Start der Reise
Mainz, Rheinland-Pfalz / Deutschland

09.04.2018
  
  : 0°C
Neuhofen, Rheinland-Pfalz / Deutschland

So weit wollte ich heute ja noch gar nicht radeln. Aber mein ursprünglich anvisiertes Ziel Worms stellte sich überraschend als wenig attraktiv heraus. Liegt zwar direkt am Rhein, hat aber dort statt einer schönen Promenade nur Industriehafen und Brachen. Was für eine Verschwendung. Die Innenstadt hat auch schon bessere Zeiten gesehen und ein Zeltplatz mit Blick auf das Kernkraftwerk Biblis lies mich dann doch noch weiterfahren. So umfuhr ich das schöne Ludwigshafen (ha ha ha) und landete schließlich gar nicht mehr weit vor Speyer, wo ich morgen sowieso etwas mehr Zeit verbringen möchte. Die Highlights heute also umso mehr die hilfsbereiten und freundlichen Menschen unterwegs, wie zum Beispiel die nette Bedienung des kleinen Cafes im sehr hübschen Weinort Nierstein, wo ich eine kurze Pause einlegte. Da ich - einen wirklich nicht zu langen Augenblick - auf meinen Kaffee warten musste, gab es diesen einfach umsonst. Unglaublich. Oder der Fahrer des gelben Porsche 911 Cabrio, der anhielt, um mir den Weg zum Rheinradweg zu weisen. Sehr unerwartet. Obwohl, Cabrio- Fahrer halten ja zusammen. Kleiner Unterschied zwischen uns beiden: ich trage einen Helm beim Hobby.


Heute gefahren: 97 km und 240 hm
Übernachtung: Campingplatz Blaue Adria für 8,10 Euro. Einfach, reicht.
Wetteraussichten: Meistens bedeckt. Höchsttemperatur 17C. Wind aus WNW mit 15 bis 25 km/h.
10.04.2018
  
  : 11°C
Wörth am Rhein, Rheinland-Pfalz / Deutschland

Später Start, da ich im nicht mehr weit entfernten Speyer meine Mittagspause einlegen wollte. Und es hat sich gelohnt. Im Gegensatz zu Worms ist Speyer wirklich einen Besuch wert. Eine sympatische kleine Stadt mit spektakulärem Dom, schöner Fußgängerzone und netten Einkehrmöglichkeiten. So dauerte mein Besuch auch länger als geplant. Egal, bei sehr gutem Wetter ging es anschließend weiter, vorbei am idyllischen Atomkraftwerk Philipsburg, an Storchennestern (schon mit Nachwuchs - noch idyllischer), alles auf schönstem Radweg. Dann schlug das Wetter um, es wurde kalt und stürmisch, es wurde sehr ungemütlich. Bis nach Wörth wollte ich es aber unbedingt noch schaffen, da ich morgen Abend in Straßburg sein möchte. Habe dort am Donnerstag einen Termin.

Heute gefahren: 68 km und 156 hm
Übernachtung: Glück gehabt. Im recht kleinen Wörth im einzig verbliebenen Hotel (immerhin Bett&Bike) das letzte Zimmer im Keller ergattert. Einfach, aber für nur 33 Euro inkl. Frühstück ein sehr guter Deal
Wetteraussichten: Meistens klar. Höchsttemperatur 19C. Wind aus NNO mit 10 bis 15 km/h.
11.04.2018
  
  : 25°C
Montagne-Verte, Grand Est / Frankreich

Heute zwar früh, aber mit etwas müdem Kopf losgefahren. War gestern im griechischen Restaurant namens “Bayrischer Hof” (und vorgestern beim Italiener “Zum weißen Hirsch”). Man mag es bedauern, dass es diese alten Traditionslokale nicht mehr in gewohnter Form gibt. Aber in ländlichen Gebieten, durch die ich radle, wäre ohne die Kochkünste und den Einsatz der südeuropäischen Familien kulinarisch vollkommen tote Hose. Gestern jedenfalls ging im proppevollen Bayrischen Hof die Post ab und ich lies höflicherweise einige gespendete Ouzo über mich ergehen, obwohl ich die nicht so gut vertrage. Entschädigung gab es heute durch traumhaftes Wetter, eine schöne Strecke und unglaublich gute Fahrradwege in Straßburg. Wieso bekommen wir sowas nicht hin?

Heute gefahren: 97 km und 180 hm
Übernachtung: Sehr internationaler, gut ausgestatteter Campingplatz für nicht billige 19,40 Euro.
Wetteraussichten: Teilweise bedeckt. Höchsttemperatur 19C. Wind aus SSW mit 10 bis 15 km/h.
12.04.2018
  
  : 26°C
Montagne-Verte, Grand Est / Frankreich

Nachdem ich heute Mittag das Europäische Parlament in Straßburg besucht habe (dazu kommt ein eigener Reisebericht), ging es erstmal in die Innenstadt. Straßburg ist für unsere Verhältnisse wirklich ein Fahrradparadis. Fast überall eigene Radwege, meist zweispurig und eine sehr gute Ausschilderung. Das Wetter war herrlich, so gab ich mich ausgiebig dem französischen Lebensstil hin und verbrachte Stunden in Restaurant und Cafe. Morgen geht es weiter. Hatte eigentlich geplant, zurück nach Deutschland zu fahren, um auf der dortigen Rheinseite weiter gen Süden zu radeln. Bleibe jetzt aber doch schon in Frankreich und fahre das schöne Elsaß entlang.

Übernachtung: 2. Nacht auf dem Zeltplatz
Wetteraussichten: Schauer. Höchsttemperatur 17C. Wind aus SW mit 10 bis 15 km/h. Regenrisiko 50 %.
13.04.2018
  
  : 19°C
Neuf-Brisach, Grand Est / Frankreich

Der Tag startete mit etwas Regen und auch Frische, sodass ich um Regenzeug samt Handschuhen nicht drum rum kam. Die Strecke komplett an Kanälen entlang, aber nicht eintönig. Eine tolle Gegend. Auf der einen Seite die Vogesen mit den Elsässer Weinhängen, auf der anderen Seite der Schwarzwald mit dem Kaiserstuhl. Das Wetter wurde zum Nachmittag wieder mal richtig gut und umso mehr genoss ich die letzten 10 km, die ich zusammen mit einem Ortsansässigen fuhr. Er erklärte mir, dass wir hier auf historischem Boden fahren, nämlich genau auf der Maginot-Linie, dem Verteidigungsswall, mit dem Frankreich im 2. Weltkrieg vergeblich versuchte, die deutsche Invasion aufzuhalten. Überreste der vielen Bunker sind noch überall vorhanden.

Heute gefahren: 72 km und 118 hm
Übernachtung: Sehr schöner, kleiner Campingplatz für günstige 8,50 Euro. Sehr nette Betreiber.
Wetteraussichten: Meistens klar. Viel wärmer und weniger feucht durch Föhnwind Höchsttemperatur 20C. Wind aus W mit 10 bis 15 km/h.
14.04.2018
  
  : 26°C
Huningue, Grand Est / Frankreich

Nach recht frischer Nacht etwas später gestartet, als es wieder richtig schön und warm wurde. Im Laufe des Tages verabschiedeten sich dann der Schwarzwald und die Vogesen, stattdessen tauchten die Alpen und der Jura in der Ferne auf. Bevor ich da rüber kraxl, bleibe ich aber noch einen weiteren Tag im schönen Dreiländereck.

Heute gefahren: 62 km und 152 hm
Übernachtung: Guter Campingplatz für 10,42 Euro die Nacht.
Wetteraussichten: Meistens klar. Höchsttemperatur 21C. Wind aus WNW mit 10 bis 15 km/h.
15.04.2018
  
  : 24°C
Huningue, Grand Est / Frankreich

Schön, dass mit der kommenden Elektromobilität auch wieder innovative Startups es schaffen, kreative Produkte im Automobilbereich auf den Markt zu bringen. Bekanntestes Beispiel natürlich Streetscooter, ein Spinoff der RWTH Aachen, das einen Elektro-Transporter entwickelte. Die Deutsche Post blitzte mit ihren Wünschen bei Daimler & Co ab, sodass sie sich nicht nur für die Anschaffung des Streetscooters entschied, sondern gleich die ganze Firma kaufte. Der Einsatz von 50000 Stück in naher Zukunft ist geplant.
Eines der meiner Meinung nach interessantesten Elektroautos entwickelt zur Zeit das Münchener Startup Sono Motors. Ein voll alltagstaugliches, fünftüriges, geräumiges E-Auto, das unter anderem durch die überall angebrachten Solarzellen aufgeladen werden kann. Und sie haben zwei Prototypen, mit denen man nach Anmeldung Testfahrten machen darf. Gibt es irgendeinen etablierten Hersteller, der sowas anbietet?
In Basel finden die Testfahrten auf einem leeren Parkplatz des Flughafens statt, denn auf öffentliche Straßen dürfen sie noch nicht.
Es sind viele Interessenten da, das ganze Spektrum vom fachkundigen Techniker bis zur Familie mit Kleinkind. Nicht nur E-Mobility-Freaks, wie man vermuten könnte.
Weiterer Unterschied zu VW und Komplizen: Sono Motors verfolgt eine Ein- Produkt-Strategie. Es gibt nur eine Farbe (schwarz) und keinerlei Qual der Wahl bei der Ausstattung. Dafür soll das Auto mit Batterie und ohne Förderung nur 20.000 Euro kosten. Ein BMW i3 ist mehr als doppelt so teuer.
Die Testfahrt ist die reinste Freude. Beschleunigung weit über meinen Erwartungen, ehrlich gesagt überdimensioniert für mein Fahrverhalten. Der Wendekreis spektakulär. Die Rekuperation geht perfekt bis zum Stillstand, die Bremsen braucht man nicht. Instrumente schlicht, sehr cool. Man hat reichlich Platz.
Fazit: alle Erwartungen erfüllt.
Es gäbe noch viel mehr zu erzählen, am besten mal bei www.sonomotors.com reinschauen.
Ich würde das Auto ja sofort nehmen und wenn ich jetzt reserviere, bekomme ich es in 2020.
Ein tolles Konzept.
Warten lohnt sich.

Übernachtung: Zweite Nacht auf dem Campingplatz
Wetteraussichten: Nachmittags Schauer. Höchsttemperatur 16C. Wind aus WNW mit 10 bis 15 km/h. Regenrisiko 30 %.
16.04.2018
  
  : 22°C
Courgenay JU, Jura / Schweiz

Nach dem geruhsamen Rheinradweg stand heute die erste „Bergetappe“ an. Es ging auf dem Challpass zur Challhöchi (ist halt die Schweiz...), immerhin 802 Meter hoch. Anschließend wechselten sich Frankreich und die Schweiz in schöner Regelmäßigkeit ab. Mal war ich in der Schweiz, kurz darauf wieder in Frankreich, hatte aber das nächste Schweiz-Schild schon im Blick. So ging es munter weiter, bis sich mein Weg endlich für die Schweiz entschied. Mal sehen, wie lange. Auf jedem Fall gibt es hier in der französischsprachigen Schweiz etwas zu bewundern, was es in Frankreich gar nicht mehr gibt, nämlich den Franc und die Centimes. Schweizer Francs zwar, aber immerhin.
Vor dem Wetter hier im Jura war ich gewarnt worden, nur Regen, oder wie es mein kurzeitiger Mitradler aus Breisach am Rhein ausdrückte: „verschifft“. Auch der Wetterbericht meinte es erst nicht so gut mit mir, aber ich kam trocken und bei schöner Nachmittagssonne an. Voraussage für die nächsten Tage: nur noch Sonne und kein Regen. Ich kann wirklich nichts dafür.
Schon hier ist der Jura sehr ursprünglich, mit herrlicher Landschaft und kleinen Dörfern. Alte Frauen sitzen draußen vor dem Haus auf Bänken, auf der Straße fahren Mofas. Wie in einer anderen Zeit. Und der noch ursprünglichere Hoch-Jura kommt ja erst noch. Freu mich drauf.

Heute gefahren: 66 km und 939 hm
Übernachtung: Der Zeltplatz noch geschlossen, so musste ich notgedrungen in ein sehr schönes altes Hotel mit interessanter Geschichte und gutem Restaurant.
Wetteraussichten: Meistens klar. Höchsttemperatur 19C. Wind aus NO mit 10 bis 15 km/h.
17.04.2018
  
  : 23°C
La Chaux-des-Breuleux, Jura / Schweiz

Eine Etappe, die es in sich hatte. Erst ein bissiger Anstieg zum Col de la Croix, zwar „nur“ 795 Meter hoch, hört sich aber toll an, oder? Danach eine schnelle Abfahrt ins Tal zum schönen Örtchen St-Ursanne. Von dort der nächste kräftezehrende Anstieg auf 976 Meter, hier habe ich nun die Jura-Hochebene erreicht. Aber eben ist hier gar nix. Es blieb durch das ständige Auf und Ab sehr anstrengend. Die Gegend allerdings entschädigt für jeglichen Kraftaufwand. Dazu das perfekte Wetter, mit Sonnenbrandgefahr. Morgen lediglich eine kurze Etappe in die Hauptstadt des Jura. Auch danach geht es nur in kleinen Piss-Pott-Schritten weiter. Einfach zu schön hier.

