und zu steigt mir der Geruch von unterschiedlichen Nadelhölzern in die Nase. Die Zikaden sägen gelassen ihre Monotonie.

Nach Einbruch der Dunkelheit erreiche ich mit knurrendem Magen und ohne Plan, wo ich übernachten soll, die Cittàslow Vize. Ich quäle mich den Hügel der Altstadt, in Richtung eines mehrversprechenden Restaurants, hinauf. Im Lokal frage ich eine Gruppe junge Männer an einem Tisch, ob sie mir bei der Suche nach einem Nachtquartier helfen können, woraufhin sie sofort anfangen los zu telefonieren. Sie bitten mich, mit ihnen zu essen und Rakı zu trinken. Meine Anmerkung, bloß ein Glas zu trinken, wird wohlwollend aufgenommen. Natürlich bin ich eingeladen. Nach der fröhlichen Runde werde ich selbstverständlich per schwarzer Mercedes-Limousine zum Hotel eskortiert.

Heute gefahren: 108 km und 1450 hm
Übernachtung: Hotel (600 Lira bzw. 20 Euro inkl. Frühstück)
Wetteraussichten: Klarer Himmel. Wind mit 32 km/h aus süd-westlicher Richtung, Böen bis 47 km/h. Tagestemperatur zwischen 23°C und 42°C, Nachttemperatur 31°C. Regenwahrscheinlichkeit: 0 %, Regenmenge: n.a.
12.07.2023
  
  : 29°C
Dereköy, Kırklareli / Türkei

Auf schmalen, ausgewaschenen Pfaden, durch einen sehr hügeligen Eichen-Weißbuchen-Wald, am vor-sich-hin-rostenden Eisernen Vorhang entlang, der Grenze zur Türkei zu

Nach den 15 vorerst letzten Kilometern am Schwarzen Meer, verlasse ich die Küste Richtung Südwesten in die Berge. Die meiste Zeit folge ich verwilderten Pfaden durch den Wald. Im Schatten der Bäume fahre ich eine 5 km lange Passage, auf der weniger ehrgeizige Menschen wohl selbst ihr Gepäck-loses Mountainbike geschoben hätten. Nach jeder kurzen Tanzeinlage auf dem Hinterrad muss ich eine Pause zum Kräftesammeln einlegen.

Wie auch gestern, sind lästige kleine Fliegen um
meinen schweißtriefenden Oberkörper meine stetigen Begleiter, an jeder starken Steigung, die ich in Schleichfahrt bewältige. Es werden mitunter so viele, dass ich mir einen Imkerhut mit Netz herbeisehne.

Nach einer sportlichen Serpentinenabfahrt auf Asphalt geht es ohne Steigung durch ein abgelegenes Flusstal über holprige und teils matschige Erdpisten weiter. Derweil singen oder sägen vielmehr die Zikaden ihr Getöne, welche in Kolonien zu leben scheinen; zumindest verstummt der Lärm ab und zu fast ganz, um nach der nächsten Biegung wieder im Stereo-Format voll da zu sein.

Nach gut 50 Kilometern kommt mir das erste Fahrzeug, seit ich die Küstenstraße verlassen habe, entgegen. Es ist die bulgarische Grenzpolizei in einem flatschneuem Land Rover. Kurz darauf entdecke ich zur Linken eine verrostete Grenzanlage, mit einem löchrigen, Stacheldraht-bewehrten Zaun und auf Teilstücken überwucherter Schneise. Mir war gar nicht bewusst, dass ich über diesen Weg so nah an die türkische Grenze, bzw. den vorgelagerten alten Eisernen Vorhang gelangen.

Mein eigentlicher Plan, in Malko Tarnowo (Малко Търново), kurz vor dem letzten Anstieg zur Grenze, zu übernachten, geht leider nicht auf. Jedes theoretisch verfügbare Bett scheint entweder an einen Polizisten oder einen Soldaten vergeben zu sein. Also nehme ich in der Dämmerung einen weiteren Anstieg und zusätzliche 20 km in Angriff.

Bei Sonnenuntergang passiere ich die Grenzstation, welche sich auf einem Bergkamm befindet. Die Türken nehmen es ganz genau, denn es gibt zwei unabhängige Kontrollpunkte. Am Ersten sitzt die Grenzpolizei und am
zweiten wartet der Zoll, doch für meine Packtaschen interessiert sich niemand. Ich ernte bloß freundliches Unverständnis für mein Einzelfahrertum. Nach der letzten Schranke werde ich mit einer wunderbaren Abfahrt auf einer breiten und gänzlich leeren Straße, vor einem bunten Horizont belohnt.

Es ist mittlerweile fast dunkel. Um kurz vor neun begrüßt mich der Muezin bei der Einfahrt ins Dorf. Ich winke einem Mann auf einem Friedhof zu, der lauthals anfängt zu lachen, als er realisiert, dass ich ihm von einem Fahrrad zuwinke.

Heute gefahren: 98 km und 1770 hm
Übernachtung: Hotel (1'200 Lira bzw. 40 Euro inkl. Frühstück)
Wetteraussichten: Klarer Himmel. Wind mit 18 km/h aus südlicher Richtung, Böen bis 36 km/h. Tagestemperatur zwischen 18°C und 35°C, Nachttemperatur 26°C. Regenwahrscheinlichkeit: 0 %, Regenmenge: n.a.
11.07.2023
  
  : 28°C
Kiten, Burgas / Bulgarien

Zum Frühstücksorangensaft treffe ich Maxi aus Stuttgart, der bereits mit dem Fahrrad auf dem Rückweg von Istanbul ist. Zum Wintersemster hofft er einen Platz für einen Masterstudium in Architektur an der TU München oder der ETH Zürich zu bekommen. Nach einem ausgedehnten Plausch und dem therapeutischen Austausch über Begegnungen mit wenig gutmütigen Hunden, komme ich erst gegen 11h los. Die Sonne hat nun schon ordentlich eingeheizt.

In Burgas (Бургас), der viertgrößten Stadt, mit dem größten Hafen des Landes, fällt mir einmal wieder auf, wie grundlegend anders in kommunistischen Ländern Raumplanung betrieben wurde. Während beispielsweise in Düsseldorf die letzten öffentlichen Grünanlagen nennenswerter Ausdehnung zu Kaiserszeiten gestaltet wurden (und sich die Stadtbevölkerung seit dem vervielfacht hat), existieren in Burgas (wie auch in Warna) Parkanlagen, die in einem angemessenen Verhältnis zur Größe der Stadt zu stehen scheinen.

Nach Fast-Food-Stärkung und einem Espresso verlasse ich die schöne Stadt und radle zunächst 30 km an der Küste, jedoch auf alten, holprigen Wegen und teils direkt neben der lauten Schnellstraße. Dafür gestalten sich die letzten 35 km des Tages, auf kleinen Straßen, in den bewaldeten Hügel abseits der Küste deutlich angenehmer.

Am Abend geht auf meinem Campingplatz bzw. über meinem Zelt ein kleines, nicht weiter tragisches, Gewitter nieder.

Heute gefahren: 101 km und 680 hm
Übernachtung: Campingplatz am Strand (24 Lewa bzw. 12 Euro)
Wetteraussichten: Klarer Himmel. Wind mit 22 km/h aus süd-östlicher Richtung, Böen bis 43 km/h. Tagestemperatur zwischen 20°C und 35°C, Nachttemperatur 25°C. Regenwahrscheinlichkeit: 0 %, Regenmenge: n.a.
10.07.2023
  
  : 28°C
Aheloy, Burgas / Bulgarien

Ein Loch und doch kein Platzfuß... und eine der schlimmsten (weil verkehrsreichsten) und eine der schönsten Abschnitte, meiner bisherigen Reise

Nach einer wunderbar geruhsamen Nacht in meinem Zelt, dank der kühlen Meeresbrise und dem Schatten den Bäumen, komme ich heute erst nach 9:00 Uhr los.

Nach den ersten Metern macht sich wieder ein leises Klackern bemerkbar, dass ich auch schon streckenweise an den Vortagen bemerkt hatte. Nach einer gründlichen Inspektion des Hinterrades finde ich den Grund: ein kurzes Drahtstück steckt im Reifen. Obwohl sich der Draht klar durch den ganze Reifen gebohrt hat, hält die Dichtmilch im inneren die Luft im Mantel (dieses System fährt man ohne Schlauch). Nachdem ich den Draht herausgezogen habe entweicht hörbar ein wenig Luft. Nun muss ich lediglich das Loch nach unten drehen, sodass ein wenig Dichtmilch durch's Loch blubbern kann. Nach insgesamt weniger als zehn Sekunden herrscht wieder Ruhe, der Mantel hält dicht und ich kann weiterfahren, und muss noch nicht einmal Nachpumpen; mega!

Die ersten 10 km geht es über buckelige Sandpisten mehr oder minder stetig bergauf bis zu der stark befahrenen Straße, die ich am Vortag verlassen hatte. Am letzten Anstieg im Wald umkreisen mich, und mein Angesicht im Schweiße, lästige, kleine, schwarze Fliegen, die ich am Berg nicht abzuhängen vermag. Weitere 40 km folge ich eben jener dicht befahrenen Straße durch die Küstenhügel, welche ich leider nicht nur mit PKW, sondern auch mit vielen LKW teilen muss, was wahrlich kein Vergnügen ist.

Ich sehe viele Reisebusse mit ukrainischem Nummernschild, die auch in den Küstenorten halten. Da man an der Schwarzmeerküste in der Ukraine, ob der verminten Strände, keinen unbesorgten Badeurlaub mehr machen kann, suchen wohl viele Ukrainer in Bulgarien eine Auszeit von der grausamen Normalität daheim.

Ich verlasse die Straße und fahre auf holprigen, doch dafür Auto-befreiten Wegen weiter zum wunderschönen und abgelegenen Kap Emine (Нос Емине Nos Emine), das kaum ein Nichtortsansässiger besucht.

Nach einem späten Mittagessen in Emona (Емона) starte ich unter ein paar Wolken, bei herrlich erfrischendem Nieselregen, der von kurzer Dauer bleibt, und fahre eine der schönsten Strecke meiner Reise. Es geht über teils kaum auszumachende Wege, durch kleine Eichenwälder die Küste entlang. Zur Linken kann ich immer wieder in die Weite blicken und das Meer sehen. In der Ferne kann ich eine große Segelyacht vor Anker sehen, und ich bin der glücklichste Mensch, auf diesen Wegen fahren zu können und nicht in der Bucht herum dümpeln zu müssen.

Auf den letzten 20 km fahre ich durch eine riesige, lang gestreckte Kolonie aus Bettenburg, eine Erfahrung, von der mir auch 2 km gereicht hätten.

Heute gefahren: 111 km und 1600 hm
Übernachtung: Campingplatz am Meer und unter Bäumen (20 Lewa bzw. 10 Euro)
Wetteraussichten: Klarer Himmel. Wind mit 25 km/h aus süd-östlicher Richtung, Böen bis 36 km/h. Tagestemperatur zwischen 20°C und 29°C, Nachttemperatur 23°C. Regenwahrscheinlichkeit: 0 %, Regenmenge: n.a.
09.07.2023
  
  : 25°C
Asparuhovo, Varna / Bulgarien

Da mich die Nacht über wieder Flöhe (oder Bettwanzen, oder beides) gezwickt und mich wenig zur Ruhe haben kommen lassen, nutze ich die Gelegenheit zum Frühaufstehen und breche um kurz nach sechs, nach einem Wassermelonenrestefrühstück auf. Am Nachmittag werde ich an einem Strand südlich von Warna (Варна) Teodor und Radostin wieder treffen, mit denen ich vor gut einem Monat an der Jantra gezeltet hatte. Demnach passt mir das frühe Kilometerschrubben eh ganz gut in den Plan.

Am Morgen ist es so windig wie am Vortag und der graue, wolkenverhangene Himmel wirkt nicht gerade ermunternd. Doch immerhin schauen mich die Sonnenblumen an; was natürlich stark romantisierend ist, schließlich sehnen sich diese einzig nach der Sonne in meinem Rücken.

Die ersten 20 km fahre ich durch die Kalkfelsen an der Küste, mit schroffen, weißen Abbruchkanten über mir zur Rechten. Den ganzen Tag über, der Küste entlang, genieße ich wunderbare Ausblicke auf das Meer. Auf der Strecke begegne ich einigen Sonntagsrennradfahrern und auch einem Jeck auf einem Mountainbike.

Schon vor Mittag hat die Sonne schließlich die Wolken verdrängt und scheint heller, als mir lieb ist. Zum Glück kommen immer wieder schattige Passagen, durch herrlich kühle Waldabschnitte, oft mit kurzwüchsigen Eichen und etwas längerwüchsigen Kiefern.

Nach einer kurzen Stadtrundfahrt durch Warna (Варна), die drittgrößte Stadt Bulgariens und der obligatorischen Ablichtung eines Ehrenmals aus kommunistischen Zeiten, verlasse ich die Stadt über die Stadtautobahn und den Hafen hinweg. Nach einer mehr als einstündigen Irrfahrt über Sandpisten und unverzeichnete Wege erreiche ich schließlich die von Teodor durchgegeben Koordinaten und damit einen wunderschönen Naturstrand. Zwar gibt es in den rumänischen Bergen eindeutig die schöneren weiblichen Geschöpfe, doch hat Bulgarien offensichtlich die malerischeren Küstenabschnitte.

Nachdem Teodor, Radostin und ich den Kampf mit dem Sonnensegeln im Wind aufgegeben haben, genießen wir den Rest des Nachmittags im Schatten der Bäume und dennoch mit Blick auf den Strand und das Meer. Bevor die beiden Freunde am Abend die Heimreise antreten, zeigen sie mir noch einen Zeltplatz direkt in der Nähe, auf dem ich die Nacht verbringe.

Das Meer rauscht. Die Zikaden zirpen leise. Ich schlafe ein.

Heute gefahren: 86 km und 1300 hm
Übernachtung: Campingplatz am Meer und unter Bäumen (16 Lewa bzw. 8 Euro)
Wetteraussichten: Ein paar Wolken. Wind mit 25 km/h aus östlicher Richtung, Böen bis 36 km/h. Tagestemperatur zwischen 20°C und 29°C, Nachttemperatur 23°C. Regenwahrscheinlichkeit: 10 %, Regenmenge: n.a.
08.07.2023
  
  : 21°C
Kawarna, Dobrich / Bulgarien

Mit Rückenwind zurück nach Bulgarien, ans Kap Kaliakra (Нос Калиакра Nos Kaliakra) und bis nach Kawarna (Каварна)

Heute gefahren: 88 km und 690 hm
Übernachtung: Private Pension mit Gemeinschaftsbad (45 Lewa bzw. 23 Euro)
Wetteraussichten: Leichter Regen. Wind mit 25 km/h aus südlicher Richtung, Böen bis 25 km/h. Tagestemperatur zwischen 22°C und 28°C, Nachttemperatur 23°C. Regenwahrscheinlichkeit: 20 %, Regenmenge: 1.17 mm.
07.07.2023
  
  : 31°C
Limanu, Constanța / Rumänien

On the road again

Es geht wieder los, auf zwei Rädern, doch zunächst mit der Fahrradteile-Retoure zusätzlich auf dem Gepäckträger. Auf mein, im Drunter-und-Drüber-Zentrum meines rot-weißen Lieblingslogistikers geäußertes Begehr, erfahre ich, dass an diesem
Standort derzeit die IT streikt und ich es deswegen in einem anderen Zentrum versuchen möge. Die nächste Aufgabemöglichkeit auf meiner Route liegt im 50 km entfernten Mangalia, kurz vor meinem geplanten Tagesziel.

Also mit Paket on tour... gut verzurrt hatte ich es eh schon. Mit der Pappkiste auf dem Heck geht es die meiste Zeit über Sandpisten durch die sehr trockene Agrarprärie. Für bunte Abwechslung sorgen ab und an weite Felder mit Sonnenblumen.

Nach der erfolgreichen Paketaufgabe in einem kleinen Verschlag auf einem staubigen Gewerbehof am Rande des besagten Städtchens, wird mein Paket auf einen Haufen zu den anderen geschmissen. Gut, dass niemand ahnt, dass die enthaltenen Fahrradteile um ein Vielfaches teurer sind, als die hier sonst üblich verschickten oder zugestellten Autoteile.

Nach ungefähr 1'500 weiteren Kurbelumdrehungen erreiche ich den Es-War-Einmal-Hippie-Strandort Vama Veche, in dessen Straßen tatsächlich ein paar Artverwandte, im wahrsten Sinne des Wortes hängen geblieben sind (vermutlich unter dem starken Einfluss von Alkohol und anderen Substanzen). Das und die vielen Menschen am Strand sollen mir die Lust an einem Bad im Meer nicht nehmen; allerdings wird mir die Erlaubnis zum Freischwimmen sehr bald durch Pfiffe der Bademeisterei entzogen.

Heute gefahren: 69 km und 340 hm
Übernachtung: Zimmer auf einem schattigen Campingplatz mit vielen Bäumen (250 Lei bzw. 50 Euro)
Wetteraussichten: Mäßig bewölkt. Wind mit 29 km/h aus süd-östlicher Richtung, Böen bis 43 km/h. Tagestemperatur zwischen 22°C und 31°C, Nachttemperatur 23°C. Regenwahrscheinlichkeit: 3 %, Regenmenge: n.a.
06.07.2023
  
  : 30°C
Konstanza, Constanța / Rumänien

Konstanza (Constanța), Tag 4:

Um genau 10:24h hat das Warten ein Ende... allerdings hat die Sache dann doch einen Haken. Angeblich liegt ein Adressierungsfehler vor, aufgrund dessen die Sendung nicht wie gewünscht, an einen Paketshop in der Stadt zugestellt werden konnte.

Adrian, mein freundlicher Gastgeber, hilft mir beim Hotline-Kampf mit dem lokalen Logistiker. Glücklicherweise scheint das Paket bereits in einem Logistikzentrum außerhalb der Stadt zu sein; unglücklicherweise jedoch darf die tatsächlich vom Versender falsch angegebene Adresse nicht geändert werden, zumal nicht vom Empfänger bzw. mir. Nach einigem Hin-und Her scheint es schließlich möglich zu sein, das Paket persönlich im Logistikzentrum abzuholen, angeblicher Weise auch ohne den obligatorischen Autorisierungscode, der mir an meine nicht-rumänische Handynummer natürlich nicht gesendet werden kann.

Also mache ich mich mit dem Fahrrad auf den 10 km kurzen Weg zum Logistiker vor die Stadt, da in diese Gegend kein Bus fährt, und fahre alsbald glücklich und mit einem großen Paket auf dem Rücken zu Hara Bike in Konstanza. In diesem und einzigen Fahrradladen der Stadt hat der Mechaniker auch gleich Zeit für mein Anliegen. Während jener Kassette und Bremsscheiben von den alten auf die neuen Räder umbaut, ziehe ich die Pneus auf die neuen Felgen und verkleckere dabei nur ein wenig Dichtmilch. Bei dieser Gelegenheit werden auch gleich Bremsscheiben und Pneus von vorne nach hinten bzw. von hinten nach vorne gewechselt, um den unterschiedlichen Verschleiß auf den nächsten 4'000 km zu kompensieren. Nach einer knappen Stunde ist mein Rad wieder startklar; morgen kann es endlich weiter gehen!

Am Abend startet das Neversea Festival auf einem langen Strandabschnitt, direkt vor der Stadt. Junge Menschen, Bierflaschen und elektrische Musik überfluten die Stadt.

Übernachtung: Hotel (200 Lei bzw. 40 Euro)
Wetteraussichten: Leichter Regen. Wind mit 25 km/h aus süd-östlicher Richtung, Böen bis 36 km/h. Tagestemperatur zwischen 20°C und 27°C, Nachttemperatur 20°C. Regenwahrscheinlichkeit: 41 %, Regenmenge: 0.16 mm.
05.07.2023
  
  : 27°C
Konstanza, Constanța / Rumänien

Konstanza (Constanța), Tag 3:

Um 10:01 Uhr wurde meine Sendung an einen lokalen Logistiker übergeben und ist somit scheinbar irgendwo in Rumänien angekommen. Positiv denken und abwarten.

Übernachtung: Hotel (200 Lei bzw. 40 Euro)
Wetteraussichten: Leichter Regen. Wind mit 25 km/h aus süd-östlicher Richtung, Böen bis 36 km/h. Tagestemperatur zwischen 20°C und 27°C, Nachttemperatur 21°C. Regenwahrscheinlichkeit: 41 %, Regenmenge: 0.16 mm.
04.07.2023
  
  : 26°C
Konstanza, Constanța / Rumänien

Konstanza (Constanța), Tag 2:

Keine neue Meldung von meinem Paket. Ungeduldiges Warten.

Übernachtung: Kommerzielle Pension (158 Lei bzw. 32 Euro)
Wetteraussichten: Leichter Regen. Wind mit 25 km/h aus süd-östlicher Richtung, Böen bis 36 km/h. Tagestemperatur zwischen 20°C und 27°C, Nachttemperatur 21°C. Regenwahrscheinlichkeit: 41 %, Regenmenge: 0.16 mm.
03.07.2023
  
  : 25°C
Konstanza, Constanța / Rumänien

Konstanza (Constanța), Tag 1:

Nachdem meine Fahrradteile, anders als mit dem Hersteller vereinbart, per Extra-Lahm-Verschickungsdienstleistung aufgegeben geworden sind und zunächst für fünf Tage, irgendwo in Deutschland auf eine bessere Sternenkonstellation gewartet hatten, befindet sich mein Paket nun laut online Tracking seit einer Woche ohne Update "auf dem Weg in die Region des Empfängers". Ich frage mich, ob vielleicht eine kleine aber entscheidende Destinationsverwechslung vorliegt und meine Sendung auf dem Weg nach Ruanda ist. Ungewisses Warten.

