Die Slowaken sind nett – in Bronze und in echt!

Bratislava, Slowakei

19. Reisetag

1134 Kilometer

Ich bin nicht lange hier, komme abends an und fahre morgens weiter. Also keine Zeit für Museumsbesuche und ausgiebige Besichtigungen. Selbst die Kurzversion, die ich auch immer wieder gern wähle, nämlich eine Führung mit einem interessanten Experten, entfällt. Macht aber überhaupt nichts, denn nun kommt mein eigentliches Lieblingsprogramm zum Einsatz und das geht so. Ich stehe um sieben auf und bin um halb acht am Ort des Geschehens. Zu dieser Uhrzeit sind noch keine Touristen unterwegs und keine Shopping-Süchtigen. Man teilt sich die Stadt mit der arbeitenden Bevölkerung, die alles für den kommenden Ansturm vorbereitet. Eine wunderbare Stimmung.

Wegen der Kürze der Zeit, werde ich mich auf eine Sache konzentrieren. Hier in Bratislava gibt es nämlich mehrere interessante, witzige Bronzestatuen. Hört sich langweilig an, ist es aber nicht. Die bekannteste heißt “man at work”. Dabei handelt es sich um einen Werktätigen, der fröhlich aus einem Gulli guckt. Ich finde es herrlich, dass dieser Kanalarbeiter in seinem engen Schacht das am häufigsten fotografierte Motiv der Stadt ist, und eben nicht die Ex-Adeligen, Feldherren, Pfaffen und Politiker in ihren Palästen.

Hinzu kommt, dass der Lonely Planet nur die Position dieser ersten Figur verrät, die weiteren solle man in der Altstadt bitteschön selber ausfindig machen. Auf Entdeckungstour gehen, das lasse ich mir nicht zweimal sagen.

Der Gulli ist schnell gefunden, auf Speicherkarte gebannt, und ruck-zuck habe ich auch schon Nr. 2 gefunden. Es ist Napoleon, der lässig auf einer Sitzbank lehnt. In diesem Augenblick tritt ein Herr auf mich zu. Offensichtlich kennt er das Spielchen und zeigt in die Richtung, in der die nächste Statue zu finden ist. Ich will ihm gerade ein beleidigtes “Spielverderber!” zuraunen, da besinne ich mich doch eines Besseren und bitte ihn, MICH und Napoleon zu knipsen. Danach gehen wir ein paar Schritte zusammen und er weist mich noch auf zwei weitere Bronzestatuen hin, die ich nicht kannte.

Aber auch andere Kunstgegenstände in der Stadt sind nicht ohne. Seht selbst.

In Bratislava gibt es sie noch, die alten Geräusche.

Bratislava, Slowakei

19. Reisetag

1134 Kilometer

Fährt man von Österreich kommend nach Bratislava, fällt zu allererst auf, dass gleich zwei Autobahnen über Brücken die Donau queren. Offensichtlich ist das hier ein wichtiger Ost/West-Knotenpunkt, denn beide Schnellstraßen sind stark befahren und ein Spaghettiknoten unterstreicht die Bedeutung auf nicht gerade ansehnliche Weise. Glücklicherweise ist man als Radfahrer davon unbetroffen, denn der Fahrradweg führt abseits der Straßen und die verwendete Brücke verfügt über zwei Etagen, oben die Autos, unten das Fußvolk.

Anschließend landet man auf einer im “heutigen” Stil neu gestalteten Donaupromenade , sprich coole Lounges und Bars, Glaspaläste mit sicher sündhaft teuren Appartements, alles vom Feinsten. Kennen wir auch aus der Heimat zu Genüge.

Dann kommt die historische Altstadt, zu Beginn hat sie etwas mondänes, einen breiten, schönen Boulevard, der nur Fußgängern offen steht und standesgemäß an einem Hotel Carlton endet. Sowas hatte ich hier nicht erwartet. Düsseldorfer Kö oder Berliner Unter den Linden ist die passende Kategorie, nur dürfen in B. und D. leider auch Autos fahren. Die Altstadt ist bestens restauriert, sehr schön und wirklich sehenswert.

Doch sofort fällt mir hier was ganz Eigentümliches auf. Ein Geräusch, das ich noch aus meinen Kindertagen kenne. Man hört es ganz nah und aus der Ferne. Man hört es aus allen Himmelsrichtungen. Man hört es mal laut, mal leise. Man hört es mal lang und mal kurz. Und ich weiß sofort, was ist. Es sind die Straßenbahnen! Sie haben hier noch die schönen alten Dinger, die beim Durchfahren von Kurven Geräusche machen. Diese rühren daher, dass die alten Bahnen noch komplett starre Achsen haben. Beim Durchfahren der Kurven reiben deshalb die Räder an den Rändern der Schiene und verursachen so diese Töne. Neuere Bahnen haben bewegliche Achsen, die sich den Kurven anpassen und dadurch keine Kurvengeräusche mehr erzeugen. Die entstehenden Kompositionen sind sehr interessant, denn sie hängen von so vielen Faktoren ab, als da sind: das Wetter, die Jahreszeit, die Geschwindigkeit der Bahn, der Zustand der Räder und der Schienen, Gewicht, Länge, Beladung, usw. Mal sind die Töne hell, mal dunkel, mal unterbrochen, mal nicht. Manchmal ändern sie ihre Frequenz abrupt, manchmal langsam, manchmal gar nicht. So entstehen durch diese alte Technik immer wieder neue Symphonien.
Gaby und ich waren vor ca. sechs Jahren mal in Erfurt. Da fuhren auch noch die alten Schätzchen rum, mit gleichen Konsequenzen. Monate später las ich irgendwo, dass die Erfurter Straßenbahnen durch neue ersetzt werden sollten.
Daraufhin hat sich tatsächlich und erfreulicherweise eine Initiative gegründet, mit dem Ziel, dies zu verhindern. Die alten Bahnen, sowie die durch sie erzeugten Melodien gehören zum Kulturgut dieser schönen Stadt. Ich weiß leider nicht, wie die Sache ausgegangen ist, aber ich befürchte, nicht gut.