Nikola Tesla – nein, er baut keine Elektroautos in Kalifornien!

Belgrad, Serbien

29. Reisetag

1993 Kilometer

Er war ein Genie, er hat mit seinen Erfindungen unsere heutige Welt geprägt wie kaum ein anderer, er hat den Nobelpreis abgelehnt, er war etwas schräg, er ist weitgehend unbekannt und er ist auf dem serbischen 100 Dinar Schein: Nikola Tesla.

Ich oute mich hier mal als Ingenieur der Elektrotechnik und von daher war mir Tesla als eine Einheit für die magnetische Flussdichte bekannt. Ein großer Fan dieses eigensinnigen Menschen wurde ich aber erst, als ich vor ca. 30 Jahren eine Biographie über ihn las.

Er wurde in Serbien geboren, ist dann aber irgendwann in die USA ausgewandert und hat dort die meiste Zeit seines Lebens verbracht. Auch die Serben haben ihn 100 Jahre lang verschlafen, jetzt ist er hier ein Star. In Belgrad haben sie ihm ein eigenes Museum eingerichtet.

Etwas vereinfacht zwei seiner Großtaten.
Tesla hat wie Edison an der Elektrifizierung gearbeitet. Vorher gab es nur Kerzenlicht. Edison setzte auf Gleichstrom, Tesla erfand den Wechselstrom. Durchgesetzt hat sich der Wechselstrom, gibts in jedem Haus und alle unsere Geräte laufen damit. Die beiden sollten gemeinsam den Nobelpreis erhalten. Tesla, der sich als Genie verstand, lehnte ab, er wolle ihn nicht mit einem simplen Erfinder und Tüftler teilen. Somit ging auch Edison leer aus. Der dürfte sich mehr geärgert haben.
Tesla erfand auch die Radiowellen. Den Nobelpreis dafür erhielt der Engländer Marconi. Erst viel später, nach seinem Tode, wurden die zugrundeliegenden 17 Patente Tesla zuerkannt. Der Nobelpreis wird posthum nicht verliehen, so wurde eine physikalische Einheit nach Tesla benannt. Das gab es weder für Edison noch für Marconi.

Das Museum in Belgrad ist sehr schick, aber recht klein. Es gibt kontinuierlich Filme und Führungen. Sehr schön, denn sonst wären die Exponate für die meisten Besucher unverständlich. Und ich habe auch noch etwas gelernt, das ich sehr lustig fand.

Zur Demonstration seiner Radiowellen baute Tesla das erste Schiffsmodell mit drahtloser Fernsteuerung überhaupt. Er lies es 1898 in New York auf einem See im Central Park zu Wasser. Die Fernsteuerung ein riesiges Pult. Für die Zuschauer war es unbegreiflich, dass der Kahn wie durch Zauberhand gesteuert wurde. Das Radio war zu dieser Zeit schließlich noch nicht erfunden! Einige Skeptiker stiegen tatsächlich ins Wasser um die dort angeblich verborgenen Steuerdrähte zu suchen.

Vergebens!

Beim Devisendealer meines Vertrauens

Novi Sad, Serbien

27. Reisetag

1809 Kilometer

Samstagvormittag in Novi Sad. Ich fahre erst mittags weiter und habe so Zeit, mir die recht schöne Alt- und Innenstadt anzusehen. Anscheinend ist sowas wie Bienenmarkt, bestimmt vierzig Stände nur mit Produkten rund um Honig, Honigherstellung, Bienenwachs, usw. .
Außerdem fallen mir die endlosen Tische der Außengastronomie auf. Die kriegen die doch nie voll, denke ich, aber später am Mittag ist wirklich kaum noch ein Platz zu bekommen.