Heute gefahren: 51 km und 1331 hm
Übernachtung: Hervorragender Campingplatz, sehr ruhig gelegen. Angemessene 13 Euro.
Wetteraussichten: Meistens klar. Viel wärmer und weniger feucht durch Föhnwind Höchsttemperatur 20C. Wind aus NNW und wechselhaft.
18.04.2018
  
  : 8°C
Crêtets, Neuenburg / Schweiz

Ein Tag voller Highlights. Zu Beginn ging es erstmal auf den höchsten Gipfel meiner Jura-Tour, den Mont Soleil (1248 Meter). Er machte seinem Namen alle Ehre und so war ich froh, dass ich dem gestrigen Rat der Campingplatzbetreiberin, die bei mir einen Sonnenbrand diagnostizierte, Folge leistete und mich eincremte. Die anschließende lange und seichte Abfahrt durch Bilderbuch-Jura bei Traumwetter, ein kaum zu überbietender Genuss. Selten bin ich so gerne so langsam gefahren.
An meinem Zielort ist der recht schöne Zeltplatz noch bis zum 30.04. geschlossen, nur Dauercamper mit ihren Wohnwagen da. Ich habe wie immer Glück, treffe den netten Platzwart, der telefoniert mit „le President“ und voilà, ich kann bleiben, allerdings ohne Sanitäranlagen, der Wald ist ja direkt nebenan. Später öffnet der Platzwart dann aber sogar extra für mich das feine Sanitärgebäude. Schon wieder Glück gehabt.
Heute nur eine kurze Strecke, denn ich mache Station in La Chaux-de-Fonds, Hauptstadt des Jura und eine der (ehemaligen) Hochburgen der Schweizer Uhrenindustrie. Themengerecht dazu gibt es hier ein spektakuläres Museum, das ich nachmittags besuche. Unfassbare Mechanik gibt es zu bewundern und vieles, vieles mehr. Ein sehr lohnender Besuch! Und ich lerne, dass aus dem Jura, genauer aus Fleurier, meiner nächsten Station, sogar ein Nobelpreisträger stammt. Charles-Edouard Guillaume erhielt 1920 den Nobelpreis für Physik, u.a. für die Entwicklung von Invar, einer Legierung, die sich bei Temperaturerhöhung nicht ausdehnt. Erst dadurch wurden präzise mechanische Uhren möglich und das Metall ist auch heute noch in vielen Anwendungen top aktuell.
Abends im Restaurant hatte ich die Auswahl zwischen zwei Tages-Spezialitäten, Filet vom Pferd oder Rösti mit allerlei Zutaten.

Heute gefahren: 32 km und 583 hm
Übernachtung: Wieder ein sehr schöner Campingplatz. Durfte noch gar nichts bezahlen.
Und ich habe nicht das Pferd gegessen.
19.04.2018
  
  : 24°C
Fleurier, Neuenburg / Schweiz

Ein geruhsamer Radeltag, allerdings mit dem obligatorischen Anstieg gleich am Anfang. Dann ging es weit, weit runter ins Tal auf 750 Meter. Eine erstaunlich große Ebene tat sich auf, da war es sogar mal flach. Mein Zielort Fleurier sehr hübsch.
Dumm nur, dass die letzten beiden Tage im Jura noch so richtig anstrengend werden. Habe mich nämlich mit dem höchsten Berg der Jura-Tour voll vertan. Es kommen noch einige, die über 1300 Meter hoch sind.

Heute gefahren: 42 km und 395 hm
Übernachtung: Der Zeltplatz schon geöffnet. Bin mal wieder der erste Radfahrer der Saison. 11 Euro.
Wetteraussichten: Meistens klar. Viel wärmer und weniger feucht durch Föhnwind Höchsttemperatur 24C. Wind aus ONO und wechselhaft.
20.04.2018
Vallorbe, Waadt / Schweiz

Die Etappe war anstrengend, wie erwartet. Im Tal vor dem Anstieg zum Col de l’Aiguillon dann das Schild, dass dieser gesperrt sei. Da überlegt sich der vollgepackte Radler, ob er auf die 1293 Meter hochkraxeln soll. Eigentlich dürfte ja nicht mehr viel Schnee liegen, aber vielleicht gibt es ja einen anderen Grund für die Sperrung. Erdrutsch, Sprengung, Befestigungsarbeiten, wer weiss das schon? Am besten rauf und nachschauen. Der Weg so gut wie schneefrei, aber übersät mit Ästen, Tannenzapfen und dergleichen. Man kommt ohne Probleme durch. Auf der anderen, der Süd-Seite alles piccobello, besenrein. Da wurde mir klar, dass der Schweizer den Pass erst freigibt, wenn er einmal mit der Kehrmaschine durch ist. Und das geht halt nicht, solange noch etwas Schnee liegt. Auf der Südseite dann ein grandioses Alpenpanorama samt dem Mont Blanc Massiv in fast 100 km Entfernung. Morgen dann noch zweimal richtig klettern auf den dann wirklich höchsten Berg der Jura-Tour mit anschließender 25 km langer Abfahrt zum Genfer See. Das kann einfach nur gut werden.

Heute gefahren: 53 km und 1120 hm
Übernachtung: Camping
21.04.2018
  
  : 32°C
Nyon, Waadt / Schweiz

Manchmal kommt es dann doch etwas anders, als man denkt. Der erste Anstieg bissig und zum ersten Mal hier im Jura fast ausschließlich auf Schotter- und Waldwegen. Sehr kräftezehrend. Kurz vor der Passhöhe hält mich ein Förster an und rät zu großer Vorsicht bei der Abfahrt, dort liegt Schnee. Als ich dann auf der anderen Seite des Passes die recht kurze Strecke abfahre, finde ich null Schnee vor. Komisch. Der Mann sollte aber recht behalten ...
Zunächst komme ich jedoch zum idyllisch gelegenen Lac de Joux, wo ich auch erstmal ein kleine Pause mit herrlichem Blick auf den See einlege.
Dann kommt der zweite Anstieg. Eine gut ausgebaute Pass-Straße, ordentlich frequentiert von Wochenend-Motorradfahrern. Als ich endlich auf dem vermeintlich höchsten Punkt (1350 Meter) meiner Tour angekommen bin, geht rechts ein Radweg von der Straße ab. Große Freude und Erleichterung. Diese währt ab nur kurz, denn hier erscheint nun der prognostizierte Schnee. Der Radweg nicht befahrbar. Ich versuche es mit Schieben, gebe aber am ersten Hügel erschöpft auf. Soweit das Auge reicht nur Schnee mit deutlich sichtbaren Skilanglauf-Spuren. Ich kehre um, und treffe an der Straße einen Autofahrer, der gerade sein Mountainbike entladen will. Nach kurzem Meinungsaustausch hört er damit allerdings sofort auf. „Und wie komme ich nun zum Genfer See?“ frage ich ihn. Ganz einfach, hier weiter den Berg hoch, dann geht es noch etwas auf und ab, dann nur noch runter. Wie entnervend ist es, wenn man sich schon am Ziel wähnt und dann erfährt, dass man doch noch weiter kraxeln muss. Aber hilft ja nix, so geht es eben noch auf 1449 Meter hoch. Dort empfängt mich eine große Schar Motorradfahrer sowie eine vorzügliche Hütte zur Mittagseinkehr. Glück im Unglück, würde ich mal sagen.
Und dann, endlich, eine der schönsten Abfahrten meiner Radlerkarriere. Über eine Stunde nur bergab, mit einer unbeschreiblichen Aussicht auf das Alpenpanorama, den Mont Blanc und den Genfer See. Einfach einmalig und Lohn jeglicher Mühen. Unten empfängt mich der See mit schönstem Wetter und einem Hotel direkt am Wasser. Das perfekte Ende eines anstrengenden Tages.

Heute gefahren: 55 km und 993 hm
Übernachtung: Hotel Le Rive. Schönes Hotel „alter Schule“ mit Platz für mein Fahrrad in der Waschküche im Keller.
Wetteraussichten: Meistens klar. Viel wärmer und weniger feucht durch Föhnwind Höchsttemperatur 24C. Wind aus SSW mit 10 bis 15 km/h.
22.04.2018
  
  : 32°C
Nyon, Waadt / Schweiz

Ganz entspannten Tag am Genfer See verbracht. Morgens erstmal in aller Ruhe ausgiebig das Frühstücks-Buffet des Hotels geplündert. Dann große Wäsche, Reiseplanung, faulenzen, bißchen dummes Zeug schreiben usw usf.
Morgen kann es wieder spannend werden. Weiß noch gar nicht, wo ich denn landen werde. Entweder nur recht kurze Strecke zum ersten Zeltplatz oder über 100 km zum dann hoffentlich schon geöffneten Nächsten. Dazwischen nichts. Nachmittags eventuell Gewitter, das braucht man ja auch nicht. Also vielleicht Hotel? Aber wo? Die Strecke noch hügelig, als “expert” klassifiziert. Nicht ganz so einfach.

Übernachtung: Zweite Nacht im Hotel Le Rive.
Wetteraussichten: Schauer. Gewitter möglich. Höchsttemperatur 20C. Wind aus WSW mit 10 bis 15 km/h. Regenrisiko 60 %.
23.04.2018
  
  : 24°C
Culoz, Auvergne-Rhône-Alpes / Frankreich

Jetzt also die Rhone entlang bis zum Mittelmeer. Ist aber das erste Stück hinter Genf nicht so ganz anstrengungslos, weil der Fluss hier teilweise in tiefen Schluchten fließt und man daher etwas in die Berge muss. Aber halb so schlimm. Das Wetter meinte es mal wieder sehr gut mit mir. Immer wenn Regen in Sicht kam, änderte mein Weg die Richtung dorthin, wo es trocken blieb. Etwas gespenstisch. So konnte ich locker meine 100 km zu dem anvisierten Campingplatz abspulen, auf dem ich sehr nett empfangen wurde.

Heute gefahren: 103 km und 800 hm
Übernachtung: Ausgezeichneter Zeltplatz für günstige 10,33 Euro.
Wetteraussichten: Meistens klar. Höchsttemperatur 23C. Wind aus WNW und wechselhaft.
24.04.2018
  
  : 0°C
Sault-Brénaz, Auvergne-Rhône-Alpes / Frankreich

Das Wetter perfekt, die Radwege spektakulär, die Aussichten atemberaubend. Mehr kann man von einem Tag auf dem Fahrrad doch nicht erwarten, oder? Und dann gab es dazu noch eine herrliche Mittagseinkehr. Schönes Restaurant an einem kleinen Hafen. Gut besucht. Mittags nur das Tagesgericht. Vorspeise vom riesigen Buffet, Salat, Schinken, Gambas, alles was das Herz begehrt. Da war ich schon fast satt. Sie haben kein alkoholfreies Bier, also nehme ich ein kleines Glas Wein (0.1l). Dann der Hauptgang, Huhn Ratatouille mit Fritten. Der Radfahrer kann es ja gebrauchen. Danach eine große Auswahl für den Dessert-Magen u. a. fromage blanc, gibt es bei uns ja nicht. Ich entschied mich aber trotzdem für einen fetten Eisbecher. Wie gesagt, der Radfahrer ...
Beim Bezahlen dann die Überraschung. Kann doch nicht sein. Nur 14 Euro für das Menu und 1 Euro für dem Wein! Da bin ich aus der sehr teuren Schweiz aber noch ganz andere Preise gewöhnt.
Nach dem guten Essen fiel mir die Weiterfahrt etwas schwer. Noch 60 km. Sie wurde mir durch die zeitweilige Gesellschaft eines schweizer Radlers etwas verkürzt. Abends dann auf dem gut besuchten Campingplatz auf einer Rhône-Insel hatte ich natürlich schon wieder Hunger. Es gab aber nur Bier (immerhin vom Fass) und Speiseeis. Gut, reichlich genossen, reicht es als Grundernährung. Und morgen? Lyon? Weiß noch nicht.

Heute gefahren: 104 km und 388 hm
Übernachtung: Belebter Campingplatz für sehr günstige 7,60 Euro.
Wetteraussichten: Meistens klar. Höchsttemperatur 25C. Wind aus WSW und wechselhaft.
25.04.2018
Lyon 03, Auvergne-Rhône-Alpes / Frankreich

Das gestrige Abendessen, welches ja aufgrund der lokalen Umstände, für die ich wirklich nichts kann, ein Abendtrinken war, hinterließ in meinem Kopf doch einige Spuren.
Der heutige Radweg war ok, aber ausnahmsweise mal kein Highlight.
In Lyon gibt es keinen Campingplatz und meine anvisierten Hotels entweder ausgebucht oder zu teuer. So bin ich in einem recht guten Apartmenthaus gelandet. Als der junge Mann an der Rezeption mein Fahrrad sah, suchte er mir ein extra großes Apartment aus, in das ich meinen Drahtesel mitnehmen konnte. Auf diese Weise kam ich zu einer riesigen Wohnung mit zwei Schlafzimmern, Küche, Diele, Dusche, Bad, was das Herz begehrt. Nutze es allerdings kaum, da ich den Abend in einer französischen Sportsbar mit lokalem Craft-Bier verbringe, um mir das Champions League Spiel München - Madrid anzuschauen.
Für Frankreich doch etwas ungewöhnlich, hier man wird geduzt.
Beim dritten Bier (französisches IPA) fragt mich der junge Kellner:
„Tu vas bien?“
„Oui, tres bien!” antworte ich.
Und jetzt das nächste Bier bitte.

Heute gefahren: 68 km und 328 hm
Übernachtung: Hotel etc.
26.04.2018
  
  : 21°C
Malleval, Auvergne-Rhône-Alpes / Frankreich

Nach dem Zickzack-Kurs der letzten Tage geht es jetzt erstmal nur noch in eine Richtung, nach Süden. Zuvor aber schaue ich mir noch ein klein wenig Lyon an. Stadtbesichtigungen, alleine und mit Fahrrad in einer Großstadt sind ja meist nicht so erquicklich, aber ich bin sehr überrascht, wie toll man hier Fahrrad fahren kann. Praktisch überall Radwege, oft zweispurig, manchmal sogar mit einem Schutzstreifen zu parkenden Autos versehen, damit man nicht von einer sich plötzlich öffnenden Autotür erwischt wird. Eine Wohltat im Vergleich zu Düsseldorf oder Köln.
Später dann wieder eine schöne und preiswerte Mittagseinkehr direkt an der Rhône. Die letzten Kilometer zum Zeltplatz begleitete mich ein freundlicher französischer Rennrad-Fahrer. Er hatte heute bereits 160 km hinter sich, war aber lange noch nicht am Ende seiner Tour. Ich dagegen hatte noch Zeit durch das beschauliche Bergdörfchen Saint-Pierre-de-Bœuf zu schlendern und mir im Laden für regionale Produkte ein schönes Abend-Picknick zusammen zu stellen.