Übernachtung: Kommerzielle Pension (158 Lei bzw. 32 Euro)
Wetteraussichten: Leichter Regen. Wind mit 25 km/h aus süd-östlicher Richtung, Böen bis 36 km/h. Tagestemperatur zwischen 20°C und 27°C, Nachttemperatur 21°C. Regenwahrscheinlichkeit: 41 %, Regenmenge: 0.37 mm.
02.07.2023
  
  : 26°C
Konstanza, Constanța / Rumänien

Gegenwind

Da für heute viel Sonne und starker Wind genau aus Süden vorhergesagt ist, versuche ich meine Exposition gegenüber diesen Einflüssen so gut es geht zu minimieren und breche deshalb um 6 Uhr auf.

Auf der Wiese vor dem Haus zu meinen Füßen hüpfen viele kleine Frösche. Die Sonne ist gerade aufgegangen. Noch ist es mild und kaum windig. Ich verlasse das entspannte Dorf, während ich, mit der noch sehr tiefen Sonne im Rücken, einen langen Schatten werfe.

Nach ein paar Kilometern fahre ich an einem militärischen Radar vorbei, das den Anschein macht, dass es hier noch nicht sehr lange seinen Dienst verrichtet. In den großen Nestern auf den Strommasten stehen die Jungstörche, welche mittlerweile ihr fluffiges Grau, gegen glänzende, schwarz-weiße Federn eingetauscht haben.

Die meiste Zeit fahre ich durch die bekannte Monokultur-Prärie. Das goldene Korn vieler Felder ist schon gemähdroschen worden oder steht kurz davor.

Die Einfahrt nach Konstanza über die nördlich gelegene Es-war-einmal-Lagune, die ab den 60er Jahren mit einer absurden Mischung aus wenig eleganten Hotelanlagen, Mini-Freizeitparks und Fressbuden zugepflastert wurde, gestaltet sich ebenso unerquicklich, wie beschrieben. Bei einem solchen Anblick, wäre der römische Lokalpatriot und Dichter Ovid wohl nie zum kreativen Schreiber gereift und seine Texte zweifellos für immer unzitiert geblieben.

Ich bin heilfroh, dass mich mein lädiertes und schon merklich unrund laufendes Hinterrad hier nicht im Stich lässt und noch bis in das deutlich mondänere Zentrum und die Altstadt trägt.

Heute gefahren: 90 km und 540 hm
Übernachtung: Kommerzielle Pension (158 Lei bzw. 32 Euro)
Wetteraussichten: Leichter Regen. Wind mit 25 km/h aus süd-östlicher Richtung, Böen bis 36 km/h. Tagestemperatur zwischen 20°C und 27°C, Nachttemperatur 21°C. Regenwahrscheinlichkeit: 41 %, Regenmenge: 0.16 mm.
01.07.2023
  
  : 26°C
Sălcioara, Tulcea / Rumänien

Mit Bahn, Bus und per Anhalter von Bukarest (București) zurück an die Küste zu meinem geparkten Fahrrad nach Jurilovca

Übernachtung: Hotel (200 Lei bzw. 40 Euro)
Wetteraussichten: Leichter Regen. Wind mit 22 km/h aus südlicher Richtung, Böen bis 25 km/h. Tagestemperatur zwischen 20°C und 28°C, Nachttemperatur 20°C. Regenwahrscheinlichkeit: 41 %, Regenmenge: 0.16 mm.
30.06.2023
  
  : 28°C
Bukarest, București / Rumänien

Hauptstadt, Bukarest (București), Tag 2

Übernachtung: Hotel (200 Lei bzw. 40 Euro)
Wetteraussichten: Leichter Regen. Wind mit 22 km/h aus östlicher Richtung, Böen bis 40 km/h. Tagestemperatur zwischen 19°C und 33°C, Nachttemperatur 22°C. Regenwahrscheinlichkeit: 26 %, Regenmenge: 0.19 mm.
29.06.2023
  
  : 26°C
Bukarest, București / Rumänien

Hauptstadt, Bukarest (București), Tag 1

Übernachtung: Hotel (150 Lei bzw. 30 Euro)
Wetteraussichten: Leichter Regen. Wind mit 22 km/h aus östlicher Richtung, Böen bis 40 km/h. Tagestemperatur zwischen 19°C und 33°C, Nachttemperatur 22°C. Regenwahrscheinlichkeit: 26 %, Regenmenge: 0.19 mm.
28.06.2023
  
  : 19°C
Bukarest, București / Rumänien

Mit der Bahn von Kronstadt (Brașov) durch die dunkelgrünen, mit Fichten bewachsenen und regenverhangenen Karpaten in die Hauptstadt Bukarest (București)

Übernachtung: Hotel (150 Lei bzw. 30 Euro)
Wetteraussichten: Leichter Regen. Wind mit 22 km/h aus östlicher Richtung, Böen bis 40 km/h. Tagestemperatur zwischen 19°C und 33°C, Nachttemperatur 22°C. Regenwahrscheinlichkeit: 26 %, Regenmenge: 0.19 mm.
27.06.2023
  
  : 25°C
Kronstadt, Brașov / Rumänien

Urlaub in Siebenbürgen (Transsilvanien), Tag 9:

Kronstadt (Brașov)

Übernachtung: Backpacker Hostel (100 Lei bzw. 20 Euro, inkl. Frühstück)
Wetteraussichten: Leichter Regen. Wind mit 18 km/h aus nord-westlicher Richtung, Böen bis 40 km/h. Tagestemperatur zwischen 14°C und 25°C, Nachttemperatur 18°C. Regenwahrscheinlichkeit: 42 %, Regenmenge: 0.83 mm.
26.06.2023
  
  : 23°C
Kronstadt, Brașov / Rumänien

Urlaub in Siebenbürgen (Transsilvanien), Tag 8:

Kronstadt (Brașov)

Übernachtung: Csilla und Zoltan stellen mir eines ihrer Apartments in der Stadt zur Verfügung
Wetteraussichten: Leichter Regen. Wind mit 18 km/h aus nord-westlicher Richtung, Böen bis 40 km/h. Tagestemperatur zwischen 14°C und 25°C, Nachttemperatur 18°C. Regenwahrscheinlichkeit: 42 %, Regenmenge: 0.83 mm.
25.06.2023
  
  : 21°C
Kronstadt, Brașov / Rumänien

Urlaub in Siebenbürgen (Transsilvanien), Tag 7:

Kronstadt (Brașov)

Übernachtung: Csilla und Zoltan stellen mir eines ihrer Apartments in der Stadt zur Verfügung
Wetteraussichten: Leichter Regen. Wind mit 18 km/h aus nord-westlicher Richtung, Böen bis 40 km/h. Tagestemperatur zwischen 14°C und 25°C, Nachttemperatur 18°C. Regenwahrscheinlichkeit: 42 %, Regenmenge: 0.83 mm.
24.06.2023
  
  : 30°C
Kronstadt, Brașov / Rumänien

Urlaub in Siebenbürgen (Transsilvanien), Tag 6:

Tiny House Festival in Rosenau (Râșnov) und danach nach Kronstadt (Brașov)

Übernachtung: Csilla und Zoltan stellen mir eines ihrer Apartments in der Stadt zur Verfügung
Wetteraussichten: Leichter Regen. Wind mit 18 km/h aus nord-westlicher Richtung, Böen bis 40 km/h. Tagestemperatur zwischen 14°C und 25°C, Nachttemperatur 18°C. Regenwahrscheinlichkeit: 42 %, Regenmenge: 0.83 mm.
23.06.2023
  
  : 24°C
Fundata, Brașov / Rumänien

Urlaub in Siebenbürgen (Transsilvanien), Tag 5:

Mit Catalin nach Schäßburg (Sighișoara), vorbei an Graf Draculas Törzburg (Castelul Bran) und am Abend auf einen Berg für eine Bulli-Camping-Nacht mit Weitblick

Übernachtung: VW-Bulli-Dachzelt
Wetteraussichten: Klarer Himmel. Wind mit 14 km/h aus nördlicher Richtung, Böen bis 22 km/h. Tagestemperatur zwischen 7°C und 20°C, Nachttemperatur 12°C. Regenwahrscheinlichkeit: 10 %, Regenmenge: n.a.
22.06.2023
  
  : 27°C
Klausenburg, Klausenburg / Rumänien

Urlaub in Siebenbürgen (Transsilvanien), Tag 4:

Klausenburg (Cluj-Napoca) und Salzbergwerk Salina Turda

Übernachtung: Backpacker Hostel (120 Lei bzw. 24 Euro)
Wetteraussichten: Klarer Himmel. Wind mit 18 km/h aus nord-westlicher Richtung, Böen bis 25 km/h. Tagestemperatur zwischen 13°C und 25°C, Nachttemperatur 18°C. Regenwahrscheinlichkeit: 0 %, Regenmenge: n.a.
21.06.2023
  
  : 27°C
Klausenburg, Klausenburg / Rumänien

Urlaub in Siebenbürgen (Transsilvanien), Tag 3:

Ich fahre mit einen Kleinbus von Hermannstadt (Sibiu) nach Klausenburg (Cluj-Napoca).

Der Staat bzw. das Finanzamt scheint es in Rumänien besonders ernst zu meinem. In sämtlichen Geschäften und Restaurant hängen Hinweise an die Kunden, dass man auch ja einen (Steuer-)Beleg für alles verlangen möge (vermutlich eher "soll"). So wird dann auch tatsächlich jeder Espresso (5 Lei bzw. 1 Euro) und jeder Toilettengang, wie hier am Busbahnhof (1 Lei bzw. 20 Cents), mit einem Bon quittiert.

Bei meiner Ankunft am Mittag treffe ich zunächst Catalin auf einen Kaffe wieder. Am Nachmittag schlendere ich um die universitären Fakultäten, den botanischen Garten sowie die Gassen der Altstadt. Am Abend fahren Catalin und ich auf den E-Mountainbikes von ihm und seiner Frau auf die nahen Hügel und genießen einige Ausblicke über der Stadt.

Übernachtung: Backpacker Hostel (120 Lei bzw. 24 Euro)
Wetteraussichten: Klarer Himmel. Wind mit 18 km/h aus nord-westlicher Richtung, Böen bis 25 km/h. Tagestemperatur zwischen 13°C und 25°C, Nachttemperatur 18°C. Regenwahrscheinlichkeit: 0 %, Regenmenge: n.a.
20.06.2023
  
  : 24°C
Hermannstadt, Sibiu / Rumänien

Urlaub in Siebenbürgen (Transsilvanien), Tag 2:

Hermannstadt (Sibiu) und Rennradrunde über Michelsberg (Cisnădioara) und Heltau (Cisnădie)

Übernachtung: Couch Surfing
Wetteraussichten: Mäßiger Regen. Wind mit 11 km/h aus nord-westlicher Richtung, Böen bis 14 km/h. Tagestemperatur zwischen 16°C und 24°C, Nachttemperatur 18°C. Regenwahrscheinlichkeit: 93 %, Regenmenge: 8.2 mm.
19.06.2023
  
  : 22°C
Hermannstadt, Sibiu / Rumänien

Urlaub in Siebenbürgen (Transsilvanien), Tag 1:

Hermannstadt (Sibiu)

Übernachtung: Couch Surfing
Wetteraussichten: Mäßiger Regen. Wind mit 11 km/h aus nord-westlicher Richtung, Böen bis 14 km/h. Tagestemperatur zwischen 16°C und 24°C, Nachttemperatur 18°C. Regenwahrscheinlichkeit: 93 %, Regenmenge: 8.2 mm.
18.06.2023
  
  : 20°C
Hermannstadt, Sibiu / Rumänien

Ab in den Urlaub... und in die Berge nach Siebenbürgen (Transsilvanien)

Am Morgen brechen Dana, Catalin und ich für die mehr als achtstündige Fahrt nach Hermannstadt (Sibiu) auf. In Bukarest (București) machen wir einen semi-kurzen Stop bei IKEA, da Dana noch ein Bett für ihre neue Wohnung benötigt und sich die langen Einzelteile wunderbar mit Catalins VW-Bulli transportieren lassen.

Übernachtung: Couch Surfing
Wetteraussichten: Mäßiger Regen. Wind mit 11 km/h aus nord-westlicher Richtung, Böen bis 14 km/h. Tagestemperatur zwischen 16°C und 24°C, Nachttemperatur 18°C. Regenwahrscheinlichkeit: 93 %, Regenmenge: 8.57 mm.
17.06.2023
  
  : 28°C
Sălcioara, Tulcea / Rumänien

Jurilovca, Tag 2:

Auf dem Hafenfest treffe ich Dana und Catalin wieder, die heute hier ihre Kajaktour beendet haben. Da ich nicht die ganze Zeit an einem Ort (und schon gar nicht in Konstanza) auf meine Ersatzlieferung warten möchte, parke ich meinen geschundenen Drahtesel bei Stefan und beschließe die Gelegenheit zu nutzen und mit den beiden am nächsten Tag in ihre Heimat nach Siebenbürgen (Transsilvanien) zu fahren. Zunächst werde ich eine paar Tage bei Dana in Hermannstadt (Sibiu) und dann mit Catalin in Klausenburg (Cluj-Napoca) bleiben.

Übernachtung: Zelt, weil ausgebucht, weil Hafenfest
Wetteraussichten: Mäßiger Regen. Wind mit 32 km/h aus unbestimmter Richtung, Böen bis 50 km/h. Tagestemperatur zwischen 21°C und 32°C, Nachttemperatur 22°C. Regenwahrscheinlichkeit: 90 %, Regenmenge: 4.07 mm.
16.06.2023
  
  : 28°C
Sălcioara, Tulcea / Rumänien

Jurilovca, Tag 1:

Chillen zwischen kleinen und große Pfoten

Übernachtung: Garten-Bungalow
Wetteraussichten: Mäßiger Regen. Wind mit 32 km/h aus unbestimmter Richtung, Böen bis 50 km/h. Tagestemperatur zwischen 21°C und 32°C, Nachttemperatur 22°C. Regenwahrscheinlichkeit: 90 %, Regenmenge: 4.07 mm.
15.06.2023
  
  : 27°C
Sălcioara, Tulcea / Rumänien

Heute ist Frühaufstehertag. Die Fähre legt um 07:00 Uhr ab, welche ich nicht verpassen möchte, da die nächste erst wieder in vier Tagen bzw. am Sonntag fährt und ich das Delta auf keinem anderen (außer per Fähre ab Sulina) bzw. trockenen Weg verlassen kann. Auf der Fähre lerne ich Dana aus Sibiu und Catalin Cluj-Napoca kennen, die mit Stefans Fahrradgruppe unterwegs sind. Wie verlassen die Fähre gemeinsam in Mahmudia und ich fahre ein Stück mit der Gruppe nach Osten. Stefans Tourteilnehmer werden in Dunavăţu de Jos ihre Fahräder gegen Kajaks tauschen und danach für drei Tage auf dem Wasser bzw. in der Wildnis des Lagunen-Sees Lacul Razim unterwegs sein. Ich hingegen, biege wieder nach Westen und dann nach Süden ab und rolle, auf Anraten von Stefan, heute nur gemütlich bis Jurilovca (schließlich wird es ca. 10 Tage dauern, bis meine neuen Laufräder eintreffen).

Ich fahre an einer Kaserne sowie an einem militärischen Übungsplatz vorbei. Genauer gesagt, führt die Straße mitten durch den riesigen Manöverplatz hindurch. Der gravierende Unterschied, zu jenen, im neutralen Österreich gesichteten Plätzen besteht darin, dass hier geschossen wird, und zwar scharf, vom Rumänischen Heer (Forțele Terestre Române), an der Seite der US Army.

Auffällig ist, dass rumänische Militärfahrzeuge Kennzeichen tragen, während amerikanische keinerlei Kennzeichnung aufweisen, die auf eine Nation schließen lassen. Scheinbar haben die US-Streitkräfte von den russischen Verschleierungsstrategen des Georgien- und Ukrainekriegs gelernt und Nummernschilder sowie Stander entfernt (im hiesigen Fall jedoch offensichtlich aus dem Grund, russische Spionage zu erschweren, als behaupten zu können, dass keine nationalen Truppen an einer Invasion beteiligt wären). Eben dieser Umstand lässt vermuten, dass amerikanische bzw. NATO-Kontingente in Osteuropa (mittlerweile) größer sind, als offiziell verlautbart wird.

An der Steigung des letzten Hügels vor Jurilovca überholt mich ein rumänischer Mannschaftstransporter langsam, im niedrigen Gang. Während ich stoppen will um Platz zu machen, weicht mir der LKW in großem Bogen aus und hinter der aufgeschlagenen Plane feuern mich die Soldaten fröhlich winkend von der Pritsche an.

Generell winken und grüßen mir wieder mehr Menschen aufmunternd und fröhlich in der Sonne zu.

Ich erreiche Jurilovca. Die Felge hat gehalten.

Heute gefahren: 79 km und 370 hm
Übernachtung: Garten-Bungalow
Wetteraussichten: Überwiegend bewölkt. Wind mit 22 km/h aus östlicher Richtung, Böen bis 22 km/h. Tagestemperatur zwischen 23°C und 32°C, Nachttemperatur 27°C. Regenwahrscheinlichkeit: 19 %, Regenmenge: n.a.
14.06.2023
  
  : 22°C
Sfântu Gheorghe, Tulcea / Rumänien

Noch ein Materialschaden... und das Schwarze Meer!

Am Morgen helfen mir die Beamten der Grenzpolizeistation im Ort, einen Bootstransfer nach Periprava zu organisieren. Zwar fährt am späten Nachmittag auch eine Linienfähre, doch ist nicht klar, ob diese auch tatsächlich anlegen wird bzw. kann, da der Anleger am Vortag von einem Frachtschiff stark beschädigt wurde. Zudem kann ich so die ganze, vermutlich sehr holprige Strecke bis zur Südspitze des Deltas an einem Tag fahren.

Auf der einstündigen Bootsfahrt fahren wir an unzähligen fahrenden sowie ankernden Schiffen vorbei und entdecken auf einer unbewohnten Insel, die in ukrainischem Hoheitsgebiet liegt, eine Herde Büffel und ein viele Pferde.

Leider mache ich auf der Fahrt jedoch auch eine sehr unglückliche Entdeckung, und zwar, dass meine Hinterradfelge viele kleine und einen sehr großen Riss aufweist. An einer Stelle ist eine Speiche fast gänzlich aus der Felge gerissen, was bedeutet, dass meine Reise jeden Kilometer zu Ende sein kann. Nur gut, dass ich mich am Vortag nicht allzu sehr über den gebrochenen Flaschenhalters aufgeregt habe.

Nach dem Anlegen in Periprava und der Übergabe des Fahrgeldes an meinen Bootsführer stelle ich fest, dass es zu meinem Glück über Nacht ein wenig geregnet hat; gerade so viel, dass die Sandpisten über weite Strecken gut fahrbar sind und meine Reifen nicht andauern versinken. Ich fahre ab jetzt natürlich sowieso langsamer und versuche mein Material, so weit wie möglich zu schonen und hoffe, dass das Hinterrad zumindest noch die Passage durch's Delta übersteht.

So schaffe ich es bis in die Mitte des Deltas nach Sulina und somit tatsächlich bis zur Mündung der Donau bzw. ans Schwarze Meer!

Beim Mittagessen in Sulina kontaktiere ich den Fahrradhersteller und berichte über den Schaden, der so nicht hätte auftreten dürfen. Mir wird zugesichert, Anfang nächster Woche zwei neue Laufräder aufzubauen und per Express nach Konstanza zu schicken, annähernd kostenneutral; nun gut.

Nach einem kurzen Zwischenstop für das obligatorische Etappen-Foto am ersten Schwarz-Meer-Strand im Donau-Delta, lauern auf den letzten 30 km bis zu meinem geplanten Tagesziel an der Südspitze des Deltas, dann noch zwei Prüfungen auf mich, die ich so nicht erwartet hatte. Nach ein paar Kilometern holprigem Weg, verschwindet bzw. endet eben dieser – im Wasser.
Ich kann immerhin sehen, dass die Betonplatten nach 300 Metern wieder aus dem Wasser zu ragen scheinen.

Beim Frühstück vor drei Tagen in Tulcea hatte mir Alexander von Stellen mit hochstehendem Wasser auf diesem Teilstück berichtet, an denen man ggf. das Fahrrad tragen müsse. Dass die Straße jedoch für mehrere hundert Meter abtaucht, das habe ich nicht erwartet; zumal ich am Vortag von Bill erfahren hatte, dass eine geführte Fahrradtour auch eben diese Route genommen hat.

Nun ja; mir bleibt jedenfalls nichts anderes übrig, als zunächst nur mit geschulterten Taschen zu versuchen, durch's Wasser und an die andere Seite zu waten. Erfreulicherweise ist das Wasser an den meisten Stellen lediglich knietief und bloß an einer Stelle mit starker Querströmung fällt es mir nicht ganz leicht auf den Beinen zu bleiben. Nachdem die Taschen übergesetzt sind, geht's die ganze Strecke zurück und mit dem Fahrrad auf dem Rücken wieder in die andere Richtung, wobei ich mich frage, wie viele solcher Trageabschnitte wohl noch vor mir liegen. Nach dem die Passage geschafft ist, pedaliere ich skeptisch-fröhlich weiter, bis ich kurz darauf vor der nächsten Pfütze stehe, welche sich diesmal über nur 200 Meter erstreckt. Ich denke 'The same procedure as every year, James!' und los geht's: Taschen ab, rüber stapfen, zurück und das Fahrrad buckeln, geschafft... und jetzt, wie viele Wasserlöcher kommen noch? – zum Glück keine mehr!

