Troja – Mann oh Mann Schliemann

Troja, Türkei

42. Reisetag

2985 Kilometer

Bis zu meinem Besuch der Überreste von Troja dachte ich wirklich, der deutsche Heinrich Schliemann sei ein angesehener Archäologe und ehrenwerter Mann. Schließlich gilt er als Entdecker Trojas. Ich bin eines Besseren belehrt worden.

Schliemann war auf der Suche nach Troja. Da trifft er zufällig an den Dardanellen den Briten Frank Calvert. Der suchte ebenfalls nach der alten Stadt. Dummerweise hat Calvert zuerst an einer falschen Stelle gebuddelt und ist nun pleite. Er empfiehlt Schliemann einen Hügel, da muss Troja sein. Schliemann, Typ erfolgreicher Geschäftsmann mit teurem Hobby, kann vor lauter Geld in den Taschen kaum laufen und läßt sich nicht zweimal bitten. Aber was macht der Kerl? Anstatt die verschüttete Stadt behutsam freizulegen, treibt er mal eben eine 17 Meter tiefe und 20 Meter breite Schneise quer durch den Hügel. Archäologen schlagen die Hände über dem Kopf zusammen. Seine Tat geht als “Schliemann-Graben” in die Geschichte ein. Es zeigt sich, dass Schliemann in Wirklichkeit nämlich gar kein Archäologe, sondern nur ein simpler Schatzjäger ist. Tatsächlich findet er Kostbarkeiten und nennt sie großspurig Schatz des Priamos. Fast überflüssig zu bemerken, dass Schliemann auch bei der Datierung des Schatzes voll daneben liegt. Entgegen der Abmachungen mit der lokalen Regierung, nimmt er den Schatz an sich, schmuggelt in außer Landes und macht ihn “dem Deutschen Volke” zum Geschenk.

Schäm Dich Schliemann! Wir wollen Deine geklauten Geschenke nicht!

Seit dem zweiten Weltkrieg ist Russland übrigens im Besitz der Kostbarkeit und stellt sie in Moskau aus. Die Türkei bemüht sich bisher vergebens um eine Rückführung.

Ansonsten ist Troja nicht wirklich einen Besuch wert. Man braucht schon sehr viel Fantasie, um sich die Stadt in seiner ursprünglichen Form vorzustellen. Wie um dieses Defizit auszugleichen, hat man ein großes trojanisches Pferd nachgebaut, dass man, wenn nicht gerade Bauarbeiten im Gange sind, auch im Innern erklimmen kann.
Na ja, wer’s mag.
Aber allemal besser als ein Schliemann-Graben!