Heute gefahren: 70 km und 228 hm
Übernachtung: Guter Camingplatz für sehr günstige 6,40 Euro.
Wetteraussichten: Meistens klar. Höchsttemperatur 26C. Wind aus SSO mit 15 bis 30 km/h.
27.04.2018
  
  : 22°C
Charmes-sur-Rhône, Auvergne-Rhône-Alpes / Frankreich

Was für ein Wetter heute. Nach klarer kalter Nacht startete ich die Etappe wahrhaftig mit Handschuhen an den Pfoten. Es wurde aber schnell warm, keine Wolke am Himmel. Unterwegs traf ich dann den französischen Rennradler von gestern wieder. Er war so stolz auf sein Radtrikot. Weil er an der Ardeche-Rundfahrt teilgenommen hat, 7000 Starter(!), hat er als Belohnung dieses Shirt ergattert. Dann (mal wieder) eine schöne Mittagseinkehr, diesmal in Tournon-sur-Rhône. Danach frischte der Gegenwind ordentlich auf und ich hatte mächtig zu kämpfen. Mein Tagesziel ein einfacher Campingplatz der Gemeinde Charmes-sur-Rhône, aber mit Restaurant und integrierter Karako-Bar, betrieben von einem alten 68-er. Abends nur alte Jungs da (so wie ich), die ordentlich abfeiern, wahrhaftig französische Karaoke singen (u.a. Charles Aznavour) und beim Refrain alle mit einstimmen. Was geht denn hier ab? Der Wirt gibt einen aus, ich werde als Allemand geoutet und bin ich verloren. Zu meiner Überraschung aber: alle lieben Angela Merkel! Macron quatscht nur.
Danke Angi!

Heute gefahren: 83 km und 198 hm
Übernachtung: Der Campingplatz einfach (9,60 Euro), der Rest unbezahlbar!
Wetteraussichten: Teilweise bedeckt. Vereinzelt sind Schauer oder Gewitter möglich. Höchsttemperatur 24C. Wind aus N, später S mit 15 bis 25 km/h.
28.04.2018
  
  : 22°C
Bourg-Saint-Andéol, Auvergne-Rhône-Alpes / Frankreich

Interessant zu sehen, dass es auf der Rhône gar keine Fähren zu geben scheint. Dafür sind die Brücken umso schöner. Oft gibt es neue Brücken für Radfahrer und Fußgänger, obwohl eine “normale” Brücke nicht weit entfernt ist. Dazu werden alte Pfeiler, die seit Kriegsende gar keine Fahrbahn mehr hatten, mit modernen Drahtseilkonstruktionen versehen. Tolle Sache.
Unterwegs treffe ich dann Sunshine Freeman, einen Belgier. Er ist seit acht Jahren mit Liegerad und Anhänger, Marke Eigenbau, überwiegend in Frankreich unterwegs. Mit dabei ein Hund, zwei Hühner und jetzt auch Begleiterin Sonja mit Baby! Er gibt mir seine Karte auf der steht, dass er bei Facebook und Youtube ist.
Auch unterwegs wieder mit dabei, das obligatorische Kernkraftwerk. Dazu kommt noch ein Reisebericht. Vielleicht schon morgen, denn laut Wetterbericht soll ein Sturm mit heftigem Regen durchziehen. Da lege ich dann ggfs. einen Pausentag ein.
/ ü
Großer Campingplatz für 9,85 Euro.

Heute gefahren: 78 km und 230 hm
Übernachtung: Camping
Wetteraussichten: Regen. Gewitter möglich. Höchsttemperatur 20C. Wind aus S mit 25 bis 40 km/h. Regenrisiko 100 %.
29.04.2018
  
  : 22°C
Pont-Saint-Esprit, Occitanie / Frankreich

Morgens schien noch die Sonne, sodass ich dann doch einen kleinen Standortwechsel vorgenommen habe. Allerdings nur eine Mini-Etappe ins nahe Pont-Saint-Esprit, das als Tor zum Languedoc gilt und wo die Ardèche in die Rhône mündet.
Das einfachste Hotel am Platze für 45 Euro reicht mir. Investiere das Gesparte in die gute französische Küche...
Das Wetter wurde ab Mittag tatsächlich stürmisch mit teils sinnflutartigem Regen, also alles richtig gemacht. Morgen soll es schon wieder schön werden, dann geht es weiter.

Heute gefahren: 19 km und 63 hm
Übernachtung: Hotel etc.
Wetteraussichten: Teilweise bedeckt. Höchsttemperatur 19C. Wind aus S mit 15 bis 25 km/h.
30.04.2018
  
  : 15°C
Châteauneuf-du-Pape, Provence-Alpes-Côte d’Azur / Frankreich

Nur eine kurze Strecke bis Châteauneuf-du-Pape, das ich mir doch anschauen wollte, wenn ich schon mal in der Gegend bin. Erstaunlich klein und natürlich sehr touristisch. Möchte nicht wissen, was hier in der Hochsaison los ist. Etwas Regen heute, aber schöne klare Luft.

Heute gefahren: 45 km und 262 hm
Übernachtung: Guter Campingplatz, mit 14,80 Euro recht teuer.
Wetteraussichten: Morgens Schauer. Höchsttemperatur 18C. Wind aus N mit 10 bis 15 km/h. Regenrisiko 40 %.
01.05.2018
  
  : 18°C
Pont de Crau, Provence-Alpes-Côte d’Azur / Frankreich

Ein ordentliches Gewitter mit kräftgem Donner zog letzte Nacht über den Campingplatz. Im Zelt immer sehr interessant... Es regnete morgens noch lange, so kam ich erst mittags los. Kalter Nordwind, also erstmal mit Handschuhen. Das Highlight unterwegs, Avignon, habe ich nicht besichtigt. Demnächst mit Gaby ist das viel schöner. Morgen vielleicht am Mittelmeer.

Heute gefahren: 86 km und 262 hm
Übernachtung: Passabler Campingplatz, sogar mit geöffnetem Restaurant. 18 Euro, jetzt kommen wohl langsam die Provence/Mittelmeer-Preise.
Wetteraussichten: Meistens bedeckt. Höchsttemperatur 21C. Wind aus N mit 25 bis 40 km/h.
02.05.2018
  
  : 21°C
La Couronne, Provence-Alpes-Côte d’Azur / Frankreich

Ende der ersten Etappe. Das Mittelmeer ist erreicht! Heute aber nicht durch die Camargue gefahren, denn die schaue ich mir in den nächsten Tagen erst mit Gaby an.
Der Zeltplatz sollte 22 Euro kosten. Das war mir zu teuer. In der Preisliste haben sie aber ein Angebot für Wanderer und Backpaper, das wollte ich haben. Darauf entspann sich folgende Kommunikation.
„Geht nicht, Sie haben ein Zelt.“
„Backpacker doch auch.“
„Stimmt, also ok.“
„Danke.“
„Ist aber nicht im Computer.“
„Mir egal.”
“Im Computer ist nur was für 9 Euro.”
“Dann nehme ich das.”
“Ok.”
So habe ich heute einen guten Deal gemacht.

Heute gefahren: 67 km und 434 hm
Übernachtung: Erstklassiger Campingplatz, für glückliche 9 Euro.
Wetteraussichten: Teilweise bedeckt und windig. Höchsttemperatur 21C. Wind aus NNW mit 40 bis 55 km/h. Windböen mit einer Stärke von stellenweise über 65 km/h.
03.05.2018
  
  : 23°C
Le Rouet, Provence-Alpes-Côte d’Azur / Frankreich

Vom Campingplatz zu der schönen Unterkunft für die nächsten vier Tage war es nur ein Katzensprung. Da ich den ganzen Tag Zeit hatte, bin ich die 16 km überwiegend gewandert. Immer schön an der Küste entlang, die sie hier La Cöte Bleue nennen. Morgen fliegt Gaby ein, dann erkunden wir zwei Wochen lang zusammen Südfrankreich.

Heute gefahren: 16 km und 250 hm
Übernachtung: Hotel etc.
Wetteraussichten: Schauer. Höchsttemperatur 21C. Wind aus NW mit 15 bis 25 km/h. Regenrisiko 50 %.
04.05.2018
  
  : 23°C
Le Rouet, Provence-Alpes-Côte d’Azur / Frankreich

Gaby gut gelandet, den Mietwagen abgeholt, wir sind für unsere Erkundungstour gerüstet. Gestartet wird morgen, denn heute genießen wir erstmal die große Terrasse unseres Zimmers (mit schönem Meerblick) bei einem ausgiebigen französischem Picknick.

Übernachtung: Hotel etc.
Wetteraussichten: Nachmittags Schauer. Warm. Höchsttemperatur 21C. Wind aus N, später WSW mit 15 bis 25 km/h. Regenrisiko 40 %.
05.05.2018
  
  : 24°C
Le Rouet, Provence-Alpes-Côte d’Azur / Frankreich

Schon gut, wenn man in einem typisch französischen Chambres d’hôtes mit netten Gastgebern wohnt. Denn die freundlichen Inhaber Noël und Martine versorgten uns heute mit zwei tollen Tips zur Tagesgestaltung. So besuchten wir vormittags die schöne Bucht von Sainte-Croix, in dessen Wasser wir unsere Füße kühlten.
Anschließend ging es nach Méjean, bekannt u.a. durch eine spektakuläre Eisenbahnbrücke. Ulkig ist, dass die ganze Region mit und um Méjean am Wochenende (und heute war Samstag) nur betreten werden darf, wenn man eine Reservierung zum Mittagessen in einem der beiden vorhandenen Restaurants vorweisen kann. Diese vergeben ein Passwort, mit dem die strenge Einlasskontrolle passiert werden kann. Sobald man sich dann in dem Gebiet befindet wird einem sofort der Sinn dieser Regelung klar. Die Straßen sind so eng und dermaßen steil und abenteuerlich, dass eine größere Anzahl von Besuchern unweigerlich zum Kollaps führen würde. Wir haben natürlich Glück, dass wir außerhalb der Saison hier sind, können in Ruhe die Gegend und das Essen geniessen und anschließend noch eine kleine Wanderung unternehmen.
Abends wieder Picknick auf unserer schönen Terrasse mit Ausblick.

Übernachtung: Hotel etc.
Wetteraussichten: Schauer. Warm. Höchsttemperatur 20C. Wind aus SSW mit 10 bis 15 km/h. Regenrisiko 50 %.
06.05.2018
  
  : 23°C
Le Rouet, Provence-Alpes-Côte d’Azur / Frankreich

Aix-en-Provence stand bei uns heute auf dem Programm. “Good choice”, kommentierte Noël unseren Plan und wenn man dem Reiseführer Glauben schenken darf, würden die meisten Franzosen am liebsten genau hier leben wollen. Das reicht ja wohl als Motivation für eine Besichtigung. Und wir wurden nicht enttäuscht. Eine sehr hübsche, relaxte Stadt mit ungewöhnlicher Kathedrale, netten, engen Gässchen, schönen Gärten und heute mit einem Flohmarkt, den wir ausgiebig besuchten. Auch das Timing stimmte mal wieder, denn kaum waren wir eingekehrt, zog ein ordentliches Gewitter über die Stadt. Auf dem Rückweg dann noch schnell an einer Umweltschutzdemo teilgenommen und schon waren wir wieder in unserer gemütlichen Unterkunft zum all-abendlichen Picknick, heute mit einem feinen lokalen Rosé aus dem Languedoc.

Übernachtung: Hotel etc.
Wetteraussichten: Teilweise bedeckt. Warm. Höchsttemperatur 20C. Wind aus WSW mit 15 bis 25 km/h.
07.05.2018
  
  : 17°C
Avignon, Provence-Alpes-Côte d’Azur / Frankreich

Bei schönstem Wetter verlassen wir unser Domizil an der Mittelmeerküste in Richtung der nächsten Unterkunft in Avignon. Unterwegs wollen wir uns zwei Städtchen anschauen. Das Erste ist Arles und zum Zweiten kommen wir gar nicht mehr, soviel sei vorweggenommen. Denn Arles gefällt uns so gut, dass wir uns wieder mal viel zu lange hier aufhalten. Das Amphitheater, besonders aber die Gegend um die alte römische Arena ist so eindrucksvoll, dass wir hier die Zeit vergessen. Und dann taucht auch noch direkt vor dem alten Gemäuer ein sehr schönes Bio-Slow-Food-Restaurant mit einladenden Tischen im Freien auf, da können Gaby und Andi einfach nicht dran vorbei gehen. So genießen wir ausgiebig die mittägliche französische Esskultur draußen bei herrlichem Wetter. Ein wenig Kultur muss aber schon noch sein und so geht es danach zum Museum der van-Gogh-Foundation, denn schließlich hat der Kerl mal hier in Arles gelebt und gearbeitet. Dann noch schnell die sehenswerte Kirche Saint Trophime mit dem angeblich schönstem Kreuzgang Frankreichs mitgenommen und schon gings begleitet von dem nachmittäglichem Gewitter weiter nach Avignon. Ein herzlicher Empfang und ein schöner Abend in interessanter alternativer Kino-Szene-Location rundeten unseren mal wieder perfekten Tag ab.