Auf den letzten 10 km muht und röhrt es von allen Seiten, obwohl man meist nichts im dichten Schilf erkennen und nur ahnen kann, woher die Laute genau kommen. Nach der Ankunft am Strand von Sfântu Gheorghe gönne ich mir in der Abendsonne ein Bad im Meer, das hier, ob des vielen Donauwassers, herrlich wenig salzig ist.

Am Abend im Camp treffe ich den verrückten Fahrrad-Tour-Guide Stefan, der seine Gruppe einen Tag zuvor durch's Wasser geschickt hat. Er berichtet mir, dass noch vor einer Woche die Stellen deutlich leichter passierbar gewesen wären und er mit einem so hohen (bzw. langen) Wasserstand nicht gerechnet hätte.

Heute gefahren: 73 km und 30 hm
Übernachtung: Reetdachhütte auf einem Campingplatz
Wetteraussichten: Bedeckt. Wind mit 18 km/h aus östlicher Richtung, Böen bis 22 km/h. Tagestemperatur zwischen 23°C und 29°C, Nachttemperatur 26°C. Regenwahrscheinlichkeit: 1 %, Regenmenge: n.a.
13.06.2023
  
  : 20°C
Chilia Veche, Tulcea / Rumänien

Ab kurz vor Tulcea spannt sich das Flussdelta gen Westen bzw. bis zum Schwarzen Meer auf. Das Donaudelta wird im Norden wie im Süden von einem größeren Flussarm begrenzt. Zusätzlich hat man, wenige Kilometer flussabwärts von Tulcea, in der Mitte des Deltas einen Arm für die Großschifffahrt begradigt. Alle drei Wasserwege können von Seeschiffen (bis hinauf nach Galați) befahren werden. Aufgrund des Krieges ist jedoch der nördliche Arm (mit seinen ukrainischen Häfen) der mit Abstand am meisten befahrene bzw. beankerte (entlang des Verlaufs liegen dutzende Schiffe vor Anker und warten darauf in einen Hafen einlaufen bzw. an einem Kai anlegen zu können). Viele Kais sind dabei bereits schon zweireihig belegt.

Nach dem ich den Kanadier Bill, den ich drei Tage zuvor auf dem Weg nach Tulcea getroffen hatte, an der von Sulina kommenden Fähre abgepasst habe, und wir bis in den späten Nachmittag quatschen (und essen), komme ich um 16:30h doch noch los. Ich nehme eine kleine Personenfähre über den Donauarm und muss meine Fotostopps auf ein Minimum reduzieren, um vor der Dunkelheit in Chilia Veche zu sein.

Entlang der Strecke stehen viele Maulbeerbäumen, deren reife Früchte, ob des Staubs der Straße, nur bedingt genießbar sind. Doch eigentlich hab ich ja eh keine Zeit für solcherlei kulinarische Vergnügen, da ich viel zu spät losgekommen bin.

Mitten auf staubiger Strecke halten mich an einem Kontrollposten zwei Polizist an, ein junger in blauer und ein älterer in brauner Uniform. Der junge Beamte bittet sehr freundlich und in gutem Englisch nach meinem Ausweis. Nach einer ganzen Weil hat er schließlich alles wichtige per Funk überprüft und einen Zweiradreisenden bei seinen Kollegen angekündigt. Mit ein paar Tipps für meine Fahrt durch das Delta wünschen mir beide eine gute Reise.

Kilometer 68: Bam!
Die große Wasserflasche an der linken Gabelseite verabschiedet sich in den Graben. Die Schweißnaht an einem der teuren 'Expedition'-Flaschenhalter hat sich nach weniger als 4'000 km einem Ermüdungsbruch hingegeben; wofür der taiwanesische Fertiger nichts kann, schließlich entstammt die Fehlkonstruktion der Feder eines deutschen Möchtegern-Fahrradbauers. Also Einzelteile verstauen und die rechte Flasche ebenfalls entfernen; Gewichtsausgleich muss sein. Einen zertifizierten Schweißfachbetrieb werde ich wohl in dieser Gegend kaum finden.

Ein Kauz, dessen Verwandte ich sei Wochen die ganze Zeit höre und doch nie zu Gesicht bekommen habe, sitzt gut getarnt auf einem Stromkasten am Wegesrand. Fotohandys mag er nicht. Auf ukrainischer Seite sind viele Häfen und Kais in und an denen noch mehr los ist. Die Schiffe liegen dort meist zweireihig. Getreide und alle anderen möglichen Güter werden be- bzw. entladen. Überall sind riesige Mücken beziehungsweise Moskitos. Jeden noch so kurzen Fotostop bezahle ich mit einigen, sehr großen Blutstropfen.

Die letzten 5 km führen genau nach Norden und die Sonne geht schräg links vor mir, im hohen Nord-Westen unter. Ich winke einem Schäfer in der Ferne, der mit langsamen und weit ausschweifenden Armbewegungen meinen Gruß erwidert; wie schön.

In meiner Pension habe ich das Glück zu später Stunde noch ein köstliches Abendessen, bestehend aus Kohlrouladen mit Sauerkraut und dazu himmlischen Tomaten zu bekommen. Ein Paar ethnischer Ungarn, die aus Rumänien stammen und schon immer im Land wohnen (und deshalb beide Staatsangehörigkeiten besitzen) bietet mir Sprudel mit selbst gemachtem, knallrotem und herrlich schmeckendem Sirup an, der aus jungen Tannenzapfen gekocht wird. Direkt vor dem Fenster meines Zimmers liegt ein großes Schiff vor Anker. Zum leisen Brummen des Hilfsdiesels schlafe ich ein.

Heute gefahren: 83 km und 100 hm
Übernachtung: Private Pension
Wetteraussichten: Überwiegend bewölkt. Wind mit 22 km/h aus unbestimmter Richtung, Böen bis 40 km/h. Tagestemperatur zwischen 18°C und 27°C, Nachttemperatur 21°C. Regenwahrscheinlichkeit: 28 %, Regenmenge: n.a.
12.06.2023
  
  : 21°C
Tulcea, Tulcea / Rumänien

Ich ziehe vom sechsten ins erste Obergeschoss und hoffe, dass die Flöhe es mir nicht gleichtun.

Übernachtung: Hotel
Wetteraussichten: Bedeckt. Wind mit 25 km/h aus unbestimmter Richtung, Böen bis 43 km/h. Tagestemperatur zwischen 13°C und 21°C, Nachttemperatur 18°C. Regenwahrscheinlichkeit: 10 %, Regenmenge: n.a.
11.06.2023
  
  : 26°C
Tulcea, Tulcea / Rumänien

09:58 Uhr: das Telefon neben meinem Bett klingelt; ich nehme ab.

Die Hotelrezeptionistin erklärt mir, dass es 10:00 Uhr und das Frühstück nun beendet sei. Wenn ich dennoch möge, könne sie jedoch im Restaurant Bescheid geben und ich mein Frühstück einnehmen, wenn ich jetzt herunter käme.

Zwar hatte ich beschlossen, das gebuchte Frühstück gemütlich zu verschlafen, doch ein so selten-nettes Angebot, möchte ich dann doch nicht ausschlagen. Also kaltes Wasser ins Gesicht, Garderobe nicht vergessen und mit dem Lift nach unten.

Im Frühstücksraum sehe ich: nichts!
Das Buffet ist abgeräumt, die kahlen Böden der Kühltheken sind vereist; ich denke: na toll!
Ich schaue mich um und entdecke einen, in diesen Breiten (Längen wäre wohl trefflicher) gewöhnlich nicht anzutreffenden, und noch dazu eingeschalteten WMF-Profi-Kaffeevollautomaten; ich denke: immerhin!
Während ich mir eine der bereitgestellten Tassen nehme, kommt eine Dame aus der Küche und erklärt mir, welche Frühstücksvarianten à la carte verfügbar sind; ich denke: aha!

Auf dem Balkon vor dem Frühstücksraum finde ich den einzigen anderen Gast und frage rüpelhaft-undeutsch und im höchsten Maße Privatsphäre-verletzend, ob ich mich zu ihm setzen könne; der Mann erwidert: natürlich!

Alexander aus Bukarest ist Anthropologe und Soziologe, hat gerade an einer mehrtägigen Flussdeltakonferenz in der Stadt teilgenommen und kennt selbstverständlich auch das hiesige Donaudelta viel besser, als ich den den heimischen Niederrhein. So kam es, dass ich beim unbeabsichtigtem Frühstück sämtliche Fragen zum Delta loswerden konnte und meine aktuelle Ahnungslosigkeit gegen einen Reiseplan für die nächsten Tage eintauschen konnte.

Übernachtung: Hotel
Wetteraussichten: Bedeckt. Wind mit 25 km/h aus unbestimmter Richtung, Böen bis 43 km/h. Tagestemperatur zwischen 13°C und 21°C, Nachttemperatur 18°C. Regenwahrscheinlichkeit: 10 %, Regenmenge: n.a.
10.06.2023
  
  : 28°C
Tulcea, Tulcea / Rumänien

Zum Frühstück gibt's die Reste vom Abendessen und Brote mit Honig, direkt aus der Wabe. Danach geht's zunächst auf kleine Stadtrundfahrt.

Wie ich gestern schon vermutet habe, scheint diese Stadt kein richtiges Zentrum zu besitzen. Der urbane Raum besteht letztlich aus einer massiven, unorganisch gewachsenen Ansammlung von Plattenbauten, die sich in vielen Reihen und entlang sehr breiter Straßen durch die Hügel über der Donau ziehen.

In Rumänien herrscht zwar keine so ausgeprägte Monokultur bei Einkaufsläden wie in Bulgarien, doch immer noch eine deutsche Übermacht mit den Handelsnamen Penny, DM und Kaufland. An vielen kleinen Läden aber auch großen Geschäften steht 'Non-Stop', was Rund-um-die-Uhr-geöffnet bewirbt.

Obwohl Galați im Dreiländereck mit Moldau und der Ukraine liegt und die entsprechenden Landesgrenzen kaum 10 km entfernt sind, fallen mir weder moldauische noch ukrainische Kennzeichen oder sonst ein Anzeichen der unmittelbaren Grenznähe in der Stadt auf. Ein Kuriosum ist, dass die Republik Moldau einen winzigen Streifen Donau zugestanden bekommen hat. So erstreckt sich am südlichsten Zipfel der Republik ein, keine 500 Meter breiter Hafen mit zwei Anlegern: einer für Getreide und der andere für Öl bzw. Raffiniertes. Dies wiederum bedeutet, dass die Ukraine hier nur über bzw. durch den südlichen Zipfel Moldaus auf dem Landweg zu erreichen ist. Durch die russischen Soldaten, die in Transnistrien (abtrünnige Region innerhalb Moldaus) stationiert sind, besteht hier immer die akute Gefahr, dass die Ukraine an dieser Stelle vom Westen abgeschnitten wird.

Ich begebe mich zum Fähranleger und setze wieder zum Ostufer (das alsbald zum Südufer werden soll) über, um die letzten 80 km nach Tulcea bzw. zum Beginn des Donaudeltas zu radeln.

Auf halber Strecke erreiche ich das Städtchen Isaccea und mit ihm, die einzige Fähre mit der die Ukraine von diesem Teil Rumäniens direkt erreichbar ist. Unzählige LKW stehen vor der Stadt. Ich vermute, dass die Fahrer derzeit tagelang auf die Überfahrt warten müssen, obwohl die Fähre verhältnismäßig modern und groß ist. Der Krieg bzw. die Besetzungen Russlands haben dazu geführt, dass immer weniger Güter über Häfen im Schwarzen Meer abgewickelt werden. Die Donauhäfen der Ukraine sind somit zu einer wichtigen Lebensader des Landes geworden, da diese nicht so leicht von Russland bedroht werden können, ohne einen direkten Konflikt mit dem NATO-Partner Rumänien heraufzubeschwören. Mit der Fähre kommen auch neu Flüchtlinge, die vielleicht aus den, durch die Staudammsprengung überfluteten Gebieten stammen.

Mit schweren Gedanken fahre ich weiter und erreiche Tulcea, das Tor zum Delta am frühen Abend.

Heute gefahren: 95 km und 790 hm
Übernachtung: Hotel
Wetteraussichten: Bedeckt. Wind mit 25 km/h aus unbestimmter Richtung, Böen bis 43 km/h. Tagestemperatur zwischen 13°C und 21°C, Nachttemperatur 18°C. Regenwahrscheinlichkeit: 10 %, Regenmenge: n.a.
09.06.2023
  
  : 27°C
Galatz, Galați / Rumänien

Da ich gar nicht erst versuche, mein Frühstück vegetarisch zu bestellen, freut sich die Katze über den Schinken... und später auch über die Butter auf meinem Weißbrot, was so von mir nicht vorgesehen war.

Nach 30 km halte ich für ein Foto bei einer großen Ansammlung bunter Bienenkästen an. Bevor ich mich wieder auf den Sattel schwingen und davon machen kann, hält mich ein Mann mit Rufen auf und fragt mich in exzellentem Englisch ob ich etwas suche oder benötige. In den folgenden zwei Stunden quatschen der freiheitsliebende Wahl-Imker Cristian und ich über Politik, Soziales, den Krieg, Corona und natürlich seine Bienen – den lieben Gott sparen wir aus.

Cristians Bienen sind eine Kreuzung aus deutschen und britischen Bienen, die viel weniger aggressiv als rumänische und deswegen leichter zu handhaben seien. Er erklärt mir, dass in der Saison eine Biene 30 bis 40 Tage und im Herbst 4 bis 5 Monate lang lebt. Alle Bienen, außer der Königin (die nichts anderes tut, als 1'000 Eier am Tag zu legen), haben über ihren Lebenszyklus die folgenden unterschiedlichen Aufgaben (in chronologischer Reihenfolge):

Reinigen, Pflegen der Brut, Füttern der Königin, Honig machen, Honig im Nest verteilen, das Nest bzw. die Larven bei Bedarf belüften (mit den Flügeln schlagend, was gleichzeitig die Muskulatur für den späteren Flug trainiert), Funktion als Soldat bzw. Wächter am Nesteingang, Erkundungsflüge, Sammeln von Pollen oder Honig, Sammeln von Wasser

Nach ca. 700 Flugkilometern sind die Flügel der Bienen so weit abgenutzt, dass sie nicht mehr fliegen können und deswegen verhungern müssen.

Leider muss ich mich irgendwann dann doch von Cristian und den guten Gesprächen verabschieden, wenn ich heute auch nur in die Nähe meines geplanten Ziels kommen möchte.

Es fällt mir nicht leicht wieder Reisegeschwindigkeit aufzunehmen. In einem Dorf klatsche ich mit zwei Jugendlichen High-Five ab.

Vom höchsten Punkt des Tages, einem Sattel, kann ich in 25 km Entfernung die riesige, im Bau befindliche Donaubrücke bei Brăila sehen, von der Cristian erzählt hat.

Am späten Nachmittag setze ich bei Brăila, einer großen Industriestadt, mit einer Fähre über, um danach am Westufer der Donau die letzten 20 km bis Galați zu fahren. Galați ist ein noch größerer Industriestandort als Brăila, und beherbergt den am weitesten landeinwärts gelegenen Seehafen der Donau (welcher gleichzeitig der größte Hafen an der Donau überhaupt ist) und der zweitgrößte Hafen des Landes ist (nach dem Hafen von Konstanza am Schwarzen Meer).

In der Abendsonne erreiche ich schließlich die Stadtgrenze von Galați und lasse, vom Hunger getrieben, das größte Stahlwerk Rumäniens links liegen.

Merke: Wähle und konditioniere deine Frühstücksgesellschaft mit Bedacht.

Heute gefahren: 129 km und 680 hm
Übernachtung: Private Pension
Wetteraussichten: Überwiegend bewölkt. Wind mit 29 km/h aus unbestimmter Richtung, Böen bis 47 km/h. Tagestemperatur zwischen 15°C und 21°C, Nachttemperatur 15°C. Regenwahrscheinlichkeit: 48 %, Regenmenge: n.a.
08.06.2023
  
  : 26°C
Hârşova, Constanța / Rumänien

Zum Geschrei der Möwen stehe ich auf. Vorbei an den Ruinen einer römischen Villa beziehungsweise eines Bischofssitz fahre ich zur Grenze.

Die Grenzstation befindet sich direkt an der Stadtgrenze von Silistra, wo der unfreundliche bulgarische, sowie der ebenso mürrische, rumänische Grenzbeamte direkt nebeneinander sitzen. Mein noch sieben Jahre gültiger Pass wird von den Herren nacheinander lust- und sorglos in die Scanner geschoben und dabei mehrmals geknickt – eine Frechheit! Im krassen Gegensatz dazu, hatte die Dame an der Hotelrezeption am Vorabend sehr viel Wert darauf gelegt, mir einen makellosen, handausgefüllten Einwegfrühstücksgutschein auszuhändigen.

Nach der Grenze wird es direkt sehr hügelig und meine Route führt zunächst an Kirsch-und Aprikosenplantagen sowie Weingärten vorbei, und später durch endlose Kornfelder. Mir fällt bald auf, dass es jenseits der Grenze wieder ein normales Maß an Polizeipräsenz gibt.

An einem Ortsausgang, im Schatten einer Markise vor einem Laden, sehe ich zwei Radler. Hildegard und Sepp aus der Mozartstadt Salzburg machen Rast und verstecken sich vor der Mittagssonne. Wir tauschen Hundeerfahrung und Verteidigungsstrategien aus. Ich berichte, dass bereits das Drohen mit meinem Stock oft schon Wirkung zeigt, einmal jedoch dazu geführt hat, dass der bedrohte Köter sofort eingezogenen Schwanzes von dannen stürmte, um wenige Sekunde später mit einem ganzen Rudel wieder anzugreifen. Gottseidank war der Ortsausgang abschüssig und ich konnte der agressiven Meute leicht enteilen.

Auf den Dörfern sehe ich auch hier viele Trinkwasserbrunnen mit Eimer, Seilwinde und Handkurbel. Mir kommt es so vor, dass mir in Rumänien noch mehr Pferdekarren als in Bulgarien entgegenkommen. Die Straßen sind teils ebenso löchrig, doch über weite Strecken ('Project Joyride' lässt grüßen) wird die Asphaltdecke derzeit erneuert, und der Untergrund wechselt von einseitig und beidseitig frisch geteert, zu losem Schotter und zurück.

Während ich einen Hügel hinauf fahre, kommt mir ein Radfahrer auf einem nagelneuen, schwarzen Fahrrad entgegen. Als er mich sieht, hält er an, bedeutet mir ebenfalls stehen zu bleiben und fängt an zu reden. Er zeigt auf die frisch geteerte Straße vor sich und entschuldigt sich, dass es keine Fahrradspur gibt, worauf ich erwidere, dass das kein Problem für mich sei. Daraufhin gibt er zu verstehen, dass das eben doch ein großes Problem sei und in Rumänien nichts, und vor allem die Politiker nicht normal seien.

Nach dem Passieren der großen roten Brücke in Cernavodă, die über den Kanal führt, der die Donau auf mehr oder weniger direktem Weg nach Westen (ohne den natürlichen Umweg nach Norden) mit dem Schwarzen Meer verbindet, erblicke ich das zweite Minarett auf meiner Reise bzw. in Rumänien.

Die Rumänen scheinen, anders als Bulgaren, einen ausgeprägten Faible für Tauben zu haben, denn ich sehe ab jetzt öfters zum Brieftaubentransport umgebaute LKW mit offenen Luken in der Landschaft stehen. Immer wieder sehe ich große Kanäle zur Bewässerung der Felder, die von der Donau in die Ebenen führen.

Im Gegensatz zu den PKW-Möchtegern-Piloten, sind die LKW-Fahrer meist richtige Profis. Bevor sie mich von hinten überholen, hupen sie meist extra kurz und leise um sich anzukündigen, mich jedoch nicht zu erschrecken und überholen dann mit weitem Abstand; leider folgen diesem Beispiel nur wenige PKW-Amateure. Und eine weitere Beobachtung manifestiert sich: ich sehe kaum alleinsteuernde Fahrerinnen, die nicht etwa telefonieren oder gerade irgendeine Sprachnachricht in ihr schlaues Gerät labern.

Die Nacht verbringe ich in Hârșova, in dessen Nähe die beiden Ströme, in die sich die Donau beim heutigen Start in Silistra aufgeteilt hatte, wieder zusammenfließen, um sich darauf sogleich wieder in drei Ströme aufzuteilen.

Heute gefahren: 160 km und 1560 hm
Übernachtung: Hotel
Wetteraussichten: Überwiegend bewölkt. Wind mit 32 km/h aus nördlicher Richtung, Böen bis 47 km/h. Tagestemperatur zwischen 16°C und 23°C, Nachttemperatur 16°C. Regenwahrscheinlichkeit: 23 %, Regenmenge: n.a.
07.06.2023
  
  : 26°C
Silistra, Silistra / Bulgarien

Dschungel und Kampf gegen Moskitos – und zum Glück nicht gegen Hornissen

Die Bulgaren sind Spätaufsteher, so wie ich – eigentlich. Doch diese Sympathie hilft leider nix. Wohl oder übel muss ich früh aufstehen, um an einem langen Radeltag, nicht zu lange in der Sonne zu braten. Also bin ich heute früh dran und verlasse die Industriestadt Russe Richtung Osten, der aufgehenden Sonne entgegen.

