Start der Reise | Wien / Österreich |
25.04.2019: 24°C | Sankt Veit an der Triesting, Niederösterreich / Österreich
Gleich zwei Mal ging es über die Donau. Zuerst gestern Abend bei der Fahrt vom Bahnhof zum Campingplatz und dann heute Morgen beim Start meiner Tour nach Süditalien. Und wie sie so idyllisch daliegt und beschaulich Richtung Osten fließt, ist man wirklich versucht, seine langfristig geplante Reise mal eben so über den Haufen zu werfen und einfach an dieser schönen Donau zu bleiben. Ich konnte so gerade noch widerstehen (die Adria ist ja nun auch ein lohnenswertes Ziel) und so begab ich mich auf eine entspannte Fahrt durch die Großstadt Wien, bei der man das Gefühl hat, als Radfahrer wirklich ein mit dem Autofahrer (nahezu) gleichberechtigter Verkehrsteilnehmer zu sein. Die Radwege sind so gut ausgebaut, dass man fast nie mit dem Autoverkehr in Kontakt gerät. Da macht Radfahren auch in einer Metropole Spaß. Später wurde es naturgemäß ländlicher, die Weinstöcke häuften sich, die Alpen dabei immer im Blick. Sehr entspannend. Zum Schluss der Tagesetappe bog ich ins Triestingtal ab, um auf dem dortigen Campingplatz mein Zelt aufzuschlagen. Ich wurde ausgesprochen herzlich empfangen.Heute gefahren: 76 km und 355 hm Übernachtung: Kleiner, sehr feiner Zeltplatz für 13,10 Euro. |
26.04.2019: 20°C | Unteraspang, Niederösterreich / Österreich
Die Strecke wieder mal auf guten Radwegen, immer schön entlang irgendwelcher Gewässer. Zuerst noch der kleine Kanal, der mich gestern schon lange begleitete, dann verschiedene kleine Flüsschen. Recht abwechslungsreich. Eine weitere Abwechslung bot mir der Ausfall der Fahrradelektrik samt Ladefunktion für mein Navi und mein Smartphone. Da muss mich morgen früh mal drum kümmern.Ansonsten hatte ich den ganzen Tag mit teils heftigem Gegenwind zu kämpfen. So ließ es nicht umgehen, dass ich zur Erholung zweimal einkehren musste. Auf dem Land nicht immer leicht, aber in Österreich kann man sich darauf verlassen, dass es in jedem Dorf ein Kaffeehaus gibt. Im ersten bestelle ich einen Salat. Als der Kellner ihn bringt, fragt er, ob ich dazu etwas Gebäck möchte. Als ich etwas verdutzt gucke, konkretisiert er: „Vielleicht a Salzbrezeln?“ Gerne, und die ist ja nun auch unbestreitbar ein „Gebäck“. Morgen steht eine Passhöhe rüber in die Steiermark an. Vorher gabs keinen Zeltplatz mehr und so lande ich im Gasthof Baumgartner, wo es was zu essen und ein einfaches Nachtquartier gibt. Was will man mehr? Heute gefahren: 69 km und 378 hm Übernachtung: Gasthof Baumgartner für 38 Euro. |
27.04.2019: 13°C | Hartberg, Steiermark / Österreich
Wie vermutet, lag der Ausfall meiner Elektrik an einem Kabelbruch. Und wenn ich auch sonst so gut wie keine Ersatz- oder Reparaturteile mitnehme, eins habe ich immer dabei: Schrumpfschläuche! Perfekt zum Beheben von Kabelbrüchen. Ich bereite alles vor, das Fahrrad steht auf der Terrasse, Herr Baumgartner steuert das Feuerzeug bei, wir lassen die Flamme unter dem Schrumpfschlauch lodern. Aber anstatt zu schrumpfen, fängt das Ding Feuer und qualmt wie Hölle. Was hab ich denn da eingepackt? Wir löschen fachgerecht und ich bin froh, dass ich die Operation nicht auf dem (Nichtraucher)-Zimmer unternommen habe. Nun ja, muss halt Klebeband das Problem lösen, geht auch. Ich fahre los und ulkigerweise gibt es in diesem kleinen Örtchen wahrhaftig einen Baumarkt. Da gehe ich rein. Schrumpfschläuche haben sie keine, so kaufe ich vorsichtshalber Lüsterklemmen. Man kann ja nie wissen. Ich stelle mich in die Schlange an der Kasse und bemerke, wie die Kassiererin allen Kindern vor mir ein kleines Päckchen mit Gummibären in die Hand drückt. Dabei erklärt sie jedem einzelnen Kind und dessen Eltern sehr ausführlich, dass in dem Päckchen auch wirklich Gummibären sind. Es sieht zwar überhaupt nicht danach aus, weil es ein Werbegeschenk eines Tiernahrungsherstellers ist, der zudem darauf mit Slogan “Kompetenz für Ihr Tier” wirbt! Es sei aber wirklich kein Tierfutter drin, sondern ganz bestimmt Gummibärchen. Als ich endlich an der Reihe bin, frage ich, ob ich auch eins von diesen Päckchen mit Tierfutter bekommen könnte. Darauf behauptet sie, es sei gar kein Tierfutter drin, sondern Gummibärchen. “Was? Das können Sie vielleicht gutgläubigen Kindern erzählen, ich jedenfalls, werde es erstmal an der Katze ausprobieren.” Bisher war sie so redselig, jetzt sagt sie gar nichts mehr. Also bedanke ich mich artig und ziehe meines Weges. Dieser sah heute einen anstrengenden Pass von Niederösterreich in die Steiermark für mich vor. Und oben auf der Höhe, an der Grenze zwischen den beiden, bekomme ich wahrhaftig noch Geschichtsunterricht. Denn ich wusste gar nicht, dass Österreich nach dem zweiten Weltkrieg in Besatzungszonen aufgeteilt wurde. Niederösterreich wurde britische, die Steiermark sowjetische Besatzungszone. Bis 1955! Welch peinliche Wissenslücke. Heute gefahren: 63 km und 1013 hm Übernachtung: Zentraler Campingplatz für 10,70 Euro. |
28.04.2019: 16°C | Speltenbach, Steiermark / Österreich
Als ich heute Morgen nach der frischen Nacht den Kopf aus dem Zelt reckte, war mir irgendwie sofort klar, dass ich heute keine “Strecke” machen würde. Die Sonne wärmte herrlich, der Blick auf die Berge grandios, die Glocken der Kirche in der Hartberger Altstadt vermittelten eine schöne Sonntagsstimmung. Alles total relaxed. Die hügelige Landschaft der Steiermark, die Weinberge und Obstfelder, die herausgeputzten Ortschaften taten ihr Übriges. Und scheinbar geht man hier auf dem Lande am Sonntagmittag im örtlichen Landgasthof noch fein essen (erinnerte mich sehr an England und den berühmten Sunday Roast). Das kam mir und meiner Stimmung heute sehr entgegen und so landete ich im alteingesessenen “Hirschen” in Burgau, wo ich ausgezeichnet speiste und wunderbar viel Zeit vertrödelte. Fortan fuhr ich wieder ein wenig, aber nicht zu lange, denn ein einladendes Kaffeehaus kaperte mich mit hervorragendem Kaffee und Kuchen. Endlich erreichte ich dann doch den Zeltplatz. Hier wird man bei der Anmeldung zu einem „Stamperl“ Marillenbrand eingeladen, was ich natürlich auf keinem Fall ablehnen konnte. Als ich dann schließlich das Zelt aufgebaut und mich eingerichtet hatte, wollte ich abends nicht mehr zum essen raus gehen, zumal sie hier einen sehr schönen Aufenthaltsraum haben. Bier und Chips zum Abendbrot sollten reichen. In der Rezeption gibt es zwar Bier aber nur diese kleinen Minitüten Chips. Ich peilte drei Stück an, da kam die Platzwartin (sehr untypisch für einen Campingplatz: jung und im Gesicht massiv gepierced) vorbei und schenkte mir ihre letzte Tüte aus ihrem privaten Besitz. Was sagt man dazu? Bin ich ein Glückspilz oder bin ich ein Glückspilz? Heute gefahren: 54 km und 520 hm Übernachtung: Ausgezeichneter Campingplatz für 15,20 Euro. |
29.04.2019: 13°C | Halbenrain, Steiermark / Österreich
Die Nacht war kalt, nur 2 Grad. Ich legte mich in voller Montur in den Schlafsack. Das war beim letzten Mal auf dem Pamir der Fall! Gemütlich war es trotzdem.In Sichtweite des Zeltplatzes gab es einen großen Baumarkt. Dort konnte ich endlich ein schönes Sortiment an Wärmeschrumpfschläuchen erstehen. Denn - das ist ja bekannt - ohne Wärmeschrumpfschläuche sollte man nicht auf Reisen gehen. Unterwegs war es immer noch kalt und recht hügelig, so dass ich abwechselnd fror oder schwitzte. Also heute mal nicht zelten, sondern einfaches Gasthaus suchen, in dem ich Wäsche waschen, schlafen und gut essen kann. Ich lande im Gasthaus Wagner, einem Familienbetrieb. Abends esse ich dort. Das Restaurant ist ausgesprochen gut besucht. Am Montag! Kein schlechtes Zeichen. Ich bestelle ein Steak. Frau Wagner fragt, ob ich dazu einen Vogelsalat möchte. „Nein, auf keinem Fall!“ „Wir machen ihn hier sehr schön mit Kartoffeln und Kürbiskernöl.“ „VOGEL-Salat?“ „Ja, das ist, äh, mmh, Feldsalat.“ „Ach so! Ja dann gerne.“ Überhaupt, die Ösi-Sprache. Über sie ließe sich endlos berichten. Gestern z.B. verbrachte ich noch einen netten Abend mit Einheimischen im gemütlichen Aufenthaltsraum des Zeltplatzes. Dort stand auch ein Getränkeautomat zur Bierversorgung. Altkanzler Schröder würde vor so einem Automat sagen: “Ich zieh mir mal ne Pulle Bier.” Der Ösi sagt: “Ich lass mir mal n’ Flascherl Bier ausstossen.” Zwei Sprachen, ein Ergebnis. Beides schön! Heute gefahren: 85 km und 850 hm Übernachtung: Gasthaus Wagner mit guter Küche. Übernachtung inkl. Frühstück für günstige 38 Euro. |
30.04.2019: 13°C | Pekre, Maribor / Slowenien
Für heute war den ganzen Tag Regen angesagt. Als ich mir nach dem guten Frühstück im Gasthof Wagner so den Himmel anschaute, hatte ich das Gefühl, mit dem Wetter mal wieder Glück zu haben. Die Strecke nach Maribor, der zweitgrößten Stadt Sloweniens (und 2012 immerhin europäische Kulturhauptstadt) nicht sehr lang, ich beeilte mich aber trotzdem. Man muss den Regen ja nicht unbedingt herausfordern. Tatsächlich kam ich trockenen Rades auf dem lokalen Zeltplatz an, konnte gerade noch das Zelt aufbauen, schon begann es zu regnen. Den geplanten abendlichen Besuch der Altstadt von Maribor habe ich mir daher geschenkt, stattdessen gibt es ein gemütliches Picknick im Zelt. Über die Slowenen kann ich somit noch nicht viel berichten, außer, dass sie scheinbar recht kreativ sind. Das wurde mir beim Bezahlen auf dem Campingplatz klar. Die Nacht kostet für mich 9,80 €, dazu kommen 2 € Touristenabgabe. Das ist ziemlich viel, aber diese „Kurtaxe“ mittlerweile leider üblich. Hier erhebt die findige Behörde aber noch eine zusätzliche „Werbungstaxe“ von 50 Cent. Darauf muss man auch erstmal kommen!Heute gefahren: 62 km und 330 hm Übernachtung: Kleiner, sehr feiner und gut besuchter Campingplatz für 12,30 Euro. |
01.05.2019: 20°C | Cilli, Celje / Slowenien
Schon gestern Abend sind mir auf dem Zeltplatz drei identische Zelte samt drei gut gepackter Tourenräder aufgefallen. Heute Morgen komme ich mit den Besitzern ins Gespräch. Es sind sympatische Polen auf langer Tour. Sie wollen nach Santiago de Compostela radeln. Zuerst durch Slowenien, Norditalien und Südfrankreich nach Barcelona, dann quer durch Spanien zu ihrem Ziel. Und wieder zurück! 10.000 Kilometer! Verrückte Typen. Wer macht den sowas? Ich wünsche einen „Buen Camino“. Ich für meinen Teil möchte jetzt erstmal in zwei Tagen nach Ljubljana, der Hauptstadt von Slowenien, denn danach ist Regen angesagt und den wettere ich lieber in einer interessanten Stadt ab, als unterwegs auf dem Fahrrad. Zweimal 90 km, hügelig, nicht unanstrengend. Ich hatte gelesen, dass Slowenien oft gerne als das Preußen des Balkans bezeichnet wird und kann diesen Eindruck sehr bestätigen. Häuser, Vorgärten, selbst die Autos, alles piccobello. Auf halber Strecke nach Ljubljana gibt es leider keinen Zeltplatz. Als alternative Unterkunft wähle ich diesmal ein „Retro“-Hotel aus dem Jahre 1962, feinster Jugo-Sozialismus, allerdings aufgemöbelt. Sehr interessant. Zu meiner großen Freude bemerke ich beim Einchecken, dass sie sogar eine sehr schöne Sportsbar haben. Äußerst willkommen nach dem anstrengenden Tag und genau richtig zum Champions League Halbfinale Barcelona -Liverpool. Na dann: Prost! Heute gefahren: 90 km und 662 hm Übernachtung: Hotel Celeia für günstige 34 Euro. |