Übernachtung: Erstklassiges Chambres d‘hôtes mitten in der Altstadt von Avignon.
08.05.2018
  
  : 24°C
Avignon, Provence-Alpes-Côte d’Azur / Frankreich

Man kommt in eine Stadt, berühmt für bestimmte Sehenswürdigkeiten und kann nicht wieder nach Hause zurückkommen, ohne sich diese angesehen zu haben. Pflichtprogramm also. In Avignon ohne Zweifel die durch ein Kinderlied berühmte Brücke von Avignon und der Papstpalast. Schließlich war einige Zeit mal nicht Rom, sondern Avignon Sitz der kirchlichen Oberhäupter. Nachher wundert man sich dann oft, warum ausgerechnet dieses oder jenes nun so sehenswert sein soll, und manchmal ist man aber auch schier begeistert von dem, was man da zu Gesicht bekommt. So ist es uns heute auch gegangen. Die halbe Brücke (eine Hälfte wurde irgendwann von einer Welle weggespült) über die Rhône, ohne große geschichtliche Bedeutung, ist nicht mehr als eine durch die Tourismusindustrie intensiv vermarktete Bauruine, allerdings eine sehr alte!
Sehr positiv dagegen hat uns die Besichtigung des riesigen Papstpalastes überrascht, der schon allein durch seine schiere Größe beeindruckt. Noch faszinierender fanden wir aber die Art und Weise, wie hier die Gebäude und die dazugehörige Geschichte vermittelt werden. So bekommt jeder Besucher einen Tabletcomputer in der Größe eines iPad mini. Dieser erkennt, in welchem Raum man sich befindet und stellt dann die damalige Ausstattung des Raumes, samt des sich darin befindlichen früheren Lebens, in einer Art 3D-Darstellung nach. So bewegt man sich virtuell durch Gebäude und Geschichte und kann sich je nach Neugier und Interessenlage einzelne Details, von Essensgewohnheiten bis Wandmalereien näher erklären lassen. So wird alte Geschichte durch Virtual Reality ganz neu erlebbar. Das war den Eintrittspreis aber mal wirklich wert.

Übernachtung: Zweite Nacht in unserer schönen Unterkunft.
Wetteraussichten: Teilweise bedeckt und windig. Höchsttemperatur 22C. Wind aus N mit 30 bis 50 km/h.
09.05.2018
  
  : 22°C
Avignon, Provence-Alpes-Côte d’Azur / Frankreich

Der letzte Tag in Avignon. Und hier müssen wir unbedingt noch den lokalen Markt, bzw. die große Markthalle Les Halles besuchen. Ähnlich wie z.B. in Barcelona kann man hier nicht nur gut einkaufen, sondern auch Kleinigkeiten zum Frühstück oder Mittag essen. Wir wollen aber erst später einkehren und so lassen wir uns vor allem vom dem reichhaltigen Mittelmeer-typischen Meeresfrüchteangebot beeindrucken.
Dann geht es auf auf eine kleine Rundtour durch Dörfer der Provence, genauer gesagt durch den Luberon.
Fontaine-de-Vaucluse schön an dem Flüsschen Sorgue gelegen, der selbst im heissen Sommer das Tal saftig grün werden mässt.
Gordes, spektakulär auf einem Felsen gelegen bietet tolle Aussichten und uns eine schöne Einkehr, als ein kleines Regengebiet durchzieht.
Roussillon wartet mit großen ockerfarbenen Felsen auf und ist die „Hauptstadt“ der Ocker- Herstellung. Rechtzeitig zu unserem Eintreffen ist auch die Sonne wieder da und läßt die Felsen in schönen Farben erstrahlen.
Abends Picknick mit lokalen Spezialitäten.

Übernachtung: Hotel etc.
Wetteraussichten: Meistens klar. Höchsttemperatur 24C. Wind aus N, später SW mit 15 bis 25 km/h.
10.05.2018
  
  : 17°C
Cabiac, Occitanie / Frankreich

Die Altstadt von Avignon ist praktisch autofrei. Man parkt außerhalb auf einem der großen, kostenlosen Parkplätze und fährt dann mit dem ebenfalls kostenlosen Minibus ohne Wartezeit in die Stadt. Und heute eben wieder zurück. Sehr praktisch. Wäre auch was für uns zuhause.
Auf dem Weg zur unserem neuen Ziel, dem Fluss Ardeche, legten wir den ersten Halt an der berühmten Pont du Gard ein. 8,50 Euro Eintritt? Für eine Brücke? Da haben wir uns doch erst etwas gewundert. Aber es hat sich gelohnt. Die Brücke ist das höchste Aquädukt, das die alten Römer einst gebaut haben. So hoch wie die amerikanische Freitsstatue. Das dazugehörige Museum ist modern, gut gemacht und informativ, so dass der Eintrittspreis durchaus gerechtfertigt ist.
Auf der Weiterfahrt machten wir noch Pause in Uzès und bummeln ein wenig durch das schöne, mittelalterliche Städtchen mit seinen engen Gassen.

Übernachtung: Feines Chambre d’hôtes, sehr abgeschieden, umgeben von schöner, ruhiger Natur. Hier bleiben wir vier Nächte.
11.05.2018
  
  : 23°C
Cabiac, Occitanie / Frankreich

Heute ist in Barjac, einem Renaissance-Dorf gleich nebenan, provencialischer Markt. Er wird uns von unseren Gastgebern sehr ans Herz gelegt, also gehen wir hin. Wir sind etwas spät dran, so gegen halb zwölf da. Es ist picke-packe voll. Scheinbar sind alle aus der Umgebung auf den Beinen. Kann man aber verstehen, der Markt ist auch wunderschön. Ich kann kaum glauben, dass er schon mittags schliessen soll, bei dem Andrang. Eine Stunde später wird mir die Sache klar. Schlagartig hat sich der Franzose vom Markt in die umliegenden Restaurants verlagert, wo er sich nun mindestens zwei Stunden vom anstrengenden Einkauf erholen wird.
Wir erstehen einen Korkenzieher. Wieso das?
Ganz im Gegensatz zu Deutschland, wo man den Wein ja fast nur noch in Flaschen mit Schraubverschluss bekommt, ist hier partout kein Wein ohne Korken zu finden. Hab ich bei meinem Reisegepäck wahrhaftig an der falschen Stelle gespart.
Nachmittags fahren wir dann an die sehenswerte Ardeche mit der beeindruckenden Pont d’Arc. Etwas trubelig dort und doch finden wir ein ruhiges Plätzchen für unser Picknick.
Abends malerisches Restaurant mit Terrasse, Blick auf die umliegenden Berge, schönem Essen, lokalem Wein, netten Leuten, usw, usf.
Feinstes Südfrankreich eben.

Übernachtung: Hotel etc.
12.05.2018
  
  : 10°C
Cabiac, Occitanie / Frankreich

Heute sind wir abgetaucht in ganz alte Geschichte und danach in die nicht allzu ferne Vergangenheit der Hippies, siehe Reisebericht von Gaby. Ach ja, und Oldtimer, die haben wir auch gesehen. Schöne Oldtimer.

Übernachtung: Hotel etc.
Wetteraussichten: Bewölkt, morgens mit Regen. Höchsttemperatur 15C. Wind aus NNW mit 15 bis 25 km/h. Regenrisiko 80 %.
13.05.2018
  
  : 15°C
Cabiac, Occitanie / Frankreich

Den ganzen Tag regnet es, zeitweise sehr heftig. Genau der richtige Zeitpunkt, um in unserer komfortablen Unterkunft eine kleine Pause einzulegen. Gaby liest, Andi lernt Spanisch und erst abends gehen wir raus zum Essen in ein schönes französisches Restaurant.

Übernachtung: Hotel etc.
Wetteraussichten: Morgens Schauer. Höchsttemperatur 22C. Wind aus NNW mit 15 bis 30 km/h. Regenrisiko 40 %.
14.05.2018
  
  : 13°C
Carcassonne, Occitanie / Frankreich

Auf zur nächsten Station Carcassonne. Wir fahren durch den Cévennen Nationalpark und wundern uns immer wieder, dass wir von diesem Landstrich noch nie etwas gehört haben. Wunderschön hier. Berggipfel, auf denen der gestrige Regen als Schnee runtergekommen ist, viel Wald, alte Dörfer und ein Naturwunder, das uns gleich zweimal den Atem raubt. Der Cirque de Navacelles ist eine kreisförmige Schlucht, deren Anblick von oben äußerst spektakulär ist und uns glatt an den Grand Canyon in den USA erinnert. Aber auch die Fahrt runter zu dem Dorf Navacelles und auf der anderen Seite wieder hoch, lässt uns einige Mal die Luft anhalten, denn man fährt auf einer sehr engen Strasse teilweise direkt am Abgrund ohne Zaun oder Mauer dazwischen. Das wiederum erinnert stark an den Großen Kaukasus.
Wir haben‘s aber gut überstanden und treffen nach dieser kleinen Weltreise abends gutgelaunt in unserem nächsten Chambres d‘hôtes ein, in dem wir nette Gastgeber und ein ungewöhnlich gestyltes Zimmer vorfinden.

Übernachtung: Hotel etc.
15.05.2018
  
  : 19°C
Carcassonne, Occitanie / Frankreich

Ausgiebigen Orientierungslauf durch Carcassonne unternommen. Die “Unterstadt” ville basse mit ihren gitterförmig angeordneten kleinen Sträßchen lädt zum Bummeln, Einkaufen und Einkehren ein. Wir kaufen mal wieder ulkige Mitbringsel, nämlich zwei alte, knallrote Motorrad- (oder Auto ?) Scheinwerfer als zukünftige Beleuchtung für unseren Küchentisch.
Die alte Festung cité spazieren wir auch ab, allerdings haben wir schon bald genug von all den Souvenirläden. Wir entscheiden uns für eine Tour mit einem Guide am nächsten Tag und dann anschließendem Museumsbesuch.
Schon heute hat uns aber die künstlerische Performance zum 20-jährigen Jubiläum der Ernennung der cité zum UNESCO-Weltkulturerbe beeindruckt, siehe Fotos.
Abends gab es Cassoulet, eine Spezialität aus Carcassonne. Dabei handelt es sich um eine Art Weiße-Bohnen-Eintopf mit Würstchen und Entenbein. Sehr deftig, sehr lecker und etwas, was man eher im Elsass, als in Südfrankreich erwartet.

Übernachtung: Hotel etc.
Wetteraussichten: Teilweise bedeckt. Höchsttemperatur 21C. Wind aus WNW mit 15 bis 25 km/h.
16.05.2018
  
  : 17°C
Carcassonne, Occitanie / Frankreich

Heute nochmal zur Festung Carcassonne raufgelaufen, um bei der gestern gebuchten Führung mehr über die Geschichte hinter der heutigen Touristenattraktion zu erfahren. Und diesmal haben wir eine richtig gute Guide, die uns mit fundiertem Hintergrundwissen und großem Unterhaltungstalent in Fakten und Anekdoten durch die Historie der Festung Carcassonne führt - von den Anfängen des Festungsbaus in gallo-römischer Zeit und der kurzen Herrschaft der Sarazenen, über die Kreuzzüge gegen die nach Carcassonne geflüchteten Katharer, die spätere Aufgabe und den steinweisen Verkauf der Festung bis zu deren romantisierendem Wiederaufbau im 19. Jh. (die ganze Geschichte war noch länger als dieser Satz).

Das Museum danach wäre definitiv too much geworden, also lassen wir uns zu leckeren Moules Frites mit einem kühlen Weißweinchen auf einem der belebten Plätze nieder. Zum Abschluss wollten wir das Kunstwerk zum Weltkulturerbe-Jubi nochmal bei Sonnenschein und blauem Himmel ablichten - viele andere Besucher hatten zwar die gleiche Idee, aber ein paar schöne, wenn auch etwas überlaufene Fotos haben wir doch geknipst. Danach in der Ville Basse noch alle Zutaten für ein gemütliches Abendpicknick eingekauft.

Übernachtung: Hotel etc.
17.05.2018
  
  : 25°C
Villeneuve, Provence-Alpes-Côte d’Azur / Frankreich

Nach wieder mal feinstem Frühstück besichtigen wir vor unserer Abreise aus Carcassonne erst noch den sehr schönen Garten unserer dortigen Unterkunft. Anschließend lassen uns unsere Gastgeber aber nicht gehen, bevor wir nicht auch ihre privaten Räumlichkeiten besichtigt haben. Und die sind wirklich eine Schau. Die zwei Jungs sind Kunstsammler seit über 40 Jahren und konzentrieren sich auf die 60er und 70er Jahre. Herrlich abgefahrene Sachen haben die da zusammen getragen.
Auf der Weiterfahrt besuchen wir die beeindruckende Festung von Aigues- Mortes, einst einziger Hafen Frankreichs am Mittelmeer. Sehenswert.
Unsere nächste Bleibe in der Camargue ist ein ehemaliger Bauernhof mit sehr gutem, angegliederten Restaurant. Wir genießen Beides.

Übernachtung: Hotel etc.
Wetteraussichten: Morgens Schauer. Sehr warm. Höchsttemperatur 23C. Wind aus OSO mit 10 bis 15 km/h. Regenrisiko 40 %.
18.05.2018
  
  : 25°C
Villeneuve, Provence-Alpes-Côte d’Azur / Frankreich

Oh wie schön ist die Camargue. Alles wie im Bilderbuch, die weißen Pferde, die schwarzen Stiere, die rosa Flamingos, der viele Reis im Rhone-Delta (auch in weiß, rosa und schwarz zu haben). Wir besuchen den gut gemachten, sehr weitläufigen ornithologischen Park mit vielen Beobachtungsstationen und geniessen ansonsten die Landschaft in vollen Zügen.