Es geht vorbei an Industrieruinen und an welchen, die so aussehen, jedoch immer noch auf irgendeine Art in Betrieb zu sein scheinen. Die Gegend erinnert mich an eine Mischung zwischen einer chinesischen Industriestadt und dem, mittlerweile in weiten Teilen deindustrialisierten Ruhrgebiet.

Flussabwärts, vor den Toren der Stadt liegt die erste Donaubrücke seit Widin bzw. seit fast 400 Flusskilometern. Die Brücke ermöglicht Autos als auch Schienenfahrzeuge den Grenzübergang gleichermaßen. Ich bleibe jedoch am Südufer und behaupte mich auf bulgarischer Seite gegen die LKWs.

Überall ist Zerfall zu sehen; wenige Zeichen technologischen Fortschritts sind auszumachen. Beim Durchfahren vieler kleine Dörfer und Städte und dem Anblick rostender Industrieanlagen, wird immer wieder deutlich, dass es diesem Land einmal deutlich besser ging. Auch wenn der Kommunismus mit Autokratie einherging, so ging es den Menschen hier doch scheinbar wirtschaftlich deutlich besser als heute.

Überall stehen meist verblichene Schilder, die den goldenen Sternenring der EU auf blauem Grund tragen, als Zeugen offensichtlich nicht eingelöster Versprechen. Entweder wurde hier in so kleinem Maß Geld bewilligt, dass es wie auf einem heißen Stein sofort verdampft ist, oder aber das Geld ist in einem korrupten System einfach spurlos versickert. Die Menschen kümmern sich derweil um ihre Selbstversorgergärten. Außer Zitrusfrüchten (im Winter kann hier immer noch Schnee liegen), gedeiht auf dem fruchtbaren Boden so ziemlich alles.

Immerhin habe ich fast überall LTE-Empfang. Auch hier, im letzten Winkel des ärmsten Landes der EU, ist die Flächenabdeckung mit schnellem, mobilem Internet besser als in Deutschland. Während der Abstand der Mobilfunkantennen konstant bleibt, werden die Storchennester weniger; scheinbar mit jedem Kilometer, mit dem ich dem Schwarzen Meer näher kommen.

Auf den letzten 30 Kilometern des Tages erwartet mich eine erahnte, in dieser Ausprägung jedoch durchaus unerwartete Überraschung.

Zunächst verliert sich in den Gerstenfeldern der kartografierte Weg. Also folge ich dem Pfad eines Traktors in halbwegs passender Himmelsrichtung, der mich jedoch auf den berühmten Holzweg führt und letztlich in den sumpfigen und Moskito-verseuchten Auen der Donau zum Umkehren zwingt. Nachdem ich den "richtigen Weg" dann doch gefunden habe, wird es nicht unbedingt komfortabler. Fünf Kilometer fahre ich durch's dichteste Unterholz und über einen mehr als holprigen Pfad, der sich oft nur, für ein paar Meter voraus, erahnen lässt. Ich muss stets aufpassen, dass ich nicht direkt in einen dieser mit langen Stacheln bewehrten Zweige fahre, die immer wieder in den Weg reichen. Ab und zu muss ich dennoch mein Fahrrad durch tiefe Wasserlöcher schieben, die manchmal kaum als solche zu erkennen sind, da sie gänzlich mit einer braunen Schicht aus vertrockneten Blüten bedeckt sind. Während des gesamten Abschnitts brummen im Hintergrund unzählige Hornissenvölker, von denen ich glücklicherweise nur ab und an einzelnen Vertretern begegne. Nach gut einer Stunde lasse ich den Dschungel um eine Abenteuer reicher hinter mir.

Beim Abendessen in Silistra mit Blick auf die Donau sitzen am Nachbartisch Krasimir und Alexander, die für einen Stallhändler arbeiten und für diesen geschäftlich in der Stadt sind. Neben vielem Geschichtlichem erklärt mir Krasimir, dass vor dem Krieg viel ukrainischer Stahl über die Donau nach Bulgarien verschifft wurde; jetzt kommt kein einziges dieser Schiff mehr. Die größten Stahlwerk der Ukraine in Mariupol sind seit vergangenem Jahr in russischer Hand – und vermutlich weitestgehend zerstört.

Heute gefahren: 144 km und 1000 hm
Übernachtung: Hotel
Wetteraussichten: Ein paar Wolken. Wind mit 18 km/h aus östlicher Richtung, Böen bis 29 km/h. Tagestemperatur zwischen 16°C und 28°C, Nachttemperatur 18°C. Regenwahrscheinlichkeit: 76 %, Regenmenge: n.a.
06.06.2023
  
  : 25°C
Russe, Ruse / Bulgarien

Bien manger et boire, vie urbaine, culture, envoyer un colis à la maison – être paresseux

Übernachtung: Roger's Hotel & Pub (der Schankbetrieb ist dauerhaft ausgesetzt)
Wetteraussichten: Bedeckt. Wind mit 18 km/h aus östlicher Richtung, Böen bis 36 km/h. Tagestemperatur zwischen 12°C und 25°C, Nachttemperatur 17°C. Regenwahrscheinlichkeit: 0 %, Regenmenge: n.a.
05.06.2023
  
  : 24°C
Russe, Ruse / Bulgarien

Bien manger et boire, vie urbaine, culture, aller chez le coiffeur – être humain

Übernachtung: Roger's Hotel & Pub (der Schankbetrieb ist dauerhaft ausgesetzt)
Wetteraussichten: Mäßig bewölkt. Wind mit 22 km/h aus östlicher Richtung, Böen bis 40 km/h. Tagestemperatur zwischen 12°C und 26°C, Nachttemperatur 17°C. Regenwahrscheinlichkeit: 0 %, Regenmenge: n.a.
04.06.2023
  
  : 22°C
Russe, Ruse / Bulgarien

Nach einer, wegen Hundegebells mäßig erholsamen Nacht, gibt es Pasta und Espresso zum Frühstück – wunderbar!

Während Svetoslav und Zhivkov mit dem Kajak aufbrechen und die Jantra hinunter bis zur Donau und weiter stromabwärts nach Ruse (Russe, Русе) paddeln, fahre ich mit dem Fahrrad dem gleichen Tagesziel entgegen. Teodor und Radostin werden die beiden später mit den Autos in Russe einsammeln und dann gemeinsam zurück in ihre Heimatstadt Shumen fahren.

Ich verabschiede mich von den lässigen Truppe und fahre zunächst ebenfalls entlang der Jantra, jedoch 10 km flussaufwärts, bevor ich nach Osten abbiege und den Flusslauf hinter mir lasse.

Um die Dörfer werden Schafe und Kühe gehütet und Wildkräuter gesammelt. Nach einer Weile geht es 5 km, fast schnurgeradeaus, langsam aber stetig das Plateau hinauf. Mit perfektem Timing kommt auch noch die Sonne hinzu, was mich nicht gerade schneller radeln lässt und die Steigung auf eine kleine Ewigkeit dehnt.

Mir geht durch den Kopf, dass ich in den kleinen Dörfern und Städtchen so gut wie keine Polizeipräsenz erkennen kann; weder auf vier Rädern, noch in entsprechenden Gebäude. Dagegen gibt es alle möglichen privaten Sicherheitsunternehmen, die allerorten ihre Dienstleistungen anbieten.

Die letzten 30 km gehen gemächlich und mit wenig Steigung (weil parallel zu einer Bahntrasse verlaufend) nach Nordosten gen Ruse und somit wieder der Donau zu.

Auch in kleinen Städtchen sehe ich immer wieder alte und neue orthodoxe Kirchen. Mich wundert das ein wenig, da während der Zeit des Kommunismus Kirchgang strikt verboten gewesen sein soll.

Am Nachmittag fangen meine Semi-Slicks auf dem heißen Asphalt leise an zu quietschen und es kommt immer öfter der Geruch von Pinien auf, was Kindheitserinnerungen an Urlaube in Südfrankreich aufkommen lässt.

Kurz vor Ruse weiche ich von der geplanten Route ab und mache einen Abstecher in das gewundene Tal des Flüsschen Rusenski Lom und das in den Karststein gearbeitete Kloster Bassarbowski. Ich frage mich, wie das Kloster wohl zu Zeiten des Kommunismus ausgesehen haben mag, bzw. was die Klosterbrüder vor den roten Scharen Stalins retten konnten und was nicht mehr original ist. Beim Anblick des Angebots des Souveniershops wird mir klar, wie weit abseits von touristischen Pfaden ich mich mittlerweile bewege. Es werden zwar Ikonen zum Kauf angeboten, doch selbst auf Nachfrage kann ich keine Postkarte erwerben.

Nach meinem Abstecher ins Seitental kommt, nach einer letzten kleinen Steigung mit Ruse, die erste richtige Stadt an der Donau seit Vidin, seit mehr als 400 km. Ruse ist mit fast 150'000 Einwohnern dreimal so groß wie Vidin und die fünftgrößte Stadt Bulgariens sowie ein industrielles Zentrum mit Fernsehturm, Oper, Hochschule und einer richtigen Brücke über die Donau.

In der Fußgängerzone sehe ich einen Mann in Uniform, genauer: in Tarnkleidung. Auf seiner rechten Schulter ist ein blauer über einem gelben Streifen aufgenäht und darunter prangt ein Dreizack, das Hoheitszeichen der Ukraine in Rot. Der Mann hat leicht ergraute Haare. Ich spreche ihn an und wir verständigen uns in stark gebrochenem Englisch. Der Mann erzählt mir, dass er Scharfschütze sei und zählt mit seinen Fingern, dass er sieben Soldaten getötet habe. Er spricht offen und ruhig, weder mit Stolz, noch mit Scham, weder in Freude, noch in Trauer. Aus dem Mann spricht eine Art Gelassenheit, vielleicht die Einsicht, das einzig Richtige, das Unvermeidbare zu tun.
Der Mann zeigt mir bulgarische als auch ukrainische Dokumente, was erklärt, weshalb er hier, außerhalb der Ukraine sein kann und was im wohl eine Art Fronturlaub ermöglicht. In einem Monat wird er an die Front zurückkehren und wieder kämpfen – schießen, töten, gefangen oder getötet werden. Wir verabschieden uns mit einem kräftigen Händedruck, wobei ich tief in seine friedlichen Augen schaue. Dann geht er ruhigen und doch bestimmten Schrittes seines Weges.

Heute gefahren: 79 km und 850 hm
Übernachtung: Roger's Hotel & Pub (der Schankbetrieb ist zu meinem Glück ausgesetzt)
Wetteraussichten: Ein paar Wolken. Wind mit 22 km/h aus östlicher Richtung, Böen bis 40 km/h. Tagestemperatur zwischen 13°C und 25°C, Nachttemperatur 17°C. Regenwahrscheinlichkeit: 0 %, Regenmenge: n.a.
03.06.2023
  
  : 25°C
Tsenovo, Ruse / Bulgarien

Nach dem Frühstück mit Blick auf das ehemalige Konzentrationslager bzw. die Gefängnisinsel (ich kann jedoch außer Bäumen nichts auf der Insel erkennen) und einem Tratsch mit einem Rentnerehepaar aus New Castle (UK), die ihren hier lebenden Sohn besuchen, breche ich auf.

Auf dem Parkplatz erkenne ich die auf hochglanzpolierte E-Klasse des Hotelbesitzers, mit Regierungssonderkennzeichen versteht sich; so läuft das hier.

Kurz nach dem Stadtkern kommt auch schon das Gelände des versuchten Atomkraftwerksbaus in Sicht. Es ist so riesig, dass man hier locker 200 Meiler hätte bauen können. Auf dem Grundstück stehen immer noch sehr große Kräne, die jedoch vermutlich schon lange nicht mehr gedreht haben. Auf den Karten ist das Gelände als Naturreservat ausgezeichnet; welch bekannter Euphemismus.
Obwohl Verbotsschilder das Fotografieren ausdrücklich untersagen, mache ich fleißig Bilder. Der Sicherheitsdienst kommt mir in einem klapprigen alten Ostblock-Wagen entgegen. Der Fahrer winkt freundlich.

Immer wieder kommen mir am heutigen Tag landwirtschaftliche Sprühfahrzeuge entgegen, die auf ihren riesigen Rädern und mit ihren hohen Portalachsen wie Roboter aussehen, und mich im wahrsten Sinne des Wortes überholen könnten (wovon die Fahrer zum Glück absehen).

Im Tal der Jantra hole ich einen Wanderer ein. Teodor, 35, ist mit seinen Freunden aus Shumen (Schumen, Шумен) am Wochenende an und auf der Jantra unterwegs. Er lädt mich ein, mit ihm zum nahegelegenen Zeltplatz zu kommen. Seine Freunde, die den Tag über eine Strecke auf dem Fluss gepaddelt sind, haben schon das Essen vorbereitet. Es gibt gegrillten Fisch und Jägermeister. Ich begnüge mich jedoch mit einem kleinen Bier, ausnahmsweise mit mehr als 0% Alkohol.

Kurz nachdem ich mein Zelt fertig aufgebaut habe, hebt auch schon die kleine Platztöle ihr Bein und markiert den Eingang. Nun ja; der kommende Regen wird es wegwaschen.

Am Abend flackern um uns herum Glühwürmchen auf und die Diskussionen werden hitzig, weil politisch – was will ich mehr!?

Heute gefahren: 51 km und 160 hm
Übernachtung: Kajak-Zeltplatz an der Jantra
Wetteraussichten: Ein paar Wolken. Wind mit 22 km/h aus östlicher Richtung, Böen bis 43 km/h. Tagestemperatur zwischen 13°C und 25°C, Nachttemperatur 19°C. Regenwahrscheinlichkeit: 1 %, Regenmenge: n.a.
02.06.2023
  
  : 27°C
Belene, Pleven / Bulgarien

Zum Frühstück fahre ich, abermals den Hügel zum Städtchen hinauf. (Denn am Vorabend hatte ich vergeblich versucht, Obdach in Stadtlage zu erhalten.) Zu lauter Musik und Zigarettenrauch von sämtlichen Nachbarinnentischen gibt es Käseomelette.

Entweder grüße ich mittlerweile anders (vielleicht mit besserer Aussprache oder weniger fordernder Attitüde), oder die Menschen sind in dieser Gegend tatsächlich deutlich grüßwilliger und gehen verschwenderischer mit ihrem Lächeln um, als jene bis 150 km hinter der serbischen Grenze.

Bei einer Ortsdurchfahrt kurz vor Nikopol weht mir auf der Straße zum ersten Mal seit langem (gefühlt seit 1'000 km) der Geruch von warmem Essen in die Nase und ich bekomme prompt Appetite.

Leider bekomme ich am Abend in Nikopol abermals keine warme Mahlzeit, sondern nur ein Sandwich. In Bulgarien scheint es eine Herausforderung zu sein, überhaupt eine vernünftiges warmes Essen zu bekommen. Generell gibt es sowieso kaum Restaurants bzw. bestuhlte Gastronomie die geöffnet hat. Für diese Art von Dienstleistung scheint außerhalb der größeren Städte, nicht die nötige Kaufkraft zu existieren. Also trete ich in der Abendsonne die letzten 30 km mit Weißbrotsandwich im Bauch an.

Mit dem Hügel nach der Stadt wechselt das Klima merklich und es wird deutlich schwüler. Auch die Vegetation ändert sich entsprechend. Hier wächst nun vielmehr krautartiges, einjähriges, grünes am Wegesrand und zwischen den Bäumen.

Mein Nachquartier soll heute in Belene sein. Belene ist eine dieser Sowjet-Arbeiter-Retorten-Satelliten-Städte, die der Kommunismus an vielen Orten hervorgebracht hat. Die Stadt ist für vier Dinge bekannt:
- den Standort einer Kaserne
- den mehrmalig gescheiterten Anlauf ein Atomkraft zu bauen (es gibt vor der Stadt ein riesiges umzäuntes Areal und unzählige Bauruinen aus der Ferne zu bestaunen)
- ein ehemaliges Konzentrationslager auf der vorgelagerten Donauinsel, das die Sowjets (unter Stalin und über seine Tod hinaus) hier betrieben haben, nachdem die Rote Armee die Wehrmacht vertrieben (Bulgarien hatte wie im Ersten Weltkrieg mit Deutschland paktiert), Land und Menschen jedoch sicher nicht befreit hat
- eine aktives Gefängnis, das auf der gleichen Insel betrieben wird

Während des Kommunismus mussten das Konzentrationslager auf der Donauinsel 15'000 bulgarische Anti-Kommunisten "durchlaufen". Viele haben es jedoch nie wieder bzw. nicht lebend verlassen.

Ich fahre standesgemäß zweirädrig beim Hotel Prestige, das leicht erhöht direkt an der Donau liegt, vor. Auf meine Frage nach einem Zimmer bietet mir der junge Mann an der Rezeption ein günstiges Zimmer (ohne TV) für 65 Lew (ca. 30 EUR) inkl. Frühstück an, welches ich gerne nehme. Zwei Stunden zuvor hatte ich im gleichen Hotel (von Nikopol aus) angerufen. Am Telefon konnte bzw. wollte die Dame mir nur "das einzig verblieben Zimmer der oberen Kategorie" für 50 EUR anbieten, das ich dankend abgelehnt hatte.

Vor dem Hotel treffe ich auf eine Gruppe bekennender Anti-Kommunisten, die ebenfalls hier nächtigen und morgen das KZ besichtigen bzw. der Toten gedenken werden. Unter diesen ist ein Arzt, der in Tübingen Medizin studiert hat. Während seiner Studienzeit ist er, der schönen Künste wegen, oft in Düsseldorf gewesen und er hält große Stücke auf Deutschland ("das allerbeste Land mit den allerbesten Menschen und dem besten Humor") und nicht viel von seinem korrupten Heimatland hält. Wir einigen uns jedoch auf die kleine Einschränkung, dass man die Schwaben natürlich nicht mit den frohmütigen Rheinländern gleichsetzen kann.

Heute gefahren: 149 km und 900 hm
Übernachtung: Hotel mit Donaublick
Wetteraussichten: Leichter Regen. Wind mit 18 km/h aus östlicher Richtung, Böen bis 43 km/h. Tagestemperatur zwischen 15°C und 22°C, Nachttemperatur 17°C. Regenwahrscheinlichkeit: 61 %, Regenmenge: 0.24 mm.
01.06.2023
  
  : 27°C
Oryahovo, Vratsa / Bulgarien

Befreiung vom Osmanischen Joch

Heute wird in Vidin (und vielleicht auch noch in anderen Städten) dem
Tode eines Freiheitskämpfers gegen die Osmanen gedacht. Am Nachmittag soll es zu seinem Gedenken einen Umzug geben, welcher mich jedoch nicht von meinem Auszug aus Vidin aufhalten soll.

Kaum war ich aus der Stadt, wollte ich an einer Industrieruine ein Foto schießen und wurde sofort von vier Hunden dafür lautstark und mit Bissen in meine Taschen bestraft.

Nach dieser Erfahrung schnitze ich mir so dann bei der nächsten Gelegenheit aus dem passenden Holz einen Stock zur Hundeabwehr. Bojan hatte mir dazu geraten, vor allem weil man damit auch den Hunden drohen könne und diese es dann oft erst gar nicht versuchen würden, einem das Radeln zu vermiesen.

Heute, so wie die nächsten Tage, geht es zumeist über Straßen mit wenig Verkehr und über die Dörfer. Auf den nächsten 400 km wird entlang der Donau nicht viel los sein bzw. keine größere Stadt liegen oder sonstige Zeichen von bedeutender Infrastruktur zu finden sein.

Ich fahre an unzähligen belebten Storchennestern vorbei und habe mit den Gewittern Glück. Mal kann ich den Wolken entkommen und mal komme ich scheinbar nur kurz nachdem sich die Wassermassen ergossen haben, sodass ich den ganzen Tag über nur ein paar, kaum nennenswert Tropfen abbekomme.

Am Abend ergattere ich ein Bett in einem Hotel das direkt an der Straße zum Fähranleger, ca. 1 km vor diesem liegt. Die LKWs warten dicht an dicht und da die Fähre die ganze Nacht hindurch kreuzt, wird es vor dem Hotel nie leise werden. Auch ohne Bulgarischkenntnisse bekomme ich mit ein wenig geduldiger Verhandlung ein Vierbettzimmer ohne "Brumm brumm" (das nach hinten und den Bäumen zugewandt ist) zum Einmannpreis (40 Lew oder 20 EUR). So kann ich bei offenem Fenster die Kühle der Nacht und das Zirpen der Grillen in meinem
Bett genießen.

Merke: in Bulgarien hält man nicht einfach so irgendwo an, wo kein Mensch zu sehen ist, aber Hunde sein könnten (z.B. vor einem Tor oder einer Einfahrt).