02.05.2019: 20°C | Ljubljana, Mestna Občina Ljubljana / Slowenien
Es war nicht ganz leicht, nach dem gestrigen bierseeligen Champions League Abend heute recht früh aus dem Bett zu kommen. Musste aber sein, denn ich hatte fast 100 km vor der Brust. Und obwohl es fast immer an irgendwelchen Flüssen entlang ging, waren wieder mal auch einige Steigungen zu überwinden. Was aber am meisten aufs Gemüt schlug, war der ständige und im Laufe des Tages zunehmende Südwest-Wind, der natürlich genau daher kam, wo ich heute hin wollte. Zum Glück hatte ich gut gefrühstückt. Alle Strapazen waren vergessen, als ich auf grünen Wegen in das äußerst sympathische Ljubljana einfuhr und ein sehr cooles Hotel fand. Hier bleibe ich noch zwei Tage.Heute gefahren: 99 km und 829 hm Übernachtung: Central Hotel. |
03.05.2019: 15°C | Ljubljana, Mestna Občina Ljubljana / SlowenienAls ich gestern nach Ljubljana einfuhr, wunderte ich mich über den geringen Verkehr und die relaxte Stimmung in der Stadt. In der Hotel-Rezeption erfuhr ich dann, dass hier in Slowenien auch der 2. Mai ein Feiertag ist. Heute aber, ist ein normaler Arbeitstag (obwohl sich wahrscheinlich viele frei genommen haben), die Geschäfte sind geöffnet und die Stimmung ist immer noch sehr entspannt. Das liegt vor allem an dem bewundernswerten Verkehrskonzept. Die Innenstadt ist komplett autofrei. Drumherum gibt es ein sehr dichtes Netz von öffentlichen Bussen, die auch intensiv genutzt werden und die Slowenien-typisch sehr gepflegt sind. Innerhalb der Innenstadt fahren kleine elektrische Minibusse, die kostenlos sind. Als Tourist kann man sich einfach reinsetzen und sich durch die Altstadt kutschieren lassen. Die Kleinbusse sind besonders für ältere Leute wichtig, die z.B. zum Markt wollen. Sie können einen Bus kostenlos anfordern, der sie dann zuhause abholt. Das gleiche gilt für Hotelgäste im Innenstadtbereich, die ihre Koffer transportieren müssen. Außerdem ist das Fahrradnetz perfekt ausgebaut und die Elektromobiltät wird stark gefördert. Kein Wunder, dass es in dieser Stadt herrlich entspannt zugeht.Übernachtung: Zweite Nacht im Central Hotel. |
04.05.2019: 14°C | Ljubljana, Mestna Občina Ljubljana / SlowenienSo, alles erledigt im wunderschönen Ljubljana. Das Pflichtprogramm u.a. bestehend aus Stadt- und Burgführung mit dem ulkigen Alan, sowie Besuch des interessanten Stadtmuseums. Check!Und natürlich die Kür, zu der die ausgiebige Verkostung der lokalen Bier- und anderer kulinarischen Spezialitäten gehört. Check! Morgen kann es nun weiter gehen. Das Wetter wohl noch immer regnerisch, und so habe ich die beste Ausrede, den sich nun eigentlich anschließenden steilen Anstieg auszulassen und per Bahn zur nächsten Attraktion zu reisen. Das mache ich im Ausland ja auch immer ausgesprochen gerne. Ticket habe ich schon gekauft und die Aussicht, morgen endlich wieder unterwegs zu sein, erfreut mich sehr! Übernachtung: Dritte Nacht im tollen Central Hotel. |
05.05.2019: 5°C | Adelsberg, Postojna / SlowenienIn osteuropäischen Ländern Bahn zu fahren, finde ich ja immer besonders interessant, denn nirgendwo ist die Spanne zwischen alt und neu größer als hier. Es wird so viel investiert und neu gebaut, dass man häufig in den hochmodernsten Zügen unterwegs ist. Auf der anderen Seite fahren aber auch immer noch ganz alte Schätzchen, die bei uns längst aussortiert worden sind (und offensichtlich Richtung Osten verkauft wurden). Ich hatte heute großes Glück und durfte mich in längst vergangene Jugendzeiten zurück beamen lassen, denn mein Zugwaggon war einer dieser ganz alten Modelle deutscher Produktion aus den 60er Jahren. Um da hinein zu kommen muss man erstmal drei sehr steile und hohe Metallgitter-Stufen überwinden, um dann in einem maximal engen Bereich zu landen, in dem man gerade mal die Tür zu einer dieser uralten Toiletten (wer von uns vermisst sie nicht...) öffnen kann. Dann kämpft man sich weiter durch so eine komische, schmale Schwenktür, die konstruktionsbedingt immer klemmt, in den Gang, der zu den Abteilen führt. Hat man dort die hakelige Schiebetür aufbekommen, schlägt einem unmittelbar eine Welle warmen Miefes entgegen, denn - das wissen alle meine Zeitgenossen - die Heizung funktionierte nie richtig in diesen Abteilen und eine Lüftung gab es nicht.Das hört sich nun alles recht negativ an, aber ich habe diese Zeitreise wirklich aufs Äußerste genossen. Es fühlte sich an, als wenn man in einem alten Film mitspielen durfte. Sehr, sehr spannend. Nach einer Stunde angekommen, regnete und stürmte es dermaßen, dass ich mich für die nun folgenden fünf Minuten Fahrrad fahren in meine komplette Regenmontur schmiss. Das heutige Ziel waren die Höhlen von Postojna. Dabei handelt es sich um eine Ansammlung mehrerer Tropfstein-Höhlen mit insgesamt 24 km langen Gängen. Das Besondere bei diesen Höhlen ist, dass man mit einem kleinen Zug erstmal mehrere Kilometer weit in den Berg hinein fährt, dann mehrere Kilometer wandert und anschließend auf anderer Strecke wieder rausfährt. Was sich beim Besteigen der kleinen Bahn erstmal anfühlt, wie der Besuch einer Attraktion im Disneyland, entpuppt sich schon nach wenigen Metern im Berg als ein phantastisches Erlebnis. Die engen Stollen, durch die sich die Bahn ihren Weg sucht, werden immer wieder abgelöst von riesigen natürlichen Räumen, die man mehrere hundert Meter unter der Erde nicht erwartet. Bei der anschließenden Wanderung mit gutem deutschsprachigen Guide kommt man aus dem Staunen kaum raus, so riesig und vielfältig sind die Höhlen und ihre Tropfsteinformationen. Sehr empfehlenswert. Nach der Besichtigung ist das Wetter immer noch nass, windig und sehr kalt. Da zelte ich schon wieder nicht, sondern suche mir lieber ein warmes Hotel. Morgen dann hoffentlich bei Sonne an der Adria! Übernachtung: Sehr gutes Hotel Center für günstige 38 Euro. |
06.05.2019: 14°C | Izola, Izola-Isola / Slowenien
Die Adria ist erreicht! Was für ein Wetterumschwung in der Nacht, heute Morgen gab es blauen Himmel. Es war aber immer noch sehr frisch, sodass ich sogar mit Handschuhen fuhr. Die Strecke wunderschön, stets mit Blick auf die Alpen und schließlich auf die Adria. Bis zu meinem ursprünglich angepeilten Ziel Pirna bin ich aber dann doch nicht gefahren. Das bewahre ich mir für morgen auf, da soll das Wetter noch besser werden. Und dann heißt es auch schon :”Auf Wiedersehen Slowenien!”Heute gefahren: 72 km und 521 hm Übernachtung: Mäßiger Campingplatz, aber gut gelegen. 9,60 Euro. |
07.05.2019: 14°C | Juricani, Istrien / Kroatien
Ja, weit bin ich heute wirklich nicht gekommen. Das liegt einzig und allein an den beiden heutigen Highlights, die mich voll und ganz in ihren Bann gezogen haben. Da ist zum Einen die - zumindest unter Tourenradlern - berühmte Parenzana, eine ehemalige Bahnstrecke, jetzt spektakulärer Radweg. Sie führt ohne große Steigungen durch Olivenhaine, Pinienwälder, Weinberge und auch direkt an der Adria entlang. Ich war so fasziniert, dass ich doch glatt an dem zweiten Highlight, Sloweniens Perle an der Adria, Piran, vorbei gefahren bin. Aber den Abstecher musste ich noch machen. Eine wunderschöne Altstadt, die man aus verschiedenen Perspektiven besichtigen kann. Das konnte ich einfach nicht auslassen. Nach erfolgter Erkundung, verbunden mit einiger Kraxelei, gings dann zum verdienten Kaffee an der Piazza Tartini, wo ich in Nullkommanix dem mediterranen Lebensgefühl verfiel und hemmungslos ewig viel Zeit verbrachte. Das Erreichen meines Tageszieles erschien mir danach zu anstrengend, sodass ich kurzerhand ein nicht so weit entferntes aussuchte. So landete ich in Umag. Eine sehr gute Wahl. Eigentlich wollte ich in den nächsten beiden Tagen die istrische Halbinsel durchqueren, bleibe nun aber wohl noch einen Tag an der Küste.Heute gefahren: 46 km und 449 hm Übernachtung: Perfekter Campingplatz in einem riesigen Urlaubs-Ferienpark für 15,93 Euro. |
08.05.2019: 16°C | Stancija Valkanela, Istrien / Kroatien
Heute war einfach mal nur so Genussradeln angesagt. Das Wetter schön, die Gegend entspannend, keine großen Steigungen und keine Katastrophen. Nur schöne Ausblicke und dieses herrliche Mittelmeer (die Adria gehört ja wohl dazu, oder?). Es macht einen so zufrieden und dankbar. Eine lange Strecke lässt sich unter diesen schwierigen Umständen verständlicherweise nicht bewältigen. 46 Kilometer heute sind ja schon ein ordentliches Pensum. Zudem weiß man auch nie, wo man am Abend denn so landet. Der Zeltplatz dann ausreichend, mehr nicht. Immerhin gibt es ein kleines Restaurant. Da erwartet man nicht viel. Ich geh trotzdem hin. Es ist Regen angesagt und deshalb will ich nicht mehr weit weg. Und dann liegt dieses Restaurant kitschig idyllisch an einer kleinen Bucht, in der nur ein paar Boote ankern und die umgeben ist von einem dichten Pinienwald, unzerstört von jeglichen Gebäuden, reine Natur. Ich bestelle eine Platte mit gegrillten Fischen. Sie haben Fischmesser! Ich bin geflasht.Besser kann der Abschied von der istrischen Küste nicht sein. Morgen geht es ins Innere der Halbinsel. Heute gefahren: 46 km und 506 hm Übernachtung: Passabler Campingplatz, aber mit 18,07 Euro definitiv zu teuer. Aber das Restaurant ... |
09.05.2019: 16°C | Stancija Valkanela, Istrien / KroatienDie ganze Nacht hatte es geregnet. Ist ja gemütlich im Zelt, aber morgens kam es dann knüppeldicke runter. Der Wetterbericht versprach keine Besserung bis 14:00 Uhr, danach aber grandioses Wetter. Vorher war an Losfahren nicht zu denken. Was also tun? Entspannungstag einlegen oder das pitschnasse Zelt samt klammen Klamotten einpacken mit der Aussicht, erst so spät am Ziel anzukommen, dass man dort die Sachen nicht mehr trocknen kann. Ich entschied mich für die schwierigere Variante und blieb, wo ich war. Es wurde ein fantastischer Tag. Nun sind aber mittlerweile Plan A und Plan B gescheitert, um von der schönen istrischen Küste fort zu kommen. Morgen tritt also Plan C in Kraft. Der funktioniert 100%. Vielleicht.Übernachtung: Zweite Nacht auf dem Campingplatz, der sich als gar nicht so übel rausstellte. |
10.05.2019: 17°C | Labin, Istrien / Kroatien
Es ist geschafft, die istrische Halbinsel ist tatsächlich (fast) durchquert. Ich fand einen ausgezeichneten, sehr kleinen Campingplatz. Dort erregte das Brompton Aufsehen, sodass ich von netten Wohnmobilisten aus Essen eingeladen wurde. Dazu gesellte sich der sympathische Campingplatzbesitzer, der uns seinen an Ort und Stelle selbstangebauten Wein, seinen Grappa und sein Olivenöl probieren ließ. Lecker. Ab morgen Abend soll es sehr heftig regnen. Der Wetterdienst warnt vor Überschwemmungen. Auf dem Campingplatz bekommen die Wohnmobile eine extra Schüppe Schotter unter die Reifen, damit sie sich morgen nicht im Schlamm festfahren. Werde sehen, dass ich rechtzeitig an mein Ziel komme und mir eine feste Unterkunft suche.Heute gefahren: 62 km und 906 hm Übernachtung: Perfekter Zeltplatz für 12 Euro. |
11.05.2019: 17°C | Cres, Primorje-Gorski kotar / Kroatien