Übernachtung: Hotel etc.
19.05.2018
  
  : 16°C
Le Rouet, Provence-Alpes-Côte d’Azur / Frankreich

Jetzt nochmal richtig die südfranzösische Lebensart aufnehmen, bevor Gaby morgen zurück nach Hause muss. Also sitzen wir mittags auf der Terrasse eines schönen Restaurants direkt am Meer. Wir genießen den herrlichen Blick auf die Bucht von Les Tamaris Sainte-Croix, umgeben von dichten Pinien-Wäldern. Es gibt ein zwei-stündiges Menu mit viel Fisch und einem frischen Rosé dazu. So könnte man es noch ewig aushalten ...

Übernachtung: Hotel etc.
20.05.2018
  
  : 15°C
La Bastide, Nouvelle-Aquitaine / Frankreich

Heute hieß es Abschied zu nehmen. Von Gaby und von diesem Teil Südfrankreichs, den wir zusammen so vielfältig erkundet und ausgiebigst genossen haben. Um noch genügend Zeit in Nordspanien und Portugal verbringen zu können (muss ja Ende Juni schon wieder zuhause sein ...), setze ich mich in den Zug nach Bordeaux, von wo aus morgen meine Radtour weitergehen wird.

Übernachtung: Ibis-Hotel, etwas untypisch für meine Übernachtungen, aber für die späte Zugankunft sehr gut gelegen, mit nettem Personal und überwachtem Parkplatz für mein Fahrrad. Eine gute Wahl.
21.05.2018
  
  : 0°C
Biscarrosse-Plage, Nouvelle-Aquitaine / Frankreich

Es dauert eine Weile bis man aus Bordeaux und seinen Vorstädten raus ist. Eine Besichtigung habe ich nicht unternommen, zu sehr kribbelte es in mir, weiter zu radeln. Aber was ich gesehen habe, war sehr schön und lohnt ein Wiederkommen. Die nächsten Highlights warteten nämlich schon, der Gascogne Naturpark und der Atlantik. Dass ich auf diesen ausgerechnet an einer seiner spektakulärsten Stellen treffen würde, war pures Glück. Denn ich sah ihn auf dieser Tour zum ersten Mal ausgerechnet von Europas größter Wanderdüne „Dune du Pilat“. Wegen ihrer schieren Größe und Steilheit ist sie allein schon Schauspiel genug. Aber die Aussicht auf die bis zum Horizont reichenden Pinienwälder der Gascogne und natürlich der Blick auf den Atlantik, hier mit ein paar vorgelagerten Inselchen, ist einfach atemberaubend. Ein tolles Naturwunder.

Heute gefahren: 94 km und 254 hm
Übernachtung: Sehr guter Campingplatz. Forfait Randonneur oder Hiker Package für 13,10 €.
Wetteraussichten: Meistens klar. Sehr warm. Höchsttemperatur 20C. Wind aus W mit 10 bis 15 km/h.
22.05.2018
  
  : 26°C
Contis-les-Bains, Nouvelle-Aquitaine / Frankreich

Erstaunlich schöne Gegend hier. Hatte ich mir gar nicht so toll vorgestellt. Kein großer Trubel, unglaublich viel Naturschutzgebiet, oft bis zum Wasser. Keine großen Hotelburgen. Kann man verstehen, dass auch die Gascogne in den 70ern beliebtes Ziel von Alternativ-Touris war.
Ich war so fasziniert, dass ich irgendwann 5 km bei feinstem Rückenwind in die falsche Richtung gefahren bin. Also umgedreht, jetzt natürlich Gegenwind, Zeit verloren, geärgert. Im nächsten Städtchen kam aber ein feines Restaurant mit Terrasse zum Trösten. Das Mittagsmenu bestellt, noch mehr Zeit verloren, macht aber nix, war einfach schön da. Mein Tagesziel habe ich dann nicht mehr erreicht, bin dafür aber auf einem Top-Campingplatz mit Pool, Bar, Restaurant, Supermarkt namens Casino und auch sonst erstklassiger Ausstattung gelandet.
Ich glaub, morgen verfahre ich mich wieder!

Heute gefahren: 91 km und 363 hm
Übernachtung: Sie wollten 23,50€ für die Nacht. War mir zu teuer, dann gings auch für 19,20€. Immer noch viel, aber für das Gebotene ok.
Wetteraussichten: Teilweise bedeckt. Sehr warm. Höchsttemperatur 22C. Wind aus W mit 10 bis 15 km/h.
23.05.2018
  
  : 25°C
Tarnos, Nouvelle-Aquitaine / Frankreich

Bis zum Mittag hatte ich mich heute nicht verfahren. Bin aber trotzdem, vorsorglich zum Trost, eingekehrt. Sicher ist sicher. Das Mittagsmenu bestand aus einem sehr feinen Rinderfilet-Carpaccio, danach Ente, geschmort in vielerlei Gemüse, u.a. mit grünem Spargel und Pilzen (sehr interessant) und umgeben von einem feinen Blätterteig (sehr ausgefallen und lecker) und zum Abschluss ein schaumiges Erdebeer-Parfait. Dazu heute ein kühles Bier vom Fass.
Zum Abendessen auf dem Campingplatz gab es ein leckeres Picknick mit Baguette, Oliven, Käse und was man sonst noch so braucht. Auf dem ganzen Platz war aber nirgendwo ein Tisch oder eine Bank zu finden. Auf Nachfrage hat mir die verständnisvolle Besitzerin dann die perfekt möblierte Terrasse eines freien Bungalows in exponierter Lage zugewiesen, wo ich herrlich speisen konnte. Jeder, aber auch wirklich jeder vorbei kommende Franzose wünschte mir ein freundliches „Bon appétit !“. Ja, so isser, der Franzose.
Fahrrad bin ich heute auch gefahren. War aber eher Nebensache.

Heute gefahren: 85 km und 359 hm
Übernachtung: Ruhiger, kleiner Campingplatz für 13,45€.
Wetteraussichten: Vereinzelt Gewitter. Sehr warm. Höchsttemperatur 25C. Wind aus ONO mit 10 bis 15 km/h. Regenrisiko 60 %.
24.05.2018
  
  : 24°C
Hendaye, Nouvelle-Aquitaine / Frankreich

Was für ein Wechsel in der Landschaft! Nachdem ich mindestens 100 km gemütlich durch verschiedene Naturschutzgebiete mit schönem Pinienwald geradelt bin, nun also ein völlig neues Landschaftsbild. Entlang einer abwechslungsreichen Steilküste mit immer neuen Buchten, Stränden, mal kleinen Dörfern, dann wieder mondänen Seebädern. Überall verlockende Restaurants zur Mittagseinkehr, als da zum Beispiel waren: in einem Bergdorf mit Aussicht auf die Pyrenäen, in einer einsamen Bucht mit Aussicht aufs Meer, an einem Strand mit Surfern in der Brandung. Eines schöner als das Andere. Ich konnte gerade so widerstehen, hatte ich doch in einer Patisserie gut gefrühstückt und zum Mitagessen noch Leckeres vom gestrigen Picknick dabei. Anstrengend war es, denn es ging ständig auf und ab, aber die immer neuen Eindrücke an jeder Kurve entschädigten für jeden Schweißtropfen. Eine absolut phantastische Abschlussetape in Frankreich, ab morgen dann Spanien.

Heute gefahren: 63 km und 690 hm
Übernachtung: Sehr sympatischer Campingplatz mit nettem Empfang und einem Restaurant (das baskisches Bier hat). Faire 12,45€.
Wetteraussichten: Nachmittags Gewitterbildung. Warm. Höchsttemperatur 22C. Wind aus N und wechselhaft. Regenrisiko 80 %.
25.05.2018
  
  : 23°C
San Sebastian, Baskenland / Spanien

Kaum habe ich den Fluss, der hier die Grenze zwischen Frankreich und Spanien bildet, überquert, fängt es an zu regnen. Kurz drauf zieht ein schönes Gewitter durch. Der Norden Spaniens macht seinem Ruf schon bei der Begrüßung alle Ehre. Nach einer Stunde hört der Regen auf und ich genieße eine stimmungsvolle, teilweise anstrengende, Fahrt über den letzten Zipfel der Pyrenäen. Auf der anderen Seite empfängt mich ein Industriegebiet mit Hafen und Wohnblocks. Ich finde sowas ja sehr interessant, nur Berge, Wälder und Strände wäre doch langweilig. Und dann kommt San Sebastian, wo ich immer schon mal hin wollte. Toll gelegen mit einer hübschen Altstadt, die vor Leben nur so sprüht, unzähligen Bars mit Unmengen an Tapas, die hier Pinchos (spanisch) oder Pintxos (baskisch) heißen, Live-Musik und vielen Veranstaltungen, auch einige Demos (hier sehr typisch), das pralle baskisch-spanische Leben also. Abends bin ich total geflashed. Bleibe zwei Tage.

Heute gefahren: 45 km und 661 hm
Übernachtung: Nette Mini-Pension, sehr günstig gelegen.
Wetteraussichten: Nachmittags Schauer. Warm. Höchsttemperatur 21C. Wind aus N und wechselhaft. Regenrisiko 50 %.
26.05.2018
  
  : 25°C
San Sebastian, Baskenland / Spanien

Lange habe ich überlegt, wo ich mir heute Abend das Champions League Finale Madrid - Liverpool ansehe. Ein englischer Pub oder vielleicht eine dieser großen Sportsbars? Nichts von Beiden, ich entscheide mich für eine von „Locals“ gut gefüllte Bar im Viertel meiner Unterkunft. Wollte doch mal sehen, ob sie hier mehrheitlich zu Liverpool oder zu der von den Basken eher ungeliebte Hauptstadt Madrid halten. Nach Ende des Spiels gab es eine Lokalrunde Cava und es wurde ordentlich gefeiert. Damit war die Sache klar.
Es ist Sport, die bessere Mannschaft hat gewonnen und ich hatte einen schönen Abend.
Mehr kann man wirklich nicht verlangen.

Übernachtung: Hotel etc.
Wetteraussichten: Nachmittags Schauer. Warm. Höchsttemperatur 20C. Wind aus NNO und wechselhaft. Regenrisiko 50 %.
27.05.2018
  
  : 18°C
Lekeitio, Baskenland / Spanien

Heute kein Wetter zum Genussradeln. Immer wenn es über 100 Meter hoch ging (und das war einige Male der Fall) war ich in den Wolken. Dort war es unangenehm nasskalt und die Brille sofort mit kleinen Tröpfchen übersäht, so dass die Sicht recht eingeschränkt war. Unterhalb der Wolken Nieselregen. Für morgen ist die Wettervorhersage noch schlechter.

Heute gefahren: 76 km und 950 hm
Übernachtung: Wetterbedingt wieder ein festes Dach über dem Kopf gewählt.
28.05.2018
  
  : 16°C
Bareño, Baskenland / Spanien

Heute Morgen sah der Wetterbericht überraschenderweise nicht mehr ganz so schlecht aus. Trotzdem nur eine relativ kurze Tagesstrecke geplant. Als ich dann losfahren wollte, goss es plötzlich wie aus Kübeln. Das hat mich dann endgültig davon überzeugt, doch im Hotel zu frühstücken (mach ich sonst erst unterwegs). Hörte aber irgendwann auf und es wurde eine schöne und trockene Fahrt, abgesehen von zwei Ausflügen in die Wolken. Bilbao habe ich zwischenzeitlich aus meinem Programm gestrichen. Nur für das obligatorische Foto des architektonisch allerdings sehr interessanten Guggenheim-Museums lohnt sich der Abstecher nicht. Stattdessen campiere ich morgen eventuell schon in Kantabrien.

Heute gefahren: 62 km und 881 hm
Übernachtung: Passabler Campingplatz für 13 Euro.
29.05.2018
  
  : 18°C
La Pesquera, Kantabrien / Spanien

Sehr schöne Strecke, erneut mit einem unerwarteten Highlight. Über die Ría de Bilbao ging es sozusagen im Flug. Spektakulär! Nicht weniger begeisternd war der sehr lange, außergewöhnlich gute Schnellradweg, der gar kein Ende nehmen wollte. Auch von Rennradlern gut frequentiert, das spricht für seine Qualität. Überhaupt die Rennradler. Letzten Sonntag waren Hunderte von ihnen auf meiner Strecke unterwegs. Alle grüßen freundlich oder feuern mich an. Bleibe ich mal stehen, um mich zu orientieren, kommt sofort jemand und bietet seine Hilfe an. Konnte ich schon einige Male gut gebrauchen. Letztens lotste mich ein hilfsbereiter Zeitgenosse mehrere Kilometer durch das Straßengewirr, indem er vor mir her fuhr. Sehr geduldig und kooperativ auch die spanischen Autofahrer. Man merkt, dass sie viele Radler auf ihren Straßen gewohnt sind.

Heute gefahren: 78 km und 1010 hm
Übernachtung: Erstklassiger Campingplatz für sehr günstige 11 Euro.
30.05.2018
  
  : 18°C
Santillana, Kantabrien / Spanien

Extra früh gestartet, um mein heutiges Ziel, die Höhle von Altamira, auch sicher zu erreichen. Der frühe Aufbruch bescherte mir eine unvergesslich stimmungsvolle Kreuzfahrt über die Ría de Treto. Im weiteren Verlauf der Tour folgte sogar noch eine weitere schöne Bootsfahrt nach Santander. Als ich dort in einem schönen Bistro zu Mittag einkehren und mein Fahrrad auf dem Bürgersteig abstellen wollte, kam eine nette junge Dame raus und bot mir an, das Fahrrad doch drinnen im Bistro abzustellen. Sie räumte dazu noch extra eine Pflanze weg. Unfassbar.
Mein Ziel erreichte ich so zeitig, dass ich sogar noch eine Besichtigung der Höhle, bzw. deren Nachbau, unternehmen konnte. Für heute hat es dann aber auch gereicht.