Heute gefahren: 136 km und 720 hm
Übernachtung: Hotel Fähranleger
Wetteraussichten: Mäßiger Regen. Wind mit 22 km/h aus östlicher Richtung, Böen bis 50 km/h. Tagestemperatur zwischen 13°C und 17°C, Nachttemperatur 13°C. Regenwahrscheinlichkeit: 100 %, Regenmenge: 2.92 mm.
31.05.2023
  
  : 25°C
Widin, Vidin / Bulgarien

Ein wenig Reiseplanung in Vidin – und natürlich ausschlafen

Übernachtung: Hite
Wetteraussichten: Leichter Regen. Wind mit 7 km/h aus östlicher Richtung, Böen bis 7 km/h. Tagestemperatur zwischen 15°C und 27°C, Nachttemperatur 19°C. Regenwahrscheinlichkeit: 73 %, Regenmenge: 1.81 mm.
30.05.2023
  
  : 25°C
Widin, Vidin / Bulgarien

Ausschlafen in Vidin

Übernachtung: Hotel
Wetteraussichten: Leichter Regen. Wind mit 7 km/h aus östlicher Richtung, Böen bis 7 km/h. Tagestemperatur zwischen 15°C und 27°C, Nachttemperatur 19°C. Regenwahrscheinlichkeit: 73 %, Regenmenge: 1.81 mm.
29.05.2023
  
  : 23°C
Widin, Vidin / Bulgarien

Riding with Bojan towards the (former) Iron Gate

Am Morgen begleitet mich Bojan das Stück, bis kurz vor die Grenze nach Bulgarien. Bojan erzählt mir, dass sein Großvater das Haus gebaut hat, dass er vor ein paar Jahren, zusammen mit seiner Frau in ein Hostel, insbesondere für Velofahrer, umgebaut hat. Im Krieg wurde das Haus von der Gestapo beschlagnahmt und sein Großvater, der Offizier war, musste in deutsche Kriegsgefangenschaft. Gefangenen Offizier wurden im Ersten und Zweiten Weltkrieg in aller Regel sehr respektvoll behandelt und aßen beispielsweise auch zusammen mit den anderen "freien" Offizieren im Kasino. Bojans Großvater hatte sehr gute Erinnerungen an seine Gefangenschaft und während der Zeit einige gute Freunde unter den Deutschen gewonnen. Von dem Lohn seiner Tätigkeit während der Gefangenschaft (eine Goldmünze, Napoléon d’or) hat sein Großvater die Hochzeitsreise von Bojans Eltern bezahlen können.

Ich verabschiede den lieben Bojan und fahre alleine auf die Grenze zu.

Die Ausreise aus Serbien gestaltet sich viel freundlicher als die Einreise bei der unterkühlten jungen Dame in Uniform und mit bunten Fingernägeln zwei Wochen zuvor. Der Grenzbeamte ist sehr an meiner Reise interessiert, und vor allem, warum ich so etwas verrücktes alleine mache. Ebenso freundlich begrüßt mich der bulgarische Grenzbeamte und wünscht mir unter Nennung meines Vornamens eine gute Reise; das habe ich noch nicht erlebt!

Das erste Zweirad, dass mir auf Unionsseite Seite entgegenkommt, ist ein E-Bike. Tatsächlich kann ich mich sonst an kein elektrisches Rad in den letzten Tagen erinnern.

Nach einer kurzen Regenpause in dem ersten kleinen Städtchen nach der Grenze, die Telefonat-bedingt doch nicht so kurz war, wie der eigentliche Regenschauer, geht es bei heiterem Sonnenschein weiter und bald durch kleine Weinberge.

Der Unterschied im Zurückgrüßverhalten, dies und jenseits des Eisernen Vorhangs ist erstaunlich. Ähnlich, wie ich die Erfahrung schon in Georgien gemacht habe, benötigen die Leute hier viel mehr Zeit (oft eine oder sogar zwei Sekunden), bis sich ein Lächeln auf ihre Gesichter verirrt. Die Menschen scheinen reservierter, auch wenn in den hiesigen Vorgärten ebenso oft bunte Rosen ranken wie in Serbien.

Manch einer grüßt auch gar nicht und guckt nur skeptisch, auch wenn ich mehrmals freundlich winke (was einem, als in Deutschland Sozialisierter nicht gänzlich fremd vorkommt). Mein Verhalten scheint vielen Menschen hier mehr suspekt, als authentisch. Besonders bei der älteren Bevölkerung in den Dörfern muss ich oft mit einem neutralen Kopfnicken als Erwiderung zufrieden sein. Frauen scheinen jedoch im Allgemeinen ein wenig minder skeptisch zu sein, vermutlich weil sie nicht so oft bei einem vierten Glas Bier sitzen.

Auf den Feldern werden Pestizide in rauen Menge vergossen und es riecht ungewohnt, nicht natürlich, was vermutlich nichts Gutes bedeutet. Allerdings scheint es hier immer noch mehr Insekten als daheim zu geben, was wohl daran liegt, dass die meisten Felder bunte Streifen rahmt. Da ich immer noch kein Geld wechseln oder abheben konnte (und es in den Dörfern eh nichts zu kaufen gäbe), esse ich den ganzen Tag über Kirschen; ganze Hände voll, von den Bäumen, direkt in den Mund.

Der EuroVelo ist in Bulgarien so gut wie gar nicht ausgeschildert. Aber auch sonst mangelt es an Schildern und allem Möglichen. Ich muss die ganze Zeit wachsam sein, um nicht die ganz tiefen Schlaglöcher zu erwischen. In vielen Dörfern gibt es, anders als in Serbien, noch nicht einmal einen kleinen Laden oder einen Stand, an dem man ein kühles Bier oder ein Eis bekommen könnte.

Am Abend, nach einer weiteren Fahrraddusche, erreiche ich zunächst die Wohnblöcke die vor der Altstadt Vidins liegen und dann den Befestigungsring der Stadt, wo schon die Römer direkt am Fluss gesiedelt haben.

Heute gefahren: 97 km und 410 hm
Übernachtung: Hotel
Wetteraussichten: Leichter Regen. Wind mit 7 km/h aus nord-westlicher Richtung, Böen bis 11 km/h. Tagestemperatur zwischen 15°C und 27°C, Nachttemperatur 19°C. Regenwahrscheinlichkeit: 80 %, Regenmenge: 1.37 mm.
28.05.2023
  
  : 22°C
Negotin, Zentralserbien / Serbien

Ça roule – mit Sonnenschein, kehrt noch mehr Freude ein

Die Sonne lacht ab 10:30 Uhr. Ich fahre los. Sonne bedeutet Eidechsenwetter. Auf dem Asphaltstreifen rechts neben mir huschen immer wieder die schönen, grün schimmernden Eidechsen mit dem blauen Kopf.

Die Donau hat sich langsam aber stetig durch das Balkangebirge gegraben. Während der Fluss die ganze Arbeit über Jahrmillionen gemütlich abgeleistet hat und jetzt ganz einfach daher fließen darf, muss ich immer wieder hoch und runter am Hang des Tals entlang.

Die Rumänen scheinen auf diesem Teil der Donau nicht so viel Glück mit ihrem Ufer, wie die Serben gehabt zu haben. Die Straße auf der gegenüberliegenden Seite führt immer wieder über lange aufwändige Brücken und musste teils in den steilen Fels geschlagen bzw. gesprengt werden. Auf jener Seite ist der Verkehr zudem sehr dicht und es fahren viele LKWs, sodass ich froh bin, dass die EU dort und nicht hier üppig investiert hat.

Kleine Schnellboote mit Touristen rauschen über die Donau und durch die Schluchten. Gemäß zahlloser Schilder am Straßenrand, scheinen die Römer entlang des Flusslaufs jede Menge Spuren hinterlassen zu haben – die jedoch, nach mehr als Tausend Jahren, eben nicht mehr ganz offensichtlich sind.

An mir fährt ein Service-Wagen für Motorradreisende mit deutschem Kennzeichen vorbei. Ich muss schmunzeln, schließlich habe ich mir für meine Reise meine eigenen Gedanken gemacht, und die wichtigsten Verschleißteile selbst eingepackt.

Nach der Kaffeepause knallt vom Nordufer der erste Donner herüber. Es wird (mal wieder) Regen geben. Während ich den Gewitterschauer in Kauerhaltung bei einem Grab am Straßenrand abwarte, lese ich Bucheckern des vergangenen Jahres.

Nach dem Schauer dauert es nicht lang, bis der schon lang erwartet Damm in Sicht kommt. Hier wurde alles doppelt gebaut. Damit weder Strom noch Schleusengebühren brüderlich geteilt werden müssen, gibt es getrennte Kraftwerke und getrennte Schleusen, je auf serbischer wie auf rumänischer Seite. Es ist der vorletzte Damm vor dem Schwarzen Meer.

Ich habe die flachere und dafür längere Strecke entlang einer ausgeprägten Schleife der Donau gewählt und erhalte so Einblicke in viele kleine Dörfer. Ich winke freundlich zwei alte Damen mit Kopftuch, die auf einer Bank sitzen. Außerhalb der Ortschaft begrüßen mich drei Jugendliche auf ihren Rollern mit ihren Hupen fröhlich. Eine Frau kommt mir mit einer Art Schubkarren entgegen, in der sie gesammelten Salat und Gemüse transportiert.

Nach dem letzten Dorf in der Spitze der Schleife geht es westwärts, quasi wieder zurück. Auf der, mit knallrotem Klatschmohn gesäumten Straße, versuche ich, dem dunklen Himmel im Rückspiegel zu entkommen, was mir fast gelingt.

Auf den letzten 30 km werden ich und meine Material noch einmal richtig dreckig, sodass ich am Rand von Negotin zunächst (obwohl mit großem Hunger) eine Autowaschbox ansteuere, bevor ich mich unter die Stadtbevölkerung traue. Kurz vor der Stadt liegt der letzte Staudamm (vor dem Schwarzen Meer) und damit das letzte Laufwasserkraftwerk. Ab hier bzw. flussabwärts wird der Strom, geographisch bedingt, weniger regenerativ erzeugt werden.

Nach zwei großen Burgern, einer Pommes mit Majo und einem alkoholfreien Bier geht's ab ins fertig aufgebaute Zelt im Innenhof von Bojans Base Camp.

PS: in Negotin spricht gefühlt jeder Zweite deutsch, weil er bei den Kartoffeln arbeitet oder gearbeitet hat.

Heute gefahren: 151 km und 540 hm
Übernachtung: Urban Guerrilla Camping
Wetteraussichten: Leichter Regen. Wind mit 11 km/h aus süd-östlicher Richtung, Böen bis 11 km/h. Tagestemperatur zwischen 15°C und 25°C, Nachttemperatur 18°C. Regenwahrscheinlichkeit: 84 %, Regenmenge: 3.68 mm.
27.05.2023
  
  : 24°C
Donji Milanovac, Zentralserbien / Serbien

Viele Tunnel, kein Regen und eine schöne Aussicht in der Abendsonne

Viminacium, in der Antike zwischen dem 1. und dem 6. Jahrhundert eine bedeutende Grenzstadt der römischen Provinz Moesia, lasse ich 30 km rechts von mir liegen und alte, ausgegrabene Steine sein.

Auf der Donau fahren Schubverbände die Kies geladen haben. Ich sehe mehrere Baggerschiffe und viele leere Kähne, die auf ihre Fracht warten. in diesem Abschnitt scheint die Donau bloß eine einzige, riesig breite Kiesgrube zu sein, die es auszubeuten gilt.

Kurz nach meinem Nachquartier in Banatska Palanka wird das Nordufer der Donau rumänisch. Es gibt so gut wie keine Fähren oder Brücken, die beide Länder verbinden. Selbst in dem Städtchen, in dem ich übernachtet habe, das direkt an der Grenze liegt, gab es keine Möglichkeit, nach Rumänien zu gelangen, obwohl die Länder dort nur ein kleines Flüsschen trennt.

Bei der Fahrt durch ein Dorf, grüßen mich junge Soldaten freundlich zurück und schauen mir mit neugierigen Augen hinterher. Manchmal darf auch ich zurück grüßen, z.B. wenn mich ein Autofahrer von hinten anhubt und dann lachend und winkend an mir vorüber fährt.

Ich denke über die Freundlichkeit der Menschen und ihr herzliche Art hier nach. Sie scheinen deutlich warmherziger und ein aufgeschlosseneres Wesen zu besitzen, als ich es in der Ex-Sowjetrepublik Georgien erfahren habe. Mir scheint das dort die zentralistischen Regime aus Moskau (und vermutlich auch der entgleiste Kommunismus) über die Jahrzehnte tiefe Narben in den Seelen der Menschen hinterlassen haben. Den Jugoslawen scheint es im erklärt blockfreien Raum besser ergangen zu sein, obwohl hier vieles sehr sowjetisch anmutet und der Einfluss Moskaus sicher größer, als der aus dem Westen war. Unglücklicherweise scheint die aktuelle, in vielen westlichen Ländern vorherrschende Form des neoliberalen Individual-und-Finanz-Kapitalismus, ebenfalls immer mehr wenig vorteilhafte Wesenszügen der Menschen Ausdruck zu verleihen.

Am Rand der Straße bestaunt ein Pärchen einen ganz und gar nicht bestaunenswerten, winziges Wasserfällchen. Eine romantische Szene, wie man sie überall auf der Welt beobachten kann.

Auf der seeartigen Donau kann ich ein blaues Grenzschutzboot erkennen, und über einem Straßentunnelbogen entgeht mir nicht der rote, sozialistische Stern aus vergangenen Tagen, nach denen sich hier viele Menschen zurückzusehnen scheinen. Ein Schiff unter deutscher Flagge kommt mir entgegen und hat wohl noch einen weiten Weg vor sich.

Nachdem es den ganzen Tag nach drohenden Gewittern ausgesehen hat, werde ich am Abend doch noch mit ein wenig Sonne belohnt – und einen wunderbaren Blick über die Donau nach Rumänien. Ein paar Donau Fischer werfen ihre Netze aus oder holen ihre Reusen ein. Auf eine glückliche Empfehlung von Uwe hin, schlage ich am Abend mein Zelt in einem kleinen Garten-Kunst-und-Campingplatz mit Bewirtung auf. In der Abendsonne genieße ich den Blick ins Donautal und die vielen schönen Blumen ringsherum. Es ist wunderbar und friedlich hier oben. Der Halbmond steht mittlerweile hoch am dunklen Himmel, was die Vögel nicht von ihrem Gesang abhält – die Frösche sowieso nicht. In der Ferne bellen und heulen Hunde. Es ist sternenklar - wer hätte das am Morgen gedacht.

Heute gefahren: 97 km und 540 hm
Übernachtung: Garten-Kunst-und-Campingplatz
Wetteraussichten: Mäßiger Regen. Wind mit 7 km/h aus östlicher Richtung, Böen bis 18 km/h. Tagestemperatur zwischen 14°C und 22°C, Nachttemperatur 15°C. Regenwahrscheinlichkeit: 100 %, Regenmenge: 10.56 mm.
26.05.2023
  
  : 25°C
Weißkirchen, Autonomna Pokrajina Vojvodina / Serbien

Blitz und Donner

Ab jetzt geht's unten kurz und oben kurz weiter. Der neuseeländische Stil ist aus thermodynamischen Gründen nicht mehr zu halten. Es ist warm.

Unter Donnergrollen und blitzen in der Ferne lasse ich Belgrad hinter mir. Kurz hinter der Stadt, ich habe mich noch nicht einmal warmgeradelt, sehe ich in einer kleinen Hütte einen Soloveloisten sitzen. Auf dem Gepäckträger prangt die dänische Flage.

Kurt ist letztes Jahr von Amsterdam nach Zypern geradelt, hat auf der Insel überwintert, und fährt jetzt wieder nach Hause zurück. Während wir quatschen geht der erste kleine Regenschauer nieder. Von Kurt bekomme ich allerwertvollste Tipps, wie ich den größten Verkehr um Istanbul mit Fährverbindungen elegant umschiffen kann; was für ein Gewinn!

Nach dem Schauer breche ich auf, doch Blitz und Donner sollen mich den ganzen Tag über begleiten. Ich bekomme immer wieder zwischendurch ein paar Tropfen ab, doch meist finde ich rechtzeitig Unterschlupf um halbwegs trocken zu bleiben.

Beim Nachmittagskaffee, geht es an den Nachbartischen politisch hoch her. Es fallen Worte wie diese (in abfallender Häufigkeit sortiert): Amerikanski, Franzki, Ingleski, Putin, NATO, Ukraine... aber auch Real Madrid und Schalke; gut dass ich sonst nichts verstehe. Ich zahle 60 Dinar für meinen türkischen Kaffee (umgerechnet 55 Cent). Weiter geht's.

Es dröppelt mal wieder. doch diesmal lassen sehr dicke Tropfen Hagel vermuten – und so kommt es auch. Ich schaffe mich rechtzeitig unter einen Unterstand auf dem Grundstück einer Familie zu lächeln.
Nach dem ich den standesgemäßen šljivovica, wie immer mehrmals höflich ablehne (mit dem entschuldigenden Verweis, dass ich keinen Alkohol trinke), bekomme ich Erdbeeren und kleine herzhafte Kuchen im Überfluss gereicht. Der Hagel prasselt, während die ganze Familie sich vorstellt. Alle sind ungemein herzlich. Als der Himmel im Osten ein wenig aufreißt, winke ich den lieben Menschen adieu.

Wer spät loskommt und sich dauernd vor beladenen Wolken wegducken muss, den belohnt die Dämmerung mit einem Frosch-Slalom auf dem Deichweg. Den grünen Kerlen mit den schwarzen Punkten gefällt das Feuchte ganz offensichtlich und ich habe meine Mühe ihnen auszuweichen.

Immer wieder erhellen Blitze den dunkelgrauen Hinmel. In alle Richtungen blitzt und donnert es und mir ist, so exponiert auf dem Deich, nicht ganz wohl dabei. Ein weiteres Mal muss ich also Schutz suchen und finde ihn bei den Wachmännern Mile Nenek und Dejan in ihrem Häuschen. Es gibt Tee und Staatspropaganda. Das Fernsehen scheint bloß von der, Gegenveranstaltung samt großem Statistenaufgebot zu berichten, die von der Regierung bzw. vom Präsident organisiert wurde und natürlich vom Steuerzahler bezahlt wird. Vom Podium werden von verschiedenen Rednern so oft die Wort "Serbien" und "serbisch" geschrien, dass ich mich Frage, ob der Regierung überhaupt einen Ansatz zur inhaltlichen Überzeugung wagt. Von den eigentlichen Protesten in Belgrad bzw. den Demonstrationen gegen den Status Quo sehe ich nichts.

Die Nacht bricht herein und auf den letzten 15 km verlässt mich dann der Wettergott. Während ich über die seichten Hügel fahre, dampft mir zunächst bloß der Regen der vorangegangenen Stunde von der warmen Straße entgegen. Doch dann fängt es dermaßen an zu schütten, dass mir die Schuhe über das Wasser an den Beinen in kurzer Zeit volllaufen und ich den Regen, der mir von der Wange rinnt, in kleinen Schlücken trinken kann.

Während ich im Deichgras den Fröschen ausweichen musste, so sind es auf der Straße Kröten, die dem vielen Wasser frönen. Zum
Glück sind diese deutlich größer und auf dem Asphalt viel besser zu erkennen. Durch die immer wieder aufflackernden Blitze bekomme ich ab und zu immerhin eine Ahnung von der ansonsten pechschwarzen Umgebung, die mein kleiner Scheinwerfer natürlich nicht auszuleuchten vermag.

Klitschnass gewährt man mir im Gasthaus am Fähranleger um kurz vor zehn (22:00h) glücklicherweise noch ein Zimmer. Bei offener Balkontür lausche ich den Vögeln, die in der Dunkelheit auch noch um 01:00 Uhr morgens trillern.

Heute gefahren: 99 km und 90 hm
Übernachtung: Hotel etc.
Wetteraussichten: Mäßiger Regen. Wind mit 11 km/h aus nord-westlicher Richtung, Böen bis 18 km/h. Tagestemperatur zwischen 14°C und 24°C, Nachttemperatur 17°C. Regenwahrscheinlichkeit: 100 %, Regenmenge: 4.81 mm.
25.05.2023
  
  : 25°C
Stari Grad, Zentralserbien / Serbien

Hauptstadt Jugoslawiens, Tag 6:

Der Tag der Jugend war ein gesetzlicher Feiertag in der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien, der von 1957 bis 1988 jeden 25. Mai gefeiert wurde.

Nach kurzer und dennoch reiflicher Überlegung habe ich entschieden, dass mein Geburtstag nunmehr, ab dem 25. Mai 2023, ebenso als Tag der Jugend zu begehen ist.

Übernachtung: Backpacker Hostel
Wetteraussichten: Leichter Regen. Wind mit 14 km/h aus nördlicher Richtung, Böen bis 32 km/h. Tagestemperatur zwischen 16°C und 25°C, Nachttemperatur 17°C. Regenwahrscheinlichkeit: 88 %, Regenmenge: 4.13 mm.
24.05.2023
  
  : 21°C
Stari Grad, Zentralserbien / Serbien

Belgrad, Tag 5:

Doing even less

Übernachtung: Backpacker Hostel
Wetteraussichten: Mäßiger Regen. Wind mit 11 km/h aus nord-östlicher Richtung, Böen bis 18 km/h. Tagestemperatur zwischen 15°C und 25°C, Nachttemperatur 17°C. Regenwahrscheinlichkeit: 90 %, Regenmenge: 9.37 mm.
23.05.2023
  
  : 27°C
Stari Grad, Zentralserbien / Serbien

Belgrad, Tag 4:

Doing not a lot

Übernachtung: Backpacker Hostel
Wetteraussichten: Mäßiger Regen. Wind mit 11 km/h aus nord-östlicher Richtung, Böen bis 18 km/h. Tagestemperatur zwischen 15°C und 25°C, Nachttemperatur 17°C. Regenwahrscheinlichkeit: 90 %, Regenmenge: 9.37 mm.
22.05.2023
  
  : 26°C
Stari Grad, Zentralserbien / Serbien

Belgrad, Tag 3:

Change of scenery; from hotel to hostel

Übernachtung: Backpacker Hostel
Wetteraussichten: Mäßiger Regen. Wind mit 11 km/h aus nord-östlicher Richtung, Böen bis 18 km/h. Tagestemperatur zwischen 15°C und 25°C, Nachttemperatur 17°C. Regenwahrscheinlichkeit: 90 %, Regenmenge: 9.37 mm.
21.05.2023
  
  : 26°C
Stari Grad, Zentralserbien / Serbien

Belgrad, Tag 2:

Saying good bye to Phil

Übernachtung: Hotel etc.
Wetteraussichten: Mäßiger Regen. Wind mit 11 km/h aus nord-östlicher Richtung, Böen bis 18 km/h. Tagestemperatur zwischen 15°C und 25°C, Nachttemperatur 17°C. Regenwahrscheinlichkeit: 90 %, Regenmenge: 9.37 mm.
20.05.2023
  
  : 24°C
Stari Grad, Zentralserbien / Serbien

Belgrad, Tag 1:

Seeing sights with Phil

Übernachtung: Hotel etc.
Wetteraussichten: Mäßiger Regen. Wind mit 11 km/h aus nord-östlicher Richtung, Böen bis 18 km/h. Tagestemperatur zwischen 15°C und 25°C, Nachttemperatur 17°C. Regenwahrscheinlichkeit: 90 %, Regenmenge: 9.37 mm.
19.05.2023
  
  : 20°C
Stari Grad, Zentralserbien / Serbien

Auf zur vierten und letzten Hauptstadt an der Donau

Bei der Proviantbesorgung auf dem Markt in Novi Sad stoßen wir auf Benedikt und Max, die gerade ihre Räder abschließen um ebenfalls einzukaufen. Die beiden bayrischen Buben sind in Wien gestartet und auf dem Weg nach Belgrad.