Jetzt bemerke ich, dass sogar die Banken geöffnet haben. Samstags! Nicht schlecht, denn ich habe noch 3.500 ungarische Forint übrig, die ich mal eben in Serbische Dinar tauschen könnte. Immerhin ein Kapital von ca. zwölf Euro. Hier in Serbien gibt es, wie auch schon in Ungarn, Tschechien und Kroatien, einen Ableger der österreichischen Sparkassen, nennt sich “Erste”. Da geh ich rein. Kurze Schlange, dann bin ich dran. Ich präsentiere meine drei Scheine und bitte um Umtausch. Die Angestellte lächelt freundlich amüsiert. “Forint? Nein, also wirklich! Die tauschen wir nicht um. Nur Euro, Dollar, Yen, etc., aber doch keine Forint.” Ich komme mir vor, als wenn ich ihr aus Versehen Monopoly-Scheine untergejubelt hätte, dabei handelt es sich doch um die Währung eines direkten Nachbarlandes von Serbien!
Ab zur nächsten Bank. Western Union, die werben draußen mit Exchange.
“Eimal Dinar für Forint bitte.” Gleiches erheiterndes Ergebnis.
“Wo denn dann?”
“Da drüben vielleicht!”, sie weist in eine kleine, dunkle Passage. Dort gäbe es eine Wechselstube. Na gut, wenn’s denn gar nicht anders geht. Bei der “Stube” handelt es sich um ein winziges runtergekommenes Kabuff, dass man nicht betreten kann (und ganz sicher auch nicht möchte). Bedient wird hinter einer Scheibe, die erstens völlig schmierig und zweitens zugepflastert ist mit allen möglichen Aufklebern. Den bestimmt gut geschulten Servicemitarbeiter kann man bestenfalls erahnen, sehen kann man ihn nicht. Mir völlig unerfindlich, warum der persönliche Kontakt an dieser wichtigen Kundenschnittstelle nicht praktiziert wird. Hier würde ich mich doch glatt noch zum Kauf einer Versicherung oder einer garantiert sicheren Geldanlage überreden lassen!

Egal, sein Wohlverdientes schiebt man durch ein kleines Fenster in ein schwarzes Loch, ohne wirkliche Hoffnung auf Wiederkehr. Auch meine drei Scheine (2000, 1000 und 500) erleiden dieses Schicksal. Zu meiner Überraschung kommt der 500-er sofort wieder raus. Man kennt das von Ticket- oder Parkautomaten. Bei Nichtgefallen spucken die einem den gerade erst mühsam eingeführten Schein mit affenartiger Geschwindigkeit gleich wieder aus. Aber verglichen mit dieser Aktion hier, arbeiten unsere Automaten in Superzeitlupe.
Na gut, denke ich mir, umdrehen und wieder rein damit. Bei uns funktioniert das ja häufig. Gerade will ich den Schein nehmen, da streckt sich aus dem Fenster ein Zeigefinger heraus. Dieser bewegt sich erst mehrfach von links nach rechts und von rechts nach links, um anschließend entschieden auf eine kleine Macke in dem Schein zu zeigen. Danach nimmt er wieder seine Winke-Winke-Bewegung auf um schlussendlich auf Nimmerwiedersehen im schwarzen Loch zu verschwinden. Verstanden. Eine Diskussion halte ich schnell für aussichtslos. Ich nehme also meine Beute in Dinar und verabschiede mich ohne Handschlag.

Aber was mache ich nun mit dem 500-Forint-Schein, der immerhin um die 1,70 Euro wert ist? Völlig klar, den bringe ich mit nach Hause zurück. Dann gehe ich damit zu meiner Hausbank. Und wenn die den nicht umtauschen wollen, dann mache ich aber sowas von die Welle.
“Wie bitte, den akzeptieren Sie nicht? Hör’n se mal, selbst in Serbien wird der von jeder Provinzbank an jeder Ecke getauscht und Sie stellen sich so an? ICH KÜNDIGE MEIN KONTO!”
Das wird lustig!

PS.
Aus sicherer Quelle habe ich hier erfahren, dass der Forint-Kurs in Kürze durch die Decke geht. Ich bin also so gut wie saniert.