Heute gefahren: 69 km und 915 hm
Übernachtung: Guter Campingplatz und nur 10 Euro.
31.05.2018
  
  : 18°C
Barro, Asturien / Spanien

Musste morgens bei leichtem Regen das Zelt einpacken. Das an sich ist schon blöd. Aber dann fing es richtig an zu schütten. Zum ersten Mal auf meiner Reise hatte ich aber einen Campingplatz, auf dem morgens das Restaurant geöffnet war. Warum habe ich immer so ein Glück? Also rein da und einen café con leche samt Croissant bestellt. Die Zeit genutzt, um mal wieder einen Reisebericht über irgendwelche Belanglosigkeiten zu verzapfen (noch nicht online). Dann meldete mir meine persönliche Wetterinformationsstation in Köln, dass der Regen in Kürze aufhören würde. Und genau so war es. Die anschließende Fahrt schön und trocken. Irgendwann änderten sich plötzlich die Namen von Tankstellen, Supermärkten und Restaurants. Alles sah viel feiner aus (nein, ich habe zu meinem ausgezeichneten Mittagsmenu in dem kleinen Fischrestaurant am Hafen von -Namen vergessen- keinen Alkohol getrunken). Ein Blick auf die Gullideckel (!) offenbarte des Rätsels Lösung. Ich bin schon in Asturien. Huch, das ging aber schnell.

Heute gefahren: 71 km und 892 hm
Übernachtung: Passabler Campingplatz für 9 Euro.
01.06.2018
  
  : 12°C
Villaviciosa, Asturien / Spanien

Am Ende der heutigen Fahrt zum ersten Mal richtig nass geworden. Die Wolken hingen wieder so tief, dass schon die Fahrt dadurch recht feucht war. Als ich dann in Zielnähe endlich aus den Wolken raus kam, regnete es. Da habe ich die Regenklamotten gar nicht mehr angezogen. Vorsorglich hatte ich gestern schon ein Hotel gebucht. Das Zimmer hat sogar eine Badewanne. Welch Wohltat nach dem kalten und nassen Tag. Abends deftiges asturisches Essen.

Heute gefahren: 66 km und 870 hm
Übernachtung: Hotel etc.
Wetteraussichten: Schauer. Höchsttemperatur 19C. Wind aus ONO mit 10 bis 15 km/h. Regenrisiko 50 %.
02.06.2018
  
  : 20°C
La Calzada, Asturien / Spanien

In Asturien gibt es keinen Weinanbau. In Kantabrien übrigens auch nicht. Bei dem Klima wundert mich das irgendwie überhaupt nicht. Als Ersatzdroge produzieren sie hier Sidra, einen Apfelwein. Ich hatte gelesen: “Schmecken tut er ungefähr wie Ziegenstall, und es riecht: streng.“ Also genau das Richtige für mich! Und als Zugabe zelebrieren sie hier ein ulkiges Ritual, dass ich mir heute mal samt des Trunkes reinziehen muss.
Zum Einschenken reckt der Kellner seinen rechten Arm samt Flasche in die Höhe, das Glas hält er in der linken Hand maximal weit unten. Dann gießt er ein. Profis machen das hinter dem Kopf und im no-look Modus. Was sich nach großer Schweinerei anhört, ist natürlich auch eine und wird im Alltagsgebrauch nur dadurch entschärft, dass ein Glas in Blumenvasengröße verwendet wird und selbiges über ein portables -nennen wir es- Auffangbecken gehalten wird. Soweit die Aufgabe des Kellners. Der Gast wiederum, muss nun das (nur gering gefüllte) Glas in einem Zug leeren. Das ist ganz wichtig. Warum weiss ich nicht, fiel mir aber nicht schwer. Einem schönen Abend stand damit nichts mehr im Wege.

Heute gefahren: 37 km und 474 hm
Übernachtung: Einzelzimmer, Bad auf Flur, 30€.
03.06.2018
  
  : 18°C
Ballota, Asturien / Spanien

Start bei wolkenverhangenem Himmel und ungewissen Wetteraussichten. Da habe ich mir heute mal gar kein Tagesziel gesetzt, sondern bin einfach losgefahren. Mal überraschen lassen, wo ich abends denn so landen werde. Am späten Nachmittag dann kein Campingplatz weit und breit zu finden. Ich treffe zwei radreisende Franzosen. Die haben sich einen Campingplatz ausgeguckt. Wir fahren zusammen. Dann stellt sich heraus, dass dieser doch zu weit weg ist. Sie nehmen die nächste Pension. Ich radle noch weiter und irgendwann sage ich mir, die nächste Unterkunft wird genommen. Egal was kommt, Luxusherberge oder Massenschlaflager. Ist doch spannend, so eine Art Reise-Roulette. Ich muss nicht lange warten, da erscheint am Wegesrand die Casa Fernando, Unterkunft und Restaurant. Sie geben mir ein absolut einwandfreies Zimmer inklusive Bad (!) für sage und schreibe 20 Euro. Unglaublich. Das Restaurant ebenfalls sehr gut und preiswert.
Sollte öfter Roulette spielen.

Heute gefahren: 78 km und 1204 hm
Übernachtung: Hotel etc.
Wetteraussichten: Regen. Gewitter möglich. Höchsttemperatur 16C. Wind aus W und wechselhaft. Regenrisiko 100 %.
04.06.2018
  
  : 15°C
Tapia de Casariego, Asturien / Spanien

Das Wetter konnte sich heute nicht so recht entscheiden, in welche Richtung es gehen wollte. So war von allem etwas dabei, Regen, Gewitter, pralle Sonne. Auch mir viel dadurch die Entscheidung schwer, Zeltplatz oder Hotel. Abseits meiner Route in einem hübschen kleinen Hafenstädchen fand ich dann ein Hotel, in dem ich ein Zimmer mit frisch renoviertem Badezimmer für schlappe 25 € bekam. Und weil ich hier als astreiner Pilger durchgehe, ob ich will oder nicht, ist das Frühstück auch noch mit drin. Abends dann in dem kleinen Restaurant am Hafen stand der frische Fisch natürlich nur in spanisch auf der Tafel. Ich wollte gerade die deutsche Übersetzung recherchieren, da zückt der Kellner sein Smartphone, spricht den Namen rein und zeigt mir das gefundene Foto in Wikipedia. Seehecht. Das ging schnell.
Morgen heißt es Abschied zu nehmen von Spaniens Atlantikküste. Ich biege ins Landesinnere Richtung Santiago de Compostela ab.

Heute gefahren: 71 km und 793 hm
Übernachtung: Hotel etc.
Wetteraussichten: Gewitter. Höchsttemperatur 18C. Wind aus SW mit 10 bis 15 km/h. Regenrisiko 80 %.
05.06.2018
  
  : 15°C
Abadín, Galicien / Spanien

¡Adiós! Asturien. ¡Hola! Galicien. Zum ersten Mal sehe ich Auswirkungen der inzwischen einige Jahre zurück liegenden Finanzkrise, die ja gerade Spanien hart getroffen hat. Viele große Bauruinen, inzwischen überwuchert von der Natur. Jede Menge kleine Häuser, verlassen und verfallen. Dass die Krise überwunden scheint, sieht man an den vielen neuen Aktivitäten. Alles wird fein rausgeputzt, überall wird gewerkelt.
Mittags kehre ich ein.
Ein Restaurant in den Bergen, abseits der großen Pilgerroute (demnächst ein Reisebericht dazu). Schön gedeckte Tische mit richtigen Tischdecken und Servietten, ganz gut besucht. Ich werde überaus freundlich begrüßt, offensichtlich ein Familienunternehmen. Sie bedient, Er steht hinter der Theke, in der Küche die Köchin. Wie meistens hier, gibt es ein dreigängiges Tagesmenu. Ich nehme den Salat, den Fisch, das Eis. Dazu zwei alkoholfreie Bier (der Radler hat halt Durst) und zum Abschluss noch einen Kaffee. Der Salat ist toll, der Fisch klasse, das Eis lecker, die Portionen riesig. Immer wieder kommt Sie und fragt, ob es auch schmeckt. Daraus mache ich naturgemäß keinen Hehl, lässt sich bei mir auch nicht vermeiden...
Dann die Rechnung. 10 Euro. Ich bin beschämt. Wieder mal gehe ich als Pilger durch. Würde gerne sagen, dass ich mir ein Mittagessen für 20 Euro oder mehr leisten kann, Ihr habt es doch viel nötiger als ich. Keine Chance. Als ich dann weiterfahren will, kommt die Köchin rausgelaufen. Ohne Zweifel hat sie die Nachricht erreicht, dass es mir ausgezeichnet geschmeckt hat. Sie drückt mich und wünscht einen “Buen Camino”!
Ich bin zu Tränen gerührt.

Heute gefahren: 68 km und 1110 hm
Übernachtung: Hotel etc.
Wetteraussichten: Schauer. Höchsttemperatur 17C. Wind aus WNW mit 10 bis 15 km/h. Regenrisiko 50 %.
06.06.2018
  
  : 16°C
Lugo, Galicien / Spanien

Route etwas abgeändert, da auf dem ursprünglich geplanten Weg keinerlei Unterkünfte in gewünschter Entfernung zu finden waren. Zeltplätze gibt es hier sowieso keine, erst in Küstennähe wieder. So habe ich die nette Provinzhauptstadt Lugo mit schöner Altstadt eingeschoben und werde mich nun Santiago de Compostela auf der Hauptroute der Pilger nähern. Freue mich auf noch zwei Unterkünfte mit vielen Pilgern. Ist immer sehr interessant.

Heute gefahren: 57 km und 597 hm
Übernachtung: Hotel etc.
Wetteraussichten: Gewitterschauer. Höchsttemperatur 17C. Wind aus N mit 10 bis 15 km/h. Regenrisiko 90 %.
07.06.2018
  
  : 15°C
Melide, Galicien / Spanien

Die ganze Strecke in voller Regenmontur gefahren, auch alle Fuß-Pilger waren unter ihren Ponchos gut versteckt. Glücklicherweise war die Tour heute recht kurz. Genau wie morgen, da geht es nach Santiago. Bei der Auswahl der heutigen Pension war mir wieder wichtig, dass diese auch eine dieser herrlich typisch spanischen Bars hat. Da gibt es zum Bier ordentlich Tapas und zwar kostenlos, d.h. solange man trinkt, wird man auch gut verpflegt. So ähnlich wie in manchen amerikanischen Spielcasinos, solange man spielt, sind Essen und sogar die Getränke umsonst.
Die leckeren Häppchen sind für mich aber nicht der eigentliche Grund für diese Unterkunftsauswahl. Denn hier steigen überwiegend Pilger ab und es ist einfach zu schön, wenn sie nach ihrer anstrengenden Wanderung durch Regen und Matsch dann frischgeduscht, durstig und hungrig (eben genau wie ich) in die Bar kommen, Weggefährten begrüßen, Erlebnisse austauschen, ein Bierchen trinken, was essen, den nächsten Tag planen, erzählen. Eine wunderbare Stimmung. Heute werde ich sie wohl zum letzten Mal haben. Schade eigentlich.

Heute gefahren: 53 km und 835 hm
Übernachtung: Hotel etc.
Wetteraussichten: Regen. Höchsttemperatur 17C. Wind aus NNO mit 10 bis 15 km/h. Regenrisiko 100 %. Niederschlag ca. 12 mm.
08.06.2018
Santiago de Compostela, Galicien / Spanien

Nach trockenem Start gab es später wieder ordentlich Regen aufs Haupt. Jetzt habe ich gelernt, dass Santiago den zweitmeisten Regen in Spanien abkriegt. An erster Stelle steht Vigo, da komme ich auch noch vorbei. Aber selbst für galizische Verhältnisse ist es im Augenblick zu viel. So gesehen, hatte ich dann bisher eigentlich doch wieder Glück.
Unterwegs kam es mir heute so vor, wie damals, als wir als Kinder samstags von zuhause zum Fußballstadion liefen. Erst gingen nur Wenige in unsere Richtung, dann immer mehr, an jeder Kreuzung vervielfachte sich der Besucherstrom und dann am Stadion großer Auflauf und eine vibrierende Stimmung. So war es heute mit den Pilgern, ein sehr schönes Erlebnis. Und sogar die beiden radfahrenden Franzosen, mit denen ich vor einigen Hundert Kilometern ein Stück zusammen gefahren bin, habe ich in dem Gewimmel von Santiago wiedergetroffen. Zufälle gibts.