Etwas früher als sonst aufgestanden, denn ich wollte unbedingt im Trockenen und bei Sonne in meinem Zielort Cres ankommen. Es ist gelungen. So konnte ich sogar noch einen gemütlichen Abendspaziergang durch das beschauliche Städtchen mit kleinem Hafen in schöner Bucht unternehmen. Vorher war es allerdings nicht ganz unanstrengend, doch die herrlichen Aussichten entschädigten mal wieder für jeden Schweißtropfen. Die Insel Cres noch sehr naturbelassen, richtig angenehm. Später am Abend setzte dann der angekündigte, teils heftige Regen ein, der wohl noch ein oder zwei Tage anhalten soll. Habe erstmal zwei Nächte im Hotel gebucht.Heute gefahren: 56 km und 867 hm Übernachtung: Wieder so ein gut renoviertes Jugo-Hotel für 47 Euro. |
12.05.2019: 13°C | Cres, Primorje-Gorski kotar / KroatienWie vorhergesagt, wurde es ein heftig verregneter Tag, da muss man ja nicht radeln. So kamen heute endlich die Wärmeschrumpfschläuche zum Einsatz, denn gestern fiel erneut meine Elektrik am Fahrrad aus. Erneuter Kabelbruch. Hoffentlich hält es jetzt bis zum Ende der Reise. Erfreulicherweise hatte heute am Sonntag sogar der große Supermarkt geöffnet (bis 22:00 Uhr !), so konnte ich mir neben dem zur Reparatur notwendigen Feuerzeug noch ein paar Bierchen für den Abend besorgen. Morgen soll es zwar immer noch regnen, werde mich aber wahrscheinlich trotzdem wieder auf den Weg machen. Übernachtung: Zweite Nacht im Hotel. |
13.05.2019: 8°C | Lopar, Primorje-Gorski kotar / Kroatien
Heute nur kurze Fahrradstrecke, dafür aber schönes Inselhüpfen mit gleich zwei Fährfahrten. Und obwohl es im Laufe des Tages immer stürmischer und die zweite Fährfahrt dadurch erheblich länger brauchte, ist alles komplikationslos vonstatten gegangen. Jetzt im Zelt ist der Sturm allerdings schon Ehrfurcht einflößend. Mal sehen, wie die Nacht wird.Heute gefahren: 20 km und 478 hm Übernachtung: Guter Zeltplatz für 9,34 Euro. |
14.05.2019: 8°C | Rab, Primorje-Gorski kotar / Kroatien
Was war das für eine Nacht! Ich habe kaum ein Auge zubekommen. Der Sturm irrsinnig laut und die Böen knallten regelrecht gegen die Zeltwand. Ohrenbetäubend. Ich hätte Stöpsel in die Gehörgänge schieben können (hat man als Camper ja immer dabei), aber trotzdem nicht ruhig schlafen können. Vorsorglich hatte ich mein Zelt diesmal nicht unter Bäumen aufgeschlagen, sondern etwas geschützt hinter einer Hecke aus Oleander. Trotzdem befürchtete ich die ganze Nacht, dass irgendein Ast oder sonstiges Flugteil das Zelt trifft. Irgendwann schoss eine Böe unter die äussere Zeltplane und riss einen Häring aus der Verankerung. Dabei hatte ich die diesmal extra tief bis zum Anschlag in den Boden gerammt! Also raus und das Ding wieder in die Erde versenken. Im Zelt flog durch den ständigen Druckwechsel alles Mögliche durcheinander. Interessante Erfahrung. Aber es hat gehalten. Perfekt. Morgens war es eine kleine Herausforderung, bei dem immer noch andauernden Sturm, das Zelt einzupacken. Aber auch das funktionierte letztendlich. Die anschließende Fahrt eine interessante Erfahrung. Mit Rückenwind wurde ich eine Steigung hochgeschoben, ohne zu strampeln, bei Gegenwind ging gar nichts mehr, und wenn mich bei Seitenwind ein Windstoss traf, überhaupt keine Reaktion möglich. Dann fiel eine riesige Pinie an der Böschung neben der Straße unter lautem Getöse dem Sturm zum Opfer. Glücklicherweise landete sie nicht auf der Fahrbahn, aber der Lärm versetzte mir einen ordentlichen Schreck. Fortan schaute ich mehr auf die unglaublich schiefen Bäume nebenan, als auf die Straße. Meine heutige Planung sah vor, entweder mit einem relativ kleinen Katamaran direkt auf die nächste Insel Pag zu kommen, oder aber mit großer Autofähre erst aufs Festland, dann dort ein Stück zu radeln und anschließend erneut mit einer Autofähre auf die Insel Pag. Mittlerweile bekam ich Zweifel an einer Fahrt mit dem Katamaran über diese stürmische See. Andererseits erschien mir die Fahrt auf der Straße am Festland mit diesen Böen von der Seite als definitiv zu gefährlich. Was also tun? Überhaupt wunderte mich, dass meine Wetter-App diesen Sturm überhaupt nicht auf dem Plan hatte. Ich vermutete Fallwinde aus dem Gebirge, die nur lokal auftreten und schwer vorhersagbar sind. Im Touristenbüro in Rab wurde ich dann aufgeklärt. Das ist die Bora und sämtliche Fähren von und zu der Insel haben deswegen den Betrieb für heute eingestellt. Von der Bora hatte ich bereits gehört, aber dass sie einer der stärksten Fallwinde weltweit ist, das flößte mir dann doch weiteren Respekt ein. Und schön, sie mal am eigenen Leib erlebt zu haben. Die weitere Planung war damit auch klar. Ich bleibe heute Nacht auf der Insel Rab, suche mir ein Hotel und fahre dann morgen mit einer dritten Fähr-Verbindung, die mir das Touribüro nannte, bei hoffentlich wieder ruhigerem Wetter, auf die Insel Pag. Es bleibt also spannend. Heute gefahren: 16 km und 200 hm Übernachtung: Hotel International, direkt am Hafen und mit 36 Euro sehr günstig. |
15.05.2019: 10°C | Dinjiska, Zadar / Kroatien
Der Sturm hat sich gelegt, die Sonne scheint, es kann weitergehen. Die Fähre, die um 12:00 Uhr zur nördlichen Spitze der Insel Pag geht, entpuppt sich als recht kleines Boot, mehr so ein Wassertaxi. Die nur 20- minutige Fahrt unternehme ich zusammen mit einem netten französischem Paar, das per Tandem auf einem “Round Trip” von Paris nach Istanbul ist, d.h. sie wollen von dort auch wieder zurück radeln. Bonne chance! Die anschließende Fahrt die langgestreckte Insel Pag entlang ein Hochgenuss. Eine tolle Karstlandschaft, unverbaut, ursprünglich und mit tollen Blicken auf die Inselwelt und das Festland. Besser kann Radfahren kaum sein. Meine Motivation in solcher Umgebung weit zu fahren, hielt sich in Grenzen. Ich picknickte in schöner Bucht und lies mir auch sonst viel Zeit. Gegen 17:00 erreichte ich dann den Campingplatz. Riesig groß, mit mehreren Restaurants, alles vom Feinsten. Nun muss man hier beim Einchecken überall seinen Ausweis vorweisen. Kein Problem. Manche Betreiber möchten diesen dann gerne über Nacht einbehalten und am nächsten Morgen bei Bezahlung wieder aushändigen. Das akzeptiere ich nie. Ich zahle bei Anmeldung, meinen Ausweis können sie kopieren, abschreiben oder sonstwas, aber nicht behalten. Auf meiner Tour nach China hatte ich nämlich mal in einem Hotel in der Türkei den Ausweis morgens nicht wieder mitgenommen und den sich dann irgendwohin zuschicken zu lassen, kann ein Qual sein. Nun bestanden sie hier darauf ihn unbedingt zu behalten, das ginge in ihrem System nicht anders. Jetzt war es schon halb sechs und der nächste Zeltplatz 25 km entfernt. Trotzdem war die Entscheidung natürlich klar: weiterfahren. Gegen sieben Uhr erreichte ich nun den nächsten Campingplatz und er war das genaue Gegenteil von dem ersten. Winzig klein, es handelte sich eigentlich um den Garten eines Hauses in einem Dorf. Aber wunderschön gelegen, direkt am Wasser, neue Duschen. Perfekt! Ich frage den netten älteren Eigentümer, ob irgendwo in der Nähe ein Restaurant geöffnet ist. Leider nein, hier gibt es eh nicht viel und außerhalb der Saison alles zu. Schade. Weil ich so hungrig aussehe, bietet er an, seine Frau könne mir eine Kleinigkeit zubereiten. Etwas Salami, Pancetta und von ihrem eigenen Käse? Dazu etwas von seinem Wein? Nichts lieber als das! Und so komme ich zu einem wunderbaren, sehr leckeren Abendessen direkt am Wasser der Adria. Traumhaft!Heute gefahren: 65 km und 831 hm Übernachtung: Gastfreundlichster Zeltplatz für 13,50 Euro inkl. Abendbrot! |
16.05.2019: 17°C | Brodarica, Zadar / Kroatien
Kann nicht einfach mal alles nach Plan laufen?Plan? Welcher Plan? Ich wollte heute in Zadar zelten und mir dann die schöne Altstadt anschauen. Zadar wurde vom Lonely Planet für 2019 als eine der zehn besuchenswertesten Städte der Welt ausgelobt. Liegt auf meinem Weg, also gehe ich auch dahin. Am Campingplatz angekommen, finde ich nur eine Baustelle vor. Auf Nachfrage wird mir eröffnet, dass renoviert wird. Wiedereröffnung erst Mitte des Jahres. Großer Mist. Was nun? Nur eine Kurzbesichtigung und dann weiterfahren, oder eine Unterkunft in Zadar suchen? Ich bleibe, suche mir ein cooles Appartement mitten in der Altstadt und genieße die Stadt samt Essen und Trinken. Außerdem gibt es hier u.a. zwei sensationelle Attraktionen, die ich gar nicht angemessen beschreiben kann, weil man sie einfach mit eigenen Sinnen erlebt haben muss. Also einfach mal googlen: „Meeresorgel“ und „Gruß an die Sonne“. Morgen sehen wir dann weiter. Ganz nach Plan... Heute gefahren: 46 km und 422 hm Übernachtung: Appartement sogar mit Frühstück. 66 Euro. |
17.05.2019: 19°C | Vodice, Šibenik-Knin / Kroatien
Abschied vom schönen Zadar mit gutem Frühstück (sogar draußen bei dem sonnigen Wetter) und nettem Smaltalk mit Karl, dem gestrigen Gastgeber. Die Strecke heute überwiegend auf der Magistrale D8, die außerhalb der Saison aber nicht so stark befahren ist. Da ging es schnell voran und so blieb genug Zeit ein paar Umwege durch schöne Küstendörfer zu unternehmen. Sehr lohnenswert. Morgen noch einmal zelten, dann kommt Gaby, dann erkunden wir gemeinsam Kroatien und dann geht es zusammen rüber nach Süd-Italien. Große Vorfreude!Heute gefahren: 78 km und 447 hm Übernachtung: Guter Campingplatz. Preis noch unbekannt. Kann erst morgen einchecken. |
18.05.2019: 18°C | Primosten, Šibenik-Knin / Kroatien
Das Wetter spielte heute so seine Kapriolen. Mal kam die Sonne raus, mal regnete es. Das einzig Beständige war der sehr heftige Gegenwind mit unangenehmen, starken Böen. Als ich mich mal wieder unterstellte, traf ich dort wahrhaftig Carolie und Hugo aus Frankreich wieder. Lustig.Mittags schöne Einkehr, sogar bei etwas Sonne. Kaum war ich wieder losgefahren, wurde es wettertechnisch ungemütlich nass und kalt. Ich hatte Appetit auf was Süßes und kehrte bei nächster Gelegenheit in einem Restaurant ein. „Haben Sie irgendwas Süßes?“ „Nein, leider nicht.“ „Kein Kuchen oder vielleicht Eis?“ „Nein, nichts.“ „Mmm.“ „Das Einzige, was wir haben, ist Baklava.“ Baklava ist so ziemlich das süßeste Zeug, was ich kenne. Hab ich natürlich genommen und war sehr, sehr lecker. Versteh einer die Welt! Dann gings weiter. Und als ich dachte, das Schlimmste sei überstanden, zog es sich so richtig zu und fing noch heftiger an zu regnen. Da gab ich auf und nahm den nächsten Zeltplatz. Muss ich halt morgen ein paar Kilometer mehr zum Flughafen radeln. Nichts lieber als das! Heute gefahren: 42 km und 395 hm Übernachtung: Sehr guter Zeltplatz für 14,50 Euro. |
19.05.2019: 19°C | Split, Split-Dalmatien / Kroatien
Heute gab es nur eine Aufgabe, nämlich rechtzeitig am Flughafen von Split zu sein, um Gaby in Empfang zu nehmen. Die Strecke mit 40 km recht kurz, dafür aber die Wettervorhersage ziemlich übel: starker Gegenwind und Regen. Ich stand früh auf und war froh, das Zelt trocken einpacken zu können, denn die nächsten zwei Wochen werde ich es nicht brauchen. Die Fahrt dann stürmisch, aber regenfrei. Unterwegs traf ich Coralie und Hugo wieder. Sie hatten einen Reifenschaden, weiterfahren unmöglich. Jetzt wollen sie mit ihrem Tandem per Linienbus nach Split fahren und morgen einen neuen Reifen montieren.Ich war früh dran, konnte noch in der schönen Altstadt von Trogir noch frühstücken und erreichte gegen 13:00 Uhr den Flughafen. Weil Gaby erst um 19:35 Uhr landete, hatte ich genügend Zeit. Ich kam mit Leuten ins Gespräch. Bekam Wasser und Bier geschenkt. Es wurde nicht langweilig. Heute gefahren: 42 km und 294 hm Übernachtung: Sehr schönes Appartement in zentraler Lage. |