Nach dem wir die alten Befestigungsanlagen der Stadt am Südufer hinter uns gelassen haben, gelangen wir nach wenigen Kilometern auf einen kleinen Weg und entgehen somit dem starken Verkehr, und mit ihm den LKWs.
Nun fahren wir auf einem unbefestigten Pfad durch dichtes Grün an kleinen Gärten und Häusern vorbei. Während die in Sichtweite verlaufende Bahnstrecke durch neue Tunnel und somit durch die Hügel führt, müssen wir jedoch im kleinen Gang hinüber.

Die Industrialisierung des Ackerbaus ist hier scheinbar noch nicht gänzlich abgeschlossen. Auf großen Plakaten werden Saatgut und die passenden Pestizide beworben. Schon am Vortag war mir so manches bunte Schild am Rande eines Feldes aufgefallen, das den Markennamen des Saatguts oder dessen Hersteller auswies.

60 km nordwestlich von Belgrad erstreckt sich über 30 km (auf 15 km Breite) eine große Eben, die ungefähr 100 m über der Donau liegt und zu dieser steil abfällt.
Dort wird in großem Stil Obst und Wein angebaut, weshalb mich die Gegend ein wenig an Südtirol erinnert. Wie in den meisten Dörfern zuvor, säumen auch hier die Straßenränder jede Menge Walnussbäume.

Kurz vor der Dämmerung erreichen wir mit Zemun, den östlichsten Stadteil, der serbischen Hauptstadt und stolpern in William Luis Violinö. Dieser bunte Vogel in den besten Jahren ist auf seinem Fahrrad zu Hause. Er fährt gerade von seiner Wahlheimat Italien quer durch den Balkan und möchte weiter durch die Türkei und Georgien. Dank seines argentinischen Passes, kann sich William eine Rund-bzw. Rückreise über Russland erlauben. William spricht freudig und ungeniert in einem aberwitzigen Tempo Spanisch, sodass wir gerade so hinterher kommen. Er spricht kein Wort Englisch.

Heute gefahren: 96 km und 400 hm
Übernachtung: Hotel etc.
Wetteraussichten: Mäßiger Regen. Wind mit 14 km/h aus westlicher Richtung, Böen bis 14 km/h. Tagestemperatur zwischen 16°C und 25°C, Nachttemperatur 19°C. Regenwahrscheinlichkeit: 93 %, Regenmenge: 3.94 mm.
18.05.2023
  
  : 12°C
Novi Sad, Autonomna Pokrajina Vojvodina / Serbien

Ein kurzer Fahrradtag schafft Zeit und Muße für einen Stadtbummel

Im Nieselregen geht es los und deshalb freut uns die begrenzte Aussicht, auf die heute doch relativ kurze Etappe. Die Störche, deren zahlreiche Nester uns auch an den vorangegangenen Tagen in beinahe jedem Ort aufgefallen sind, scheinen den Regen und das Einheitsgrau stoisch zu ertragen. Bloß ihr gelegentliches Schnabelklappern lässt erahnen, dass diese majestätischen Kreaturen auch banale Bedürfnisse besitzen.

Außerhalb der Ortschaften sehen wir immer wieder kleine Ansammlungen von Wohnwagen zwischen den Bäumen und entlang der Nebenarme der Donau stehen, die vermutlich dem anglerischen Zeitvertreib am Wochenende dienen.

Auf halbem Weg nach Novi Sad kommen allmählich Hügel zwischen den tiefhängenden Wolken zum Vorschein. Es sind seit langem die einzigen Erhebungen, in der bis dahin weitestgehend flachgebügelten Donauebene.

Nach dem sich die Wolkendecke ein wenig gelichtet hat, erreichen wir die Festungsstadt auf trockenem Asphalt, in trockenen Schuhen – ein Novum!

Beim Stadtbummel durch Novi Sad, der zweitgrößten Stadt Serbiens,
erhärtet sich folgendes Bild: Während deutsche Handelsketten, mit den Marken Lidl und DM, eine starke Rolle im hiesigen Markt für Lebensmittel, Hygiene- und Kosmetikartikel spielen, so konzentriert sich das Kapital aus Österreich, unter den Namen Erste (Sparkasse) und Raiffeisen Bank, auf den lokalen Finanzsektor.

PS: In jeder serbischen Stadt scheint es mehr Apotheken, als verschreibungspflichtige Medikamente zu geben.

Heute gefahren: 48 km und 20 hm
Übernachtung: Hotel etc.
Wetteraussichten: Leichter Regen. Wind mit 14 km/h aus nord-westlicher Richtung, Böen bis 29 km/h. Tagestemperatur zwischen 16°C und 25°C, Nachttemperatur 17°C. Regenwahrscheinlichkeit: 48 %, Regenmenge: 1.59 mm.
17.05.2023
  
  : 21°C
Bačka Palanka, Autonomna Pokrajina Vojvodina / Serbien

Nach mehreren Versuchen (mal wollte man uns nicht bedienen, mal drängelten sich Lokalpatrioten vor und mal fehlte uns das passende Bargeld) schaffen wir es doch noch ein Frühstück in Sombor zu bekommen und bestellen Omelett und Palatschinken. Nach der Stärkung geht es auf heitere, leicht bewölkte Reise.

In den Dörfern und Städten auf unserem Weg mischen sich zwischen die spitzen, katholischen Kirchhäuser immer häufiger orthodoxe Zwiebeltürme. Den Serben scheint es ein besonderes Anliegen zu sein, das Gras auf ihren Grundstücken möglichst kurz zu halten. In jeder Straße brummt ein Rasenmäher oder es dröhnt ein Kantentrimmer.

Außerhalb der Siedlungen, entlang der Deiche, stehen überall Bienenvölker in bunten Kästen.

Der Holunder steht in voller Blüte und gegen Abend winken wir einem alten Paar zu, das am Straßenrand die Dolden sammelt.

Bei unserem letzten Verpflegungsstop vor unserem Tagesziel Bačka Palanka, an einer Bushaltestelle in einem kleinen Ort, beobachten uns von der anderen Straßenseite neugierige Augen über den Gartenzaun hinweg. Schließlich traut sich ein Jugendlicher und sein Vater zu uns herüber und fragt, ob wir Hilfe benötigen. Wir verneinen, wollen jedoch die freundliche Einladung auf einen Kaffee nicht ausschlagen. Im Haus berichten mir die beiden kleinen Mädchen Ana und Emanuele mit leuchtenden Augen von allerlei Dingen, die ich leider nicht begreifen kann – verstehen tun wir uns dennoch wunderbar!

Durch den glücklichen Zwischenstopp bei der gastfreundlichen Familie erreichen Bačka Palanka zwar nach der Dämmerung, jedoch auch nach dem gröbsten Regen; juchhe!

Pünktlich zur Schlafenszeit stellt sich dann auch wieder mehr Regen ein und wir schlummern zum Trommeln der Tropfen vor dem Fenster zufrieden ein.

Heute gefahren: 115 km und 40 hm
Übernachtung: Hotel etc.
Wetteraussichten: Leichter Regen. Wind mit 7 km/h aus süd-westlicher Richtung, Böen bis 7 km/h. Tagestemperatur zwischen 14°C und 27°C, Nachttemperatur 18°C. Regenwahrscheinlichkeit: 20 %, Regenmenge: 0.15 mm.
16.05.2023
  
  : 18°C
Sombor, Autonomna Pokrajina Vojvodina / Serbien

Heute geht's nach Serbien

Nach dem Frühstück treffen wir im Entreé des Hotels auf Oliver aus Rostock, dessen neongelber Niederflur-Hobel uns schon gestern aufgefallen war. Oliver ist von seiner Heimatstadt Rostock an den Bosporus unterwegs.
Die letzten regnerischen Tage haben Oliver ein wenig demotiviert und wir versuchen ihn ein wenig aufzumuntern – vor allem mit der Aussicht, dass ab Samstag die Sonne scheine und damit die gute Laune zurückkehre. Oliver wird dennoch einen Tag Pause machen und erst am nächsten Tag weiterfahren.

Bevor wie aufbrechen, geht es zunächst auf Shoppingtour. Gestern hatten wir den Tag über zu wenig gegessen, dass soll uns heute nicht passieren. Dabei kaufen wir auch ein paar Dinge für Oliver ein und besorgen ihm insbesondere, nach einer kleinen Tingeltour durch die lokalen Handyshops, eine neue Powerbank, da seine (wohl feuchtigkeitsbedingt) den Dienst quittiert hat. Nach der Übergabe und Verabschiedung von einem überglücklichen Oliver, brechen wir kurz nach Mittag auf.

Auf dem Weg treffen wir auf "Eve, like from the Bibel", die am Deich ihre Schafe hütet. Nach einem kurzen Wortwechsel gibt uns Eve folgenden Empfehlung mit auf den Weg:
"Read the Bible! Jesus will come soon and you will be saved. I'm not religious, but I know the king is coming soon."

Während zur Rechten das Espenlaub rauscht, denke ich an unsere morgendliche Powerbank-Shoppingtour zurück, bei der wir uns mit den Händlern und Innen so gut wie gar nicht verständigen konnten. Mit der Schäferin Eve hingegen, konnten wir uns leicht auf Englisch austauschen.

An einem Fähranleger machen wir kurze Rast und treffen auf Anton, dessen Großvater aus Bayern stammt, Livia, die Germanistik studiert hat, sowie auf Dorina. Livia hat Brennnesselblätter und andere Blüten gepflückt, um ihren Husten zu kurieren. Anton hat duftende orangefarbene Baumpilze gesammelt, die er zum Broterwerb auf dem lokalen Markt verkauft.

Wir fahren weiter. Mit dem aufkommenden Wind fangen die Grillen an zu zirpen. Rot- und Schwarzwild kreuzt unseren Weg und Fasane gleiten in ihrem bronzefarbenen Gefieder im Tiefflug über die saftig grünen Gerstenähren.

Es geht auf die serbische Grenze zu, eine harte EU-Außengrenze – was schwer zu übersehen ist. Barrieren aus Stacheldraht und Elektrozäunen, sollen einen Übertritt unmöglich machen. In Sichtweite der Grenze stehen überall blaue Klohäuschen, die vermutlich nicht dazu gedacht sind Flüchtlinge willkommen zu heißen, sondern Grenzpatrouillen dienen sollen.

Nach einem letzen Kaffee in der Union und dem Passieren des ungarischen sowie des serbischen Grenzpostens, fallen uns drei Dinge auf:
Erstens, haben die Häuser im Schnitt mehr Löcher in den Wänden und weniger Putz an der Fassade, als in der EU.
Zweitens, fahren auf den Straßen zunächst sehr wenige Autos (was natürlich durchaus angenehm ist).
Und drittens, winken und grüßen die Serben sehr freundlich, und teils sogar auf Englisch.

In der Abenddämmerung riecht es wunderbar süß, wie von Jasminblüten und immer wieder ruft der Kuckuck.

Wir erreichen unsere Herberge dreieinhalb Minuten bevor der erwartete Gewitterregen niederprasselt.

Heute gefahren: 97 km und 100 hm
Übernachtung: Hotel etc.
Wetteraussichten: Ein paar Wolken. Wind mit 14 km/h aus nord-östlicher Richtung, Böen bis 25 km/h. Tagestemperatur zwischen 14°C und 25°C, Nachttemperatur 18°C. Regenwahrscheinlichkeit: 39 %, Regenmenge: n.a.
15.05.2023
  
  : 15°C
Baja, Komitat Bács-Kiskun / Ungarn

Nach einem langen und sehr erholsamen Schlaf, zeigen sich am Morgen doch tatsächlich ein paar Sonnenstrahlen. Zum Glück konnten wir unsere Fahrräder noch am Vorabend mit Hilfe unseres sehr hilfsbereiten und freundlichen Gastgebers Feri ausgiebig säubern, da sich der Schlamm in allen möglichen und unmöglichen Ecken festgesetzt hatte.

Unser Frühstück besteht aus allerlei Blätterteiggebäck, dass wir auf einem runden Platz mit den lokalen Spatzen teilen.

Nach wenigen Kilometern schwant uns, dass hier ein neuer Wirtschaftszweig zur Blüte getrieben wird, nämlich: Fahrradmassengruppentourismus! Ein um die andere Radfahrgruppe kommt uns in Neon-Laibchen entgegen; immerhin meist freundlich von ihren Leih-Schlitten winkend. Ab hier wird, scheinbar der Radtouristen wegen, das Gras links und rechts des Weges kurz gehalten.

Nach 30 Kilometern machen Philippe und ich an einem Spielplatz Rast, essen die am Morgen beim Bäcker erstandene Labber-Pizza und legen uns für ein Päuschen auf die Bänke (wobei wir gleichzeitig den neugierigen Kameras des Google-Street-View-Cars entgehen).

Die Ungarn lieben Orchideen. Gelbe Orchideen, blaue Orchideen, rote Orchideen, alle Farben von Orchideen - die hier tatsächlich heimisch sind - stehen in den Vorgärten und an den Straßenrändern.

Nach unsere Pause überholt uns einer mit sehr leichtem Gepäck. Aus Neugierde hole ich ihn wieder ein und frage wo er herkommt und wo er hinfährt. Payton ist in Lissabon aufgebrochen und fährt nach Konstanza, das an der rumänischen Küste am Schwarzen Meer liegt. Payton sammelt mit seiner Tour Spenden um Outdoor-Sportgeräte in Gegenden mit sozialen Brennpunkten aufzustellen.
Er lebt und arbeitet in Austin, Texas, und ist in Palo Alto (San Francisco Bay Area), Kalifornien aufgewachsen. Er liebt es in seiner Freizeit nicht vor dem Computer sitzen zu müssen und sitzt stattdessen jeden Tag 125 Meilen im Sattel.

Mehrmals sehen wir Krähen (ich glaube jedenfalls es sind keine Raben) die Falken (vermutlich keine Bussarde) hinterher jagen und sie vertreiben. Es ist ein merkwürdiges Schauspiel.

Am Ende des Tages holt
uns dann doch noch wieder ein leichter Regen ein, doch Philippes Handy sieht sich heute immerhin nicht genötigt, einen Feuchtigkeitsalarm zu geben (der hatte gestern, zumindest in meinen Ohren, wie ein elektronischer Frosch getönt; Philippe hatte den Ursprung des Geräuschs jedoch beharrlich seinem Fahrrad zugeordnet).

Nach dem Einchecken in unseren Wellness-Palast, auf dem Weg zum Lift, fällt scheinbar (ich kann es nicht genau sehen) etwas aus Phillipes Tasche.

F: "Philippe, what happened? Do you need help?"
P: "I hate this, when things are annoying!"

Heute gefahren: 96 km und 50 hm
Übernachtung: Hotel etc.
Wetteraussichten: Mäßiger Regen. Wind mit 25 km/h aus östlicher Richtung, Böen bis 47 km/h. Tagestemperatur zwischen 13°C und 19°C, Nachttemperatur 14°C. Regenwahrscheinlichkeit: 100 %, Regenmenge: 9.41 mm.
14.05.2023
  
  : 10°C
Donaufeldburg, Tolna / Ungarn

Singing in the rain and sinking in the drain

Ab Budapest geht's gen Süden... was jedoch nicht bedeutet, dass jetzt nur noch eitel Sonnenschein vorherrscht - ganz im Gegenteil!

Es regnet schon am Morgen und es soll den Tag über noch viel mehr regnen.

Heute ist Philippes Ehrentag. Beim ersten und einzigen Geburtstags-Kaffee-und-Kuchen-Stop, quatsche ich Jan an. Jan kommt aus Belgien und lebt mit bzw. für seine Freundin in England. Mit seinem 25 Jahre alten Drahtesel hat er sich aufgemacht, um zum Start eines Ultramarathons zu rollen:
Von Paris bis Bran, wird er fahr'n.
In Transsilvanien wird er versuchen, die sehr hügeligen 100 km in unter 20 Stunden zu absolvieren - da kann vorher eine stramme Fahrradtour sicher nicht schaden.

Wir fahren die meiste Zeit zu dritt. Es wird immer matschiger und immer noch nasser, von oben wie von unten und manchmal auch von der Seite durch vorbeifahrende Fahrzeuge. Ich singe, wir singen; es macht sehr viel Spaß zu dritt.

Während die beiden Jungs schon auf lange Regenhosen umgestiegen sind, bleibe ich meinem Stil treu, und unten kurz.

Wege und Straßen sind voller kleiner und großer Wasserlöcher, die sich natürlich nicht immer umfahren lassen. Irgendwann ist es auch egal, schließlich sind wir schon lange komplett durchnässt.

Kurz vor Dunaföldvár, unserem Etappenziel, biegt Jan nach Osten bzw. Rumänien ab - er ist schließlich nicht wie wir bloß zum Spaß hier, sondern hat auch noch eine Primärmission zu erfüllen.

Am Abend lassen Philippe und ich uns am Donauufer bewirten und spachteln in vollgelaufenen Schuhen für ingesamt 3,5 Personen.

Heute gefahren: 109 km und 90 hm
Übernachtung: Hotel etc.
Wetteraussichten: Mäßiger Regen. Wind mit 18 km/h aus süd-östlicher Richtung, Böen bis 36 km/h. Tagestemperatur zwischen 11°C und 17°C, Nachttemperatur 13°C. Regenwahrscheinlichkeit: 100 %, Regenmenge: 7.7 mm.
13.05.2023
  
  : 13°C
VI. Budapester Bezirk, Budapest / Ungarn

Der frühe Vogel macht früher mehr Kilometer.

Am Frühstückstisch spreche mit einer freundlichen Angestellten meines Pizzeria-Hotels. Sie spricht Deutsch, Englisch Slowakische und Ungarisch. Vor Corona wollte sie eigentlich etwas anderes machen, im Bildungsbereich arbeiten. Daraus wurde Pandemie-bedingt leider nichts. Nun arbeitet sie wieder im Dienstleistungsbereich.

Auf geht's und los. Zunächst über die Brücke nach Ungarn und dann weiter die Donau hinunter - natürlich.

Während die Bürgersteige in Ungarn teils grausig anmuten, sind die neuen, wenn auch wenigen Abschnitte des Euro-Velo-Fahrradwegs in hervorragendem Zustand. Im krassen Kontrast dazu stehen viele Industrieruinen links und rechts der Strecke. Der Glanz vergangener Sowjetzeiten ist schon lange verblichen - und die Farbe auch.

Die meiste Zeit verläuft meine Route jedoch auf den mehr schlechten als rechten Straßen. Nach 30 km fallen mir zwei kleine Klappradgepäckträger mit Überbreitengepäck auf. Noel und Chang aus Hongkong sind auf dem Weg von Passau nach Budapest. Ich sage freundlich Zàijiàn (da mein Kantonesisch noch schlechter als mein Mandarin ist) und begegne nur 10 Sekunden später einem weiteren asiatischen Pärchen.

Ab Tageskilometer 40 fallen mir mehr und mehr Polizisten auf, die am Rand der Straße und an den Kreuzungen stehen. Ich frage mich, wen die wohl suchen. Bei der Ortsdurchfahrt in Gran wird mir dann klar, dass ich auf dem Streckenabschnitt eines Radrennens unterwegs bin; genauer des Rennens in Ungarn: der "Tour de Hongrie". Auch wenn viele Leute interessiert und manchmal freundlich gucken, so werde ich es wohl nicht in die Tagesnachrichten schaffen.

Bei Visegrád helfe ich Peter sein Hinterrad zu demontieren, damit er seinen Schlauch flicken kann. Auf meine Frage, woher er komme, antwortet er: "I am a local hero."

Nach 15 Tagen im Sattel und mehr als 1'900 Kilometern erreiche ich endlich Budapest - juste pour rencontrer mon bon ami Philippe.

Heute gefahren: 129 km und 160 hm
Übernachtung: Hotel etc.
Wetteraussichten: Mäßiger Regen. Wind mit 25 km/h aus östlicher Richtung, Böen bis 54 km/h. Tagestemperatur zwischen 9°C und 12°C, Nachttemperatur 12°C. Regenwahrscheinlichkeit: 100 %, Regenmenge: 20.05 mm.
12.05.2023
  
  : 13°C
Komárno, Nitriansky kraj / Slowakei

Langschläfer Tag

Die Strategie, den Regen zu verschlafen, ist fast aufgegangen.