Heute gefahren: 56 km und 797 hm
Übernachtung: Hotel etc.
09.06.2018
  
  : 15°C
Pontevedra, Galicien / Spanien

60 km Radfahren bei kühlen 15 Grad und Dauerregen, teilweise heftig?
Da fiel mir das Umdisponieren leicht. Hinzu kam, dass ich gern noch mehr Zeit in Santiago verbringen wollte, denn es ist unerwartet schön hier. Fast 100.000 Einwohner, eine Uni mit mehr als vierzigtausend Studenten, eine äußerst lebendige Altstadt, UNESCO „Kulturerbe der Menschheit“. Nichts von verschlafener, musealer Pilgerstätte. Und doch ist es natürlich sehr interessant zu beobachten, wie unterschiedlich die Pilger ihre Ankunft hier am Ziel ihres langen Weges zelebrieren. Manche in der Kathedrale, in die ich auch eher ungewollt zu einem Gottesdienst „geschoben“ wurde, manche feiern ausgelassen, manche in sich gekehrt, manche genießen einfach (so wie ich), manche mit einem guten Essen (schon wieder wie ich). Die Altstadt ist aber auch Treffpunkt für andere Feierwillige, von Studenten bis Hochzeitsgesellschaften. So hat sie sehr trubelige aber auch sehr ruhige Ecken und sie hat noch sehr viele kleine Geschäfte, vom Obstladen bis zum altmodischen Haushaltswarengeschäft. Hier kann man viel Zeit verbringen. Und als ich so durch die Gassen bummel, treffe ich wahrhaftig die beiden sympathischen spanischen Mountainbike-Radler wieder, mit denen ich gemeinsam die äußerst idyllische Fährfahrt vor 600 Kilometern über die Ria de Treto unternommen habe. Ganz erstaunlich.
Und auch wenn es mir schwer fällt, heute geht es trotzdem weiter. Wenn schon nicht mit dem Fahrrad, dann wenigstens mit dem Zug. Finde ich im Ausland ja auch immer spannend. Mein heutiges Ziel ist Pontevedra, eine Kleinstadt, von der ich noch nie zuvor gehört habe, die aber laut natürlich absolut glaubhafter Aussage der netten jungen Dame in meinem Hotel in Santiago die schönste Altstadt der Welt besitzt. Ich gehe zum Bahnhof, um mir ein Ticket zu kaufen. Es gibt vier Fahrkartenschalter, an den linken beiden lange Schlangen, die zwei rechten fast leer. Fragend kraule ich mir das Kinn, da kommt ein freundlicher spanischer Pilger auf mich zu und klärt mich auf. Die beiden vollen Schalter sind für Reisende, die es eilig haben, den nächsten Zug nach irgendwohin erreichen wollen. Die anderen beiden sind für Kunden, die erst später am Tag oder vielleicht erst morgen fahren wollen. Ich hab es nicht eilig, stelle mich rechts an und habe nach zwei Minuten meinen Fahrschein. Die Eiligen müssen bestimmt 15 Minuten warten. Verkehrte Welt. Die Fahrt (60km) kostet lediglich 7,35 Euro inkl. Fahrrad (wird kostenlos mitgenommen) und Sitzreservierung. So komme ich trocken an mein Tagesziel. Die dortige Altstadt werde ich aber erst morgen früh erkunden, bei dann hoffentlich besserem Wetter.

Übernachtung: Hotel etc.
Wetteraussichten: Regen. Höchsttemperatur 20C. Wind aus SW mit 10 bis 15 km/h. Regenrisiko 80 %.
10.06.2018
  
  : 19°C
As Mariñas, Galicien / Spanien

Die Altstadt von Pontevedra ist tatsächlich sehr schön. Vielleicht hatte die junge Dame gestern wirklich Recht ...
Auf jedem Fall hatte es die Wettervorhersage für heute, denn nach 11:00 Uhr kam wirklich die Sonne. So wurde es eine schöne Fahrt, teilweise entlang der sehr eindrucksvollen Küste. Und ich bin immer noch auf Pilgerpfaden unterwegs. Diesmal allerdings als “Geisterfahrer”, denn der Caminho Portugues verläuft von Porto nach Santiago, woher ich ja gerade komme. Und so wird mir ganz plötzlich klar, dass dies heute meine letzte Übernachtung in Spanien sein wird. Morgen schon in Portugal, denn von nun an gibt es nur noch eine Richtung: nach Süden!

Heute gefahren: 65 km und 693 hm
Übernachtung: Guter Campingplatz für 15,30 Euro. Hätte hier auch im 4-Bett-Pilgerzimmer für nur 10 Euro nächtigen können. Habe mich aber für mein Einzelzimmer im Zelt entschieden. Die drei Anderen werden es mir danken!
Wetteraussichten: Schauer. Höchsttemperatur 16C. Wind aus NW mit 15 bis 30 km/h. Regenrisiko 50 %.
11.06.2018
  
  : 19°C
Laje, Viana do Castelo / Portugal

Wettertechnisch hat sich Nordspanien von mir so verabschiedet, wie es mich begrüßt hat. Mit Regen. Ich hatte mir das so schön vorgestellt, bei Sonnenschein mit der Fähre über den Grenzfluss Río Miño nach Portugal. Und dann das! Und das war noch nicht mal alles. Denn die tolle Fähre fährt jeden Tag, außer montags. Was ist das denn für ein komischer Zeitplan? Als ob am Montag hier keiner von Spanien nach Portugal will, oder andersherum. Für mich hieß das nun den Fluss hochzuradeln bis zur nächsten Brücke und auf der anderen Seite wieder runter. Knapp 30 km Umweg.
Habe ich mir durch eine feine Mittagseinkehr versüßt, dann war es nur noch halb so schlimm.

Heute gefahren: 70 km und 624 hm
Übernachtung: Guter Campingplatz für 6,72 Euro.
Wetteraussichten: Teilweise bedeckt. Höchsttemperatur 18C. Wind aus NNW mit 15 bis 30 km/h.
12.06.2018
  
  : 21°C
Facho, Porto / Portugal

Die Strecke heute war recht abwechslungsreich, um es mal positiv auszudrücken. Oft an vielbefahrener Hauptstraße, dann über Kopfsteinpflaster, einmal auf sandigen Wegen durch ein ornithologisches Schutzgebiet, auf Holzstegen durch Dünen, es war alles dabei. Mit dem Ausbau der Radwege fängt der Portugiese scheinbar in den Badeorten an. Da sind sie aber top!

Heute gefahren: 75 km und 402 hm
Übernachtung: Ausgezeichneter Campingplatz für 9,05 Euro. Der vielleicht Beste auf meiner Reise, aber auch der Letzte, denn morgen bin ich schon in Porto. Am Donnerstag kommt dann Tochter Stephanie und wir radeln die letzten 500 Kilometer nach Lissabon gemeinsam.
Wetteraussichten: Meistens klar. Höchsttemperatur 20C. Wind aus NNW mit 25 bis 40 km/h.
13.06.2018
  
  : 20°C
Porto, Porto / Portugal

Ruhige Fahrt entlang der Küste. Nicht immer leicht den richtigen Weg zu finden. Plötzlich endet der Holzweg an einer langen, steilen Treppe. Also umdrehen und durch ein schnuckeliges Dorf fahren. Bevorzugter Straßenbelag dort ist Kopfsteinpflaster. Sehr schön, aber fahrradtechnisch durchaus herausfordernd. Die Einfahrt durch die Vororte von Porto immer am Atlantik entlang. Viele Bars und Cafés, gut besucht und mit schöner portugiesischer Musik. Sehr, sehr tiefenentspannend. Porto selbst überraschend trubelig. Als ich das der netten Dame in der Unterkunft mitteile, sagt sie: “Schon, aber nichts im Vergleich zu Lissabon.” Gut zu wissen.

Heute gefahren: 32 km und 290 hm
Übernachtung: Sehr schöne Unterkunft mitten in Porto: Feels like Home, Santa Catarina Prime Suites.
Fotos würden nur neidisch machen...
Wetteraussichten: Teilweise bedeckt. Höchsttemperatur 23C. Wind aus NNW mit 15 bis 25 km/h.
14.06.2018
  
  : 23°C
Porto, Porto / Portugal

Im Gegensatz zu den heimischen Ticketautomaten der Bahn lassen sich die portugiesischen Gerätschaften auch von älteren Herrschaften sehr flüssig bedienen. Dies bewies mir heute ein niedliches altes Pärchen, als ich wie Ochs vorm Berge vor so einem Ding stand, um ein Ticket für die Metro zum Flughafen zu kaufen. Ähnlich den japanischen Meisterköchen, die mit mörderscharfen Messern wild in der Luft jonglieren, zauberte der hilfsbereite alte Mann in Nullkommanix einen Fahrschein aus der Maschine, dass ich vor lauter Staunen den Mund kaum zubekam. Nun war der Weg frei, Tochter Stephanie vom Flughafen abzuholen, was ohne Komplikationen gelang. Diese stellten sich erst ein, als wir später mal eben ein Häppchen essen wollten. Die Suche nach einem uns genehmen Restaurant artete dann in eine umfangreiche Stadtbesichtigung von Porto aus, womit dieser Tagesordnungspunkt dann auch gleich erledigt war. Schließlich fanden wir aber doch ein sehr, sehr schönes Lokal mit schattigem Plätzchen im Freien und auf dem Rückweg zu unserem Hotel sogar noch eine weitere Einkehr für den Abend. So sind wir heute viel gelaufen (Stephanies Uhr zählte 17756 Schritte) und haben ausgezeichnet gespeist (die Kalorien kann die Uhr noch nicht zählen, besser so).

Übernachtung: Zweite Nacht in der schönen Unterkunft.
Wetteraussichten: Teilweise bedeckt. Höchsttemperatur 22C. Wind aus NNW mit 15 bis 25 km/h.
15.06.2018
  
  : 21°C
Furadouro, Aveiro / Portugal

Also leicht wird einem das Vorankommen hier nicht gemacht. Erst die schöne Ausfahrt aus Porto über die spektakuläre Brücke Ponte Luiz I, auf der man andauernd zum Gucken und Knipsen stehen bleiben muss. Dann gibt es bei (inzwischen) Traumwetter jede Menge wilde Küste und schöne Strände in Postkartenidylle zu bestaunen. Als nächstes platzieren sie gute Restaurants zur Mittagseinkehr ausgerechnet dortin, wo Unsereins nun wirklich nicht vorbeifahren kann. Ist das endlich geschafft und man sitzt wieder im Sattel, locken sie auch schon mit der nächsten Eisdiele. Des Tages große Mühen wurden belohnt mit einem sehr schönen Hotel und ausgezeichnetem gegrillten Fisch zum Abendessen.

Heute gefahren: 45 km und 242 hm
Übernachtung: Furadouro Boutique Hotel direkt am Strand mit Balkon und feinem Sea View Zimmer.
Wetteraussichten: Teilweise bedeckt. Höchsttemperatur 21C. Wind aus NNW mit 25 bis 40 km/h.
16.06.2018
  
  : 20°C
Aveiro, Aveiro / Portugal

Nach dem morgentlichen Besuch des schnuckeligen Städtchens Ovar übernahm ein sehr kräftiger Rückenwind die Hauptarbeit bei der Fahrt entlang der Lagune Richtung Aveiro. Und sogar eine schöne Kreuzfahrt mit Fähre war heute dabei. Vorher gab es aber mal wieder kein Vorbeikommen an einem kleinen Fischrestaurant. Es sah einfach zu gut aus und das Essen bestätigte diesen Eindruck aufs Vortrefflichste. Das Tagesziel Aveiro, machte seinem Namen “Venedig Portugals”, heute alle Ehre, denn es konnte in Sachen Trubel mit dem Original nahezu mithalten. Drachenbootfest und Sardinenfest sorgten für ordentlich Betrieb in der Stadt. Unsere geplante Fahrt mit einem dieser umgebauten Fischerkähne durch die Kanäle haben wir daher auf morgen verschoben.

Heute gefahren: 50 km und 214 hm
Übernachtung: Sympatisches kleines Hotel, schön zentral und doch ruhig gelegen abseits des großen Trubels.
Wetteraussichten: Meistens klar. Höchsttemperatur 25C. Wind aus NNW mit 15 bis 30 km/h.
17.06.2018
Praia de Mira, Coimbra / Portugal

Von der netten Rezeptionistin im Hotel lies ich mich morgens erstmal über die vielen Festivitäten hier aufklären. Neben allen möglichen Heiligen, die hier im Juni abgefeiert werden, gibt es vor allem das Sardinenfest, welches mich natürlich mal wieder am meisten interessierte. Jetzt sind die Sardinen besonders groß und schmackhaft und deshalb werden sie hier den ganzen Juni überall gefeiert. Haben wir ja auch schon ein paar Mal gemacht...
Unser heutiges Vormittagsprogramm bestand dann aus der gestern verschobenen Kanalfahrt mit einem der aufgehübschten alten Boote, mit denen sie früher das Salz aus den Salinen transportiert haben. War interessant.
Die sich dann ab Mittag anschließende Radelstrecke war bewußt kurz gehalten, denn das Nachmittagsprogramm war schon lange im Voraus minutiös geplant. Es wurden zwei Neigungsgruppen gebildet. Die eine (bestehend aus Stephanie) gab sich der schnöden Faulenzerei hin, bestehend aus Strand, Sonne und Buch. Die zweite (Vatta natürlich) dagegen bewältigte ein hochwertiges Kulturprogramm, bestehend aus Pub, Guiness und Fussball. Beide Aktivitäten endeten jedoch ohne die gewünschten dauerhaften Genusserlebnisse. Viel Wind am Strand und schlimmer noch, Deutschland verliert (allerdings sehr verdient) gegen Mexiko.
Da musste zum Trost wieder mal ein -na was schon- Fischrestaurant herhalten in dem wir dann landestypisch ein Gambasfest und ein Tintenfischfest abfeierten.

Heute gefahren: 33 km und 106 hm
Übernachtung: Sehr schönes Maçarico Beach Hotel, gut gelegen, nettes Personal, schöne Zimmer.
18.06.2018
  
  : 28°C
Figueira da Foz, Coimbra / Portugal

Das hatten wir uns heute aber mal ganz anders vorgestellt. Wir erwarteten eine relaxte Fahrt überwiegend durch schönen Pinienwald, also kühl und herrlich schattig. Es kam anders, denn es stellte sich heraus, dass der Wald im Oktober 2017 durch ein großes Feuer zerstört worden war und mit ihm das, was mal eine Straße war. So mussten wir uns bei großer Hitze, fur*trockener Luft und ohne Schatten, 20 km lang über eine steinige Rüttelstrecke ohne irgendwelche Unterschlupfmöglichkeiten quälen. Für Stephanie mit dem Brompton eine besondere Herausforderung. Als wir am Ende dieser Tortur endlich in Quiaios eine Pause in einer Bar einlegen konnten, begrüsste uns ein netter Deutscher, der hier in der Gegend wohnt. Er riet uns von der Route in Strandnähe über die Hügelkette, die uns noch von unserem Ziel trennte, ab. Nur Schotterstrecke. So erklommen wir den Anstieg dann zwar auf einer Straße mit feinstem Asphalt, aber auch mit viel Verkehr.
Essenstechnisch haben wir unsere Ernährung heute etwas variiert. Zu fisch- also eiweißlastig unser Essen in den letzten Tagen. Heute haben wir mit Gebäck zum Frühstück, Hamburger zu Mittag und Eis am Nachmittag unseren Kohlehydratmangel beseitigt. Ja, so klappt es auch mit der abwechslungsreichen und vollwertigen Ernährung.