20.05.2019: 18°C | Vis, Split-Dalmatien / KroatienBei starkem Regen verlassen wir am Morgen unsere Unterkunft in Split und gehen zum Hafen. Fahrrad, Zelt und Schlafsack können wir bei unseren Gastgebern zurücklassen, in zwei Tagen kommen wir wieder hier hin zurück. Jetzt geht es erstmal auf die etwas abgelegene Insel Vis. Während der ruhigen Fährfahrt durch Kroatiens schöne Inselwelt klart es auf und wir erreichen unser Ziel bei sonnigem Bilderbuchwetter. Vis war bis 1989 für Zivilisten gesperrt und soll daher noch sehr ursprünglich sein. Wir sind gespannt.Übernachtung: Frisch renoviertes Appartement in wunderbar altem Gemäuer. Dazu perfekt gelegen. |
21.05.2019: 18°C | Vis, Split-Dalmatien / KroatienHeute war Pomâlo angesagt. So nennen sie hier den entspannten “Island Livestyle”, dem wir uns heute ausgiebig hingegeben haben. Wir beobachteten das Treiben am kleinen Hafen, unternahmen einen Spaziergang auf der Promenade zum Nachbardorf Kut, genossen abends leckere dalmatische Küche und gönnten uns schließlich vor einer kleinen Bar noch einen Absacker mit Blick auf die Bucht von Vis.Wir studieren die Getränkekarte und bestellen: “Zwei Mojito bitte.” “Haben wir leider nicht, die Saison hat noch nicht begonnen.” “Ok, dann zwei Aperol Spritz.” Spätestens jetzt haben wir uns wohl vollends als unbelehrbare Touris geoutet. Sie geht, kommt wieder und verkündet: “Ich muss Sie enttäuschen, haben wir leider auch noch nicht. Wie wäre es denn mit einem lokalen Getränk?” Da hätten wir ja auch mal selber drauf kommen können. Sie fragt :”Bitter oder süß?” Wir wählen bitter und so kredenzt sie uns einen wunderbaren Pelinkovac auf Eis mit einer Scheibe Zitrone. Dazu ein Tonic Water. Der Pelinkovac schön bitter, nicht so süß wie Aperol und weniger rot als Campari. Ein herrliches Getränk! Es sollte nicht bei nur Einem bleiben. Übernachtung: Zweite Nacht in unserem schönen Appartement. |
22.05.2019: 20°C | Split, Split-Dalmatien / KroatienEigentlich würde zur Beschreibung dieses Tages wieder ein Wort reichen: Pomalo - alles easy auf Vis und in Split! Aber dann würde der geschätzte Leser einiges verpassen, also der Vollständigkeit halber: Nach einem Eis zum Frühstück haben wir nochmal einen schönen Spaziergang ins Nachbarörtchen Kut gemacht. Dort fanden wir eine nette Taverne direkt am Hafen, in der wir uns auf Empfehlung des Kellners einen frisch gefangenen Fisch ausgesucht haben, der wenig später köstlich gegrillt serviert wurde. Als sich die Anlegeplätze dann mit immer mehr Seglern gefüllt hatten, haben wir uns auf den Rückweg nach Luka (=Hafen) gemacht, um dort die Fähre zurück nach Split zu nehmen. Dort angekommen, haben wir einen ersten Bummel zum Palast des Diokletian unternommen - wirklich faszinierend, dieses Gemeinschaftswerk von hunderten Generationen von Bewohnern über mehrere Epochen hinweg! Und in einem Hof in einer schmalen Gasse haben wir in dem kleinen, feinen Restaurant La Galerija entspannt zu Abend gegessen. Wenn das nicht Pomalo ist!(Gastautorin Gaby) Übernachtung: Wieder in unserem Appartment in Split. Hier hatten wir Fahrrad, Zelt und Schlafsack während unseres Inselausfluges zurücklassen können. |
23.05.2019: 19°C | Lapad, Dubrovnik-Neretva / KroatienUnser Bus nach Dubrovnik geht erst um 14:30 Uhr und so haben wir genügend Zeit die außergewöhnliche und auf sympathische Weise lebhafte Altstadt Splits noch einmal zu genießen, optisch und natürlich kulinarisch. Danach geht es auf einer “Scenic Route” im Bus zu unserer letzten Station in Kroatien. Die Fahrt stets an der steilen Küste entlang, immer wieder mit atemberaubenden Aussichten auf die Inselwelt der Adria. Das Wetter bestens bis wir in Dubrovnik ankommen. Dort gibt es ein klein wenig Regen, doch wir werden entschädigt durch einen schönen Regenbogen und eine wunderbare Unterkunft direkt am Wasser. Morgen haben wir den ganzen Tag Zeit, uns die berühmte Altstadt anzuschauen, bevor es dann mit der Nachtfähre rüber nach Italien geht.Übernachtung: Ausgezeichnete “Bova Luxury Rooms”. |
24.05.2019: 22°C | Bari, Apulien / ItalienFür Dubrovnik haben wir uns den ganzen Tag Zeit genommen. Und es hat sich gelohnt. Die Altstadt absolut sehenswert, die riesige Stadtmauer imposant, es dauert eine Weile, bis man einmal rum ist. Von dort oben gibt es herrliche Blicke runter auf das Dächer-Meer der Altstadt vor dem richtigen Meer, der Adria. Der Besucheransturm hielt sich in Grenzen, wir waren positiv überrascht. Zum Schluss wollten wir noch mit der Seilbahn hoch auf den Berg, um von dort einen weiteren spektakulären Blick zu genießen. Sie fuhr heute nicht. Weil sie offenbar ihre Konzessionsabgabe an die Stadt nicht bezahlt hatte, wurde sie kurzerhand stillgelegt. Wo gibts denn sowas?Um 22:00 Uhr verließ dann unsere Fähre bei schönem Sternenhimmel den Hafen von Dubrovnik. Italien, wir kommen! Übernachtung: Sehr einfache, aber gute Kabine mit eigenem Bad und Dusche auf der Nachtfähre von Dubrovnik nach Bari. |
25.05.2019: 25°C | Locorotondo, Apulien / Italien
Was für ein beschaulicher Morgen! Erst die stimmungsvolle Einfahrt in den ruhigen Hafen von Bari, dann Spaziergang durch die Altstadt, die gerade erst so ganz langsam erwacht und anschließend der erste Cappuccino mit Cornetto in einer kleinen Bar. So fängt Italien gut an!Auf der Fahrt zu unserer nächsten Station Locorotondo besichtigen wir unterwegs noch die schönen Orte Polignano a Mare, Monopoli und Alberobello. So bekommen wir gleich am ersten Tag eine volle Dosis feinstes Süditalien serviert. Die gute Küche probieren wir aber erst morgen aus. Heute gibt es nach dem anstrengenden Tag „nur“ ein leckeres Picknick mit lokalem Brot, Käse, Salami, Oliven, Tomaten, Wein ... Übernachtung: Hervorragendes Appartement. Die Mama des Eigentümers backt italienische Kuchen und Gebäck im Überfluss für unsere ganztägige Versorgung. Paradiesisch. |
26.05.2019: 24°C | Locorotondo, Apulien / Italien
„Bei Regen fährt der Italiener nicht ans Meer“, bemerkte heute unsere Gastgeberin beim Frühstück und riet uns zum Besuch zweier Städtchen in der Nähe auf dem Lande. Ja, das Wetter war heute wirklich wechselhaft, so folgten wir ihrem Rat und fuhren zuerst nach Martina Franca, dann nach Ostuni. Beide haben schöne Altstädte, die zu erkunden sich lohnte. Zurück in Locorotondo gab es dann abends zum ersten Mal lokale Küche. Allerdings mehr so nach dem Motto „Italienisch für Anfänger“, denn wir gönnten uns Pizza. Schließlich soll sie ja hier in Süditaliens Neapel erfunden worden sein. Dann darf man das auch. Ab morgen wollen wir aber die apulischen Gerichte probieren. Übernachtung: Zweite Nacht im schönen Appartement mit Mamas leckeren „Dolce“. |
27.05.2019: 19°C | Locorotondo, Apulien / Italien
Jeden Tag backt „la mamma“ einen neuen Kuchen, den es dann zum Frühstück gibt. Was übrig bleibt kommt in den Kühlschrank, da kann man sich den ganzen Tag bedienen. Heute Morgen lag der frische, saftige Mandelkuchen verkehrt herum auf dem großen Teller, also mit der Unterseite nach oben. Bei der Verkostung wurde klar, daß Mamma die Oberseite wohl etwas zu dunkel geraten war. Als Abhilfe wird der Kuchen dann eben kopfüber serviert und schon macht er wieder eine „bella figura“. Unseren letzten Tag in Apulien verbringen wir in Lecce, dem „ Florenz Süditaliens“. Die barocke Altstadt ist eine echte Show. Hier nur soviel: zur bekanntesten Sehenswürdigkeit, der Basilica di Santa Croce schreibt der Reiseführer Lonely Planet :“Es scheint, als seien hier paranoide Steinmetze am Werk gewesen. Unzählige groteske Figuren, Putten, Cherubim und unzählige bestienartige Zwitterwesen übersäen die Fassade der Kirche.“ Damit ist klar, was einen erwartet. Herrlich. Und endlich gibt es auch traditionelle apulische Küche zur Mittagseinkehr: „fave e cichorie“ und „orecchiette con cima di rapa“. Lecker! Jetzt können wir Apulien mit ruhigem Gewissen verlassen und morgen in die Basilikata umziehen. Übernachtung: Letzte Nacht in Locorotondo. |
28.05.2019: 22°C | Matera, Basilikata / Italien
Heute heißt es Abschied zu nehmen von Mamas Kuchen und Keksen mit so schönen Namen wie „Biscotti frollini con gocce di cioccolato“, „Biscotti alla frutta secca“, „Biscotti alla noci“, „Biscotti al limoncello“, „Biscotti di latte“, „Cantucci“, „Fracide alla pasta di mandorla“. Zum Schluss bekommen wir noch eine Tüte in die Hand gedrückt, die wir uns mit Gebäck für unterwegs füllen sollen. Selbstverständlich sind wir höflich und nehmen das Angebot dankend an.Unser nächstes Ziel ist Matera, europäische Kulturhauptstadt 2019. Auf dem Weg dorthin statten wir noch den Grotten von Castellana einen Besuch ab. Man wandert mehrere Kilometer von einer interessanten Höhle zur nächsten durch teils sehr enge Verbindungsgänge. Abenteuerlich. Abends dann finden wir in Matera eine perfekt gelegene, sehr schöne Unterkunft mit umwerfendem Blick auf die ungewöhnliche Altstadt vor. Morgen werden wir sie erkunden. Übernachtung: Sehr schönes Zimmer mit Panorama-Aussicht. |
29.05.2019: 22°C | Matera, Basilikata / ItalienMit einem Alter von 7000 bis 8000 Jahren ist Matera angeblich die drittälteste durchgängig bewohnte Siedlung der Welt.Beeindruckt? Pah, nur ein Wimpernschlag verglichen mit der Zeit, die unser Atommüll noch strahlen wird. Spielverderber! Also gut, die Gegend hier besteht überwiegend aus porösem, leicht zu bearbeitendem Tuffstein. Da lassen sich prima Höhlen reinpuhlen. Das haben bereits die Herrschaften im Neolithikum festgestellt und sich hier sofort wohnlich eingerichtet. In späteren Jahrunderten kamen ganze Kirchen hinzu, alle immer schön in den Felsen rein. Geht man an manchen solcher Kirchen vorbei, findet man lediglich eine unscheinbare Tür im Felsen vor. Drinnen aber tun sich dann große Innenräume mit Altären und bunten Fresken an der Wand auf. Sehr beeindruckend. Bis in die 1950-er Jahre wohnten Menschen in solchen Höhlen (“sassi”), dann wurden die Bewohner umgesiedelt. Manche von ihnen leben heute noch! Übernachtung: Vorletzte Nacht im Panorama-Zimmer. |
30.05.2019: 22°C | Matera, Basilikata / Italien Pflichtgemäß haben wir heute ein ordentliches Besichtigungsprogramm absolviert. 3000 Höhlen haben sie hier, die haben wir uns nicht alle angeschaut, aber einige Felsenkirchen und unter anderem die unterirdischen Zisternen. Diese wurden im Laufe der Zeit einfach vergessen und erst in den 1990-er Jahren bei irgendwelchen Arbeiten wiederentdeckt. Wie geht denn sowas?Am Abend unternahmen wir wieder die hier übliche “passeggiata”, einen Abendspaziergang über die belebte Innenstadtpromenade. Und weil heute Vatertag ist, gab es zum Abschluss sogar lokales Craft Beer. Ja auch das gibt es in Bella Italia! Übernachtung: Letzte Nacht in Matera. |
31.05.2019: 19°C | Le Macchie, Apulien / Italien