Auf Rados Rat hin, optimiere ich meine Regenroute mit einer tschechischen App, die alle möglichen Fahrradwege, und auch den Verlauf von langen Routen, wie der des EuroVelo 6 kennt; mega!

Beim Morgenkaffee im Hostel lerne ich Alexander aus den Niederlanden kennen, der auf einer Kreuz-und-Quer-Interrail-Tour ist. Nach dem er in Skandinavien war, wollte er eigentlich zu Freunden nach Spanien; fährt nun aber auf halbem Weg von Bratislava wieder nach Norden, an die Ostsee bzw. nach Danzig.

Der Kontrast zwischen den Hauptstädten Wien, einer riesigen Renaissance-Prachtstadt und Metropole, und dem eher verträumt wirkende Bratislava könnte kaum größer sein. Dabei trennen die beiden Städte nur ca. 70 Flusskilometer.

So langsam zwicken die Sprunggelenke; nun ja:
mit Voltaren, wird es geh'n.

Nach Querung der Donau sehe ich eine ältere Dame, die mit Klapprad, großem Rucksack, Regenhose, Sandalen und Wollsocken aufgebrochen ist. Ich frage sie, ob sie ein Bild von sich möchte und ich auch eins für mich machen könne. Sie willigt kaum hörbar ein. Ich bekomme zudem heraus, dass sie in Wien losgefahren und mit Zelt unterwegs ist. Wohin sie fährt, erfahre ich nicht.

Regentage sind Schneckentage. Kleine und große verzierte Häuschen kreuzen meinen Weg.

Dieser Teil der Donau ist mittlerweile zu einem Binnenmeer angeschwollen, dass in keiner Weise mehr den Charakter eines Flusses oder Kanals besitzt. Die Slowaken haben hier ganze Arbeit geleistet und, im wahrsten Sinne des Wortes und im großen Stil den Ungarn das Wasser abgegraben. Das Wasser der Donau wird durch riesige Dämme nördlich des alten Flussbetts (das immer noch ein wenig Wasser führen darf) und somit der Grenze gehalten, und über zig Kilometer aufgestaut. Schleusen und Kraftwerk am Ende der Dämme stehen auf slowakischem Boden. Demnach gehört der produzierte Strom (bis zu 720 MW Leistung) auch der Slowakei.

Ansonsten verläuft der Tag aufregungslos. Regen, Nieselregen, kurze Pause, wieder Regen und natürlich Wind - Gegenwind versteht sich.

Einzig Hasen und Rehe scheine dieses Wetter zu lieben.

Heute gefahren: 107 km und 110 hm
Übernachtung: Hotel etc.
Wetteraussichten: Mäßiger Regen. Wind mit 22 km/h aus östlicher Richtung, Böen bis 47 km/h. Tagestemperatur zwischen 9°C und 12°C, Nachttemperatur 12°C. Regenwahrscheinlichkeit: 100 %, Regenmenge: 20.01 mm.
11.05.2023
  
  : 19°C
Bratislava, Bratislavský Kraj / Slowakei

Tag der Hauptstädte – der großen und der kleinen

Ein Mann bricht vor allen anderen sein Zelt am Morgen ab. Martin kommt aus Leipzig, lebt allerdings seit mehr als 20 Jahren in Budapest mit seiner Frau. Jeden Sommer fährt er mit dem Fahrrad nach Hause; so auch diesen.

Nach Tee und Haferbrei, den wir mit Willis Benzinkocher aufgekocht haben, geht es weiter.

Ob des kontrastreichen Motivs quatsche ich bei Tulln einen pausierenden Rennradfahrer an. Leopold ist 72 und fährt jeden Tag 60 schnelle Kilometer auf seinem Rennrad. Insgesamt verbringt er 18'000 km pro Jahr auf dem Rad, denn er fährt auch im Winter fährt. Schwimmen tut er freilich auch.

Nach 50 km erreichen wir die erste Hauptstadt an der Donau: Wien. Während ich Linda zu einem späten Lunch treffe, fährt Willi in die WG seines Freundes Kurt, wo er zwei Nächte verbringen wird.

Um 19 Uhr fahre ich weiter und quäle mich durch den Verkehr und über unzählige Ampeln aus der Stadt.

Hinter Wien fahre ich die meiste Zeit auf dem Deich, links und rechts steht Wald. Eine schnurgerade Strecke zieht sich über viele viele Kilometer über die Deichkrone; immer gerade aus. Mit der Dämmerung kommt der Wind langsam zum Erliegen. Die Grillen zirpen. Bei Kilometer 101 schießt eine Bache mit ihren Frischlinge fast durch mein Scheinwerferlicht und quer über den Deich.

Es wird dunkel um mich herum. Fledermäuse fliegen dann und wann im Lichte meines Scheinwerfers vorüber. Nach Querung der Donau über eine Hängebrücke kann ich es nicht lassen, auf den nahen Hügel zu einer hübsch angeleuchteten Kirche zu pilgern. Ein kleiner Umweg darf noch sein.

Im Dunkeln passiere ich die letzte Stadt in Österreich, Hainburg an der Donau. Nun geht es ein kleinen Hügel hinauf. Ein Pärchen kommt mir auf der anderen Seite entgegen. Ein Mann und eine Frau laufen Hand in Hand, schweigsam und mit leicht gesenkten Köpfen auf dem Bürgersteig. In der Hand hält er ein Kasten mit vielen unterschiedlichen Karten darin; vermutlich mit den allerbesten Wünschen versehen.

Auf der Kuppe angekommen, kann ich in der Ferne die angeleuchtete und mir bekannte Bratislavaer Burg, die über der Hauptstadt der Slowakei thront, erkennen. Bald bin ich da.

Um 21:53 Uhr passiere ich die alte ausgediente Grenzstation an der Rückseite - auf dem neuen Fahrradweg. Hier stand schon lange kein slowakischer Grenzposten mehr.

20 Minuten später checke ich im Hostel von Rado ein. Kurioser Weise haben wir beide am gleichen Tag im Mai Geburtstag; er ist zwei Jahre jünger als ich.

Heute gefahren: 132 km und 260 hm
Übernachtung: Hotel etc.
Wetteraussichten: Mäßiger Regen. Wind mit 22 km/h aus östlicher Richtung, Böen bis 47 km/h. Tagestemperatur zwischen 10°C und 10°C, Nachttemperatur 10°C. Regenwahrscheinlichkeit: 94 %, Regenmenge: 8.14 mm.
10.05.2023
  
  : 17°C
Zwentendorf, Niederösterreich / Österreich

Es wird politisch

Nach dem Frühstück in meiner Pension mit einem sehr gemütlichen Einbettzimmer bei Frau Kloibhofer, geht es unter grauen Himmel weiter.

Meine langen Handschuhe habe ich gestern bei einer Gepäckrevision wiedergefunden. Natürlich; wie könnte ich auch etwas verlieren!

Ich habe Glück: heute weht kein Wind; dafür fällt bloß leichter Regen. Die wiedergefundenen Handschuhe kann ich gut gebrauchen. Ich fahre los, durch das graue Tal und an ebenso grauen Dörfern vorbei.

Der Regen wird weniger und hört schließlich nach ca. 40 km ganz auf. Ich treffe auf Willi aus Nürnberg. Willi ist in Kasachstan geboren und im Frankenland aufgewachsen. Er ist zum ersten Mal auf großer Fahrradtour. Willi wollte eigentlich in der Türkei starten und Richtung Stan-Staaten bzw. Pamir. Nun ist er jedoch daheim losgefahren und schaut einfach wie weit er kommt und möchte. Normalerweise legt Willi leidenschaftlich mehrere Seillängen in der Vertikalen zurück, statt eintöniger Straßenkilometer in der Horizontalen.

Doch mit politischer Verve wird kein einziger der folgenden gemeinsamen Kilometer fad. Über den Einzelheiten unserer hitzigen Diskussionen, die die Kilometer unmerklich dahinschmelzen ließen, möchte ich den Leser an dieser Stelle lieber nicht langweilen.

In der Wachau fahren wir durch viele Weingärten, über die die Klöster von der Ferne wachen. Wir lassen die Stadt Krems hinter uns. Ab hier sind es weniger als 2’000 Flusskilometer bis zum Meer.

Der Himmel klart ein wenig auf und prompt bläst uns auch schon wieder ein mäßiger Wind aus Osten entgegen.

Kurz vor dem angepeilten Campingplatz, nehmen Willi und ich unser Abendmahl in durchaus kurioser Lage ein. Ein Wirt ließ eine alte Almhütte in Tirol abbauen und genau vor der niederösterreichischen Investitionsruine, des nie in Betrieb gegangenen Atomkraftwerks Zwentendorf wieder aufbauen.

Am kleinen Zeltplatz angekommen, bereiten Willi und ich unsere Nachtlager. Nebenan hat Maitame aus Bilbao, die in Freiburg promoviert, ihr Zelt aufgeschlagen.

¡Buenas noches!

Heute gefahren: 112 km und 150 hm
Übernachtung: Camping
Wetteraussichten: Leichter Regen. Wind mit 25 km/h aus süd-östlicher Richtung, Böen bis 36 km/h. Tagestemperatur zwischen 11°C und 17°C, Nachttemperatur 11°C. Regenwahrscheinlichkeit: 62 %, Regenmenge: 0.76 mm.
09.05.2023
  
  : 21°C
Grein, Oberösterreich / Österreich

Es ist ein wunderschöner, sonniger Morgen, doch nach der kurzen Ruh, stecken mir die letzten kühlen Kilometer der vorangegangenen Nachtfahrt noch ein wenig in den Knochen.

Ich wache inmitten eines schmalen Tals auf, durch das sich die Donau schlänget. Nach Frühstück vom
Büffet - glücklicherweise gehört der kleine Campingplatz zu einem Gasthof - fahre ich (schon wieder) 5 km zurück, diesmal um meine Handschuhe zu suchen, die ich hier irgendwo in der Nacht verloren haben muss. Statt meiner Handschuhe finde ich zehn Euro.

Nun ja; immerhin geht es nun bei Tage durch die sogenannte Donauschlinge, was natürlich viel schöner als das Schwarz der Nacht anzusehen ist. Die Hänge gehen steil nach beiden Seiten hinauf, die Vögel zwitschern von den Bäumen und von der anderen Seite ruft ein Pfau - vermutlich nach einer Frau.

Laut Wetterbericht (wie ich gestern kurz vor Passau gelernt hatte) ist heute der letzte richtig schönen Tag in der Region. In der Gegend um Linz sollen morgen mehr als 16 mm Regen fallen, und dass zur besten Radlzeit. Drum versuche ich heute wieder so viel Strecke wie möglich zu machen.

An einem Fähranleger höre ich auf den Rat von Joseph und überquere mit ihm die Donau, um den gesperrten Radweg auf der nördlichen Donauseite zu umfahren, anstatt die hügelige E-Bike-Alternativroute zu nehmen. Wir fahren eine Stück gemeinsam, unterhalten uns über dies und das, und den Krieg in der Ukraine. Als wir an einem Angler vorbeifahren, frage ich Joseph, ob er auch gerne angle. "Das wäre das Letzte!", sagt er mit einem Lächeln. Ich lache zustimmend zurück.

Alsbald kommt uns eine maulende Fahrradfahrerin entgegen, woraufhin mir Hans erklärt, dass es seit kurzem gesetzlich erlaubt sei, auf dem Fahrrad nebeneinander zu fahren.

Bei Untermühl verabschiede ich mich von Josef, der mit seinem
E-Bike den Berg nach St. Martin hinauf saust, und nehme eine weitere Fähre um abermals die Seite zu wechseln. Ein Fels auf dem ein Kettenturm steht - der dem hiesigen Burgherrn vor langer Zeit wohl einen gehörigen Zoll beschert hat - verhindert hier nämlich die Weiterfahrt.

Auf der Fähre spricht mich eine Frau an und fragt, wo ich hinfahre. Ich antworte, dass ich ans Schwarze Meer möchte. Daraufhin bemerkt eine andere Frau der selben Gruppe: "Oh, das ist doch sicher hinter Wien."

Bei Aschach quere ich die Donau ein weiteres Mal, diesmal
per Viadukt. Das Servus sitzt mittlerweile; zumeist bekomme ich jedoch nun ein "Grias di" zurück. Vielleicht sollte ich wieder auf Universaldeutsch wechseln.

Tageskilometer 46: das Tretlager knackt - wieder! Mal schauen, wie lange es erträglich bleibt.

Heute ist Gegenwind-Etappe. Auf dem Deichweg ab Linz weht mir eine stetige und steife Brise von Osten entgegen - und das ist gut so, denn es bedeutet, dass es das schlechte Wetter, dem ich versuche zu entfliehen, ebenso schwierig hat aufzuholen. (Vom Wald trägt der Wind dann und wann eine scharfe Prise Bärlauch in meine Nase.)

Immerhin trotzen mit mir auch viele andere Sportler dem
Wind, denn Linz ist nicht nur Friedensstadt (gemäß Ortsschild seit 1986), sondern auch Rennradlstadt!

Seit Down Under habe ich nun
mindestens 1’500 kontinentaleuropäische Fahrradkilometer hinter mir und verspüre dennoch hin und wieder bei einer Abzweigung den Drang, auf die linke Seite wechseln zu wollen.

In Grein,
lasse ich den Wind allein,
und kehre ein.

Heute gefahren: 125 km und 220 hm
Übernachtung: Private Pension
Wetteraussichten: Leichter Regen. Wind mit 11 km/h aus östlicher Richtung, Böen bis 29 km/h. Tagestemperatur zwischen 7°C und 14°C, Nachttemperatur 10°C. Regenwahrscheinlichkeit: 29 %, Regenmenge: 0.1 mm.
08.05.2023
  
  : 14°C
Waldkirchen am Wesen, Oberösterreich / Österreich

Der Tag hat 25 Stunden

Nach Kaffeequatsch am Morgen breche ich Richtung Passau auf. Während ich mehr oder weniger gradlinig unterwegs bin, fährt Dine 50 km im Kreis und ihre Patienten ab.

Kurz außerhalb der Stadt treffe ich auf Hans, 71. Hans ist mit seinem Nicht-E-Bike Richtung Italien unterwegs. In eine paar Tagen wird er die Donau Richtung Süden verlassen und zum Brenner fahren. Dann geht’s für ihn über die Alpen nach Italien und an die Adria. Sein Traum ist es, bis nach Korfu zu gelangen.

Ein wenig weiter treffe ich auf Shiuran aus Iran, der zu kurdischer Musik in schnellem Lauf 10 km flussabwärts und wieder zurück läuft. Er arbeitet auf einem Flusskreuzfahrtschiff, das gerade festgemacht hat und von einem LKW betankt wird.

Kurz darauf fahre ich ein Stück mit Doris, die an ihrem freien Tag von Regensburg nach Straubing unterwegs ist.

Bei Tageskilometer 60 sehe ich Hans wieder, der bald sein Tagesziel Straubing erreicht hat.

In Degendorf helfen mir Stefan und Mario mein knackendes Tretlager auszubauen, zu reinigen und wieder einzubauen. Der aufgeweckte Mario, dem der Fahrradladen gehört, hat schon alles mögliche gemacht und ausprobiert. Unter anderem hat er 20 Jahre in Norwegen verbracht. Nach einem Kaffee und Fachsimpelei geht es ohne Knacken weiter.

Hätte, hätte, Fahrradkette. Passau, bleibt ein kurzes Vergnügen. Hätte ich die Großwetterlage ein wenig früher und genauer studiert, müsste ich jetzt nicht in die Nacht fahren und noch Strecke machen, um dem gröbsten Regen in der Region am Mittwoch zu entgehen.
Also zunächst Abendessen: es gibt ein nicht im Ansatz scharfes, scharfes vietnamesisches Tofugericht mit Reis, dazu Apfelschorle.

Also dann: Beinlinge an, Warnweste drüber, Licht an, Helm auf und ab. Als es dunkel wird, lasse ich Passau hinter mir.

Ich fahre durch die Nacht. Es ist wunderschön. Was mir schon am Tag aufgefallen ist, ist nun in der Nacht unübersehbar: entlang des Ufers stehen Leuchtfeuer die im Dunkeln immer wieder unvermittelt aufleuchten.

Ich mache gemütlich viel Strecke. Das Gute an der Nacht ist, dass keine Leute meinen Weg kreuzen, die ich an quatschen könnte und mich so zum Anhalten verleiten würden.

Es ist 21:30 Uhr. Ich fahre an einer Fabrik vorbei. Frisch geduscht Männer kreuzen die Straße - Schichtwechsel.

Kaum Verkehr, es ist nicht schwer. Die Nacht ist sehr friedlich und die vorherrschenden Geräusche sind ganz andere als am Tag. Die Nacht ist lau, fast warm wie eine Sommernacht.

Bei Tageskilometer 168 um 10:10 Uhr (bzw. 22:10 Uhr) passiere ich die unscheinbare Grenze zu Österreich. Auf der anderen Seite sehe ich immer wieder hübsch angeleuchtet Kirchen, die sich im Wasser der Donau spiegeln.

Ich fahre schweigend durch die schon schlafenden Dörfer. Ab und zu weht mir eine Prise duftendes Grass in die Nase.

Das Tal ist schmal und der Radweg führt meist direkt an der Donau entlang, weg von der Straß, obwohl auf der Straße so gut wie kein Auto mehr fährt.

Hin und wieder rauscht ein kleines Flüsschen am Hang zur Linken, dass zur Rechten unhörbar die Donau speist. In den steilen, Hängen links und rechts der Donau, kann man manchmal ein Scheinwerferpaar erkennen, dass sich an einer Straße entlang schlängelt. Immer öfter huscht ein Tier, links oder rechts des Weges. Ich bekomme jedoch nie eines zu Gesicht.

Während ich darüber nachdenke, ob es immer noch ein wenig diesig oder schon sternenklar ist, springen große Fische rechts im Dunkel des Flusses, dass ich nur am lauten Platschen erahnen kann.

Das Tal wird immer dunkler. Nur vor mir der Kegel meines Scheinwerfers und manchmal in der Ferne, ich kann es nicht richtig ausmachen, Lichter von Häusern oder Straßenlaternen.

Es wird kühler und mein Nacken wird ein wenig steif. Ich darf das Trinken nicht vergessen. Ich habe gute Laune und pfeife ab und zu eine Melodie. Wenn ich an der Silhouette eines Haus vorbeifahre, steigt mir oft der heimelige Geruch von verbranntem Holz in die Nase.

Bei Tageskilometer 184 um 23:00 Uhr freu ich mich, in Kürze die Donau mittels einer kleinen Brücke zu überqueren. Da dämmert mir, dass es gar keine Brücke gibt. Und tatsächlich: ich bin inmitten eines dunklen Weilers, am Enden einer Sackgasse angelangt. Die Weiterfahrt wäre einzig mit Fahrradfähren möglich, die um diese Uhrzeit den Betrieb natürlich schon längst eingestellt haben. Also zurück bis zur nächsten Brücke, die mit 8 km zum Glück nicht sehr weit weg ist. Das Flusskreuzfahrtschiff, dass ich vor der letzten deutschen Schleuse gesehen hatte, kommt mir als heller Streif durchs Tal entgegen geflogen. Endlich habe ich es auf die andere Seite geschafft. Mich begrüßen duftend, blühende Bäume. Eulen rufen.

Halbwegs motiviert fahre ich mit langen Handschuhen weiter, bis ich am Rand des Weges ein großes Schild erahne. Im Schein meiner Stirnlampe lerne ich, dass der Donauradweg in wenigen Kilometern, wegen abgegangenen Felsen, für mehrere Kilometer gesperrt ist. Zur Umgehung fahren, natürlich nur am Tag, kostenbehaftete Taxen. Für E-Bike-Fahrerinnen ist auch eine hügelige Variante zur "eigenständigen" Umfahrung ausgewiesen.

Ich fahre langsam weiter und überlege, ob ich versuchen soll, die Baustelle bei Nacht, wenn die Arbeiten ruhen, zu passieren. Ich bin mir unsicher und halte immer wieder an um im Schwarz des Tals einen etwaigen Schlafplatz auszumachen.

Um 01:00 Uhr, nach 204 Kilometern, entdecke ich einen kleinen Campingplatz. Es reicht. Ich baue mein Zelt auf und schlafe beim Rauschen eines Baches, das von der anderen Seite herüberschallt, ein.

Heute gefahren: 204 km und 310 hm
Übernachtung: Camping
Wetteraussichten: Mäßiger Regen. Wind mit 11 km/h aus östlicher Richtung, Böen bis 29 km/h. Tagestemperatur zwischen 8°C und 14°C, Nachttemperatur 11°C. Regenwahrscheinlichkeit: 84 %, Regenmenge: 13.57 mm.
07.05.2023
  
  : 21°C
Regensburg, Bayern / Deutschland

Offline-Couch-Surfing (im App Store nicht erhältlich)

Als ich am Morgen aufstehe, ist das Nachbarzelt schon abgebaut und das dazugehörige Fahrrad verschwunden. Das war wohl ein Frühaufsteher, der sein Zelt mehr feucht als trocken eingerollt hat. Schade, ich hätte gern’ gefragt, wohin die Reise geht.

Nach einem improvisiertem Frühstück breche ich auf. Gegen 10 Uhr fahre ich durch Großmehring und höre die Glocken, die zum Gottesdienst rufen. Ich genieße das Läuten und fahre dennoch nicht hin.