Heute gefahren: 42 km und 200 hm
Übernachtung: Mercure Hotel, etwas in die Jahre gekommen.
Wetteraussichten: Vereinzelt Gewitter. Höchsttemperatur 24C. Wind aus NW mit 10 bis 15 km/h. Regenrisiko 50 %.
19.06.2018
  
  : 30°C
Figueira da Foz, Coimbra / Portugal

Ruhetag eingelegt. Bietet sich ja an, an einem Strand der 500 Meter breit ist. Da ist es schon ein ordentlicher Marsch, bis man endlich am Wasser ist. Angeblich witzeln die Einheimischen, dass man dafür ein Kamel bräuchte. Ab morgen wird wieder geradelt, und zwar jeden Tag, damit wir auch rechtzeitig Lissabon erreichen.

Übernachtung: Hotel etc.
Wetteraussichten: Gewitter. Höchsttemperatur 22C. Wind aus NNW mit 10 bis 15 km/h. Regenrisiko 80 %.
20.06.2018
  
  : 29°C
Praia da Vieira, Leiria / Portugal

Wir hätten die Abkürzung über die Autobahnbrücke nehmen können, sind aber dann doch lieber den langen Weg entlang des Rio Mondego geradelt und unterwegs mit vielen großen Reisfeldern belohnt worden. Sieht man ja auch nicht alle Tage. Dazu wurden die Felder von allerlei Federvieh frequentiert, sodass wir unter anderem Reiher und Störche zu Gesicht bekamen. Interessant auch, mal etwas weiter landeinwärts zu fahren und sich die Dörfer dort anzuschauen. Hier gab es in den Gärten große Orangen- und Zitronenbäume zu bewundern. Später in Küstennähe wieder viel verkohlter Wald, aber mit wohl nach dem Brand neu angelegten erstklassigen Fahrradwegen. Inzwischen war es 16:00 Uhr geworden und wir hatten bereits 65 km hinter uns. Zeit für die zweite Pause, obwohl unser Tagesziel nur noch wenige Kilometer entfernt war. Plötzlich lag der kleine Badeort Pedrogão mit wunderschönem kleinem Strand vor uns. Wir kamen zu einem herrlich gelegenen Strandrestaurant mit in einer Kühltheke ausgelegtem frischen Fisch, daneben ein großer Grill. Das allein hätte für uns zur Einkehr bereits gereicht, aber als wir dann die portugiesische Livemusik hörten, die alte Omi, die dazu im Sand die Hüften schwang sahen, die schattenspendenden Bastschirme, da war es um uns geschehen. Es liegt vielleicht an der Sprache, aber diese portugiesische Musik entfaltet beim Zuhören unmittelbar eine tiefenentspannende Wirkung, der wir uns bei bestem Willen nicht entziehen konnten. Stephanie erfrischte sich bei einem Bad im Meer, Vatta bei dem ein oder anderen kalten Getränk. Nach circa zwei Stunden anstrengenden Entspannens kam natürlich der Hunger und so genossen wir in dem kleinen familiären Restaurant feinsten gegrillten Fisch bei schöner Musik mit Blick auf den Antlantik. Inzwischen waren fast vier Stunden vergangen, Zeit für die Weiterfahrt. Da ergriff die Restaurantchefin das Mikrofon und sang begleitet von den beiden Musikern portugiesische Lieder. Da kamen wir narürlich wieder nicht von der Stelle. Die Gäste sangen mit, wir schauten und hörten fasziniert zu. Dann aber mußte die freundliche Chefin wieder anderen Aufgaben nachgehen und wir konnten endlich, satt und zufrieden, weiterfahren.

Heute gefahren: 72 km und 349 hm
Übernachtung: Einzig verfügbares Wasserspaßhotel mit mässigen Bewertungen, aber überraschend gut. Glück gehabt.
Wetteraussichten: Morgens Schauer. Höchsttemperatur 27C. Wind aus NNO mit 10 bis 15 km/h. Regenrisiko 40 %.
21.06.2018
  
  : 25°C
Nazaré, Leiria / Portugal

Nachdem wir den gestrigen Tag in der gutbesuchten Bar neben unserem Hotel bei Sangria und Gin Tonic haben ausklingen lassen, starteten wir heute erst gegen Mittag. Die Fahrt wieder durch viel abgebrannten Wald. Da wir mittlerweile bestimmt 100 km durch derlei zerstörtes Gebiet gefahren sind, kann man sich vorstellen, wie verheerend die Brände gewesen sein müssen. Mal nach der Rückkehr zuhause Genaueres recherchieren.
Schöne Pause in dem kleinen Badeort Praia de Paredes de Vitória. Unser Tagesziel Nazaré bilderbuchäßig gelegen an einer großen Bucht mit feinem Sandstrand und schöner Promenade. Das Städtchen durchzogen von vielen ganz schmalen kopfsteingepflasterten Gassen, zwischen denen sich ab und zu kleine Plätze mit sehr ursprünglichen Restaurants auftun. Ein sehr schönes Örtchen zum Übernachten.

Heute gefahren: 37 km und 300 hm
Übernachtung: Cooles Hotel Magic, frisch renoviert.
Wetteraussichten: Meistens klar. Höchsttemperatur 26C. Wind aus WSW mit 10 bis 15 km/h.
22.06.2018
  
  : 22°C
Peniche, Leiria / Portugal

Recht anstrengende Fahrt über einige Schotterstrecken und Anstiege. Es wird zunehmend hügeliger. Die Landschaft teileise wie in der Toskana mit schönen Aussichten auf den Höhen. So werden die letzten drei Etappen nach Lissabon wohl noch etwas Schweiß kosten.

Heute gefahren: 73 km und 876 hm
Übernachtung: Gutes, einfaches Hotel an der Straße. Ohrstöpseleinsatz.
Wetteraussichten: Teilweise bedeckt. Höchsttemperatur 21C. Wind aus W mit 10 bis 15 km/h.
23.06.2018
  
  : 26°C
Póvoa d’Além, Lissabon / Portugal

Die Anzahl der geradelten Höhenmeter heute erwartungsgemäß etwas höher. Sämtliche Steigungen wurden aber von Stephanie vortrefflich gemeistert. Wenn das so weitergeht, wird die Tochter noch zur Bergziege und muss oben auf das lahme Väterchen warten ...
In unserem Zielort Santa Cruz war kein Hotel zu finden. So sind wir in einer Surferunterkunft, betrieben von einem niederländischen Vater und seiner Tochter im Studentenalter, beide offensichtlich selbst Surfer, abgestiegen. Sind allerdings zur Zeit keine Surfer da!

Heute gefahren: 45 km und 522 hm
Übernachtung: Hotel etc.
Wetteraussichten: Teilweise bedeckt. Höchsttemperatur 21C. Wind aus WNW mit 15 bis 25 km/h.
24.06.2018
  
  : 20°C
Praia das Maçãs, Lissabon / Portugal

Wehmütig heißt es heute Abschied zu nehmen von dem schönen Atlantik. Es ist die letzte Nacht an der Küste. Diese präsentiert uns aber mal wieder einen Bilderbuchabend mit herrlichem Wetter und einer schönen Location am Strand mit Sonnenuntergang, sodass wir wie gewohnt fast kitschig, und diesmal auch noch mit Sangria, den Abend ausklingen lassen können.
Der Tag begann wolkenverhangen in dem coolen Sata Cruz Surferhouse. Inhaber Jack, der agile Mitfunfziger, erzählte uns beim Frühstück von seinen Aktivitäten und Zukunftsplänen. In der Saison fährt er mit seinem Bus und den Surfern, die sich bei ihm einquartieren, zu den besten Surfspots der Gegend. Er selbst ist eigentlich Gärtner, hat also ein Händchen für die Gestaltung seines Grundstückes.
Unsere anschließende Fahrt heute wieder mit ordentlichen Hügel, schweißtreibend. Um so wohltuender dann die letzten Kilometer zu unserem Hotel, als zum genau richtigen Zeitpunkt die Sonne raus kam und der Himmel in schönstem Blau erstrahlte. An unserem Hotel, welches im Internet gar nicht so attraktiv aussieht, sind wir fast vorbeigefahren, weil man es von der Straße leicht übersehen kann. Der Eingang unscheinbar, die Lobby mit Blick auf den riesigen Pool dann einfach grandios, so wie das ganze Hotel. Das hatten wir bei der Buchung beim besten Willen nicht erwartet. Die erfrischende Abkühlung im klaren, frischen Wasser hatten wir uns redlich verdient. Und endlich konnte man mal wieder etwas Sport betreiben, nachdem wir den ganzen Tag nur auf dem Sattel rumgesessen haben!

Heute gefahren: 53 km und 784 hm
Übernachtung: Arribas Sintra Hotel. Alles vom Feinsten, frisch renoviert, die perfekte Atlantikabschiedsunterkunft.
Wetteraussichten: Meistens klar. Höchsttemperatur 21C. Wind aus NNW mit 15 bis 30 km/h.
25.06.2018
  
  : 27°C
Santos-o-Velho, Lissabon / Portugal

Heute war Wandertag! Am letzten Tag unserer Portugal-Tour war zufälligerweise auch der höchste Hügel zu überwinden. Und ausgerechnet über diesen führte eine steile Schotterstrecke, die bei bestem Willen nicht auf zwei Rädern zu meistern war. Also war Schieben angesagt. Statt der veranschlagten Zeit von einer Stunde brauchten wir so locker über zwei schweißtreibende Stunden bis zum Gipfel. Danach aber folgte auf der anderen Seite eine herrliche Abfahrt und eine noch herrlichere lange Fahrt auf ausgezeichneten Radwegen entlang des Atlantiks. Es war eine der schönsten Strecken hier in Portugal. Auch die Einfahrt nach Lissabon entlang der Mündung des Rio Tejo spektakulär. Der Weg vom Ufer zu unseren B&B dann wieder etwas abenteuerlich. Wir hatten mehrere Fußgängerbrücken zu überwinden, denn zwischen Ufer und unserem Stadtteil verläuft hier eine Bahnstrecke, die sich nicht anders queren lies. Und auf den Hügel, auf dem unsere Unterkunft liegt, ging es am kürzesten auch wieder über Treppen. Also jedesmal die Taschen abnehmen, rauftragen, wieder runtergehen, Fahrrad rauftragen. Unser tolles B&B war aber alle Mühen wert, genauso wie das ausgezeichnete Abendessen unter freien Himmel in einem kleinen, gemütlichen Sträßchen bei relaxter, portugiesischer Musik.
Abwechslungsreicher hätte unser letzter Fahrradtag kaum sein können!

Heute gefahren: 57 km und 570 hm
Übernachtung: Sehr gemütliches Bed & Breakfast mit nettem Innenhof, in dem wir noch bis nach Mitternacht schön gesessen und einen kleinen Schlaftrunk zu uns genommen haben.
Wetteraussichten: Teilweise bedeckt. Höchsttemperatur 27C. Wind aus NNW mit 15 bis 30 km/h.
26.06.2018
  
  : 26°C
Santos-o-Velho, Lissabon / Portugal

Das Wichtigste zuerst! Für Stephanie heißt das, Einkaufsbummel mit Cousine Esther. Für mich, Fahrrad-Kartons für den Rückflug besorgen. Glücklicherweise gibt es hier in Lissabon einen Brompton-Laden, in dem ich einen Originalkarton für das Faltrad bekommen kann. Leider hat der nette Besitzer aber keinen Karton für mein großes Fahrrad. Er empfiehlt mir ein Fahrradgeschäft in der Nähe, das von einer Bekannten betrieben wird. Sie heißt Cynthia, spricht aber leider kein Wort Englisch. Also beschreibt er auf der Rückseite seiner Visitenkarte in Portugiesisch mein Anliegen und schickt mich los. In dem Laden begrüße ich Cynthia wie eine alte Bekannte mit ihren Namen und ernte dafür ein erstaunt fröhliches Lachen. Ich weise meine Nachricht vor - schon wieder Lachen - und bekomme einen schönen großen Karton. So hilfsbereite und freundliche Menschen hier!
Danach mit einer dieser kleinen Straßenbahnen ab in die Innenstadt, wo ich die vom Shoppen ermatteten Mädels treffe. Erst gehen wir zur Erfrischung in eine Eisdiele mit außergewöhnlich gutem Eis, dann zur Erholung in eine Bar mit schattigem Plätzchen draußen am Wasser, und schließlich kennt Esther ein kleines portugiesisches Restaurant, innen landestypisch schön verkachelt, mit ausgezeichnetem Essen. Was gibt es? Leckeren gegrillten Fisch natürlich! So verbringen wir zu dritt einen sehr schönen Abend bis es heißt Abschied zu nehmen und sich unsere Wege leider schon wieder trennen.
Tja und hiermit endet auch diese sehr erlebnisreiche Reise, denn morgen geht es mit dem Flieger schon wieder zurück nach Hause. Tschüss bis bald!

Übernachtung: Hotel etc.
Wetteraussichten: Morgens bedeckt, nachmittags sonnig. Höchsttemperatur 27C. Wind aus NW mit 15 bis 25 km/h.

 

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