Wir verlassen das geschichtsträchtige Matera nicht ohne noch einen Blick von der anderen Seite der Schlucht auf die wuselige Altstadt zu werfen.Dann geht es weiter zum Castel del Monte. Hier hat sich der Staufenkaiser Friedrich II. im 13. Jahrhundert eine außen, wie innen überall achteckige Burg hinsetzen lassen. Recht außergewöhnlich und die Experten rätseln immer noch, was das eigentlich genau sollte. Zum Abschluss unseres gemeinsamen Urlaubs überrascht uns ein schöner Sonnenuntergang, den wir hier auf dieser Seite der Adria nun überhaupt nicht erwartet hatten. Übernachtung: Günstig gelegene Unterkunft nahe Adria und Flughafen. |
01.06.2019: 22°C | Barletta, Apulien / Italien
Gaby flog heute Morgen zurück nach Hause und auch ich mache mich jetzt auf den Rückweg. Dauert nur etwas länger. Fünf Wochen oder so. Vom Flughafen ging es zurück zur Adria und gleich im ersten Dorf gab es einen kleinen Fischmarkt. Da wußte ich, was ich heute mal wieder essen wollte. Die Ortschaften hier an der Küste überraschend schön und alle mit sehr guten Radwegen ausgestattet. Zwischen den Städtchen fährt man aber auf der Straße, allerdings mit recht wenig Verkehr. Angenehm. In Molfetta gab es es eine alte, trubelige Markthalle, die ich natürlich besichtigen musste. Fischstände noch und nöcher. Irgendwann kam ich dann an einem kleinen Restaurant vorbei, das mit „Specialità di Mare“ warb. Somit war klar, dass es den Fisch schon zum Mittagessen gibt. Eine Speisekarte hatten sie nicht, der Kellner sprach nur italienisch, war begeistert von der „vista panoramica“ und empfahl heute die frischen Sepia. Hier bin ich richtig. Die Mittagspause zog sich dadurch etwas in die Länge. Dann kam noch eine nette italienische Familie, die sich für mein Fahrrad interessierte und als sie von meiner Tour hörten, setzte sich auch noch der Kellner dazu und so weiter und so fort.Irgendwann kam ich los, aber nur noch nach Barletta, einer kleinen Stadt, von der ich noch nie zuvor gehört hatte. Hier nahm ich mir ein Zimmer und ging abends in die Altstadt, um mir das Champions League Finale Tottenham gegen Liverpool anzuschauen. Eine so lebhafte Altstadt habe ich lange nicht mehr erlebt. Eine vibrierende Stimmung, vergleichbar mit San Sebastian, wo ich im letzten Jahr das Finale gesehen habe. Es wurde ein schöner, langer Abend. Heute gefahren: 60 km und 184 hm Übernachtung: Ausgezeichnete Unterkunft für nur 35 Euro inkl. Frühstück. |
02.06.2019: 20°C | Madonna della Libera, Apulien / Italien
Die heutige Strecke verlief nur kurz am Wasser entlang, sonst größtenteils etwas im Landesinneren. Dort war es wenig abwechslungsreich, keine so schönen Küstenörtchen wie gestern. Dann erreichte ich den bergigen Naturpark Gargano, welchen ich die nächsten Tag in Küstennähe durchfahren werde. Dürfte etwas anstrengender werden. In Manfredonia gönnte ich mir am späten Mittag nur ein kleines Eis auf die Hand, da ich vorhatte, abends schön auf dem Campingplatz zu essen. Dann stellte sich heraus, dass es in diesem Ort gar keinen Zeltplatz gibt, also fuhr ich weiter. Dummerweise hatten die nächsten drei Plätze alle noch geschlossen. Nun gab ich auf, sehr hungrig und zugegebenermaßen etwas unentspannt. Ich buchte mir kurzerhand ein günstiges B&B in dem nächsten Bergdorf Madonna della Libera. Als ich dem Inhaber am Telefon sagte, dass ich mit dem Fahrrad unterwegs sei, meinte er, die Unterkunft erreicht man nicht per Rad, zu steil. Also verabredeten wir uns an der Kirche, packten Fahrrad und Klamotten in sein Auto und fuhren den Berg hoch. Der Kerl hatte ja sowas von recht! Oben angekommen, erwartete mich eine traumhafte Unterkunft mit grandiosem Blick über Olivenhaine auf die Adria. Völlig unfassbar. Und die Dame des Hauses versorgte den hungrigen Radler auch noch mit etwas Pizza und selbstgemachtem Gebäck. Womit habe ich das nur verdient? Heute gefahren: 90 km und 283 hm Übernachtung: Das Paradies für 38 Euro. Viel zu billig! |
03.06.2019: 21°C | Monte Sant'Angelo, Apulien / Italien
Ich genoss den Morgen in meiner paradiesischen Unterkunft und kam daher erst etwas später los. Der Plan war, mit dem Bus auf den Monte Sant’Angelo zu fahren, mir dort die Grotte anzuschauen (Reisebericht folgt) und dann entspannt den Berg runter zu rollen, irgendwohin zum nächsten Ziel. Gestern hatte mir mein Gastgeber den Weg zur Bushaltestelle gezeigt, da fuhr ich hin, wartete 45 Minuten, nichts passierte. Ich radelte zu der Kreuzung, wo es dann den Berg rauf geht, fand aber auch die dortige Bushaltestelle nicht sehr vertrauenserweckend. Was nun? Die Strecke auf den Berg recht steil und 700 Höhenmeter hoch. Nach kurzer Überlegung entschied ich mich zum radeln. Damit war mein Plan wieder mal hinfällig, denn oben angekommen war ich total platt und die Zeit schon fortgeschritten. Also erstmal schön in einem kleinen Restaurant was essen, dann Zimmer buchen, duschen, entspannen, Grotte besichtigen, Abend ausklingen lassen. Geht es halt erst morgen weiter.Heute gefahren: 16 km und 729 hm Übernachtung: Gute Unterkunft für 32,50 Euro mit Frühstück. |
04.06.2019: 22°C | Vieste, Apulien / Italien
Die heutige Strecke von der Schönheit der Landschaft kaum zu toppen, quasi ein Panaramaweg entlang der abwechslungsreichen Steilküste des Nationalparks Gargano. Aber anstrengend war es, wie der kurvige Track erahnen läßt. Dazu steckte mir die gestrige Kletterpartie noch in den Knochen, sodass ich dann recht froh war, als ich mein Ziel Vieste endlich erreicht hatte. Die Altstadt, die sehr schön sein soll, erkundige ich aber erst morgen, denn ich lege einen wohlverdienten Ruhetag ein. Auf und um den Campingplatz habe ich alles, was ich brauche, inklusive der Adria, in der ich morgen möglicherweise auch mal etwas planschen werde.Heute gefahren: 61 km und 796 hm Übernachtung: Gut gelegener Campingplatz für 18,20 Euro. |
05.06.2019: 23°C | Coppa di Cielo, Apulien / Italien
Also mit dem Tag Entspannung - das war natürlich nix. Die ganze Nacht gab es ordentlichen Lärm von irgendeiner Baustelle nebenan. Da es tagsüber total ruhig war, vermute ich mal, es war sowas wie eine Nachtbaustelle einer Straße. Ohrstöpsel halfen nicht viel, schon eher mein gesunder Schlaf, der einiges ab kann. Trotzdem, eine weitere Nacht wollte ich dann doch nicht hier verbringen. Sehr weit fahren aber auch nicht. So besichtigte ich erstmal Vieste mit wunderschöner Altstadt, die dermaßen eng, verwinkelt und voller Treppen ist, dass man selbst mit einem Klapprad kaum durchkommt. Herrlich. Mein Tagesziel heute dann die nächste, nicht weit entfernte, wohl auch sehr schöne Stadt Peschici. Aber selbst bis dahin habe ich es nicht geschafft, denn kurz davor kaperte mich eine sagenhafte Bucht mit Campingplatz, Strandbar, kleinem Restaurant. Traumhaft. Da kann ich doch nicht einfach vorbeifahren...Heute gefahren: 28 km und 413 hm Übernachtung: Campingplatz für 10 Euro (nach kleiner Verhandlung). Und die Lage! |
06.06.2019: 26°C | Capoiale-Isola Varano, Apulien / Italien
Weit bin ich heute wieder mal nicht gekommen. Morgentliches Geplansche in der Adria, schwierige Entscheidungen fällen (soll ich noch einen Tag hier bleiben oder nicht?), frühstücken in Peschici, das alles dauert! Dazu Schwätzchen mit mir entgegenkommenden italienischen Tourenradlern, die sich wunderten, dass ich gen Norden fahre, Süditalien wäre doch viel schöner, z.B. Lecce. Da war ich schon, ätsch!So richtig Lust aufs Radfahren hatte ich heute sowieso nicht, also suchte ich mir bald eine Unterkunft. Die anvisierten Zeltplätze alle noch zu, drum logiere ich mal wieder im Hotel. Heute gefahren: 37 km und 364 hm Übernachtung: In die Jahre gekommenes Hotel mit altem italienischem Flair. Mir gefällt das. 23 Euro für Übernachtung mit Frühstück. Wie geht denn sowas? |
07.06.2019: 25°C | Lido Campomarino, Molise / Italien
Arrivederci wilder Nationalpark Gargano, ciao abwechslungsreiches Apulien, wo Gaby und ich eine so schöne Zeit hatten. In meinem letzten, sehr sympathischen Hotel dort, wurde ich vom Personal morgens mit Handschlag, Schulterklopfen und Winken herzlich verabschiedet. Das macht die Sache nicht leichter.Jetzt heißt es aber benvenuto Molise. Nie gehört? Ich auch nicht. Ist auch erst seit 1963 eigenständig, gehörte vorher zu Abruzzen. Da werde ich wahrscheinlich morgen schon sein. Immer wieder erstaunlich, wie schnell man mit dem Fahrrad durch die interessantesten Gegenden kommt. Heute gefahren: 89 km und 572 hm Übernachtung: Guter Camingplatz für 10 Euro. Der Rest des Tagesbudgets wird in die gute italienische Küche investiert. |
08.06.2019: 26°C | Valle Caterina, Abruzzen / Italien
Morgens war überraschenderweise alles in dichten Nebel gehüllt. Das gibt es also auch an der Adria. Das Highlight heute war aber ein Naturreservat, dessen Durchquerung auf dem Fahrrad eine kleine Herausforderung darstellte. Einige Wege waren gesperrt, Zeltplätze noch zu, so war ich froh, irgendwann einen Platz für die Nacht gefunden zu haben. Und wie in Italien meist üblich, sogar mit Bar und Restaurant. Was will man mehr?Heute gefahren: 68 km und 584 hm Übernachtung: Guter Camingplatz für 12 Euro. |
09.06.2019: 29°C | Artigianale Marina, Abruzzen / Italien
Recht ebene Strecke, fast nur auf guten Straßen und perfekten Radwegen, da konnte ich mal wieder ein paar Kilometer mehr machen. Die Ortschaften mittlerweile überwiegend Badeorte, in denen nun schon ordentlich Betrieb ist. Vielleicht liegt es auch am Pfingstwochenende. Zeltplatzsuche war schwierig, denn alle waren “Holiday Resorts” mit Pools, Theater, Miniclub und dem ganzen Schnickschnack. Vier Plätze angesteuert, zwei waren voll, bzw. nahmen keine Reisenden mit eigenem Zelt auf. Der Dritte verlangte, dass ich mir so ein buntes Bändchen ans Handgelenk schnalle. Da hab ich sofort tschüss gesagt. Das wollte auch der Vierte, der lies aber mit sich reden, dann gings auch ohne. Heute wohl erstmal mein letzter Tag an der Küste, dann werde ich in Richtung Umbrien abbiegen.Heute gefahren: 106 km und 445 hm Übernachtung: Urlaubs-Fun-Park für 19 Euro. |
10.06.2019: 25°C | Civitanova Marche, Marken / Italien
Also den ganzen Tag hier in der prallen Sonne zu radeln, das ist schon kräftezehrend. Die Badeorte, durch die man fährt, gleichen sich mittlerweile sehr, die Landschaft weiterhin schön, bietet aber wenig Abwechslung. Daher freue ich mich jetzt auf die Berge Umbriens. Zum (vorläufigen) Abschied von der Adria gab es aber abends nochmal lecker Fisch, in Umbrien wirds dann wieder deftiger. Ach ja, die Region Abbruzzen ist somit auch durchquert, bin jetzt in Marken, italienisch Marche. Nie gehört. Heute gefahren: 84 km und 140 hm Übernachtung: Bei der Hitze keine Lust auf zelten. Habe mir daher ein sehr schönes B&B mit Klimaanlage gegönnt. 42,30 Euro. |
11.06.2019: 28°C | Belforte del Chienti, Marken / Italien