In Vohburg war die Messe zum Glück schon früher. So treffe ich zur Frühstückskaffeepause
Kathi, Christian und Sigi. Im Hintergrund spielt Blasmusik. Es ist Floriansfest.

Auf der Weiterfahrt treffe ich Martina und ihren bunten Flo - on their sunny Sunday ride!

Bei Kloster Weltenburg spare ich mir neben Bier und Apfelschorle (ob des regen Betriebs) auch noch zwei Flusskilometer und passiere den Donaudurchbruch mit einer so genannten Zille, einem kleinen motorisierten Holzkahn.

Gegen ein kleines Fahrgeld lerne ich vom Zillenführer, was ich mich schon am Tag zuvor beschlichen hat: die Donau ist hier in erster Linie nicht für etwaige Industrie als Wasserstraße kanalisiert und breit aufgestaut worden, sondern letztlich zur Stromgewinnung. Die Leistungen der Laufwasserkraftwerke waren im oberen Lauf zunächst sehr gering (wenige Vielfache einer Windkraftanlage), liegen jetzt allerdings schon weit jenseits von 100 Megawatt.

Kurz vor Kelheim huscht eine wunderschöne, grün schillernder Eidechse mit hellblauem Kopf über den Weg. Leider viel zu schnell, um sie abzulichten.

Hier bei Kelheim mündet, endet oder startet (je nach Sichtweise), der erst 1992 fertiggestellte Main-Donau-Kanal und verbindet die Nordsee über Rhein und Main mit der Donau und so, mit dem Schwarzen Meer.

Bei strahlenden Sonnenschein fahre ich weiter. Am Donauufer in Regensburg lerne ich Dine kennen, die gerade aus München zurückgekommen ist. Nach kurzem Plausch verabreden wir uns auf ein Kaltgetränk ein Stündchen später; ich betreibe derweil ein wenig Sightseeing, versuche jedoch die Sonntagsmassen weitestgehend zu vermeiden.

Dines Eltern kommen aus den Niederlanden. Sie ist jedoch größtenteils in Niederbayern aufgewachsen (was man ihr auch manchmal anhört) und lebt schon länger in der schönen Studentenstadt Regensburg.

Nach einem viel zu süßen Rosé (lieblich wäre ein, an dieser Stelle unangebrachter Euphemismus) und einem, wenn auch nur leicht herberen Konterpils, nehme
ich Dines Angebot, auf der WG-Couch zu surfen, an und bleibe über Nacht in Regensburg.

Heute gefahren: 101 km und 210 hm
Übernachtung: Couch Surfing
Wetteraussichten: Mäßiger Regen. Wind mit 14 km/h aus nord-westlicher Richtung, Böen bis 29 km/h. Tagestemperatur zwischen 10°C und 15°C, Nachttemperatur 10°C. Regenwahrscheinlichkeit: 100 %, Regenmenge: 15.13 mm.
06.05.2023
  
  : 21°C
Ingolstadt, Bayern / Deutschland

Im Frühstücksraum des Hotels lerne ich durch N-TV, dass heute König Charles endlich König wird. Zum Glück lerne ich darüber hinaus auch Michael aus Kopenhagen kennen. Der wohnt hälftig in Kopenhagen und in Wien, mit seiner Frau. Derzeit ist er mit seinem Rennrad und leichtem Gepäck von Donaueschingen nach Wien unterwegs.

Wasser tanken und los. Ich fahre so wie jeden Tag - neuseeländisch: unten kurz und oben lang.

In Gundelfingen treffe ich den schnellen Pinsel auf seinem Titandrahtesel, der seine Freundin in Wien besucht hatte und nun auf dem Rückweg an den Bodensee ist.

Auf meinem Weg treffe ich immer mehr Leute mit Gepäck, und manchmal sogar ohne Motor.

Ich fahre durch unzählige Dörfer mit Milch-Käse-Eier-Wurst-Automaten (Wolle gibt’s glaub’ ich keine). Die Ställe machen jedoch den Anschein, als ob die Kühe noch mit der Hand gemolken werden.

Die Donau wird gänzlich zum Kanal - auf dem kein Schiff fährt - und ist an vielen Stellen so breit, dass ich mir kaum vorstellen kann, dass hier jemals eine Industrie gestanden hat, die eines dermaßen überdimensionierten Verkehrswegs bedurft hätte.

Kurz hinter Donauwörth (ich habe wohl etwas zu lange Halt gemacht) treffe ich Michael vom Frühstück auf seinem Rennrad wieder. Er ist viel schneller als ich dachte! Nach einer kurzen gemeinsamen Fahrt entscheiden wir uns im Schlosshotel Leitheim einen Kaffee zu trinken. Schon wieder Pause - aber es passt mir doch ganz gut, da ich in Donauwörth eigentlich einen Kaffee trinken wollte, jedoch kein schönes Plätzchen gefunden hatte.

Michael erzählt mir, dass er seit zehn Jahren Krebs hat. Der Tumor hat gestreut und ihm fehlt schon ein Teil der Lunge und auch Teile anderer Organe. Doch oder vielleicht gerade deshalb geht es ihm gut. Er nimmt die Krankheit nicht persönlich und genießt das Leben und die Möglichkeiten, die er hat. Jetzt fährt er mit dem Fahrrad von Donaueschingen bis Wien, zu seiner Freundin. Danach eine weitere Chemo in Kopenhagen.

Ich verabschiede mich, schließlich möchte ich heute noch bis Ingolstadt. Back on Track. Nach mehr als 100 Kilometern in Bayern grüße ich immer noch mit "Hallo" und bekomme ein "Servus" zurück. Vor Passau muss ich’s aber drauf haben, sonst lohnt es nicht mehr.

An einer Kreuzung, zwischen Felder, begegne ich David aus Wales. Er ist mit dem Fahrrad von London nach Istanbul unterwegs. Seinen ersten Ruhetag hatte er lustiger Weise in Düsseldorf eingelegt. David hat seinen linken Arm bei einem Motorradunfall mit 17 verloren. Er ist sofort nach dem Unfall wieder auf’s Motorrad gestiegen und fuhr seitdem mit Armprothese. Wegen des Klimawandels wollte er keine großen Touren mehr mit dem Motorrad machen. Auf dem Fahrrad ist er einhändig und ohne Prothese unterwegs. Vor seiner großen Fahrradtour war er bloß einmal für drei kurze Tage mit dem Velo unterwegs. David ist 51 und sagt, dass die Reise bzw. sein Gap-Year seine Midlife-Crisis sei. Nach der Fahrradtour wird er mit dem Rucksack durch Asien reisen und seine Tochter in Vietnam treffen.

Ich verabschiede mich, fahre weiter und erinnere mich an Willi, 84, aus Köln. Auf der Fähre hatten wir uns über das manchmal doch sehr befremdliche Wesen der Deutschen und ihr Unvermögen unterhalten, freundlich zu grüßen, ja noch nicht einmal zurück zu grüßen. Willi sagte: "Man möchte die Leute klatschen, man möchte sie schütteln!"

Ich versuche die Menschen zu schütteln, indem ich unermüdlich freundlich winke und grüße. Oft gelingt es mir, selbst beim schnellen Vorbeifahren, ein Lächeln zurück zu bekommen.

Auf einem Campingplatz nahe Ingolstadt baue ich im Dunkeln mein Zelt auf und darf beim Einschlafen ein Froschkonzert genießen.

Heute gefahren: 163 km und 360 hm
Übernachtung: Camping
Wetteraussichten: Überwiegend bewölkt. Wind mit 18 km/h aus nord-östlicher Richtung, Böen bis 40 km/h. Tagestemperatur zwischen 9°C und 20°C, Nachttemperatur 12°C. Regenwahrscheinlichkeit: 9 %, Regenmenge: n.a.
05.05.2023
  
  : 19°C
Neu-Ulm, Bayern / Deutschland

Merke:
Wer den Symbolen der Wetterapps vertraut, kommt zu der irrationalen Ansicht, es würde die ganze Woche bloß regnen und bewölkt sein. In der Realität ist es meist trocken und verhältnismäßig warm, so auch heute - dachte ich zumindest.

Am Morgen mache ich mir im Hostel, das ich die Nacht ganz alleine beschlafen habe, ein ausgiebiges Frühstück. Danach besuche ich noch schnell Rudi und seinen Kater in deren Tiny House am Hang über dem Hostel.

Obwohl ich spät los komme, läuft es ganz gut. Alles blüht, in allen Farben. An einer Donaubrücke treffe ich Sandra, die sehr viel Gepäck auf ihren bronzefarbenen Stylo-Hobel geladen hat und freue mich insgeheim, dass ich es leichter habe.

Ich fahre vorbei an einem der vielen schönen Freibäder entlang der Donau, die den Sommer nicht erwarten können.

Das erste Mal verschaltet bei Kilometer 806, aber ich kann die Kette auf dem großen Blatt halten!

Ab Tageskilometer 64,8 dämmert mir, dass sechs hart gekochte Eier zum Frühstück wohl vielleicht doch ein oder zwei zu viel waren - aber das soll nicht meine größte Sorge sein.

Leises Grollen und Donnern vernehme ich im Norden und denke mir: ich bin einfach schneller.
Die Gewitterfront kommt jedoch näher. Zunächst fahre ich noch im Schutz des Deichs weiter, doch nach ein paar wenigen, dafür aber sehr ungewöhnlichen dicken Tropfen, rette ich mich unter eine Bahnunterführung, kurz bevor der Hagelsturm losbricht. Drei Jugendliche kommen etwas später und deutlich durchnässter dazu.

Leider ist die Unterführung vielmehr eine löchrige Stahlkonstruktion, bei dessen Planung wohl mehr die Viadukt-Funktion als der Wetterschutz im Vordergrund stand.

Nach dem gröbsten brechen wir wieder auf. Leider übersieht ein Autofahrer eine große Pfütze am Straßenrand und wir bekommen alle einen großen Schwall von der Seite ab. Damit hat’s nun auch meine Socken erwischt.

Mit dunklen Wolken im Rücken rolle ich in die erste Großstadt an der Donau ein: Ulm. Wenig später bricht ein weiterer Regensturm los, den ich zusammengekauert in einem Garagenhof abwarte. Ich entscheide die Nacht unter einem festen Dach in der Stadt zu verbringen.

Merke:
8 mm Niederschlagsvorhersage können im richtigen Leben ganz schön hart daherkommen.

Heute gefahren: 122 km und 450 hm
Übernachtung: Hotel etc.
Wetteraussichten: Leichter Regen. Wind mit 11 km/h aus süd-westlicher Richtung, Böen bis 25 km/h. Tagestemperatur zwischen 10°C und 19°C, Nachttemperatur 12°C. Regenwahrscheinlichkeit: 80 %, Regenmenge: 0.3 mm.
04.05.2023
  
  : 18°C
Inzigkofen, Baden-Württemberg / Deutschland

Ab heute geht’s bergab bzw. flussabwärts, und vorallem - gen Osten!

Der Tag beginnt mit der Sonne, die durch die Lichtung und auf mein Lager scheint. Während ich mir, neben meinem Zelt auf einem Baumstumpf sitzend, zwei Halve Hahn zum Frühstück genehmige, marschiert über die Lichtung die Armée de Terre - und hinterher - die Bundeswehr... so oder so ähnlich hat es sich zugetragen:)

Ich breche also mein Lager ab und bekomme in Schönwald glücklicherweise einen Frühstückskaffee von Martial spendiert, den ich um Wasser gebeten hatte. Nach einem Schwätzchen fahre ich alsbald durch die "Donauquellstadt Furtwangen" (gemäß Ortsschild). Ich wundere mich ein wenig, schließlich entspringt die Breg mehrere Kilometer weit weg von hier, nahe eines Weilers und eben nicht in einer Stadt. Nun ja - ich fahre weiter und beobachte wie der Bach schon bald zum Fluss wird. Nach 45 Kilometern erreiche ich, man mag es kaum glauben, die "Donauquellstadt Donaueschingen" (gemäß Ortsschild). Auch wenn die Stadt die angebliche Quelle mit einem etwas unnatürlich geratenen Platz bzw. Topf, unterhalb der Stadtkirche St. Johann, bewirbt, so tauschen bei Donaueschingen Breg und Brigach tatsächlich ihre Namen gegen einen neuen ein. Ab hier fließen sie zusammen und nennen sich, gemeinsamen mit vielen anderen kleinen und großen Zuflüssen, Donau.

Durch Meere von Löwenzahn geht es weiter. Ich lerne dass die Donau an fünf Stellen versinkt bzw. versickert und dieses Wasser ca. 20 km südlich die Aachquelle speist. So stiehlt sich doch ein wenig Wasser, das eigentlich ins Schwarze Meer soll, über Aach und Rhein in die Nordsee - quasi eine Wasserscheidenumgehung.

Nach dem Biotech-und-Medizintechnik-Mekka Tuttlingen beginnt der bis jetzt schönste Teil meiner Reise. Zur goldenen Stunde erreiche ich den Karst, durch den sich die Donau über Jahrmillionen gearbeitet und wunderbare Landschaften hinterlassen hat. Es ist wunder-wunderschön!

Mit der Abendsonne fahre ich immer weiter durch diese atemberaubende friedliche Schönheit. Die Grillen zirpen, die Vögel singen
und Schmetterlinge fliegen ein Stück mit mir - es kann kaum schöner sein.

Den Ort Beuron lasse ich mit klösterlichem Glockengeläut und einem Lachen im Gesicht hinter mir.

Heute gefahren: 129 km und 510 hm
Übernachtung: Backpacker Hostel
Wetteraussichten: Mäßiger Regen. Wind mit 11 km/h aus nord-westlicher Richtung, Böen bis 25 km/h. Tagestemperatur zwischen 10°C und 18°C, Nachttemperatur 11°C. Regenwahrscheinlichkeit: 100 %, Regenmenge: 6.98 mm.
03.05.2023
  
  : 12°C
Schönwald im Schwarzwald, Baden-Württemberg / Deutschland

Durch den Hochschwarzwald bis zur Quelle

Nach dem Frühstück verabschiede ich mich von Kai, der seinen Rückweg mit der Bahn antritt.

Und los geht die Bergetappe. 2’000 Höhenmetern liegen vor mir. Nach ein paar Kilometern steige ich jedoch schon wieder vom Rad, laufe einen Hang hinauf und frage zwei Handwerker, die offensichtlich einen alten Heuschober wieder aufbauen (siehe Bild), ob ich ein Photo von ihnen und ihrer schönen Arbeit machen könne.

Ich sage noch:
"Ich komme aus NRW, da gibt es ehrlichen Holzbau nicht mehr."

Daraufhin lacht der eine und sagt:
"Ja - alles nur noch mit dem 3D-Drucker."

Über die nächsten Kilometer stelle ich fest, dass es auch in Baden-Würtemberg mehr Baustellen, Sperrung, Umleitung und abrissreife Brücken gibt, als man sich vorstellen möchte - und das auch auf Fahrradwegen!

Die ersten 555 Höhenmeter habe ich in Freudenberg geschafft. Der Name der Stadt kommt von Berg und nicht von Freude, sonst hieße sie schließlich Bergfreude. Das wusste scheinbar auch mein Routenplaner Komoot und hat kurz vor Ortsankunft noch eine kleine Spezialität mit bis zu 17,7% Steigung eingebaut.

Danach fahre ich durch das wunderschöne Tal der Kinzig, vorbei an Höfen, die so lyrische Namen wie Jockelsbauernhof, Vogtsmichelhof oder gar Metzgersbauernhof tragen.

Schließlich erreiche ich den Hochschwarzwald und der Tag wird endgültig zur Bergetappe. Ich passiere die Europäische Wasserschneide Nordsee/Schwarzes Meer auf 1’020 Metern und erreiche in der Abendsonne glücklich und zufrieden, wenn auch mit sehr schweren Beinen, die Quelle der Breg - den Start meiner Reise.

Nach einer Portion Hirschgulasch und zwei Portionen Eierspätzle baue ich mein Zelt bei Mondschein an einer Waldlichtung auf - unweit des Zeltplatzes, dessen spontane Betreiber auf einen Reservierungsvorlauf von mindestens vier Tagen, im Regelfall sieben Tagen, bestehen.

Heute gefahren: 121 km und 2161 hm
Übernachtung: Camping
Wetteraussichten: Überwiegend bewölkt. Wind mit 7 km/h aus süd-östlicher Richtung, Böen bis 11 km/h. Tagestemperatur zwischen 4°C und 19°C, Nachttemperatur 10°C. Regenwahrscheinlichkeit: 0 %, Regenmenge: n.a.
02.05.2023
  
  : 16°C
Weisenbach, Baden-Württemberg / Deutschland

Von der Quadrate- über die Fächerstadt bis an die Murg im Schwarzwald

Heute war das Wetter unverändert kaiserlich, was sich schließlich auch so gebührt, für eine Reise von Residenzstadt zu Residenzstadt. Gestartet in den Quadraten des kurfürstlichen Mannheims verließen uns die rechten Winkel schließlich vor den Toren des fürstlichen Fächers Karlsruhe. Nach einem kurzen italienischen Bohnengetränk mit meinem weniger blaublütigen, doch umso herzlicheren und lieben Freund Dennis, ging es weiter gen Schwarzwald. In Au im Murgtal fielen Kai und ich letztlich nach einer zünftigen Portion hausgemachten usbekischen Teigtaschen in die Koje.

Heute gefahren: 127 km und 393 hm
Übernachtung: Hotel etc.
Wetteraussichten: Mäßig bewölkt. Wind mit 18 km/h aus nord-östlicher Richtung, Böen bis 25 km/h. Tagestemperatur zwischen 7°C und 18°C, Nachttemperatur 9°C. Regenwahrscheinlichkeit: 0 %, Regenmenge: n.a.
01.05.2023
  
  : 17°C
Mannheim, Baden-Württemberg / Deutschland

Tour des amis

An einem weiteren Tag mit Kaiserwetter ging es zunächst auf der hessischen Rheinseite bis nach Mainz-Kastel und dann über die Fahrrad-freundliche Landesgrenzbrücke (siehe Bild) zurück nach Rheinland-Pfalz bzw. in dessen Landeshauptstadt Mainz.

Für alle die es interessiert: Mainz-Kastel gehört nicht (mehr) zu Mainz, sondern zu Wiesbaden.

Nach einem vorzüglichen Mittagessen bei Therese sind wir zu dritt bis Nierstein geradelt, wo sich unsere Wege wieder trennten. (Leider musste Therese den Rückweg, in Ermangelung an Bargeld, ohne Eis-Stärkung antreten.)

Zwei weitere Kurzbesuche bei alten Studienfreund-und-Innen in Worms und Bobenheim-Roxheim später, erreichen Kai und ich schließlich unser Etappenziel Mannheim. Spargel essen, duschen, ab ins Bett, Feierabend.

Heute gefahren: 115 km und 145 hm
Übernachtung: Hotel etc.
Wetteraussichten: Leichter Regen. Wind mit 18 km/h aus unbestimmter Richtung, Böen bis 29 km/h. Tagestemperatur zwischen 9°C und 16°C, Nachttemperatur 9°C. Regenwahrscheinlichkeit: 36 %, Regenmenge: 0.37 mm.
30.04.2023
  
  : 17°C
Rüdesheim am Rhein, Hessen / Deutschland

Heute: Kaiserwetter!

Dem wäre eigentlich nichts hinzuzufügen, hätte sich nicht folgende Anekdote zugetragen.

An einem alten Meilenstein (siehe Bild) frage ich eine Radfahrer*in, ob er/sie/es wüsste, für welche Einheit das "M" steht, denn mit heutzutage verwendeten Meilen, könne diese Maßeinheit offensichtlich nicht viel gemein haben.
Daraufhin bekam ich folgende Antwort:
"Das ist von früher, da waren die Abstände ja anders."

Heute gefahren: 129 km und 139 hm
Übernachtung: Hotel etc.
Wetteraussichten: Leichter Regen. Wind mit 7 km/h aus nord-westlicher Richtung, Böen bis 14 km/h. Tagestemperatur zwischen 8°C und 18°C, Nachttemperatur 10°C. Regenwahrscheinlichkeit: 94 %, Regenmenge: 3.8 mm.
29.04.2023
  
  : 12°C
Bad Godesberg, Nordrhein-Westfalen / Deutschland

Kurz nach dem grünen Reste-Smoothie
und dem Start in Ratingen gab’s nach ganzen 9 km schon wieder Frühstück bei Thomas in Düsseldorf - jetzt jedoch feste Nahrung und mit richtig gutem Kaffee. Danach ging’s zum DHL-Shop in die Rethelstraße - Schlange stehen für eine Stirnlampenakkunotfallsendung.

Einer Mutter in der Schlange fällt mein, für ein Stadtrad wohl sehr ungewöhnlicher Fahrradaufbau auf und fragt: "Wo soll’s denn hingehen?"
Ich: "Zum Schwarzen Meer."
Sie: "Oh, wie weit ist das denn?"
Ich: "Ungefähr 3’000 km."
Daraufhin sie zu ihrer Tochter gewandt: "Da siehst Du, sowas machen wir nur mit dem Flugzeug."

Heute gefahren: 97 km und 164 hm
Übernachtung: Couch Surfing
Wetteraussichten: Ein paar Wolken. Wind mit 11 km/h aus östlicher Richtung, Böen bis 25 km/h. Tagestemperatur zwischen 9°C und 19°C, Nachttemperatur 14°C. Regenwahrscheinlichkeit: 0 %, Regenmenge: n.a.
Start der Reise
Ratingen, Nordrhein-Westfalen / Deutschland