Was für ein Tag! Mein netter Gastgeber Alessandro verabschiedet mich in seinem schönen B&B um 10:30 Uhr und schon jetzt ist es ordentlich heiß. Im Laufe des Tages wird es logischerweise nicht besser, mittags haben wir 38 Grad im Schatten. Bei jeder Bar unterwegs lege ich eine Pause ein, dann wieder raus in die Hitze. Das Thermometer meines Tachos klettert in der Sonne auf weit über 40 Grad. Plötzlich flimmert es mir vor den Augen, Hände kribbeln, die Kraft läßt rapide nach. Das Gefühl kenne ich von meiner Tour durch die USA, und es versteht keinen Spaß: der Kreislauf, sofort aufhören. Glücklicherweise kommt direkt eine Tankstelle. Die ist herrlich klimatisiert, ich hole mir ein Eis am Stil und eine Cola. Und obwohl es nun kühl ist, schießt der Schweiss ungehemmt aus allen Poren, so wie ich es noch nie erlebt habe. Keine Ahnung warum, dieser Körper fasziniert eben immer wieder aufs Neue. Nun hat diese Tanke einen kleinen Restaurantbereich, Tische stehen vor einer langen gepolsterten Bank, da setze ich mich hin, ausruhen. Ich nicke ein und als ich wieder aufwache, sitzen rechts und links von mir an den Tischen Gäste zum Mittagessen. Keiner hat was gesagt. So mitfühlend sind die Italiener! Jetzt geht es mir besser, später pausiere ich nochmal und erreiche irgendwann mein idyllisches Tagesziel. Ich wohne in einem Jahrhunderte alten Palazzo, der von netten Portugiesen unterhalten wird. Er Fotograf, sie Künstlerin. Nette Leute. Ich habe Hunger und frage, ob man hier in diesem winzigen Bergdorf irgendwas zu essen bekommt. Ja, direkt um die Ecke ist ein sehr schöner Pub, auch mit gutem Essen. Der hat dienstags geöffnet. Hätte ich jetzt hier echt nicht erwartet. Perfekt nach diesem Tag. Als ich dann frisch geduscht, durstig und hungrig da ankomme, stellt sich heraus, dass sie seit gestern Betriebsurlaub haben. Na das passt ja zu diesem Tag. Also zurück zu meinen Gastgebern. Die einzig verbleibende Versorgungsmöglichkeit ist jetzt noch eine kleine Pizzabude unten im Tal. Der Sohn der Familie bringt mich hin, sein Fahrstil wäre eine eigene Geschichte wert. Auf jedem Fall gibt es dort unten wirklich leckere Pizzen samt gutem Bier. Endlich!Der Fußweg hoch auf den Berg dann wieder schweisstreibend. Die Strecke morgen zwar kürzer aber steiler und ohne Notfalltankstelle an den anstrengenden Passagen. Ein wenig Bammel hab ich schon... Heute gefahren: 47 km und 449 hm Übernachtung: Sehr außergewöhnliche Unterkunft für 40 Euro. |
12.06.2019: 29°C | Colfiorito, Umbrien / Italien
Eines vorneweg, heute gab es keinerlei Komplikationen. Weder beim Radfahren, noch bei der Essensversorgung. Bin eine Stunde früher gestartet, um noch etwas von dem frischeren Morgen mitzunehmen. Dazu gesellte sich ein ganz leichter Gegenwind, der angenehm kühlte. Dies hatte zur Folge, dass ich bereits mittags an meinem Ziel ankam. Dort wurde ich sehr freundlich vom Seniorchef des Hotels empfangen und stellte zu meiner Freude fest, dass es in diesem kleinen Dorfhotel ein sehr gut besuchtes Restaurant gab. Welch seltenes Vergnügen auf einer Radtour mittags mal schön zu speisen und anschließend ein erholsames Nachmittagsschläfchen zu halten!Unterwegs begegneten mir einige Wanderer. Zuerst vermutete ich, dass sie den hier angrenzenden Nationalpark Monti Sibillini erkunden. Kam mir aber komisch vor, da sie auf der Straße liefen. Also angehalten und gefragt. Es handelt sich hier um eine Pilgerroute und sie kamen von Assisi, was ich die nächsten Tage auch noch besuchen werde. Aber dieser Nationalpark muß sehr sehenswert sein. Allein zehn seiner Berge sind über 2000 m hoch. Also eher was für Wanderer als für Radfahrer. Dort befand sich auch das Epizentrum der sehr schweren Erdbeben, die im Jahre 2016 ganz Mittelitalien von Küste zu Küste heimgesucht hatten. Schöne alte Bergdörfer wurden im Park zerstört, so dass dieser zum Teil heute noch gesperrt ist. Auch auf meinem Weg fanden sich noch viele Spuren der Katastrophe. Nach meinem kleinen Schönheitsschlaf war auch bald schon wieder Zeit zum Abendessen. Und weil es Sorgen gab, ob ich denn auch genug zu essen bekomme, heute mal ein paar Fotos von der deftigen umbrischen Küche... Heute gefahren: 50 km und 695 hm Übernachtung: Einfaches Hotel, familiengeführt, freundlich für 45 Euro. |
13.06.2019: 28°C | Perugia, Umbrien / Italien
Was ich in den letzten beiden Tagen an Höhenmetern geklettert bin, durfte ich heute auf ruhiger, verkehrsarmer Strecke in einem Stück wieder abfahren. Dabei gab es herrliche Aussichten in die Bergwelt zu geniessen. Unten in der Talebene dann schöne Ortschaften, z. B. Spello, wozu der Lonely Planet ausführt: “Manchmal ist es kaum vorstellbar, dass der nächste umbrische Ort noch schöner sein könnte, als der vorherige. Und dann kommt man nach Spello, ....”. Bei solch (berechtigtem) Lob, finden sich hier natürlich auch viele Touris ein, weshalb ich mich nach gemütlichem Rundgang bald wieder verabschiedete. Mittagseinkehr dann unterhalb der Altstadt von Assisi, direkt vor der großen Basilica. Assisi möchte ich ohne Fahrrad erkunden und werde daher von Perugia aus einen Abstecher per Bus dorthin unternehmen.Zum Abschluss der Tour heute dann nochmal ein knackiger Anstieg hoch zur Altstadt von Perugia, die wunderschön auf einem Hügel thront. Hier bleibe ich drei Nächte, mindestens. Heute gefahren: 68 km und 602 hm Übernachtung: Perfekt in der Altstadt gelegenes kleines Appartement für 47 Euro. |
14.06.2019: 33°C | Perugia, Umbrien / ItalienFür heute standen wichtige Entscheidungen an.Als erstes stellte ich mir die Frage, ob ich meine Campingausrüstung auf dieser Reise überhaupt noch benötige. Bei der augenblicklichen Hitze zelte ich ganz bestimmt nicht und in etwas mehr als einer Woche kommt Sohn Bastian, dann wird eh nicht mehr gecampt. Also Zelt, Schlafsack, Luftmatratze etc. zusammengepackt und ab zur Post damit. Das war ja einfach. An Nummer zwei war heute ein Besuch von Assisi auf dem Plan. Nä, also nicht bei dieser Hitze. Vertagt, muss der heilige Franz halt noch etwas auf meinen Besuch warten. Als drittes die Entscheidung, wohin ich denn von hier aus weiterfahre. Da gibt es zu viele Optionen, kann ich doch jetzt noch nicht wissen. Auch verschoben. Ja so sieht ein erfolgreicher Tag aus! Dieser wurde abends mal nicht mit umbrischer Küche, sondern ausgiebig mit feinem italienischem Craft Beer und Pub Food gefeiert. PS. Habe meinen Aufenthalt im wundervollen Perugia um einen weiteren Tag verlängert. Bleibe also vier Nächte. Mindestens... Übernachtung: Zweite Nacht im herrlich kühlen Ein-Zimmer-Appartement. |
15.06.2019: 28°C | Perugia, Umbrien / Italien
Tagesausflug per Bus nach Assisi: Silennnnnzio.Übernachtung: Dritte Nacht in Perugia. |
16.06.2019: 27°C | Perugia, Umbrien / ItalienLetzter Tag in Perugia, morgen geht es weiter. Heute musste also die Entscheidung her, wohin.Gar nicht so leicht, denn man ist hier mittendrin in Italien, hat somit alle Möglichkeiten. Als einzige Region grenzt Umbrien nicht an ein anderes Land, noch hat es Zugang zu irgendeinem Meer. Nahe liegen würden Florenz, Siena, Prato (kenn ich schon) oder quer durch zum Tyrrhenischen Meer (war ich auch schon), runter nach Rom (auch schon gesehen). Nein, es geht weiter nach Ravenna (Zentrum der Mosaikkunst), ins Podelta (Lagunengebiet, eines der größten in Europa) und Ferrara (Italiens Fahrradhauptstadt und Renaissance-Perle). Ist aber alles etwas weit weg, drum nehme ich morgen erstmal den Zug. Freu mich drauf. Übernachtung: Vierte und letzte Nacht in Perugia. |
17.06.2019: 26°C | Ravenna, Emilia-Romagna / ItalienBahnfahren in Italien, da gibts nichts zu meckern. Durfte heute zweimal umsteigen und alle drei Züge waren pünktlich, sauber und hatten bestens funktionierende Klimaanlagen. Wieder mal freut man sich, an so einem Tag unkompliziert mit einem Klapprad zu reisen. Am frühen Nachmittag in Ravenna angekommen, fühlte ich mich erstmal wie in einem anderen Land. Keine großen Paläste und hohen Berge, stattdessen Fahrräder noch und nöcher, Radwege, eine schöne autofreie Innenstadt. Ravenna, extrem sympathisch! Nur kurz im Hotel eingecheckt und dann ein Kombiticket für die fünf wichtigsten Sehenswürdigkeiten besorgt, allesamt Stätten mit den berühmten Mosaiken. Durch den Reiseführer war ich zwar vorgewarnt, aber diese Kunstwerke live zu sehen war einfach unfassbar. Noch nie habe ich soviel staunende Gesichter mit offenen Mündern gesehen. Die Mosaike sind dermaßen brilliant, detailliert und farbenfroh, dass es einem komplett den Atem verschlägt. Und das sagt ein Farbenblinder! Die Fresken in Assisi sind aus dem 13. Jahrhundert, aber das hier ist mal eben weitere 800 Jahre älter! Wie kann sowas nach inzwischen mehr als eineinhalb Jahrtausenden noch so strahlen? Schön, das erleben zu dürfen. Übernachtung: In einem Palazzo mit eigener Kapelle. 59 Euro. |
18.06.2019: 26°C | Comacchio, Emilia-Romagna / Italien
Schön, nach den faulen Tagen mal wieder auf dem Sattel zu sitzen, obwohl mir der Abschied von Ravenna schon schwer fiel. Die Strecke flach und mit viel Wasser, so dass ich mich zwischendurch fast in Holland wähnte. Auch die Mittagseinkehr durchaus niederländisch. Bei meinem Tagesziel aber, wurde es sowas von italienisch. Ein Lagunendorf, von Kanälen durchzogen und mit bunten Häusern. Ja, Venedig ist nicht weit.Hier sollte man eigentlich nur mit der Liebsten durch radeln! Heute gefahren: 70 km und 73 hm Übernachtung: Besser kann eine Unterkunft nicht liegen. Dazu nettes Personal und ein Restaurant mit Tischen auf einem Kanalboot. Da bin ich aber nicht rein gegangen, nicht ohne meine ... . |
19.06.2019: 28°C | Mesola, Emilia-Romagna / Italien
Ich bin am A...., genauer gesagt am Po, noch genauer im Po-Delta. Die Fahrt hierhin sehr schön und immer wieder durch abgesperrte Schutzgebiete, die nur Radfahrern und Fußgängern offen stehen. Mein Tagesziel habe ich aber nicht erreicht. Die schwimmende Brücke über den Po-Arm (sowas gibt es?) war gesperrt. Also den Po hoch in die nächste Ortschaft mit Brücke geradelt. Diese war nur für Autos passierbar, kein Fußgängerstreifen. Die Fahrt zur nächsten Brücke plus Strecke zur angedachten Unterkunft wären nochmal 40 km gewesen. Das habe ich mir geschenkt. So bin ich ungeplant in diesem kleinen Örtchen Mesola gestrandet, welches sogar über eine Burg verfügt. Morgen geht es dann zum Wochenende nach Ferrara.Heute gefahren: 65 km und 93 hm Übernachtung: Einfaches Hotel für 35 Euro. |
20.06.2019: 32°C | Ferrara, Emilia-Romagna / Italien
Wer die Filme von Don Camillo und Peppone gesehen hat, hat eine Ahnung davon, wie warm es hier in der Po-Ebene werden kann. Drehort war übrigens Brescello, nordöstlich von Parma, wo die Tour möglicherweise auch noch durchführt. Heute aber war es nahezu unerträglich heiß, dazu sehr schwül und drückend. Mein Tacho-Thermometer kratzte wieder an der 40-Grad-Marke. Dazu die komplette Strecke auf dem Deich, ohne Schatten. So hangelte ich mich eigentlich nur von Dorfbar zu Dorfbar, um dort jeweils etwas abzukühlen und Unmengen von Getränken zu mir zu nehmen. Glücklicherweise ist hier in Italien Verlass darauf, dass es in jedem noch so kleinen Ort mindestens eine Bar gibt, die immer offen hat. Und so bedanke ich mich bei den Betreibern der Bars in Serravalle, Cologna und Ro für die jeweils sehr fürsorgliche Aufnahme. Keine fünf Minuten wieder unterwegs stellte mein Buff-Tuch zuverlässig seinen Dienst ein und lies den Schweiss ungehindert in meine Augen fließen. Irgendwann wurde es mir zu bunt und ich ersetzte es kurzerhand durch ein Handtuch unter meinem Helm. Jetzt sah ich aus wie Scheich Andi aus Absurdistan, war mir aber herzlich egal. Irgendwann kam ich endlich in Ferrara an. Und hier machte sich nach dieser Tortur natürlich wieder mein Kreislauf bemerkbar. Für den ist das nix bei der Hitze. Nun bleibe ich drei Nächte hier und hoffe auf Erholung. Samstag soll es ordentlich gewittern, aber die Temperaturen bleiben hoch. Kein Wetter zum Genussradeln. Heute gefahren: 76 km und 104 hm Übernachtung: Wunderbares, komplett mit Küche eingerichtetes Appartement und gleich zwei Klimaanlagen. |
21.06.2019: 31°C | Ferrara, Emilia-Romagna / ItalienZwei Dinge im Leben, mit denen ich glücklicherweise keine Probleme habe: Schlafen und Essen. Im Ausland bestelle ich gerne Dinge, die mir völlig unbekannt sind. Entweder zählt der Kellner in maximaler Geschwindigkeit oder komplett unverständlich auf, was denn heute die Tagesspezialitäten sind. Nichts verstanden, ich nehme das zweite seiner Aufzählung. Oder es gibt eine Speisekarte und ich entdecke etwas, von dem ich noch nie gehört habe, oder was sich einfach interessant anhört. Bisschen abenteuerlich, aber mein Magen kann einiges ab. Letztens war ich in einem guten Restaurant und entdeckte auf der Karte „Trippa di Vitello ...“. Ach, dachte ich mir, Trippa wollte ich immer schon mal essen. Keine Ahnung, was es ist, aber vom Kalb kann nicht so verkehrt sein. Es kommt eine Schüssel mit schöner roter Soße, darin jede Menge schmaler, ganz heller, fingerlanger Fleischstreifen. Sie sind so komisch eingeritzt an der Seite, wie man es manchmal beim Speck sieht. Die Konsistenz ist gummiartig und je mehr man drauf rumkaut desto zäher oder wabbeliger wird es. Schmecken tut es nach nichts. Alles was Recht ist, aber das kann selbst ich nicht aufessen. Erst später in meiner Unterkunft bringe ich in Erfahrung, was ich denn da bestellt habe. Trippa sind Kutteln. Kutteln sind in Streifen geschnittener Pansen. Pansen ist doch Hundefutter. Oje. Gestern habe ich mir fürs Picknick in meinem Appartement eine feine Salami gekauft. Sehr lecker. Und heute schaue ich auf das Etikett, worum es sich denn dabei überhaupt handelt. Es steht drauf “Salame Felino”. Im Wörtebuch wird Felino mit Katze übersetzt. Wäre ich in China, würde ich mir jetzt Sorgen machen. Aber in Italien? Obwohl, sie essen Pansen. Besser nochmal im Internet recherchiert und da steht, dass diese Salami auch “Salame di Felino” heißt. Und Felino ist ein Ort südlich von Parma, wo sie eine sehr leckere Salami herstellen. Das kann ich ausdrücklich bestätigen! Übernachtung: Zweite Nacht im “coolen” Appartement. |
22.06.2019: 29°C | Ferrara, Emilia-Romagna / ItalienEndlich mal etwas Regen und ein ordentliches Gewitter. Nicht, dass es richtig kühl wurde, aber zumindestens angenehm genug für zwei kleine Spaziergänge, als es zwischendurch aufklarte. Viel besichtigt habe ich vom schönen und fahrradfreundlichen Ferrara leider nicht, aber die Stabilität meines Kreislaufes musste doch noch getestet werden. Also mittags einen Aperol Spritz in einer schönen Bar, das ging. Abends nochmal abgesichert durch zwei Bierchen, auch ok.Dann kann es also morgen weitergehen. Übernachtung: Letzte Nacht in Ferrara. |
23.06.2019: 29°C | Volta Casaralta, Emilia-Romagna / Italien
Zum Abschied von Ferrara noch kurz die außergewöhnliche mittelalterliche Stadtmauer besichtigt, die so groß ist, dass es darauf sogar einen schattigen Wanderweg gibt. Dann gings weiter Richtung Bologna, wo ich mir in Flughafennähe ein Hotel suchte. Morgen kommt Sohn Bastian. Wir wollen zusammen über die Alpen fahren, aber nicht ohne vorher noch einige Orte zu besuchen, die u.a. wegen ihrer kulinarischen Spezialitäten berühmt sind!Heute gefahren: 48 km und 121 hm Übernachtung: Ganz gutes Hotel in Flughafennähe für günstige 34 Euro. |
24.06.2019: 30°C | Bologna, Emilia-Romagna / ItalienAls Italienreisender hat man Bologna meist nicht auf dem Schirm. Fehler. Großer Fehler! Wir hatten mal wieder riesiges Glück, denn die sehr sympathische Gastgeberin in unserem schönen B&B ist studierte Kunsthistorikerin. Sie versorgt uns mit einem Stadtplan und vermerkt dort (mit allerlei Erklärungen) die wichtigsten Sehenswürdigkeiten, die man in Bologna ansehen MUSS. Dazu einige Restaurants und drei Eisdielen samt Aufzählung der Eissorten, die dort jeweils ganz besonders gut sind. So besichtigen Basti und ich brav vier Kirchen, unter anderem die Basilica di San Domenico, in der Michelangelo als 19jähriger schon Engel gestaltet und Mozart auf der Orgel gespielt hat. Wer hätte das gedacht? Zudem findet hier In Bologna gerade das jährliche Filmfestival statt. Bereits zum 20sten Mal. Großes kostenloses Open Air Spektakel, das wir natürlich mitnehmen. Und Hunger haben wir auch. So gibt es mittags erstmal Pasta. Für welche ist Bologna berühmt? Jetzt darf man bloß nicht Spaghetti Bolognese sagen, das hört man hier gar nicht gerne. Richtig ist Tagliatelle al ragù, Eiernudeln (angeblich hier erfunden) mit einer Sauce aus Rinderhack, das mit Panzetta (Speck), Karotten und Zwiebeln bei milder Hitze langsam gegart und mit viel Milch und Wein gebunden wird. Nach unserem Besichtigungsprogramm sind wir natürlich durstig und entdecken in einer kleinen Seitenstraße einen Ausschank mit einer beachtlichen Auswahl von Craft Bieren vom Fass. Das nutzen wir ausgiebig, denn der Urologe sagt ja: “Viel trinken!” Nachdem der erste Durst gelöscht ist, bestaunen wir die lokalen Spezialitäten, die es hier zu essen gibt und die in ausgefallenen Läden herrlich präsentiert werden. Das macht hungrig. Wir bestellen uns draußen in schönem Ambiente eine Platte mit all den Köstlichkeiten. Dazu gibts Bier. Später abends dann erwischen wir ein schönes Plätzchen draußen vor einer Bar und schauen uns den heutigen, alten, mexikanischen Schwarzweiß-Film auf der riesigen open air Leinwand an. Dazu ein Kaltgetränk... Danach geht es zum späten Tagesabschluss in eine weitere Craft Beer Kneipe in der Nähe unserer Unterkunft zum ein oder anderen Absacker. Alles in Allem ein recht ereignisreicher Tag! Übernachtung: Das Highlight in unserem kleinen, super gelegenem B&B ist eindeutig die begeisterungsfähige Gastgeberin Barbara. |
25.06.2019: 34°C | Reggio nell'Emilia, Emilia-Romagna / Italien
“Warum nur fahren alle von hier aus weiter nach Modena?”, fragt sich unsere Gastgeberin Barbara in Bologna. “Dort gibt es außer einer Kirche doch nichts zu sehen. Ansonsten das Enzo Ferrari Museum.“ Ob wir da etwa rein wollen. Wir schütteln den Kopf. Viel schöner seien die Dörfer in der entgegengesetzten Richtung. Sie gerät ins Schwärmen. Wir aber wollen über Modena und Parma weiter nach Verona. Aber auch für diese Strecke hat sie Empfehlungen, nein, Anweisungen. Wir dürfen auf keinem Fall in Modena übernachten. Dort werden die Touristen mit Bussen in die umliegenden Produktionsstätten des Aceto Balsamico gekarrt. Alles Nepp. Wir sollen in Reggio Emilia absteigen, dort ist es viel schöner. Und auf der Weiterfahrt nach Verona MÜSSEN wir später in Mantua übernachten. Auch zu dieser Stadt hat sie alle wichtigen Infos parat.Für uns geht es heute aber erstmal nach Modena. Eine schöne Tour, zur Linken immer die Berge des Appenin im Blick. Bei der Einfahrt nach Modena wähnt man sich fast in Holland. Ein guter zweispuriger Radweg führt von weit außerhalb direkt in die autofreie Innenstadt. Wir besichtigen das Ferrari-Museum (natürlich nicht!), knipsen die angeblich einzige Sehenswürdigkeit und gehen gut zu Mittag essen. Anschließend weiter nach Reggio Emilia, wo wir eine wunderbare Wohnung beziehen. Die netten Gasgeber geben uns noch eine Empfehlung für ein typisches Restaurant direkt um die Ecke. Ein guter Tip, denn nach der leckeren Vorspeise (Parmaschinken etc.) wird das Hauptgericht am Tisch von einem mächtigen Servierwagen serviert. Das hatten wir auch noch nie. Heute gefahren: 76 km und 167 hm Übernachtung: Eine komplette Wohnung mit allem drum und dran und in bester Lage für günstige 65 Euro. |
26.06.2019: 35°C | Sabbioneta, Lombardei / Italien
Schnurstracks geht es von Reggio Emilia nach Parma. Etwas eintönig, aber glücklicherweise nicht auf der Straße, sondern schön separat daneben. So geht es ganz gut und vor allem flott voran. „Wenn sich irgendwann die Frage der Reinkarnation stellt, kann es nur einen Wunsch heben: in Parma wiedergeboren zu werden“, meint der Lonely Planet. Auch wir sind begeistert von der schönen Innenstadt, natürlich autofrei wie zuvor schon Bologna, Modena, Reggio Emilia und natürlich Ravenna und Ferrara. In Düsseldorf bekommen sie nicht mal die Kö autofrei. Wie peinlich!Bevor bald ab Verona der ultimative Alpen-Cross ansteht, kommt aber ab Parma erstmal der ultimative Poebenen-Cross. Und bei dieser Hitze weiss man nicht, welcher anstrengender ist. Als wir abends an unserem Ziel ankommen, sind wir ziemlich platt. Und morgen soll es noch drei Grad heißer werden... Beim Abendspaziergang stolpern wir in einen Filmdreh und dann geht es in eine Osteria mit interessantem Degustationsmenu. Darunter ein sehr ungewöhnlicher Gang, siehe Foto. Heute gefahren: 78 km und 144 hm Übernachtung: Wieder mal eine tolle Unterkunft nebst mitfühlendem Betreiber, der uns als erstes zwei kalte Flaschen Wasser in die Hand drückte. Herrlich! |
27.06.2019: 36°C | Provinz Mantua, Lombardei / Italien
Nach sensationell gutem Frühstück ging es hinaus in die Hitze. Wir waren froh, dass heute nur eine recht kurze Etappe anstand. Die ersten 20 km liefen überraschend gut, dann machte sich mein Kreislauf erneut bemerkbar. Kein Wunder, wenn das Tacho-Thermometer wieder mal auf 41 Grad steigt. Wir suchten eine Bar auf, in der wir eine kleine Ewigkeit verbrachten und Vatta eine ordentliche Pfütze Schweiß hinterließ. Irgendwann gings weiter, aber der alte Herr erreichte buchstäblich nur mit letzter Kraft die Unterkunft. Basti dagegen voll fit. Der folgende zweistündige Nachmittagsschlaf tat uns aber beiden sehr gut.Dann kam der Hunger, schließlich gab es nichts zu Mittag. Die Empfehlung unserer Gastgeberin hervorragend. Zum Tagesabschluss noch einen kleinen Spaziergang durch die schöne Altstadt. Durch die stehende Hitze war ich natürlich sofort wieder klitschnass. Und wenn es noch eines Beweises bedurfte, dass es auch für die Einheimischen ungewöhnlich warm ist, hier also ist er. An den Tischen der Außengastronomie vor der Basilica sieht man schon von Weitem ein Meer von Fächern, mit denen sich selbst die Italienerinnen etwas Zugluft verschaffen wollen. Meist wohl vergeblich. Heute gefahren: 47 km und 55 hm Übernachtung: Schönes, kühles B&B. |
28.06.2019: 31°C | Bussolengo, Venetien / Italien
Als ich heute beim Frühstück in der kleinen Bar, die zu unserem B&B gehörte, sah, wie sich draußen die Mädels bereits um 10:00 Uhr Luft zufächerten, schwante mir schon nichts Gutes. Es sollte sich bewahrheiten. Zuvor hatten wir beschlossen, direkt Richtung Gardasee zu radeln und Verona nicht zu besuchen. Bei dieser Hitze macht das Rumlaufen in einer Touri-Stadt sowieso keinen Spaß, der Romeo-und-Julia-Balkon ist nur Blödsinn, und die zweitgrößte Arena Italiens, geschenkt.So fuhren wir los, kamen aber nur 8 km weit, weil der Kreislauf wieder rebellierte. Während des folgenden zweistündigen Baraufenthaltes beschlossen wir, bis Villafranca di Verona mit dem Zug zu fahren. Dort angekommen ging es auf dem Fahrrad weiter, aber nur 12 km, dreimal raten warum. Wir landeten in einer Bar eines großen Einkaufszentrum. Die Tische standen an einem breiten Flur, auf dem die modebewußten Italiener von einem Laden zum nächsten flanierten oder sich an den Tischen erfrischten. Dann gesellten sich plötzlich zwei abgekämpfte Radler dazu, wobei der Ältere der beiden auch noch sein Handtuch rausholte, zu einem Kissen formte und samt Kopf auf den Tisch legte. Eine Stunde verbrachten wir dort und als wir gingen, verblieb in der Mulde meines Stuhles eine ansehnliche Pfütze. Und ich bin nicht inkontinent! Die restlichen fünf Kilometer zu unserem Appartement waren dann ohne weitere Zwischenfälle auch schnell geschafft. Morgen gibt es erstmal einen Tag Ruhepause, dann sehen wir weiter. Heute gefahren: 25 km und 127 hm Übernachtung: Top-Appartement direkt in der Fußgängerzone. |
29.06.2019: 29°C | Bussolengo, Venetien / ItalienEs ist warm und in der Sonne verdammt heiß. Wir schaffen es so gerade zu Fuß zu einem guten Supermarkt, in dem wir uns mit Salami, Parmaschinkem, Käse, Brot, Obst, Bier für Basti, Saft für Vatta eindecken. Unser herrlich kühles Appartement bietet beste Voraussetzungen für ein schönes Picknick. Basti erkundet später noch das Städtchen und abends gibts sehr gute Pizza in schönem Restaurant und Absacker in einer Bar. Morgen geht es weiter. Nach Konsultation der Hitzevorhersage aber mit Bahn.Übernachtung: Letzte Nacht in Bussolengo. |
30.06.2019: 29°C | Monticolo, Trentino-Südtirol / Italien
Entspannt fahren wir die paar Kilometer zum Bahnhof, von wo aus es per Bahn nach Bozen geht. Der Zug sehr preiswert (13€ p.P.), pünktlich, sauber und wieder mit funktionierender Klimaanlage. Was macht die Deutsche Bahn nur verkehrt?Von Bozen zum Großen Montiggler See dann mit dem Taxi. Als Erstes springen wir in den See, abends vor dem Dinner dann nochmal. Herrlich. Morgen bleiben wir auch noch hier. Dann geht es auf den Alpen-Cross. Übernachtung: Überraschend gutes Seehotel mit eigenem Zugang zum Wasser und schöner Terrasse mit Seeblick. Man könnte glauben, man sei im Urlaub. |
01.07.2019: 29°C | Monticolo, Trentino-Südtirol / ItalienIn unserer Wellness-Unterkunft liegt jeden Morgen eine neue Seehotel-Morgenpost auf dem Frühstückstisch. Sie enthält so wichtige Dinge, wie den Spruch des Tages, z.B. „Das Leben ist wie ein Spiegel. Lächelst Du hinein, so lächelt es zurück.“, sowie welche Aktivitäten aktuell angeboten werden. „Atmen im Wald“ mit Daniel haben wir heute Morgen verpasst. Das Körpererlebnis „Klangschale“ wird gerade leider nicht angeboten, so halten wir uns später an die ein oder andere Kaltschale, mit Hopfen und so. Auch ein schönes Körpererlebnis.Überhaupt haben wir hier eine -mir vorher unbekannte- 3/4-Pension gebucht. Unser Tagesablauf sah dadurch folgendermaßen aus. Schwimmen im See noch vor dem ausgezeichneten Frühstück mit überwiegend Bioprodukten. Danach Wanderung um den kleinen und großen Montiggler See mit anschließendem Planschen in selbigem. Darauf folgte schon bald das „Light Lunch“. Es besteht aus einem guten Salatbuffet und einem kleinen Tellergericht, dem „Schmaus“ des Tages, heute ein Käse-Omelette. Dazu eine Kaltschale. Nach kurzer Ruh erfolgte eine Wanderung um das Biotop Langmoos mit anschließender Abkühlung im See. Dann ist auch schon bald Zeit für das abendliche mehrgänge Menü, dessen Hauptgang man schon morgens bei der Lektüre der Morgenpost auswählen muss. So bekommt Basti heute Abend nach Salat, Suppe und den handgemachten Gnocchi ein Wiener Schnitzel mit Röstkartoffeln und Vatta die Südtiroler Spezialität „Rindfleisch sauer“, was immer das ist. Dazu Kaltschalen. Morgen wollen wir dann nach dem Frühstück gut gestärkt an Meran vorbei in den Vinschgau und möglichst weit Richtung Reschenpass radeln. Unterkunft haben wir nicht gebucht, mal sehen wo wir landen. Übernachtung: Letzte Nacht im Seehotel. |
02.07.2019: 18°C | Laas, Trentino-Südtirol / Italien
Nach Schwimmen im See und gutem Frühstück ging es endlich wieder auf die Räder. Die Temperatur sehr angenehm, so kann es gerne bleiben. Es wurde ein perfekter Radeltag. Die Radwege spitze, Landschaft grandios, das Wetter wurde sogar noch besser und der Kreislauf lief wie geschmiert. So konnten wir ein paar Höhenmeter machen und erreichten unser Tagesziel Laas recht entspannt. Morgen nehmen wir dann den Reschenpass in Angriff. Dies war somit wohl auch der letzte Tag in Italien, nächste Station wahrscheinlich schon in Österreich.Heute gefahren: 79 km und 775 hm Übernachtung: Sind auf einem Obstbauernhof gelandet. Auch mal schön. |
03.07.2019: 15°C | Wand, Tirol / Österreich
Morgens dürfen wir unsere Unterkunft, den Obstbauernhof Fohlenhof, nicht verlassen, ohne dass uns die nette Gastgeberin den familiengeschichtlichen Hintergrund der Marmorskulptur in ihrem Garten erklärt. Zudem weist sie uns auf das Städtchen Glurns hin, welches auf unseren Wege liegt. Siehe Fotos, wieder was gelernt. Nachdem wir besagte Ortschaft passiert haben, beginnt erst völlig harmlos, dann doch teilweise sehr anspruchsvoll der Anstieg den Reschenpass hoch. Einige 19%-Steigungen dabei, insgesamt nicht gerade unanstrengend aber immer auf wunderbarem Radweg. Noch ist es trocken, aber der Himmel zieht sich bedrohlich zu und erste Donner sind zu hören. Es wird merklich kühler, ja kalt. Als es zu tröpfeln beginnt, stellen wir uns kurz bei einem Baum unter und ziehen uns die Regenjacken an. In diesem Moment fängt es urplötzlich an, heftig zu hageln. Vor ein paar Tagen noch Sahara-Hitze in der Poebene, jetzt Hagelsturm in den Alpen. Unglaublich, was wir in den paar Tagen alles erleben durften und faszinierend, was Europa an kulinarischer, kultureller und eben auch wettertechnischer Vielfalt aufzubieten hat.Nach dem Hagel fahren wir weiter und nun fängt es an, ordentlich zu schütten. Und wieder Mal haben wir ein Schweineglück, denn in nur 300 Meter Entfernung kommt ein kleines Dorf. Zu keinem anderen Zeitpunkt unserer heutigen Tour hätte uns ein Gewitter besser treffen können. Denn wir haben die Passhöhe erreicht, es ist Mittag und gleich das erste Gebäude des Ortes ist ein gut besuchtes Restaurant. Was für ein unbeschreibliches Glücksgefühl! Wir bestellen Gulaschsuppe zum Aufwärmen, andere Radler trinken heiße Schokolade. Glücklicherweise ändert sich das Wetter in den Bergen schnell und nach ein/zwei Stunden klart es wieder auf und wir fahren weiter. Die Strecke äußerst spektakulär, erst kommt die Sonne, dann kommen wir nach Österreich, dann in die Schweiz, dann wieder Österreich und bald erreichen wir auch schon Pfunds, unseren Zielort. Den Eisbecher dort haben wir uns redlich verdient, das tolle Abendessen auch, genau wie das - wegen Bastis Geburtstag von unserer Gastgeberin spendierte - Bier und Schnaps in der Hotelbar sowie der Absacker auf unserem Balkon. Was für ein abwechslungsreicher Tag! Heute gefahren: 71 km und 1031 hm Übernachtung: Gute Pension mit Bar und spendabler Gastgeberin. |
04.07.2019: 23°C | Nassereith, Tirol / Österreich
Simpler Plan heute. Möglichst nah an den Fernpass ran fahren, den wir morgen erklimmen wollen. So landen wir in Nassereith, einem hübschen kleinen Dörfchen, in das wir ohne Fahrrad bestimmt nie gekommen wären. Basti hatte unterwegs während einer Pause bereits das Gasthaus Gerti ausfindig gemacht. Wir haben uns angewöhnt, nicht mehr übers Internet zu buchen, sondern einfach dorthin zu radeln und nach einem Zimmer zu fragen. Ist persönlicher und meist für beide Seiten günstiger. So kommen wir denn beim Gasthof Gerti an und die namensgebende Dame des Hauses, so um die 70, fragt, wie wir denn auf ihr Haus gekommen seien. Wir antworten wahrheitsgemäß „Internet“ und erläutern ihr unsere persönliche Buchungsstrategie. Auf diese Art und Weise werden wir von ihr in nullkommanix zu zwei herrlichen Radlern auf der schönen Terrasse eingeladen. Gerti ist ein Original, etwas speziell. Wir fragen, wo man denn hier abends was zu essen bekommt. Es gibt nur zwei Möglichkeiten, Hotel zur Post oder das Restaurant Seebua. „Ihr geht ins Seebua, da könnt Ihr schön auf den See schauen und Vater und Sohn haben einen schönen Abend.“ Basta.Später fragen wir nach dem Weg, die Antwort überrascht. „Ihr geht durch den Garten, klettert über den Zaun, geht über die Wiese, die ist frisch gemäht, bis zur Kapelle, dann zur Kirche, dann zum See.” Als wir dann losgehen, wird noch unser Schuhwerk gemustert. “Und du laufst in Schlappen?”, fragt sie Basti, der Flip-Flops anhat. Die Antwort: “Geht schon”, wird glücklicherweise akzeptiert und so kommen wir zu einem wunderbaren Abendessen in malerischer alpiner Bilderbuchlandschaft. Später am Abend genießen wir noch zwei Bierchen auf der Terrasse unserer Pension. Gerti gesellt sich dazu und erzählt Geschichten bis sie müde wird. Das war also nun leider schon unser letzter Abend in Österreich, denn morgen sind wir bereits wieder in Deutschland. Heute gefahren: 73 km und 581 hm Übernachtung: Pension Gerti. Ein Erlebnis! |
05.07.2019: 24°C | Füssen, Bayern / Deutschland
Sehr viele Radfahrer meiden den Fernpass und lassen sich lieber per Shuttle Bus rüberbringen. Die Fernpassstraße ist für Radler gesperrt. Aus gutem Grund, denn sie ist kurvenreich, extrem stark befahren und dadurch nicht ungefährlich. Basti und ich sind sie mal vor 11 Jahren mit unseren 50 ccm Mopeds gefahren, das hat gereicht. Für Radler gibt es einen Schotterweg, der über lange Strecken so steil ist, dass er selbst für Mountainbiker nicht zu befahren ist. Durch die Schieberei ist der Fernpass dann doch noch etwas anstrengender zu bewältigen, als der Reschenpass. Drüben angekommen hat man einen schönen Blick auf die Zugspitze und freut sich auf gute Radwege. Zu unserem Erstaunen bleibt es bis Füssen aber überwiegend „schotterig“. Als kleine Abwechslung besichtigen wir unterwegs die Burgruine Ehrenberg mit spektakulärer Hängebrücke. Eine lohnenswerte Erfahrung!Nur noch zwei Tage bis zu unserem Reiseziel Augsburg. Für übermorgen ist allerdings Regen und Gewitter vorhergesagt. Mal sehen, ob wir uns das am letzten Tag noch antun wollen. Heute gefahren: 62 km und 1091 hm Übernachtung: Hotel Füssen, mitten drin in der schönen Altstadt. |
06.07.2019: 27°C | Landsberg, Bayern / Deutschland
Bei herrlichem Wetter geht es heute durchs Bilderbuch-Allgäu. Rechts schöne Seen, dahinter ein Alpenpanorama soweit das Auge reicht. Sogar Schloss Neuschwanstein ist aus der Ferne zu sehen.Unsere Mittagspause soll unbedingt in einem zünftigen bayrischen Biergarten stattfinden und natürlich haben wir mal wieder Glück ... Am späten Nachmittag erreichen wir unser Tagesziel Landsberg am Lech. Hier droht unsere Zimmerbuchungsstrategie zu scheitern, denn als wir uns im Internet umschauen, wird dort kein einziges freies Zimmer angezeigt. Ich rufe eine Unterkunft an: „Haben Sie ein Doppelzimmer?“ Coole Antwort: „Haben Sie 90 Euro?“ Schon wieder Glück gehabt. Die Wettervorhersage bleibt schlecht, so beschließen wir schon morgen mit dem Zug nach Hause zu fahren. Den letzten Abend feiern wir italienisch/bayrisch mit Pizza und Weißbier. Unsere sehr erlebnisreiche Tour geht nun zu Ende. Schön wars! Heute gefahren: 81 km und 424 hm Übernachtung: Im Schafsbräu mit witzigem Inhaber. |
Die Wetterinformationen werden freundlicherweise zur Verfügung gestellt von DarkSky.net.